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Der Mauerfall

Begonnen von Manne, 09.Nov.09 um 13:10 Uhr

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Manne

Wie habt ihr diesen Tag erlebt.
Ich für meinen Teil habe das vor dem Fernseher erlebt. Nach den Ereignissen in Ungarn und Tschechien war mir schon vorher klar, das dies kommen würde. Zwei Tage später bin ich dann mal nach Kassel gefahren. Die Grenzübergänge waren immer noch extrem verstopft. Eine Woche säter habe ich mir dann einen Job bei einer englischen Firma besorgt. Nicht Arbeitsamt.

Eerika

Ich sass vor Fernsehen und konnte es kaum glauben.
Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke, denn ich hatte Angst, dass die Russen doch dazwischen gehen.
Das Fernsehen wurde nur zur Schlafzeiten ausgeschaltet.


werner

David Hasselhoff hat ja gestern wieder einen übern Durst getrunken zur Feier des Tages.....


Da ich ja in Ostösterreich wohne bekam ich fast live mit wie die Wochen vor dem Mauerfall täglich dutzende Menschen über die ungarische Grenze nach Österreich geflüchtet sind. Drüben in Ungarn waren schon ganze Parkplätze gefüllt mit verlassenen Trabis. Dann hieß es ab durch Wald und Wiese und man war in Österreich. Hier gabs schon Willkommenparties mit Speis und Trank für die Flüchtlinge , gleich ein paar hundert Meter nach der Grenze. Viele reisten dann bald weiter nach (West)Deutschland weil dort Verwandte warteten.
Die Polizei hat hier nur zugesehen, auch die ungarische Polizei. Hier wurde nicht eingegriffen. Anscheinende gabs da schon irgendwelche Absprachen im Osten????

Den Mauerfall hab ich dann live im TV angesehen, war irgendwie unbeschreiblich das Gefühl, spannender als jeder Derrick......
Grüße, Werner

Manne

eerika,
hier muss ich mal eine Lanze für die Russen brechen. Gorbatschov und Schewadnaze sind für mich die größten, lebenden Zeitgenossen.
Viele im Westen wissen ja nicht was die Russen geleistet haben. Bei den ersten großen Demos in Leipzig wollte die SED ja eingreifen und hat Armeeeinheiten in Marsch gesetzt. Auf Weisung von Schewadnaze sind darauf hin russische Panzereinheiten in Eilmärschen von Eilenburg nach Leipzig gestürmt und haben die Zufahrten für die NVA abgeriegelt.
Ich habe zwei Wochen später bei einem beruflichen Termin die Kaserne dort gesehen. Die sind, beim Ausrücken nicht durch das Tor, sondern durch die Kasernenmauern gefahren. Die Russen müssen mit einem Wahnsinnstempo losgelegt haben. Die Straße zwischen Eilenburg und Leipzig sah aus wie ein Schlachtfeld.

Berthold

Zitat von: Manne am 09.Nov.09 um 13:10 Uhr
Wie habt ihr diesen Tag erlebt.

Ich habe auf der Lassenstrasse in Berlin abends die Pressekonferenz von Schabowski im Fersehen verfolgt und mir war sofort klar, das ist das dramatischste poltische Ereignis in meinem Leben (bisher).

Einen Monat später bin ich nach Dresden gefahren, um abzuschätzen, ob die Leute vom IEV (Institut für Energieversorgung) für uns arbeiten könnten. Am Grenzübergang von Westberlin nach Schönefeld wollte man uns nicht durchlassen, weil ein Mitarbeiter im Auto einen chinesischen Pass besass (Ausländer dürfen nur über die Friedrichstrasse ausreisen). Ich war sauer und sagte, dann sollen die Dresdner gefälligst zu uns nach Berlin kommen. 5 Minuten später hatte der diensthabende Grenzoffizier entschieden, wir dürfen rüber fahren.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eerika

