Neusiedlersee

[Muralis]

Ich habe nun mein neues Objektiv auch einmal im echten Wildlife, also ohne Versteck, testen müssen 

Ich fuhr also am Tag der Arbeit nach 4 Jahren endlich wieder einmal in den Nationalpark Neusiedlersee-Seewinkel. Es gibt dort im Moment genau eine Salzlacke, wo man mit dem PKW am Lackenrand vorfahren und vom Auto aus knipsen kann. Auch einige andere Kollegen, vorzugsweise aus Deutschland, mit dicken Festbrennweiten, kreuzten dort mit ihren SUV auf. Da kam ich mir mit meinem Sigma-Zoom fast schon wieder underequipped vor. Aber es kommt ja nicht nur auf die Ausrüstung, sondern auch auf das Können an 

Also ich war einmal ganz zufrieden für den ersten Versuch.

[Muralis]

Jetzt noch ein paar anspruchsvollere Bilder.

Den Kampfläufer in Österreich bei einer Kopulation zu fotografieren ist wahrscheinlich noch nicht sehr vielen gelungen. Dass es 20 Meter Entfernung waren, merkt man zwar, aber die Bilder muss man erst einmal haben.

Erst zum 2. Mal überhaupt und zum 1. Mal am Neusiedlersee konnte ich ausgerechnet in einem Weingarten einen beachtlichen Trupp Rotkehlpieper entdecken. Da waren es etwa 12m, näher bin ich eineinhalb Stunden wiederholter Versuche nicht an die Biester rangekommen.

Und die Enten sind halt wirklich sehr scheu und schwimmen sofort weg, aber das Löffelenten-Männchen ist halt vielleicht doch die schönste aller Schwimmenten.

Auch einen besonderen Vogel aus Metall konnte ich ablichten; es gibt immer mehr Fluglinien, die mir nichts sagen...

Botanik gäbe es auch, aber die ist vorderhand noch in der 2. Kamera.

edit: Klicken vergrößert

[Eveline†]

Das 2. Bild im 1. Beitrag finde ich faszinierend. 

[Ralla]

Die Vögel sind dir sehr gut gelungen, vor allem das Pärchen.

Auch einen besonderen Vogel aus Metall konnte ich ablichten; es gibt immer mehr Fluglinien, die mir nichts sagen...

EVA Air kommt aus Taiwan und deshalb sieht man die in Europa nicht so oft. Wien fliegen sie aber an, genauso wie Amsterdam, Brüssel, Paris und London.

[Muralis]

Ja, Eveline, das Bild 2 vom Stelzenläufer finde ich angesichts der Entfernung auch für gelungen. Ich hätte eigentlich alle anderen von dem Vogel löschen können. Ich habe gewartet, bis er endlich einmal ein Bein beim Marschieren aus dem Wasser gehoben hat. Die Länge der Beine ist skurril, sieht man aber erst so richtig, wenn er ausnahmsweise mal an Land steht. Oder bei der Kopula, die sieht richtig strange aus.

Danke, Carola, für die Aufklärung bezüglich der Fluglinie. Bin schon seit ca. 2000 nicht mehr geflogen, damals sind die noch nicht aufgefallen.

Nun Teil 1 von der Botanik der Puszta-Rasen. Ich habe nur wenige Bilder geschossen, da ich ca. 6-7 kg Fotoausrüstung um den Hals hatte. Die Spinnen-Ragwurz ist in Österreich generell überall selten, nur im Seewinkel unvorstellbar häufig, kommt offenbar mit Beweidung gut zurecht und wurde angesichts der vollen Lacken heuer sichtlich gut mit Wasser versorgt.
Der Kleine Faserschirm Trinia glauca ist eine Steppenpflanze unter den Doldengewächsen.

[Muralis]

Und gleich Teil 2 dazu. Es geht um 2 Pflanzen, die man sonst nur auf pannonischen Trockenrasenhügeln erwartet, die aber auch rund um die Lange Lacke ganz punktuell und versteckt vorkommen. Die Masse der Besucher wandert ahnungsos daran vorbei.

Die Purpurkönigskerze Verbadcum phoeniceum und die Zwerg-Schwertlilie Iris pumila sind diese beiden. Der Österreichische Salbei Salvia austriaca war auf seinem Platz schon zu sehen, war aber noch in Knospe. Wenn ich in 2 Wochen wieder im Gebiet sein werde, sollte er blühen.

[Ralla]

Das ist ja eine wahnsinns Ophrys-Wiese. 

[Muralis]

Das ist nur ein winziger Ausschnitt. Dort wachsen und blühen abertausende. Und die Art kommt auch an anderen Stellen mit Puszta-Vegetation vor, so auch am Westufer des Sees.

Dennoch muss man bedenken, dass vor 70 Jahren noch unvergleichlich mehr von diesen Biotopen existiert hat. Der berühmte burgenländische Wein hat inzwischen das meiste davon dahingerafft. Den Rest versucht nun der NP zu schützen.

