Phragmipedium schlimii ohne Wurzeln - was nun?

Begonnen von Ralla, 23.Nov.14 um 17:27 Uhr

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Ralla

Ich hatte mein Phrag. schlimii im Frühjahr neu getopft und habe heute einige alte Blätter abgemacht, bzw. abmachen wollen. Auf einmal hatte ich Phrag ohne Wurzeln in der Hand.  :heul (Ein anderer Teil ist noch im Topf.)

Gibt es eine Chance, dass da noch mal Wurzeln kommen? Wenn ja, was muss ich tun?

Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Felix

Ich würde nicht aufgeben, mehrere Phrag. besseae in so einem Zustand konnte ich schon retten. Alles Faule und matschige würde ich natürlich entfernen, dann käme die Pflanze bei mir in Kokosfaserchips mit etwas Perlite. So hat sich noch jede Pflanze berappelt. Außerdem würde ich mit reinem Regenwasser gießen. Das bekam ich mal als Tipp, soll die Wurzelbildung anregen.

Ralla

Was würdest du machen, wenn du keine Kokoschips hättest?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Felix

Mir welche kaufen.  :-)

Alternativ wird mitunter (lebendes) Spaghnum-Moos, Greywool oder Pinienrinde empfohlen. Ich persönlich habe bisher damit auf Anhieb keine guten Erfahrungen gemacht (im Gegensatz zu Kokos) und das ganze deshalb nicht weiter ausprobiert.

Ich kann dir aber nachdrücklich die Kokosfaserchips ans Herz legen. Hier habe ich schon mal etwas dazu geschrieben und im Laufe des Threads einige Wurzelbilder u.a. von Phragmipedien gezeigt: http://www.lonisorchideenforum.de/t5748f49-Pflanzstoff-Kokosfaserchips-Coconut-Husk-Chips.html

Alwin

Zitat von: Ralla am 23.Nov.14 um 17:54 Uhr
Was würdest du machen, wenn du keine Kokoschips hättest?

etwas Quarzsand mit Aussaaterde mischen - stäben für festen Halt
gelochte Klarsichthaube drüber und immer etwas einneben und abtrocknen lassen
Die braunen Spitzen abschneiden und Wunden zimten
damit sich kein Pilz ansiedelt
In 3 Wochen müsstes du die ersten Ergebnisse sehen

purpurea †

Ich würde noch die Blattmasse reduzieren.Habe ich früher auch gemacht.Und die Blätter auf die halbe Länge schneiden.Ist dann weniger Masse zu versorgen.Geht auch wunderbar bei Cypripedien, :thumb
Sieht zwar im Moment etwas schrottig aus aber besser die Pflanze retten als auf die Optik achten. grins
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Zitat von: purpurea am 23.Nov.14 um 18:21 Uhr
Ich würde noch die Blattmasse reduzieren.Habe ich früher auch gemacht.Und die Blätter auf die halbe Länge schneiden.

:thumb
und die Faulstelle mit elektrischer Zahnbürste reinigen
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Welche Faulstelle? Der Trieb ist abgebrochen, nicht abgefault. Nur hat dieses Teilstück leider keine eigenen Wurzeln.

Also gut, Blätter kürzen, LF erhöhen, anbinden und irgendein durchlässiges Substrat, das aber feucht gehalten werden muss. Habe ich das jetzt einigermassen sinnig zusammengefasst?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Alwin

Zitat von: Ralla am 23.Nov.14 um 19:27 Uhr
Welche Faulstelle? Der Trieb ist abgebrochen, nicht abgefault. Nur hat dieses Teilstück leider keine eigenen Wurzeln.

Also gut, Blätter kürzen, LF erhöhen, anbinden und irgendein durchlässiges Substrat, das aber feucht gehalten werden muss. Habe ich das jetzt einigermassen sinnig zusammengefasst?
Substrat nur bügelfeucht -
ohne Wurzeln kann aus dem Substrat  weder Wasser noch Nahrung entnommen werden
Es dient nur als Lockmittel für schlafende Wurzelrhyzome
Solange keine Wurzeln da sind ernährt / versorgt sich die Pflanze über das Blatt
deswegen nebeln  ...

Felix

Joa, und Regenwasser halte ich für wichtig.
Außerdem würde ich versuchen, die Pflanze auch recht warm zu halten.

Die gesunden, grünen Blätter würde ich allerdings auf keinen Fall kürzen. Die Pflanze kann selber ein Blatt abwerfen, wenn es nötig wird, hat dann aber noch die Chance, wichtige Nährstoffe und auch Wasser da vorher rauszuholen.

Berthold

Felix, welche Eigenschaft vermutest Du denn im Regenwasser, damit es eine besonders positive Wirkung erzielen kann.
Regenwasser ist ein leicht saures Wasser (durch Luft CO2) ohne Salzgehalt.

