Christiane F.- Wir Kinder vom Bahnhof Zoo

Begonnen von Goldina, 24.Mai.12 um 22:20 Uhr

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Kerstin

Vor kurzem ist mir dieser Film wieder unter gekommen.
Damals als DDR-Bürger habe ich ihn zum ersten Mal gesehen und ich war der Meinung so sieht der Westen aus. Auf den Bahnhöfen drücken sich nur die Junkies rum.
Als die Grenze geöffnet wurde, war das meine Angst.
In Lübeck, bei meinem ersten betreten habe ich genau danach ausschau gehalten.
Aber da war keiner.
Später habe ich  mich mit meinem fast Mann, in Hamburg getroffen auf dem Weihnachtsmarkt, da lag vor unseren Füßen ein Obdachloser rum. Da war ich völlig von der Rolle, dass kannte ich nicht und es wurde mir mein eventuelles Schicksal bewußt!

Dieser Film zeigt mir wieder, wie sorglos die Kinder mit dem Heroin umgehen.
Es scheint normal zu sein.
Mich schockt dieser Film immer noch!
Kennt ihr diesen Film?
Was ist eure Meinung dazu?
Liebe Grüße Kerstin

biki

Zu Frage 1:Wer kennt den Film nicht...
Zu Frage 2: Es ist nicht alles Gold, was glänzt....
Und bevor ich mir den Mund wegen irgendeiner aussage verbrenne, halte ich meine Finger jetzt still...... :classic

Kerstin

Zitat von: biki am 24.Mai.12 um 22:28 Uhr
Zu Frage 1:Wer kennt den Film nicht...
Zu Frage 2: Es ist nicht alles Gold, was glänzt....
Und bevor ich mir den Mund wegen irgendeiner aussage verbrenne, halte ich meine Finger jetzt still...... :classic
Biki,
in einem freien Land kann doch jeder seine Meinung äußern oder doch nicht?
Liebe Grüße Kerstin

Berthold

Zitat von: biki am 24.Mai.12 um 22:28 Uhr
Und bevor ich mir den Mund wegen irgendeiner aussage verbrenne, halte ich meine Finger jetzt still...... :classic

Sage nur Deine Meinung, wir boxen Dich da schon wieder raus, wenn was schief geht.

Ich kenne den Film nicht, habe natürlich aber schon viel davon gehört und habe ja auch viele Jahre in Berlin gelebt und 1000 Meter vom Bahnhof Zoo entfernt gearbeitet..
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Kerstin

Zitat von: Berthold am 24.Mai.12 um 23:10 Uhr
Zitat von: biki am 24.Mai.12 um 22:28 Uhr
Und bevor ich mir den Mund wegen irgendeiner aussage verbrenne, halte ich meine Finger jetzt still...... :classic

Sage nur Deine Meinung, wir boxen Dich da schon wieder raus, wenn was schief geht.

Ich kenne den Film nicht, habe natürlich aber schon viel davon gehört und habe ja auch viele Jahre in Berlin gelebt und 1000 Meter vom Bahnhof Zoo entfernt gearbeitet..
Berthold,
dieser Film, ist so heftig, dass er noch heute mich so heftig berührt!
Heftige Drogen scheinen ein Sport zu sein?
Und anschließend, das Leben im Arsch.
Der Film zeigt, wie die Kinder Heroin drücken und Anschaffen gehen müssen, wenn sie abhängig werden und davor angst haben cold Tuerkey(kalten Entzug)zu erleben.
Die Eltern haben die beiden liebenden in ein Zimmer eingesperrt um sie zu entziehen. Sie haben sich vor schmerzen gekrümmt, waren nicht mehr herr ihrer Sinne. Und haben sich gegenseitig vollgekotzt.b
Und  als sie den ersten Tag, keine Schmerzen mehr hatten.
So zusagen clean, gingen sie wieder an die Meile am Bahnhof Zoo, zu ihren Freunden, die es so klasse fanden, weil sie jetzt clean waren.
Sie wollten es auch durchziehen. Aber leider hatten sie schon alles in H angelegt, dann könne man es noch verbrauchen.
Die beiden cleanen waren der Meinung, wenn wir jetzt aufpassen, kann uns ja nix passieren. Also lass uns fragen ob sie noch ein Schüßchen übrig haben?
Christianes Freund hat sich schon vorher prostetuiert mit Männern. Einer hat sich verliebt in ihm.
Als einer von den Freunden an dem "goldenen Schuss" gestorben ist, haben sie schnell die Wohnung verlassen.
Oft war die Rede, ich komme auf Tuerkey...

