cypripedium kultur in gartenerde

Begonnen von Manne, 31.Aug.11 um 23:55 Uhr

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Manne

da dieses thema in letzter zeit des öfteren auftauchte, wäre es sinnvoll das mal zu besprechen.
unter gartenerde verstehe ich, alten kulturboden im garten, also boden welcher schon seit jahrzehnten zum anbau von gemüse u. a. kulturen genutzt wurde.
nicht irgendwelchen boden um einen neubau oder so.
wer hat welche erfahrung damit?

Eveline†

Ich habe nun meine Fotos durchgesehen, wann ich mein 1. Cypripedium gekauft habe, damit es mit den Jahreszahlen so halbwegs stimmt.

Im Jahr 2005 legte ich mein erstes Schattenbeet für meine bis dahin zusammengetragenen Farne an.  Um an Beethöhe zu gewinnen, legte ich ein paar größere Steine auf und dazwischen  die vorher abgehobenen umgedrehten Grassoden .  Auf diesen Unterbau schüttete ich  Gartenerde, die ich mit reifem Kompost sowie gehäckseltem und  schon eine Zeitlang gelagerten Strauchschnittgut  vermischt hatte, um mehr ,,Erde" zu erhalten. Also nicht mal ein Hauch von Seramis, Moler , Bims, Sand usw. ... aber durchlässig.
Das Beet liegt im Wurzelbereich von Lärchen und Birken.

In 2006 beschloß ich, ein Cyp. calceolus müsse Einzug halten.  Gesagt, getan. Im Topf gekauft mit 2 Trieben (1 Blüte, der 2. Trieb klein und blütenlos).  Leider stellte sich ja jetzt heraus, daß es kein calceolus sondern eine parviflorum-Hybride ist. Völlig unbedarft setzte ich den Topfinhalt in mein Waldbeet. Im Jahr 2010 hatte es  4 oder 5 Triebe mit 5 oder 7 Blüten, ich kann mich nicht genau erinnern.  Dieses Jahr  nur 1 Blüte. Ich muß aber einräumen, daß ich bei  manch extremer Trockenheit  nicht immer nach Erfordernis gießen konnte. Dies kam heuer auch schon vor.

In 2009 zog Cyp. reginae ein, auch in Gartenerde. Hat zwar nicht zugelegt, aber in 2010 und 2011 für mich zufriedenstellend geblüht.

2010 gesellte sich Hybride ,,Kentucky"  (2-triebig) dazu. Kam heuer wieder mit 2 Trieben, aber keiner Blüte.

Je mehr ich hier über die verschiedenen Substrat-Zusammensetzungen lese, desto verwirrter werde ich und muß erst mal wieder Ordnung im Oberstübchen schaffen. Ich muß ja noch mein Cyp-Beet bauen, damit ich meine Topf-Wirtschaft abbauen kann. Am liebsten wäre mir ja eine einfache Lösung nach Mannes Art, dann müßte ich nicht jeden Bestandteil mühsam und teuer herbeischaffen lassen.

Alwin

Wenn es denn so einfach wäre ...
hätte doch jeder die schönsten Orchis im Garten.
Manne wohnt ländlich  und auch wohl speziell mit kargem Mutterboden...
das hat auch nicht jeder.
Erfolgreiche Kultur ist...
wenn nach sieben Jahren immer noch alles blüht
und nicht dahin - vegitiert.

Regina.

Bei mir im Garten habe ich an der Nordseite schon seit 3 Jahren ein Cyp. reginae, dem es gut geht. Im Frühjahr habe ich weitere Cyps dazu gepflanzt und halte Euch gerne nächstes Jahr auf dem Laufenden.
Der Boden ist eine dünne Schicht aus Humus ( Fichtennadeln, Buchenlaub, Zedernnadeln, Rindenmulch) und Fichtenwurzeln. Insges. ca. 20cm. Darunter meterweise Kies.
Im Herbst kommt Buchenlaub drauf ( fällt von selber hin)
Sonst mache ich nichts. Mal sehen was passiert.

