Aber extrem ernst nehmen muss man das alles nicht
Das bleibt Jedem und Jeder selbst überlassen. Doch ist das doch alles sehr interessant und erweitert den Horizont.
Puh, jetzt wird´s kompliziert. Man könnte Seiten drüber schreiben, nur dafür ist es mir zu wenig wichtig. Kurz zusammengefasst: Natürlich haben alle, insbesondere Stanislav und Walter, ganz bestimmt weitestgehend recht und ich bin da sowieso sehr tolerant, auch wenn ich an meinem Bild von Grundlagenforschung noch arbeiten soll. Was aber nichts dran ändert, dass ich bei meinen bereits beschriebenen Standpunkten bleibe, denn die sind ja über die Jahre gereift.
Das Geld an die Wissenschafter verteile ja nicht ich, sondern die Entscheidungsträger (Politiker). Und die lassen Wissenschaften wie Botanik gerade am Existenzminimum zappeln wie etwa auch das Bundesheer, weil es für sie nicht wichtig ist. Noch dazu, wenn die dann noch ständig die Namen ihrer Forschungsgegenstände ändern und da ihre Energie reinstecken.
Das Problem ist ja nicht eins, das nur die "Orchideenkunde" betriffft. Es ist mit den Namen überall dasselbe. Als ich vor einigen Jahren mich einmal eine Zeitlang mit Nachtfaltern beschäftigte, lernte ich einen der profiliertesten niederösterreichischen autodidaktischen Amateur-Lepidopterologen kennen. Bei dem Thema geht es etwa um 4000 Arten. Er teilte mir mit, dass er es mit den ständig wechselnden Gattungsnamen längst aufgegeben habe, er würde am Leuchtturm nur Artnamen notieren. Aber auch hier gibt es Leute, die ständig den aktuell gültigen Namen nachjagen.
Über die Jahrzehnte habe ich mich mit den verschiedensten faunistischen Artengruppen beschäftigt, es kommen tausende Namen zusammen, die ständig gewechselt werden sollen. Irgendwann hat man mit zunehmendem Alter genug davon. Wobei hier die Orchideen nur ein Nebengeräusch sind. Nimmt man aber die Arten weltweit her, dann steht man hier auch bei zigtausenden Arten. Wenn Florian meint, es passt schon, die Namen seien ja nur veraltet, dann sage ich: Auch die jetzigen Namen werden über kurz oder lang wieder veraltet sein und die Halbwertszeit wird immer kürzer. Die babylonische Sprachverwirrung ist immer und überall, und so wie überall lernen wir aus der Geschichte nichts.
Nein, die Namenjagd ist absolut nicht mein Schwerpunkt, da halte ich den Naturschutz für weitaus wichtiger. Was nützt es mir, wenn ich nomenklatorisch auf dem neuesten Stand bin und die Arten sterben mir inzwischen weg? Um bei den Beispielen zu bleiben: Anacamptis pyramidalis ist inzwischen im Bezirk Melk ausgestorben (wie übrigens auch Arten wie Herminium monorchis, Ophrys insectifera, Epipactis microphylla und noch einige andere). Die vor 20, 30 Jahren noch rel. häufige Orchis morio hat noch weit verstreute reliktäre Inselvorkommen. Orchis tridentata und ustulata haben auch massive Standortsverluste hinnehmen müssen, und da ist es mir dann auch egal, wie die heute heißen.
Wissenschaftler, die sich dazu aber prominent in den Medien äußern, die fallen kaum einmal auf. Das niederösterreichische Straßenbau-Budget ist astronomisch im Vergleich zu dem lächerlich winzigen Budget der nö. Naturschutzabteilung. Dort ist aber auch kein größeres notwendig, denn wie mir Insider berichten, ist der jeweilige Chef dieser Abteilung kein Naturschutzfachmann, sondern ein Jurist, der den politischen Auftrag hat, echten Naturschutz mit allen Mitteln zu verhindern.
Die bekannten NGO´s bleiben ebenfalls stumm - weil sie von den Politikern finanziell abhängig sind. Sie müssen von den Fördergeldern die Jobs ihrer Mitarbeiter finanzieren, da kann man nicht lästig sein. Die Bevölkerung weiß von allen diesen Dingen nichts und wird obendrein medial manipuliert. Ein bekannter österreichischer Wildbienenexperte bezeichnete mir gegenüber die mit öffentlichen Mitteln finanzierte Bienenkampagne der nö. Landesregierung als "fake news", die so in Deutschland absolut undenkbar wäre.
Ich komme jetzt vom Thema ab, aber man kann sich vorstellen, vor welchem Hintergrund ich da diskutiere. Ich engagiere mich vor allem im Naturschutz in einer kleineren regionalen NGO, die die heutigen Möglichkeiten versucht auszunutzen (Stichwort Aarhus-Konvention) und habe leider kaum Zeit, mein Bild von Grundlagenforschung zu entwickeln

Die ständig wechselnden Namen behindern mich aber eher dabei.