Mensch, ich hoffe nicht, ich soll euch den ganzen Film erzählen?


Liebe Grüße Kerstin

Berthold

Zitat von: Goldina am 25.Mai.12 um 00:28 Uhr

Mensch, ich hoffe nicht, ich soll euch den ganzen Film erzählen?


nein, brauchst Du nicht. Dieses soziale Milieu ist ja bekannt.
Mich würde jetzt nur interessieren, welche Einstellung Biki zu diesem Film bzw. Milieu hat.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ricarda

Ich hab den Film nie gesehen. Klingt schrecklich. Die Ansicht von drogenkaputten Menschen kenne ich ein wenig aus Dortmund.

In Göttingen kann man seit ein paar Jahren den Niedergang einer jungen Frau beobachten, die auf der Strasse lebt (?). Anfangs sah sie sehr süß aus, wie sie bücherlesend da saß. Oft adrett punkig geschmninkt. Inzwischen ist sie sehr klapprig und sieht ganz schön mitgenommen aus, der Blick wird immer stierer, der Ausdruck immer starrer.  :heul

Ricarda

Ich glaube, dass Drogen wie Heroin dann interessant sind, trotz aller Gefahren und obwohl sie ihr "Versprechen" nicht halten, wenn eben keine eigene Wirksamkeit erlebt wird (etwas von Belang zu bewegen), kein Gebraucht- und Geliebt werden. Scheinbar eine Binsenweisheit, aber nicht falsch und es geht sehr tief. Dafür muss zweierlei zusammenkommen, erst ein liebloses Aufwachsen und dann eine über die Familie hinausgehender, auffangender und kompensierender sozialer Zusammenhalt, der das Versagen von Eltern abmildern könnte.

Die Leicht abzunickenden aber tückischen Variablen dabei sind "Lieblosigkeit" und "Wirksamkeit".

Lieblosigkeit muss nicht in offensichtlicher Verwahrlosung oder Grobheit offenbar werden. Ich sehe Familien, in denen es von Ferne betrachtet so aussieht, dass die Kinder alles bekommen. Schaut man genauer hin, sieht man, wie kontaktlos alle miteinander sind, wie desinteressiert (weil selbst schon zu sehr mit dem eigenen Mangel belegt und nicht mehr fähig, sich jemandem zuzuwenden). Und die Kinder toben und ticken aus, um eigentlich doch mal sowas wie Zuwendung zu bekommen. Stattdessen bekommen sie ein neues Handy etc. Aber sie können auch nichts anderes mehr sagen als "ich will dies" und "ich will das". Wo hätten sie lernen sollen, nach Liebe zu fragen und selbst wenn, wie sollen sie die bekommen, wenn die Eltern selbst schon so geworden und dazu unfähig sind?

Und das ist letztlich zu einem großen Teil mit fehlender "Wirksamkeit" gemeint. Alle Anstrengungen, die sie von früh auf gemacht haben, haben doch nie zum Ziel geführt. Und Kinder machen eine Menge Anstrengungen, um in den Augen der Eltern liebenswert zu sein und Liebe zu bekommen, bzw. das, was sie dafür halten. (Und liebenswert zu sein ist unter diesem Blickwinkel nichts Romantisches, denn Kinder sind total abhängig, deshalb sollten sie sich tunlichst gut stellen mit ihren Versorgern.)
Und Wirksamkeit umfasst auch, zu sehen, wie die eigenen geleisteten Beiträge von den relevanten anderen angenommen werden und auch tatsächlich ein Beitrag sind. Kinder und Jugendliche sollten das zunehmend lernen, nicht nur für "Guck mal Mama, hab ich gemalt" gelobt zu werden. Sondern zunehmend spürbare Beiträge zum Erhalt des eigenen Lebens, der Eigenständigkeit, der Gemeinschaft, der Prosperität, Ernährung, was auch immer zu leisten. Schule leistet das nur sehr eingeschränkt, es ist zu abstrakt, für Wissen Noten zu bekommen, aber nichts damit zu bewegen.

