Da es hier rund um meine neue Heimat sehr viele botanisch interessante Ecken gibt, hab ich mich entschieden diesem Fleckchen Erde einen eigenen Thread zu widmen, in dem ich ab und dann mal was zeige werde.
Natürlich gibts hier auch Orchideen zu sehen. :yes
Ich starte mal mit Bildern aus dem Huy, einem kleinen bewaldetem Höhenzug mit einigen Halbtrockenrasen.
und weiter gehts...
Leider sind die Bilder von Orchis mascula nicht ganz scharf. Die Pflanzen haben dieses Jahr gut geblüht und waren hier sehr hoch.
Sehr schön! Immer her mit den Orchi-Bildern!!!
nun was nicht-orchideeiges... aber auch schön.
Der Reihefolge nach:
erst das Braune Mönchskraut (Nonea pulla), eine seltene Boraginaceae der Halbtrockenrasen,
und dann zweimal die Nelken-Sommerwurz (Orobanche caryophyllaceae), die nach Gewürznelken riecht und auf Galium-Arten parasitiert.
Zitat von: Tobias TJ am 11.Jun.13 um 22:04 Uhr
Ich starte mal mit Bildern aus dem Huy, einem kleinen bewaldetem Höhenzug mit einigen Halbtrockenrasen.
Tobias, ist das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen oder dürfen dort Orchideen auch noch einfach ausserhalb solcher Gebiete wachsen.
Zitat von: Berthold am 11.Jun.13 um 23:10 Uhr
Tobias, ist das Gebiet als Naturschutzgebiet ausgewiesen oder dürfen dort Orchideen auch noch einfach ausserhalb solcher Gebiete wachsen.
Berthold, das Gebiet ist teilweise als Naturschutzgebiet ausgewiesen, aber nicht nur der Orchideen wegen
(siehe auch hier: http://www.lvwa-natur.sachsen-anhalt.de/frahalb.htm).
Das Gebiet ist insgesamt sehr artenreich, sowohl auf den Halbtrockenrasen als auch im Wald und die Orchideen halten sich hier zum Glück noch nicht an die Grenzen der Schutzgebiete.
nun ein paar Bilder, die vom 2. Mai letzen Jahres (also 2012) stammen. Da hatte Orchis mascula hier in der Gegend gut drei Woche früher geblüht als dieses Jahr.
gleiches gilt für fast alle "Frühblüher"...
Sehr schön!
Was mir besonders gefällt ist, dass ihr immer mehr auch andere Pflanzen, nicht nur Orchideen zeigt.
Super!!!!
Danke ! :blume
Wenn man nicht gerade auf der Suche nach den reinen Waldorchideen wie Neottia nidus-avis ist, sind die meisten Orchideenstandorte ja sehr artenreich. Da wäre es doch zu schade, die übrige Botanik links liegen zu lassen.
Neottia nidus-avis findet sich ja viel in Nachbarschaft mit Cephalanthera und Epipactis.
Aber du hast Recht. Als reiner Orchideenfreund bekommt man einen Tunnelblick. Dabei gibt es so viele andere Pflanzen, die erwähnenswert wären.
Sehr schönes Gebiet. Beim Betrachten merke ich dass ich eine besondere Vorliebe für blaue Blümchen habe. Lithospermum und Wiesensalbei sind da die Favoriten. Interessant auch die Wegelagerei auf dem Salbei. Die Biene musste wohl dran glauben.
Was man nicht so alles endeckt, wenn man im Vorfrühling durch die Wälder streift :ka .
Hier mal ein paar Bilder von heute aus dem NSG Münchenberg. Leider hatte ich nur die Handycam dabei.
Die Knollen befanden sich bei fast allen Exemplaren, bei denen ich nachgeschaut habe, mehr oder weniger direkt unter der Laubschicht und nur leicht in den Boden eingesenkt.
Und auch Orchis mascula ist hier schon ganz schön weit entwickelt. Aber wen wunderts, bei diesem "Nicht-"Winter?
Zitat von: Tobias TJ am 27.Feb.14 um 21:46 Uhr
Was man nicht so alles endeckt, wenn man im Vorfrühling durch die Wälder streift :ka .
Endlich mal etwas Abwechselung in deutschen Naturschutzgebieten. Cyclamen coum ist ja ein hübscher Neophyt, vor dem wir uns sicherlich nicht fürchten müssen.
Nee, Angst müssen wir vor der Art ganz sicher nicht haben, zumal wir ja nicht bei den "Phytorassisten"in der Schweiz wohnen :whistle, wo die Art sicherlich als extrem gefährlich und invasiv auf der "Schwarzen Liste" landen würde (mindestens aber auf der "Grauen (Vorwarn-)Liste")
Cyclamen coum gibt es hier wohl an mehreren Stellen in den Wäldern.
Zitat von: Tobias TJ am 27.Feb.14 um 22:02 Uhr
Nee, Angst müssen wir vor der Art ganz sicher nicht haben, zumal wir ja nicht bei den "Phytorassisten"in der Schweiz wohnen ..