Zitat von: Manne am 09.Nov.09 um 13:27 Uhr
eerika,
hier muss ich mal eine Lanze für die Russen brechen. Gorbatschov und Schewadnaze sind für mich die größten, lebenden Zeitgenossen.
Da spricht nichts dagegen, Manne!
Estland hat die ganzen Jahre unter Russen gelitten, angefangen mit Okkupation, Erschiessungen und mehrmaligen Deportationen nach Siberien.
Da wächst man halt so auf, insbesondere, wenn die Familienmitglieder betroffen waren), und es immer mehr Russen wird, dass man ein Volk nicht mehr vertrauen kann. (Obwohl das Volk nie was zu sagen hatte)
Ich kam 1987 nach Deutschland und dachte immer, KGB sei das sclimmste.
Was ich nach Mauerfall durch Medien mitbekommen habe, habe ich am Anfang nicht für möglich gehalten. Da war KGB neben Stasi ja nichts.
Als ich das meinem Mann sagte, meinte er, das wäre typisch Deutsch - wenn sie schon was machen, dann gründlich!

Das waren die Gründe, warum ich so mitziterte!

Manne

eerika, das ehrt Dich heute noch. Ich wollte auch nicht vergessen machen, wie viel Leid auch von Rußland ausgegangen ist. In diesem betreffenden Fall und zu dieser Zeit, haben sie halt auch sehr Positives geleistet.

Mr. Kaizer

Ich war damals noch zu klein, Deutschland und der Name meiner Stadt verhielten sich weitgehend synonym zueinander, und Mauern waren da, um darauf herumzuklettern.
Ich weiß noch, daß ich meine Mutter fragte, was denn da los sei und warum das die ganze Zeit im Fernsehen lief und warum ich denn nicht was anderes gucken darf und wo denn die Mauer wäre und warum. Aber ich glaube nicht, daß ich das wirklich verstanden habe.

Aber ich kann mich noch erinnern, wie David Hasselhoff zu Sylvester auf der Mauer gesungen hat. Coooool! (Heute würde man das Risiko sicherlich nicht mehr eingehen, daß er sternhagelvoll herunterfällt.) Und als er dann in seine Armbanduhr sprach und K.I.T.T. aufforderte: "Kumpel, tear down this wall!" Werde ich nie vergessen.

Eerika

Pink Floyd hätte mit dem Live-Konzert "The Wall" noch nur 17 Monate warten müssen.
Das wäre ein Show geworden!!

Mit Hasselhoff ist es jetzt bisschen anders, ich glaube, es ist nicht gut, wenn er AUF der Mauer singen würde, unten wäre es sicherer für ihn.

Berthold

Zitat von: Mr. Kaizer am 09.Nov.09 um 16:20 Uhr
Ich war damals noch zu klein,

Man Robert, das war doch erst neulich.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Manne

Ja der David, leider derzeit eine traurige Geschichte.

Alexa

Ich weiß es noch genau. Ich war zwar auch noch "verhältnismäßig" jung - süße 16.
Damals ging ich noch zur Schule und morgens hatte ich einen Radiowecker, der um 6:30 losging. Es liefen gerade Nachrichten und ich war noch so verpennt, dass ich die Nachricht nur auf einem Ohr mitbekommen habe.
Dann kam meine Mutter rein und weckte mich mit den Worten: "Die Grenzen sind offen"

Die Wochen danach waren sehr spannend.
Flüchtlinge wurden in Turmhallen untergebracht, man sammelte Kleiderspenden etc.
Es gab Schüleraustausch etc.

Komisch war, dass die DDR für mich bis dato einfach immer Ausland gewesen ist.
Die wollten mit uns nichts zu tun haben.
Und nun wurde plötzlich von Brüdern etc. gesprochen.

Berthold

Die offiziellen Feiern heute in Berlin mit dem Fall der Domino-Mauerstücke in Anwesenheit des russischen Präsidenten und vieler anderer wichtiger Politiker hatte ja doch das Niveau von Thomas Gottschalks Sendung "Wetten, dass".

Ich hoffe, dass unserem Forum ein solcher Abstieg erspart bleibt (oder ist es schon zu spät, nein, denke nicht).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Manne

Wenn wir nicht zu prüde werden, kann es ganz lustig sein.

Sigrid von Goldacker

Hallo,

Frage: Gibt es in diesem Forum noch jemand, der sich nach dem Mauerbau 1961
an den Tunnelgrabungen von West nach Ost (Berlin) beteiligt hat? Diese Tunnels
führten ja nicht immer zu einem positiven Ergebnis.

Oh Himmel, war das seinerzeit eine Schufterei und Knochenarbeit.

MfG
Sigrid