Bhutan

Begonnen von Berthold, 05.Nov.14 um 21:28 Uhr

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Berthold

Zitat von: Ahriman am 13.Mai.15 um 00:34 Uhr
Abenteuerliche Straßen!
Was man auf den Bildern nicht sieht - wie sind die Autos in Bhutan?
Vergleichbar mit den Flugzeugen oder eher in ähnlichem Zustand wie die Straßen?
Die Autos sind alle in einem guten Zustand und neu, aber es gibt nicht viele PKWs, denn man muss 40% Einfuhrsteuer zahlen und bis vor kurzer Zeit konnte man gar nicht fahren wegen fehlender Strassen.
Viele Kinder gehen jeden Morgen immer noch 2 Stunden zu Fuss zur Schule und am späten Nachmittag 2 Stunden zurück. Da sie meist trödeln, sind sie jeden Tag 6 Stunden zu Fuss unterwegs.
Die meisten Fahrzeuge sind kleine Taxis.

LKWs gibt es viele. Es sind TATAS von indischen Firmen, die in Bhutan Infrastruktur aufbauen, meist Strassen, und Waren anliefern.
Indien bekommt Wasserstrom aus Bhutan, z. Z. ca. 1.5 GigaWatt und liefert dafür getötetes Fleisch, fast alle Industrieprodukte und Dienstleistungen, für die die Bhutanesische Bevölkerung zu vornehm ist.

Indien ist der grosse Freund von Bhutan. Dann gibt es noch Freundschaft mit Kuweit, weil sich die Könige kennen und mit Bangladesch, mit dem einiger Handel von Naturprodukten betrieben wird.
Die Grenze nach oben mit China/Tibet ist inzwischen dicht, weil die Chinesen den Religiösen (Buddhisten) in Bhutan nicht trauen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Claus am 13.Mai.15 um 09:28 Uhr
Offensichtlich gibt es auch Straßenbauarbeiterinnen aus westlichen Ländern.  :whistle Kriegen die auch 4 US$ pro Tag?

Nein, die westlichen Gastarbeiterinnen müssen das Jahreseinkommen der indischen Gastarbeiterinnen an einem Tag fürs Hotel bezahlen. Dafür erhalten sie täglich 24 Stunden Flatrate-Dienstleistungen.

Man muss mindestens 200 US$ pro Tag im Land lassen, um ein Einreisevisum zu erhalten. Davon gehen 50 $ direkt an die Verwaltung (Steuern). Rucksacktourismus gibt es nicht.
Baugenehmigungen für neue Hotels gibt es nur für Hotels überhalb der 3-Sterne-Kathegorie.

Der König hat sich ein sehr ungewöhnliches Gesellschaftsmodell für sein Volk ausgedacht.

Das mittlere Jahreseinkommen beträgt etwa 2500 US$. Aber echte Armut herrscht nicht, denn es gibt viel Natural-Selbstversorgung durch Landwirtschaft.
Und fast alle Menschen sind glücklich, weil sie nach dem Buddhismus leben (dazu später mehr).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Berthold am 13.Mai.15 um 10:00 Uhr
..einiger Handel von Naturprodukten..

In Bhutan wird zu betimmten Jahreszeiten dieser edle Pilz Matsutake in den Wäldern gesammelt und nach Japan exportiert. Dort wird er zu Goldpreisen (Trockenmasse) an die verwöhnten japanischen Feinschmecker verkauft.
Für die bhutanesischen Sammler bleibt dabei auch etwas übrig.

Diese 50 Gramm Dose (trocken) kostet 20 US$
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Jill

#63
Bei den Straßenverhältnissen hätte ich russische tschechische Allrad Tatra als LKW ja passender gefunden. Überhaupt war mein erster Gedanke: welch ein offroad Paradies  :classic Straßen braucht man dafür ja nicht unbedingt.

https://www.youtube.com/watch?v=9D5JNWZQSe8

Winterhärtezone tF

Ralla

Zitat von: Berthold am 13.Mai.15 um 14:30 Uhr

In Bhutan wird zu betimmten Jahreszeiten dieser edle Pilz Matsutake in den Wäldern gesammelt und nach Japan exportiert. Dort wird er zu Goldpreisen (Trockenmasse) an die verwöhnten japanischen Feinschmecker verkauft.

Konnte man die Matsutake-Pilze ohne Papiere durch den Zoll kriegen oder hast du sie da gelassen?

Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Mit Quittung gibt es am Zoll keine Probleme, zumal gar keine Zollbeamte zugegen sind. Das ist bei Buddhisten nicht notwendig, das sie durch Zollvergehen ihr Kama reduzieren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Es ging in die Hauptstadt Thimphu, zur Zeit etwas 130000 Einwohner.
Der Mann mit der braunen Kleidung und den schwarzen Kniestrümpfen ist unser Guide. Das Stoffmuster ist für Guides reserviert. Fahrer tragen andere Stoffmuster.

einige Strassenszenen der Haupteinkaufsstrasse

die einzige Verkehrsampel im Land
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Habt ihr euch was tailorn lassen?
Zitat
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Überall liegen tote Hunde rum. Aber sie sind in Wirklichkeit nicht tot, sondern schlafen und kümmern sich um nichts.
Im Buddhismus ist das Töten oder Verletzen eine Lebewesens dem eigenen Kama extrem abträglich, deshalb vermeiden die Gläubigen das sorgfältig.
Diese Toleranz der Menschen wird von den Tieren missbraucht und sie legen sich irgendwo mitten auf die Strasse in der Gewissheit, dass jeder Autofahrer um sie herum fährt.

