Listera cordata

Begonnen von Berthold, 13.Apr.09 um 20:55 Uhr

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Berthold

ein ganz zartes Pflänzchen aus sauren Sphagnum-Mooren, in Deutschland fast ausgestorben aber in Kanada und Skandinavien noch existent:



Die Blüte ist 4 mm hoch. Mir war gar nicht aufgefallen, dass sie blüht. Das Minirhizom habe ich in Sphagnum eingeflechtet mit leichter Berührung zu einer Sandschicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

dancer_m

Also ich kenn/kannte einen Standort am Wilden Kaiser (Tirol) in einem kleinen Quellmoor. Aber das ist inzwischen wohl auch schon einem Standort für Jeeps zum Opfer gefallen!
Grüßle Martin

Claus

#2
In Österreich habe ich sie an vielen Stellen und auch in größerer Anzahl gefunden. Da die Pflanze so unscheinbar ist, muss man das Auge erst darauf schulen, dann findet man auf vermoosten Stellen immer wieder welche.

Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

dancer_m

So unscheinbar sie ist - eigentlich eine der schönsten heimischen Orchideen für mich.  :rot
Grüßle Martin

Belo144

Hallo,

habe die Listera cordata in Östereich sehr häufig gefunden, z.T. zusammen mit Cyp. calceolus oder an Wegböschungen, teils auch direkt im Kalkschotter-Erdegemisch. Wichtig ist nur die Feuchte des Substrates, es sollte nie austrocknen.

Gruß,
Lothar
Gruß,
Lothar

Phil

Ich hab auch noch ein paar Fotos von Bertholds Pflanze:



Der Rest hier: http://www.flickr.com/photos/bdb22/sets/72157616630873821/
Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen sind zwei verschiedene Gaben.
Franz Grillparzer

Charlemann

Zitat von: Claus am 13.Apr.09 um 22:27 Uhr
In Österreich habe ich sie an vielen Stellen und auch in größerer Anzahl gefunden. Da die Pflanze so unscheinbar ist, muss man das Auge erst darauf schulen, dann findet man auf vermoosten Stellen immer wieder welche.

In meinem Lieblingswald stehen genau solche Samenstände herum. es handelt sich dabei nur um ein paar.
Bisher konnte ich noch keine Orchidee blühend sehen.
Zwei Fragen,
Wann ist genau die Blüte und wie hoch sind die Samenstände circa?

purpurea †

Die Blütezeit ist Juli-August.(Bei dem mir bekannten Standort.)
Kurz vor Jungholz, wenn man von Richtung Lindau kommt ist ein ausgedehntes Moor.
(Naturschutzgebiet mit sehr gut angelegten Wegen)
Gruss Rudolf
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Charlemann

Zitat von: purpurea am 18.Apr.09 um 09:17 Uhr
Die Blütezeit ist Juli-August.(Bei dem mir bekannten Standort.)

Da konnte ich sie noch nicht blühen sehen, zu der Zeit bin ich dort noch nicht gewesen.
Wird dieses Jahr nachgeholt!

Berthold

#9
Die Kultur in einer lebenden lockeren Sphagnum-Schicht, die auf feuchtem Sand aufliegt, war bisher erfolgreich. Die Pflanze ist eingezogen und hat gesunde neue Wurzeln und einen zwei Triebe für 2010 gebildet.

Das Sphagnum muss eine langsam wachsende Art sein, sonst wird die kleine Listera überwuchert. Ob allerdings jede langsam wachsende Sphagnumart geeignet ist kann ich nicht beurteilen. Ich benutze eine Art aus dem Garten, also mit grosser Wahrscheinlichkeit keine vom Naturstandort der Pflanze.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Belo144

Hallo,

an dem von mir geschilderten Standort in Österreich blüht sie Anfang bis Mitte Juni, manchmal auch schon Ende Mai zusammen mit C.calceolus. Mitte Juni habe ich sie in ca.1800m Höhe in den Dolomiten blühend gefunden.
Sie wuchsen überall in einem lockeren gut dränierten Substrat bei rel. häufigem Regen, nur manchmal mit dünner Moosauflage, aber nie Sphagnum.
Gruß,
Lothar

Claus

Ich kenne sie von verschiedenen Standorten in Österreich (Weg zur Amberger Hütte, Ötztal; Rundweg Kopsstausee, Silvretta; Weg zur Guben-Schweinfurter Hütte, Niederthai u.ä.) immer nur im tiefen Moos, allerdings nicht in Sphagnum. Man muss gute Augen haben, um sie zu finden. :-D
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Ich habe sie in Deutschland hier in der Nähe nur einmal gefunden, in einem sumpfigen Wald in reinem Sphagnum.

Da ich aber insgesamt sehr schlechte Erfahrungen mit Sphagnum in der Kultur gemacht habe, kann ich mir gut vorstellen, dass die Listera auch gern Sphagnum meidet, wenn es geht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Belo144

Hallo,

der Standort, der auf dem Foto zu sehen ist, befindet sich auf einem Geschiebehang im Drautal auf der Kalkseite. Es ist teilweise Schneeheide drauf in Schattenbereichen auch mal eine sehr dünne Moosschicht und es steht sehr viel Epipactis atrorubens und helleborine, Ophrys insectifera und Platanthera sowie Cyp.calceolus in dem Hang. An feuchten, hellen Stellen auch mal einige Dactylorhizen aus dem majalis-Formenkreis. An einigen schattigen Stellen kommt auch noch Godyera repens vor, allerdings ist da die Moosschicht dicker, so 2 - 3cm. An einem Weg, der hindurchführt wachsen auch noch Gymnadenia conopsea und sehr viel Dac. fuchsii.

Gruß,
Lothar

Berthold

Lothar, die anderen Arten, die Du aufgezählt hast findet man meist auf Kalk.
Wenn dann dort auch Listera cordata wächst, die man sonst in allen Teilen der Welt meist in sauren Gegenden findet ist es doch ein Hinweis, dass der pH-Wert selber nur eine untergordnete Rolle spielt. Entscheidend scheint mir, dass für die in der Natur mit den Orchieen verbundenen Pilze und Mikroorganismen die richtigen Umweltbedingungen finden und die hängen eben nur sekundär mit dem pH-Wert zusammen.

Oder aber Lothar, in dem Gebiet, das Du beschreibst, gibt es eine lokale saure Insel, auf die Listera cordata geflüchtet ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)