Na, das passt ja zu ihrer kürzlichen Volksabstimmung.
Im botanischen Garten Bochum gibt es sein schönes Fleckchen Cyclamen coum caucasicum. Das hat sich auch ganz schön ausgebreitet, sogar bis in meinem Garten hinein. Aber hier kommt die Art nicht gegen Cyclamen hederifolium an.
Moin,
am letzten Sonntag war ich am Ziegenberg bei Heimburg. Dort soll es auch Orchis mascula geben, konnte aber nicht einmal Gelbsterne oder ähnliches erblicken, geschweige denn Blätter der Orchis. Die Nonea pulla kenne ich auch aus der Gegend, habe sie aber bisher mehr als Ackerkraut kennengelernt.
Moin,
ja, am Ziegenberg gibts schöne Bestände von Orchis mascula. Dazu noch viel Gymnadenia und Ophrys insectifera sowie Ophrys apifera. Man muss nur wissen wo ;-).
Bekannt ist das Gebiet auch für Linum leonii, dem Lothringer Lein, der dort sein nördlichstes Vorkommen hat.
Nonea kommt hier durchaus auch an trockenen warmen Ackerrändern vor. In Halbtrockenrasen ist sie meist an Störstellen, wie etwa in der Nähe von Tierbauten zu finden. Als zweijährige Pflanze braucht sie halt immer wieder offene Stellen zum Keimen.
So groß ist der Ziegenberg nun auch nicht. Ich bin gleich über die diversen Arten gestolpert. Das ist aber ein paar Jahre her.
Moin,
ich war auch recht spät am Tag dort um noch intensiv zu suchen. Vorher war ich im Wald und habe Moose fotografiert. Erst gegen 16.00 hab ich mal einen Blick auf diesen Berg geworfen. Aber er ist ja nicht aus der Welt. Nächstes mal nehme ich mir mehr Zeit.
und weiter geht's ins nächste NSG an die Teufelsmauer, die ich am vorletzten Wochenende mal wieder besucht hab.
Geblüht hat natürlich noch nicht so viel, aber das ein oder andere Blümchen war doch schon zu entdecken.
Übrigens ist das NSG Teufelsmauer bereits 1935 ausgewiesen wurden und gehört damit zu den ältesten in Deutschland.
Und auch Goethe weilte dort bereits zu geologischen Studien.
Hier erstmal ein paar Eindrücke von der Landschaft dort:
In Massen blühte dort das Frühlings-Hungerblümchen (Erophila verna), so dass ganze Hangbereiche weiß überzuckert waren.
besonders an sandigen Stellen fing der Frühlings-Spark (Spergularia morisonii) an zu blühen. Auch klein, aber doch hübsch.
Das besondere botanische Highlight an dem Wochenende war allerdings der doch sehr seltene Felsen-Gelbstern Gagea bohemica). Der nur an wenigen Stellen zu finden war, aber dafür richtig schön gelb leuchtete.
Auf dem 'Weinberg' der Nähe des Dorfes Börnecke: Adonis vernalis steht dank der nun doch etwas kühleren Witterung immer noch in Vollblüte.
Tobias, es gab zur Wendezeit einen Standort von Adonis vernalis auf der Südseite der Autobahn A2 in der Gegend von Hakenstedt, Borkenstedt direkt an einer Abfahrt. Kennst Du den vielleicht und existiert er noch?
Ich hatte mich im Frühling 1090 erstmalig getraut von der Transitautobahn abzufahren und etwas nach der Natur zu schauen. Dabei hatte ich den Standort entdeckt. Er sah eigentlich von der Autobahn aus wie ein Orchideen-Halbtrockenrasen. Es gab aber nur einen riesigen Adonis vernalis Bestand.
Hallo Berthold,
den Standort kenne ich leider nicht, ich vermute aber, dass er noch existiert. Die größeren Adonis-Bestände wurden meines Wissens schon zu DDR-Zeiten gut gepflegt.
Die Orchideensaison ist nun auch hier eröffnet. Hier ein paar Bilder von Orchis mascula aus dem NSG Ziegenberg. Der einzige Standort, den ich in der Gegend kenne, wo die Art im Halbtrockenrasen (wenn auch mehr am Nordhang) vorkommt. Alle anderen mir bekannten Fundorte hier sind Waldstandorte.
Die Pflanzen des Bestandes sind mit ganz wenigen Ausnahmen alle ziemlich einheitlich dunkel gefärbt in der Blütenfarbe.
Auf dem ersten Bild mal eine der Ausnahmen:
und dann gabs noch ein paar sehr kräftig gebaute Pflanzen mit ziemlich großen Blüten.
Zitat von: Berthold am 18.Apr.14 um 20:31 Uhr
Ich hatte mich im Frühling 1090 erstmalig getraut von der Transitautobahn abzufahren und etwas nach der Natur zu schauen.
Wer war denn da Regierungschef im Osten?