Jürgen a.d.E.

Als ich vor vielen Jahren in Dresden zur Ostermesse mein erstes Cyp. kaufte, es war Cyp.formosanum, bekam ich einen Zettel dazu auf dem  in etwa geschrieben stand "vorhandene Erde 1:1 mit Seramis oder Blähton auflockern". Gesagt,getan. Als ich ein Jahr später die vormals eintriebige Pflanze umsetzte, weil der Standort nicht gut war, hatte sie 4 neue Triebe gemacht von denen im Folgejahr zwei blühten.
Nun sitzt sie in einem "Spezialsubstrat" und hat seitdem nie wieder so einen guten Zuwachs gehabt. Es kann Zufall sein oder mit Cyp.formosanum geht es tatsächlich. Unser Mubo ist sehr nährstoffreich und absolut kalkfrei.
Für die große Masse an Cyp. wird wohl der reine Gartenboden nicht geeignet sein.
Wenn ich wieder einmal genug Cyp.formosanum habe werde ich das aber nochmal probieren.

Eveline†

Jürgen, es gibt da so ein nettes Sprichwort:
Der anfängerischste Bauer hat die dicksten Kartoffeln, äh Cypripedien!
oder so ähnlich

grins

Norweger

Warum braucht die Natur kein Neudohum, oder Seramis? Ich weiss nicht. Ich weiss aber dass hier in Norwegen wird es schwierig Seramis oder Neudohum zu schaffen. Man muss deswegen mit den naturlichen Bedingungen zusammen spielen wenn man Erfolg möchtet. Ich gebe deswegen Spiranthes auf weil sie im Herbst austrieben,- dasselbe mit Anacamptis und Mittelmeer Ophrys. Herbstaustrieber erfrieren schon in november, ich weiss dass ja.

Aber mit Dactylorhiza finde ich mich zu Hause, mit nordlichen Cypripedien auch. Man spielt nur womit man zur Hande hat und manchmal reicht dass um Schönheiten zu erleben. Ich muss aber noch tüchtiger werden, noch tüchtiger. Dann werde ich auch in der Zukunft vielleicht noch kein Seramis oder Neudohum brauchen. Ein Sauberersubstrat wäre wirklich ein Traumwunsch aber sowas gibt es leider nicht. Man findet seinen eigenen Weg und dieser Weg ist, muss ich sagen, gar nicht schlecht.
Aus Schaden wird man nicht klug, wenn man von Anfang nicht klug ist.

Regina.

In der Natur geht nicht alles überall, und wenn man sich mit der Natur befreundet und sie versteht wird man ihr nichts abringen wollen, was weder zu den örtlichen Gegebenheiten (Boden, Wasser, Klima) noch zum genius loci passt. Wenn man dann eines Tages dahin kommt explodiert die Natur um einen herum und sagt ´Danke`. Weil dann auch das möglich wird und wachsen darf, was man vorher garnicht kannte. Irgendwas geht nämlich immer.

Charlemann

Zitat von: Manne am 31.Aug.11 um 23:55 Uhr
wer hat welche erfahrung damit?

Ich habe hier vor zwei Jahren einen calceolus direkt in den Gartenboden ausgepflanzt. Das einzige, ich habe etwas Dolomitkalk zur Erde hinzugefügt.
Bislang nimmt er jedes Jahr einen Trieb zu.
Ich denke das kann sich sehen lassen.

Eveline†

Charlemann, wo sind die Beweise?

Was meinst Du mit Dolomitkalk, denn entweder hast Du Dolomit verwendet oder Kalk oder ein Gemisch derselben, letzteres wäre dann ev. mit Nachsicht als Dolomitkalk zu bezeichnen.