Die Hunde gefallen mir. Sie entsprechen weitgehend meiner Wunschvorstellung von einem Hund.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Gemüseangebote für Menschen, die es mögen
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Kramläden für besondere Ansprüche

Stadtentwässerung
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Hm, ich hätte erwartet dass es dort sauberer als in Nepal ist. Die scheintoten Hunde liegen dort auch überall herum, ich habe nie einen bellen hören.

Jill

Wenn Du so einen Hund mit in Deinen Garten nimmst, Berthold, wird er vermutlich ziemlich nervös, weil die Geräuschkulisse fehlt. Tiefenentspannte Hunde mit hoher Reizschwelle mag ich auch, drum hab ich einen Herdie. In Woronesch lagen auch welche auf der Straße, mitten im größten Trubel.

Wunderbare Bilder, schöner Einblick in eine fremde, faszinierende Welt, vielen Dank!
Winterhärtezone tF

Eerika

Zitat von: Berthold am 13.Mai.15 um 21:20 Uhr
Gemüseangebote für Menschen, die es mögen

Isst du kein Gemüse?  :wacko

Berthold

#74
Bhutan ist ein buddhistisches Land.
Es gibt ca. 12000 Mönche und einige wenige weibliche Mönche (Nonnen). Es sind fast doppelt so viele wie die Soldaten der Armee.
Die Mönche tun den ganzen Tag nichts anderes als zu beten, ihre Tempel zu bauen und neue Mönche auszubilden. Sie lassen sich alle von der Gemeinschaft finanzieren.

Mein Vorschlag, die Mönche mehr im Strassenbau einzusetzen zur Steigerung des Bruttosozialproduktes wurde von unserem Guide mit gewissen Einschränkungen begrüsst.


Zum besseren Verständnis der Geisteshaltung der Menschen einige Basics über den Buddhismus aus der Sicht eines Ingenieurs mit viel Lebenserfahrung:

Der Buddhismus ist die vernünftigste Religion, die ich kenne.
Er ist eigentlich keine Religion sondern eine Philosophie. Es gibt keinen Gott, sondern nur grosse und kleine Meister und Naturgeister, die verehrt werden und denen geopfert wird.
Der grösste Meister ist Buddha. Er wurde vor 2500 Jahren in einer sehr wohlhabenden Familie geboren. Mit 20 ging ihm der Luxus auf die Nerven und er hat in Askese gelebt. Das war ihm nach einiger Zeit auch zu öden, deshalb hat er den goldenen Mittelweg gewählt, einige vernünftige Einstellung, denke ich
Ein anderer Meister war ein Mann mit einem sehr grossen Penis. Er hat damit böse Geister und aggressive Frauen ferngehalten, was ihm grosse Anerkennung einbrachte (siehe weiter unten).

Das Ziel des Buddhisten ist es, sein Karma zu vergrössern. Das Karma ist die ethisch moralische Stufe, auf der ein Mensch steht. Mit einem guten Karma erreicht man nach der Wiedergeburt einen besseren Lebenstatus und muss nicht mehr so viel leiden wie im Leben vorher. Mit sehr gutem Karma gibt es keine Wiedergeburt und das Leiden ist endgültig zu Ende.

Man verbessert sein Karma, indem man viel betet, anderen Menschen alles gute wünscht und keinem Lebewesen etwas Böses antut (z. B. Hund überfahren).
Ich hatte unserem Guide nach der Reise ein stattliches Trinkgeld in Höhe seines Monatsgehaltes gegeben. Er hat sich nicht bedankt, denn ich habe das Trinkgeld nicht gegeben, um ihm eine Freude zu machen, sondern um mein eigenes Karma zu erhöhen, also aus reinem Egoismus. Er hat jedoch gesagt, er wolle für mich beten. Damit hat er zwei Fliegen mit einer Klappe erwischt. Er hat sein eigenes Karma verbessert und gleichzeitig für meinen verbesserten Schutz gesorgt.

Die wesentliche Technik, sein Karma zu verbessern, besteht darin, dass man Mantras verbreitet. Mantras sind eine Kombination aus Lebensweisheiten und guten Wünschen für die Mitmenschen, also etwas, das man man jedem Bekannten zum Geburtstag überreichen könnte.
Mantras sind auf Fähnchen geschrieben oder kleben auf Gebetstrommeln.
Wesentliche Pflicht der Buddhisten ist es nun, diese Mantras möglichst weit in die Welt zu tragen.
Deshalb werden die Mantra-Fahnen auf jedem Berggipfel aufgehängt, damit der Wind die guten Wünsche übers Land verteilt. Auch über Flussbrücken sieht man sie, weil das Wasser die Wünsche bis in den Ozean transportiert.
Dadurch wirkt die Landschaft an einigen Stellen wie eine Müllhalde.
Eine Besonderheit sind die Mantras auf den Gebetstrommeln. Durch die Fliehkraft der drehenden Gebetstrommel werden die Mantras in die Umwelt geschleudert. Deshalb muss sich eine Gebetstrommel möglichst immer drehen (im Uhrzeigersinn). So hat sich eine Manie im ganzen Lande entwickelt, permanent an einer Gebetstrommel zu drehen. Pfiffige Gläubige lassen die Gebetstrommel von Wasserkraft antreiben.


Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)