Wenn die Pflanze nicht mit Wasser versorgt wird (keine Wurzeln vorhanden) aber durch die Blätter Wasser verdunstet, kommt der gesamte Pflanzenphysiologie ins Schleudern und die Pflanze kann nicht einmal mehr neue Wurzeln treiben. Sie kann auch die Nährstoffe aus einem Blatt nicht zurück transportieren in irgend ein Speicherorgan, denn es gibt keines.

Anders ist die Situation, wenn eine intakte Rosette die unteren Blätter abwirft, dann funktioniert der Stoffrücktransport noch.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Felix

Von einer sehr erfahrenen Kultivatorin bekam ich diesen Tipp, ich vertraue hier ihrer Erfahrung.
Erklären könnte ich mir das ganze durch den fehlenden Salzgehalt. Möglicherweise bilden sich neue Wurzeln besser in einem salzfreien Milieu und sind ggf. empfindlich auf die oft hohen Dünger-Konzentrationen, die so in der Natur nicht vorkommen?

Ich habe bisher keine Probleme damit gehabt, dass Phragmipedium-Pflanzen aufgrund fehlender Wurzeln an Wassermangel sterben. Sie stehen hier ganz normal unter guten Zimmerbedingungen mit einer LF von 50-60% und bilden nach einer Zeit neue Wurzeln, ohne sofort abzunippeln. Manchmal benetze ich die Blätter solcher wurzellosen Pflanzen morgens, wenn sie sich doch mal sehr schlapp anfühlen. Dann sind sie wieder fit und die Blätter werden fest.
In keinem Fall musste ich dafür Blätter abschnitten, denn hier sehe ich 2 Nachteile. Zum einen sind die zusätzlichen Schnittstellen immer eine potentielle Eingangspforte für Infektionen, die die Pflanze in dieser Schwachen Situation leicht anfallen können. Zum anderen raube ich der Pflanze damit organisches Material und damit verbundene Nährstoffe, also Energie, die die Pflanze zusätzlich schwächen könnte. Besser ist es, die Pflanze selber machen zu lassen. Ich halte Orchideen für nicht so dumme Pflanzen. Oftmals beobachte bei derartigen wurzellosen Pflanzen, dass ein oder zwei Blätter gelb werden, gleichzeitig setzt damit die Wurzelbildungsphase ein. Die Pflanzen mobilisieren wahrscheinlich wichtige Makroelemente, die vor dem Abwurf der gelb werdenden Blätter zum Stamm zurücktransportiert werden und hier für die Bildung der Wurzeln eingesetzt werden. Das gleiche geschieht bei verwelkenden Blüten. Deshalb lasse ich alle Blüten und Blätter schön vollständig verwelken, damit die Pflanze sich noch einen Teil ihrer dort investierten Nährstoffe und auch Wasser zurückholen kann. Die Blüten und Blätter lassen sich dann auch ganz einfach abnehmen.

Deshalb würde ich nie gesunde grüne Blätter abschneiden, nie. Ich traue der Pflanze hier zu, dass sie selber das ganze organisiert. In der Natur gibt es auch niemanden, der bei wurzelschwachen Pflanzen die Blätter abschneidet.

Berthold

Zitat von: Felix am 23.Nov.14 um 21:51 Uhr
Von einer sehr erfahrenen Kultivatorin bekam ich diesen Tipp, ich vertraue hier ihrer Erfahrung.
Solche Argumente überzeugen in diesem Forum wenig.
Zitat
Erklären könnte ich mir das ganze durch den fehlenden Salzgehalt. Möglicherweise bilden sich neue Wurzeln besser in einem salzfreien Milieu und sind ggf. empfindlich auf die oft hohen Dünger-Konzentrationen, die so in der Natur nicht vorkommen?

Ja, das sehe ich auch so. Aber deshalb muss es kein Regenwasser sein, sondern nur salzarmes Wasser, wie wir es alle auch aus unseren Entsalzungsanlagen beziehen.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Felix

Zitat von: Berthold am 23.Nov.14 um 22:38 Uhr
Zitat von: Felix am 23.Nov.14 um 21:51 Uhr
Von einer sehr erfahrenen Kultivatorin bekam ich diesen Tipp, ich vertraue hier ihrer Erfahrung.
Solche Argumente überzeugen in diesem Forum wenig.

Langjährige Erfahrungswerte zählen hier nicht? Dann bin ich im falschen Forum!

Berthold

#14
Wir akzeptieren hier nur sachliche Begründungen. Vertrauen ist gut aber bei der Orchideenkultur nicht hilfreich.

Wenn hier jemand behauptet, seine Orchideen würde so gut blühen, weil sie wöchentlich mit Wasser aus Lourdes gegossen werden, das sei seine langjährige Erfahrung, dann nützen solche Behauptungen niemandem. 
Das ist unwissenschaftlich.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)