Eveline†

Zitat von: Regina am 01.Sep.11 um 19:55 Uhr
In der Natur geht nicht alles überall, und wenn man sich mit der Natur befreundet und sie versteht wird man ihr nichts abringen wollen, was weder zu den örtlichen Gegebenheiten (Boden, Wasser, Klima) noch zum genius loci passt. Wenn man dann eines Tages dahin kommt explodiert die Natur um einen herum und sagt ´Danke`. Weil dann auch das möglich wird und wachsen darf, was man vorher garnicht kannte. Irgendwas geht nämlich immer.

Wenn ich das richtig verstanden habe, stelle ich Dir jetzt die Regina-Frage:
Wie hältst Du es mit dem Gewächshaus?

Im Übrigen hast Du recht, denn bei mir explodieren immer mir völlig unbekannte Beikräuter, die ich zwar schätze, die aber den gewollten Ductus zerstören.

Manne

nach meinen bisherigen erfahrungen behaupte ich, das man 95% aller cypriarten und hybriden in gartenerde (alte kulturerde) kultivieren kann.
eveline, dein größtes problem dürfte gewesen sein, das du diese weiteren zuschlagstoffe eingemischt hast. das ganze zeug, sogar der kompost, führen zu kompostierungs und fäulnisprozessen im substrat. das verträgt ein kürbis, cypris nicht.
lass das alles weg. dann mach es wie micha und streue etwas dolomitmehl darüber (eine hand pro qm). einmal monatlich mit normalem blumendünger düngen (halbe dosis).
wenn du c. calceolus hast, gib ihm gleich beim ersten gießen 1 teelöffel speisesalz auf 10 liter wasser.
alwin zum 1. habe ich einen sehr hochwertigen boden und zum 2. habe ich solche pflanzungen z. B. auch schon in der brandenburgischen streusandbüchse und in bitterfeld angelegt. klappte immer.

Eveline†

Zitat von: Manne am 01.Sep.11 um 20:34 Uhr
...
wenn du c. calceolus hast, gib ihm gleich beim ersten gießen 1 teelöffel speisesalz auf 10 liter wasser.
...


Falls Dein Tipp tatsächlich stimmt, so nehme ich an, daß Du dem Boden eine Art Pufferlösung zufügst, sodaß er pH-Wert-mäßig auf Düngerbeigaben, Regen, kalkhaltige Bewässerung usw. nur schwach reagiert. Dies würde der Pflanze natürlich ein stabiles Umfeld verheißen. Wenn das wirklich so ist, so empfinde ich Deinen Ratschlag als wertvollen Hinweis. Daran hatte ich zunächst ja gar nicht gedacht.

Manne

ein guter gartenboden hat immer auch eine stabile krümel- und humusstruktur. der puffert also von selbst. das dolomitmehl stabilisiert den ph wert und bringt reichlich magnesium.
c. calceolus liebt natrium. kann so um 80 cm erreichen.

Eveline†

Dolomitmehl ist ein Ca-Mg-Doppelkarbonat, das in etwa genau so viel Ca wie Mg enthält. Würde die Pflanze tatsächlich nur Mg brauchen, so wäre sie mit Magnesit besser bedient.

Würde C. calceolus tatsächlich hohe Natriummengen benötigen, so wäre natürlich Salzwasser der optimale Dünger. Desgleichen konnte ich an den Fundstellen, die ich kenne, nicht im geringsten bemerken. Im Gegenteil, ich stelle die Behauptung auf, daß es an diesen Fundstellen weder Natrium noch Chlor gibt. Selbst saurer Regen ist an diesen Fundstellen ausgeschlossen.

Eine stabile Krümel- und Humusstruktur ist sicherlich von Vorteil (dies gilt wahrscheinlich auch für andere Pflanzen), ich weiß aber nicht genau, was diese Wortschöpfung bedeuten soll. Sollte dies auf diese Art in einem Gartenratgeber erwähnt werden, so wäre ich so klug als wie zuvor.