[Ahriman]

Sehr schön!

Ich hätte nicht gedacht dass Ophrys schon blüht. Die pumila dagegen ist am Eichkogel schon längst durch. Kampfläufer habe ich in natura noch nie gesehen, zumindest nicht bewusst. Hast du eigentlich schon mal eine Großtrappe vor die Linse bekommen?

[Muralis]

Ophrys sphegodes ist bereits im Abblühen! Die gehört zu den frühen Arten, die muss schauen, dass sie vor dem Weidebetrieb bereits fertig ist.
Ansonsten ist es im Seewinkel eigentlich immer spät dran - kontinentales Klima mit häufigen kalten Winden verzögert dort den Saisonstart. Die meisten Pflanzen haben ein kurzes Zeitfenster, denn dann wird es schnell heiß und im Juni wird schon alles braun.

Kampfläufer sind so ziemlich die häufigsten Limikolen am Durchzug, vor den Bruchwasserläufern. Jetzt ist der Durchzugsgipfel schon vorbei, aber die müssen heuer extrem häufig gewesen sein bei dem Wasserstand im Seewinkel.
Großtrappen: Ein leidiges Thema für mich, ich hatte die beiden letzten Jahre jeweils eine Einladung für ein Fotoversteck, aber aus verschiedenen Gründen wurde es nichts, letztes Jahr wegen Störungen, heuer haben die Trappen aus unerfindlichen Gründen nicht dort gebalzt, wo sie sollten. Vor 3 Jahren wurden dort von den Befugten 10000e Spitzenbilder geschossen, aber leider nicht von mir...

3 Bilder noch: Der Moment, bevor der Kampfläufer aufspringt - mit seinen theatralischen Aktionen hat er ein Weibchen überzeugt und devot gemacht.
Der Storch nimmt sich einfach den Vorrang, auch von links.
Und ein Rotschenkel noch, wenn auch nicht das Meisterbild.

[Muralis]

Bin inzwischen zurück von meinem dienstlichen Aufenthalt am Neusiedlersee. Ich habe im letzten Moment vorm Kofferzumachen doch noch die alte 7D und das 300er sowie den Kenko-Konverter reingeschmissen, um ev. ein paar Dokumentar-Aufnahmen für die Bildungskonsumenten zu schaffen.

Also nun ein paar Resultate. Im Mittelpunkt steht natürlich die Vogelwelt, obwohl gerade die Pflanzenwelt auch besonders spannend wäre. Ich finde es doch beinahe peinlich, dass kein einziger der Nationalpark-Guides auch nur irgendeinen konkreten Pflanzennamen in den Mund nehmen konnte.

Das Thema "Salzlebensräume" wird Schülern mit theoretischen Begriffen wie "Solontschak" und "Solonetz", "Chlorid-Ionen" usw. erklärt (die sie postwendend schon vergessen haben), während die direkt vor uns in Massen wachsenden Standorts-Spezialisten wie etwa Salz-Beifuß oder Salz-Kresse mit keinem Wort erwähnt werden. Oder dass der Seeregenpfeifer im Binnenland eben nur an Salzstandorten siedelt, somit eine sehr seltene Spezialität des Neusiedlersee-Gebiets darstellt, wird in offensichtlicher Unkenntnis verschwiegen.

Die fachliche Qualifikation einiger Guides (und Guidinnen) scheint noch immer durchaus verbesserunsgwürdig zu sein (so wie ich das schon vor 20 Jahren feststellen musste) und ich könnte jederzeit ohne Training dort problemlos einsteigen...

Aber nun ein paar Bilder.
Von Wiedehopf an der Bruthöhle,
Schilfrohrsänger,
Säbelschnäbler,
Weißstorch in der Storchenstadt Rust

[Muralis]

Fortsetzung mit:
Lachmöwe,
Baltischer Heringsmöwe
Mittelmeermöwe (alle Möwen beim See-Gulling von der Radfähre Illmitz-Mörbisch aus)
Rotschenkel

[Muralis]

Und letzter Teil mit einem untauglichen Belegschuss im Stress von einer Orchis palustris - die Art stand z.B. direkt vor einem Vogel-Beobachtungsstand in wahren Massen, doch die Guidin erwähnte sie nicht, obwohl die Orchidee in Österreich fast nur noch am Neusiedlersee zu finden ist 

Weiters Przewalski-Hengst
Przewalski-Stute
Graurinder

VG Wolfgang

[Ralla]

Sind das einheimische Rinder oder was exotisches?

[Tobias TJ]

Sind das einheimische Rinder oder was exotisches?

Das ist eine, für Ungarn, ganz typische alte Haustierrasse.  Genauso wie Zackelschafe und Wollschweine.
Sie sehen für uns Mitteleuropäer aber allesamt irgendwie etwas exotisch aus, finde ich.