Solche Kinder können auch mit Vernunft und Intelligenz nicht überbrücken, was früh emotional und erzieherisch ein Leben lang versäumt wurde. Deshalb helfen Appelle oder Bildungsangebote oder späte Erziehungsmassnahmen so wenig. Denn sie müssten wieder lernen, wirksam sein zu können und dafür bräuchten sie ein relevantes soziales Umfeld, in denen sie selbst und ihr Beitrag willkommen und gebraucht sind. Das lernt sich nicht so schnell nach, wenns einmal versemmelt ist.

In dem Sinn ist es z.B. auch fatal, dass alte Menschen in Rente allein zu Hause sitzen und "zu nichts mehr Nutze" sind.

Und vor dem Hintergrund bin ich auch sehr skeptisch, für jede/n ein bedingungsloses Grundgehalt zu wollen. Wer nichts mehr tun muss, um zu leben, hat auch keinen Sinn und keine Erfüllung mehr im Leben. Das ist eine uralte und noch immer starke psychologische Konstante. Deshalb ist es ja auch so schrecklich, wenn Menschen beim Aufwachsen die Wirksamkeit, die sie für diese Aktivität brauchen quasi aberzogen und umgepolt bekommen.

Wenn es aber so gekommen ist, helfen Drogen, diesen quälenden Seinszustand eine Weile auszublenden und sich in unbelasteten Phantasien und Wohlgefühlen zu ergehen.

Matthias

... das ist alles sehr traurig, wir leben in einer sehr, sehr kleinen Gemeinde mitten am Land, wo man meinen könnt´, dass die Dorfjugend nichts anderes im Kopf hat als Äpfel, Weintrauben, PS-starke Traktoren ... und auch hier gibt es ein Drogenproblem und kam es auch schon zu Todesfällen. Ich denke, dass angesichts der angespannten und für viele Jugendlichen tristen Situation uns dieses Drogenproblem in den nächsten Jahren noch bewusster werden wird. Ich kenne den Film nur vom Hörensagen, war damals, als er erschien, zu klein, um mir das ansehen zu dürfen. Ich wage zu behaupten, ohne den Film zu kennen, dass die Realität heute viel bedrückender aussieht, als dieser Film es zu veranschaulichen vermag.
Forscher haben herausgefunden ... und sind dann doch wieder hineingegangen.

Alexa

Der Film zeigt schon Abgründe, das kann man sich überhaupt nicht vorstellen.
Und er ist heute wie damals aktuell.

Aber Drogen hat es schon immer gegeben, oder irgendwelches Zeug, womit die Menschen sich dicht zur Aussenwelt gemacht haben.

Butterfly

Hi,

kennt eigentlich niemand das Buch? Das Buch wurde ja zuerst geschrieben. Ich weiß nicht, wieviele Jahre später erst der Film kam. In meinem Fall war das damals in der Schule Pflichtlektüre. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern.

Den Film habe ich auch gesehen, wobei mir persönlich das Buch besser gefällt.

LG
Gina
Diese Nachricht ist 100% biologisch abbaubar.

Ralla

Ich habe sowohl das Buch gelesen, als auch den Film gesehen. Was mich am Buch immer verwirrt hat, war, dass es als Geschichte vom Drogenausstieg gelobt wurde, ich aber beim Lesen den Eindurck hatt, dass ansich an anderem Ort alles wieder von vorne anfing. Leichte Sachen zuerst und dann hört das Buch auf....
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Ralf

#12
Es gibt Leute, die in jeder Suppe ein Haar finden, weil sie, wenn sie davor sitzen, so lange den Kopf schütteln, bis eins hineinfällt.

krötenlilly

Gruß
krötenlilly