Griechische Gebirge 2014

Begonnen von sokol, 23.Okt.14 um 21:36 Uhr

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sokol

#75
Eigentlich ist die Art zu schön, da reicht ein Foto nicht.

Ep. subclausa ist das Pendant zur spanischen Ep. kleinii, der sie sehr ähnelt. Beide sind violetter als Ep. atrorubens, die Blüten sind kleiner und weniger weit offen. Ep. subclausa besiedelt die unteren Bereiche der Bergwälder ab ca. 1000m, während Ep. atrorubens erst bei ca. 1500m beginnt und bis über 2000m hoch steigt. Am Olymp trafen wir beide zusammen an, Ep. atrorubens blühte, während Ep. subclausa noch knospig war.

Beim Runterfahren bemerkten wir eine Unwetterfront, die sich aus Westen näherte und wir hatten gerade den letzten Einkauf in Lamia abgeschlossen und im Auto verstaut, als es zu Schütten anfing. Knapper hätte es nicht sein können.
LG Stefan

sokol

Jede Reise nähert sich dem Ende, so auch diese. Wir sind ins Pinovo zurückgekehrt und sind schon das zweite mal in diesem Jahr die unendlich wähnende Staubpiste von Süden in das Gebirge gefahren. Bereits 2001 hatte ich mir vorgenommen, nur wenn es unbedingt nötig ist, noch mal herzukommen. Nun es war nötig, da auf dem westlichen Rücken des Gebirges, über vulkanischem, sauren Gestein diese neue Epipactis-Art auf uns wartete.

Wir hatten dieses Mal mit dem Wetter Glück und wir hatten jetzt auch ausreichend blühende Pflanzen, auch wenn sie an fast allen Stellen noch knospig war.

Ich fange aber mit der Landschaft an, im Osten steht das Hauptmassiv aus Kalk, nach Westen blickt man bis zum Voras.

LG Stefan

sokol

Nur noch zwei Bilder unserer neuen Art, an der Nummerierung ist erkenntlich, dass ich noch ein paar weitere gemacht habe. Epipactis persica subsp. gracilis ist überall im Norden Griechenlands häufig. Obwohl sie zu den frühen Arten zählt gab es immer noch schöne Exemplare.
LG Stefan

sokol

Nachdem wir weiter nach Norden in orchideenfreies Gelände gekommen waren kehrten wir um und suchten einen letzten Fundort unseres griechischen Freundes auf. Er hatte im letzten Jahr eine neue Stelle der endemischen Epipactis naoussaensis gefunden, mit der wir die Tour abrunden wollten.
Es war eine Kalkinsel, in der wir die gesuchte Art sofort fanden aber auch viele andere Waldorchideen. Darunter waren auch schwer zuordenbare Pflanzen, die zwischen Ep. leptochila (noch nicht aus GR bekannt) und Ep. neglecta (nur ein bekannter Fundort in GR) standen.
In der Nähe aber auf saurem Boden fanden wir auch Digitalis viridiflora, in den Kalkfelsen wuchs mal wieder Ramonda nathaliae.
LG Stefan

sokol

Das Gebirge hatte noch einen entscheidenden Nachteil, mückenmässig fühlt man sich hier nach Schweden versetzt.
Das tapfere Schneiderlein konnte ich locker überbieten, auf jeden Fall über 10 auf einen Streich.
Unter diesen Bedingungen macht Fotografieren so richtig Spaß.

Nachdem wir am Abend im Talgrund eine weitere große Population entdeckt hatten, beschlossen wir gleich hier zu bleiben und am nächsten Tag noch mal ausgiebig Ep. naoussaensis zu fotografieren.

Manchmal hat man Glück und es grenzt gleich ein kleiner, aufgelassener, bereits begrünter Steinbruch mit Abendsonne an. Die Mücken verließen den Buchenwald nicht und wir konnten unseren letzten Abend genießen.

Zwecks Blick auf das Hauptmassiv und Handy-Empfang stiegen wir noch auf einen Vorgipfel. Interessante Entdeckungen wurden immer gleich nach Thessaloniki und Kavala gemeldet. Die Magerrasen waren orchideenarm, nur Dact. sambucina und Ep. atrorubens waren zu finden. Dafür waren die Felsen im Gipfelbereich wieder voll mit Ramonda nathaliae, sogar an sonnigen Stellen.

Das wars für dieses Jahr aus Griechenland, nächstes Jahr werden wir aber wieder kommen.
Anfang Juli zur Epipactiszeit und im März/April vermutlich nach Andros,Tinos+Euböa. Wenn ich Fundorte von Fritillaria sporadum bekomme, die nicht auf schwer erreichbaren Inselchen liegen, dann geht es auch dorthin.
LG Stefan

sokol

Jetzt hätte ich doch fast die letzten Aufnahmen beim Verlassen des Gebirges vergessen.
LG Stefan

Eveline†

Herzlichen Dank, Stefan, für Deinen interessanten Bericht mit den vielen schönen Bildern.
Die Paeonia parnassica ist atemberaubend schön!