Ich war am letzten WE mit ein paar lokalen Orchideenfreunden im NSG Ziegenberge. Die Primelwiesen waren spekakulär, aber der Bestand an Orchis mascula war auch sehr schön. Wie Tobias schon schrieb, ist die Mehrheit der Blüten recht dunkel. Einige waren so kompakt und dunkel, daß ich mir im Gelände nicht sicher war, ob das alles mascula ist (und nicht morio).
Mehr masculas. Die Blüten waren sehr vielgestaltig; manche hatten flache Lippen, andere gefaltete, die Form der Lippen war sehr variabel, genau wie die Zeichnung, die Blütengröße insgesamt (manche waren wohl doppelt so groß wie die kleinen kompakten), und beim Laub gab es gefleckte und ungefleckte.
die letzten masculas...
Ophrys haben wir nur vereinzelt gefunden, da haben sich erst die Knospen langsam aus der Rosette gestreckt. Ein Highlight war die O. purpurea, davon gabs aber auch nur eine. Zum abschluß noch der Lein, der dort sein nördlichstes Vorkommen haben soll.
Schicke Bilder!
Den Lothringer Lein mal blühend anzutreffen ist nicht so einfach, obwohl der Bestand gar nicht so klein ist. Er schmeißt meist schon kurz nach dem Mittag die Blütenblätter ab.
Orchis purpurea habe ich am Ziegenberg bisher noch nie gefunden. Es gibt aber mehrere standorte in der Umgebung.
Gestern Abend war ich mal wieder am Huy unterwegs. Zuerst auf einem Steppenrasen, später dann och auf einer Waldlichtung. Und was soll ich sagen... es hat sich mal wieder gelohnt.
Zuerst der Steppenrasen auf dem unter anderem Stipa pennata, das Grauscheidige Federgras wächst. Schon etwas besonderes in Deutschland. Der Wiesensalbei ist hier in der Region hingegen schon fast als Unkraut zu bezeichnen. Er wächst an jedem etwas sonnigeren Wegrand und zum Teil sogar an den Böschungen der Straßengräben.
Zwischen Federgras und Salbei wächst auch einiges an Adonis vernalis, auf dem sich dieses hübsche Weißpunkt Bodenwanzen-Pärchen vergnügte. :whistle
Eine weitere Besonderheit ist die Violette Schwarzwurzel.
Der Hügel Klee ist da schon häufiger anzutreffen, aber auch er wird immer seltener.
Nicht weit entfernt standen einige Orobanchen. Ich vermute mal, dass es sich dabei um die Große Sommerwurz (Orobanche lutea), die auf diversen Fabaceaen schmarotzt, handelt.
Nun aber zum eigentlichen Grund meines Besuches auf diesem Hügel. Im letzten Jahr, als ich im Spätsommer erstmals dort war, fand ich einen einzelnen vertrockneten Orchideensamenstand und nun wollte ich klären, um welche Art es sich handelt. Gerechnet hatte ich mit Orchis mascula, da diese in der Region recht häufig ist und am Ziegenberg (siehe weiter oben im Thread) auch in einem Magerrasen vorkommt. Zu meiner Überraschung fand ich einen schönen Bestand von Orchis tridentata.
und noch ein paar...
Die Wanzenbilder sind sehr klasse geworden. :thumb
Bevor es weiter zur Waldlichtung ging, mußte noch eben das Gewöhnliche Kreuzblümchen (Polygala vulgaris) als Model herhalten...
und der Fruchtstand einer Pulsatilla abgelichtet werde.
Noch ein Blick über das nördliche Harzvorland hinweg Richtung Halberstadt. Im Hintergrund vom rechten zum linken Bildrand verlaufend der Ostharz.
Auf dem Weg zum Auto, dann noch schnell ein paar interresante Samenstände dokumentiert...
Auf der Waldlichtung angekommen, wurde es leider schon etwas dämmerig. Ein paar Orchideenbilder von dort, habe ich aber trotzdem. Besonders auffällig sind dir kräftigen Orchis purpurea dort.
...
Auch Platanthera chlorantha und Ophrys insectifera fangen schon an zu blühen... Alles immer noch mindestens zwei Wochen früher als hier eigentlich 'normal'.
und die Ophrys...
...
An Orchideen sind auf der Lichtung ansonsten noch Listera ovata und Orchis mascula zu finden. Listera hatte aber grade erst die ersten Blütchen offen und für anständige Fotos war es inzwischen zu dunkel. Orchis mascula hingegen ist bereits am abblühen. Insgesamt scheint es dieses Jahr hier in der Region ein gutes Orchideenjahr zu sein.
Ophrys insectifera ist in der Kultur nach meinen Erfahrungen von früher leider sehr kurzlebig. Deshalb lohnt sich auch die Aussaat kaum.
Das kann ich mir gut vorstellen. Ich habe auch den EIndruck, dass die Bestände im Gelände von Jahr zu Jahr ähnlich stark schwanken wie bei O. apifera