Phil

Ich bedanke mich auch sehr herzlich. Hätte nicht gedacht, dass es so viele Epipactis-Arten nur in GR gibt. 
Der Verstand und die Fähigkeit, ihn zu gebrauchen sind zwei verschiedene Gaben.
Franz Grillparzer

Herbert

Ein sehr interessanter und hervorragend bebilderter Reisebericht. :star
Zu R. nathaliae: ich war der Meinung, dass sie in Griechenland nur um den Voras und am Vermion vorkommt. Könntest du Ausführungen zur weiteren Verbreitung machen und eventuell ein Bildchen einstellen? Ich fand sie nur an steilen Wänden, wo ich beide Hände zum Klettern brauchte....
Liebe Grüße aus Linz!
Herbert

sokol

Zitat von: Herbert am 06.Nov.14 um 06:36 Uhr
Ein sehr interessanter und hervorragend bebilderter Reisebericht. :star
Zu R. nathaliae: ich war der Meinung, dass sie in Griechenland nur um den Voras und am Vermion vorkommt. Könntest du Ausführungen zur weiteren Verbreitung machen und eventuell ein Bildchen einstellen? Ich fand sie nur an steilen Wänden, wo ich beide Hände zum Klettern brauchte....

Ich kenne sie vom Voras und Pinovo an Kalkfelsen, am Tzena wächst sie auch in Kalkschluchten. Im südlich davon gelegenen Paiko steht sie direkt oberhalb der Straße in einer bemoosten Schieferwand und im nördlichen Vermio soll sie an Felsen im Buchenwald wachsen. Sie geht auch weiter nach Norden durch Mazedonien bis ins Kosovo und nach Serbien, habe da aber noch nie nach Pflanzen geschaut.
Vor allem in den nördlichen Gebirgen findet man sie leicht an nordseitigen schattigen Felsen, sie scheint dort ziemlich verbreitet zu sein.
LG Stefan

sokol

#85
Zitat von: Phil am 05.Nov.14 um 23:06 Uhr
Ich bedanke mich auch sehr herzlich. Hätte nicht gedacht, dass es so viele Epipactis-Arten nur in GR gibt.

Und das waren noch nicht alle, wenn auch die meisten.
Herausheben möchte ich noch die attraktive Ep. halacsyi der Peloponnes, die ich nächstes Jahr noch mal aufsuchen will.

Ep. microphylla ist dagegen etwas Bekannteres und kommt ja auch bei uns vor. Ep. purpurata wurde kürzlich im Grammos wieder entdeckt und kurz vor unserer Reise auch im Pindus gefunden. Ep. cretica hatte ich in meinem Bericht von Kreta gezeigt und auf den ostägäischen Inseln lommt noch Ep. turcica vor.

Ep. olympica hatte ich nur angerissen, von der habe ich 2001 nur eine vergammelte oberste Blüte fotografiert. Aber nächstes Jahr soll sich das ändern.
LG Stefan

sokol

Wenn jemand etwas tiefer in die Epipactis-Welt eintauchen will, dem kann ich die folgende Seite empfehlen: http://www.aho-bayern.de/epipactis/fs_epipactis_1.html

zu griechischen Orchideen:  http://www.greekorchids.gr/

und generell zu den griechischen Gebirgen:  http://www.greekmountainflora.info/
LG Stefan

Berthold

Stefan, kennst Du den genauen Unterschied von Ramonda myconi und nathaliae?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Herbert

Danke für die Bilder der Ramonda. Beim zweiten scheint sich auch ein Sax. griesebachii reingeschmuggelt zu haben.

Berthold: nathaliae hat meist (immer?) vier Blütenblätter, die anderen beiden immer 5.
Wenn man eingeschaut ist, kann man sie auch vegetativ erkennen......
Liebe Grüße aus Linz!
Herbert

sokol

Ramonda serbica hat in der Regel 5, Ramonda nathaliae 4 Blütenblätter, die bei Ramonda serbica glatt sind und sich nicht überlappen, während sie bei Ramonda nathaliae gewellt sind und sich überlappen. Wir wissen aber auch, dass solche Merkmale nicht immer konstant sind und man in der Regel die ganze Population mit einbeziehen muss. Die Blüten von Ramonda nathaliae sollen auch flacher sein, während bei Ramonda serbica die Blütenblätter nach vorne gewölbt sind.

Wenn du es ganz genau studieren willst: http://botanicaserbica.bio.bg.ac.rs/arhiva/pdf/2014_38_1_601_full.pdf
LG Stefan