Das naturbelassenste Tal Österreichs...

Begonnen von Muralis, 09.Jul.14 um 17:07 Uhr

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Muralis

...ist nicht der Lech in Tirol. Es gibt da ein unbekanntes Gebirgstal in der Steiermark bis an die niederösterreichische Grenze, immer noch zum Glück ziemlich unbekannt, da weit weg von den Zentren Graz (zuständig) oder Linz.

Nachteil: Der Naturschutz kennt es auch nicht.

Ich zeig eine kleine Auswahl meiner Bilder, die ich letztes Wochenen de bei mäßigem Wetter (also kaum Leute dort) nach einer Leuchtnacht im Gebirge in dem Tal geschossen habe.

Es wohnen heute fast keine Leute mehr in dem Tal, das durch eine schmale kurvenreiche Straße erschlossen wird, und das Gebirgsflüsschen darf noch so richtig Fluss spielen und sich austoben. Es führt übrigens Trinkwasser. Das ist die Heimat einer der seltensten Grashüpfer-Arten Europas, dem Kiesbank-Grashüpfer.

Ralla

Zitat von: Muralis am 09.Jul.14 um 17:07 Uhr
...  und das Gebirgsflüsschen darf noch so richtig Fluss spielen und sich austoben.

Was das Flüsschen auch tut, wenn man die umgefallenen Bäume an der Seite so sieht.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Muralis

Weiter geht´s - übrigens Anklicken der Bilder nicht vergessen!

Noch ein charakteristisches Tier trifft man dort, den Sandlaufkäfer Cicindela hybrida.

Auf den Schotterbänken wächst auch eine Orchidee, deren blüten es mit mancher tropischen Schönheit aufnehmen können: Epipactis palustris. Normalerweise auf nassen Sumpfwiesen, wächst sie hier im trockenen Schotter. Die Wurzeln werden wohl bei höherem Wasserstand von Wasser umspült.

Und auf einer Knautie warteten Pinselkäfer und das Widderchen Zygaena filipendulae auf besseres Wetter.

Muralis

Am niederösterreichischen Ufer liegt auf 700m eine Alm, die dann in einen steilen Wiesenhang und in Bergwald übergeht. Die kenne ich auch schon gut 20 Jahre  ;-)

So lang wird es auch schon her sein, dass ich Herminium monorchis in Blüte erlebt habe.

Gymnadenia odoratissima gibt´s ebenfalls dort.

Muralis

Und Anacamptis pyramidalis blüht auch gerade. Nur leider für mich ziemlich besch....eiden zu fotografieren, zumal ich auch meinen Zangenblitz nicht zur Verfügung habe.

Die kleine Felsen-Himbeere Rubus saxatilis werden viele nicht kennen, sie wächst bevorzugt auf Dolomit-Boden.

Und 2 Bilder von der Alm, hinter den Almhäusern beginnt schon die grüne Mark.

Muralis

Und zuletzt noch ein paar seltene Falter:

Wundklee-Bläuling Plebicula dorylas
Kreuzenzian-Ameisen-Bläuling Maculinea rebeli
Schwarzgefleckter Ameisen-Bläuling Maculinea arion ssp. obscura
Jakobskrautbär Tyria jacobeae, der in diesen Tälern auf Alpen-Pestwurz lebt (bzw. seine Raupen)

So das war´s, hoffe, es gefällt.

VG Wolfgang

Postpiet

Klasse Eindrücke!

Die Felsen-Himbeere ist doch vom "Teufelszwirn" umschlingen, wenn ich das richtig deute ...


Schönen Gruß

Peter
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Muralis

Zitat von: Postpiet am 09.Jul.14 um 17:46 Uhr
Die Felsen-Himbeere ist doch vom "Teufelszwirn" umschlingen, wenn ich das richtig deute ...

Gut beobachtet, ist mir vor Ort gar nicht aufgefallen, hab einfach die erstbeste geknipst  grins
Aber Cuscuta epithymum ist in diesen Habitaten keine Seltenheit.

Übrigens ein Fehler: "obscura" ist keine Subspecies, sondern natürlich nur eine seltene Form des Weibchens, mit diesen überdimensionalen schwarzen Flecken auf den Vorderflügeln. Wohl auf´s Gebirge beschränkt, wo Schwärzlinge gehäuft auftreten. Hab ich selber zum 1. Mal gesehen.


Ralfus

Ich bin vor vielen Jahren häufiger dort gewesen. Ausschlaggebend war, dass dort über 20 Braunbären im Gebiet residierten. Teilweise angesiedelt, dann selbst produziert. Hatte dazu alle Berichte über Sichtungen im Netz studiert und die Orte dann aufgesucht. Im Ergebnis hatte ich nie einen gesehen.
Schön war auch der Mini-Urwald aus ehemals jüdischem Besitz.
Dann mehrten sich die Berichte, dass urplötzlich ein Bär nach dem anderen verschwand. Im benachbarten Ort gab es dann zum Ausklang noch eine Bärenausstellung mit wunderbaren Fotos. In diesem Jahr existierten dort nur noch zwei Tiere. Auch diese hatten sich dann erledigt. Ich mutmaße mal, dass die Bevölkerung die Bärenausrottung unterstützte. Es wurden allein durch Zufall nur zwei Verantwortliche nach ihrem Tod bekannt. Seit dem bleibe ich dort fern.
Gruß Ralf

Muralis

Das mit den Bären war zwar sehr bedauerlich (bei mir hat es auch nur für - tw. recht frische - Bärenkacke und für Bärenspuren gereicht) und die Bären sind sicherlich illegal verräumt worden, von wem auch immer (in Frage kommen natürlich Jäger und Wilderer).

Sich aber deshalb selbst zu bestrafen, indem man in dieses einmalige Gebiet nicht mehr hinfährt, halte ich für falsch.
Und der "Mini-Urwald" hat immerhin mehrere 100 ha, groß genug zum Verirren  :-D
Der Urwald gehört immer noch zur Rothschild´schen Forstverwaltung, ist aber unter endgültigem Nutzungsverzicht ins Wildnisgebiet Dürrenstein eingegliedert worden. Dieses kann man besuchen und dort Führungen buchen (siehe dessen website). Dabei könnte man auch mich kennenlernen - eine Veranstaltung, ein Publikumsleuchten - also Wildnisgebiet bei Nacht - mache ich heuer noch  :yes

Das beschriebene Tal gehört aber leider nicht zum Wildnisgebiet und großteils zur Steiermark, war aber natürlich ebenfalls Streifgebiet der Braunbären.

Berthold

Zitat von: Muralis am 09.Jul.14 um 20:04 Uhr
Das mit den Bären war zwar sehr bedauerlich (bei mir hat es auch nur für - tw. recht frische - Bärenkacke und für Bärenspuren gereicht) und die Bären sind sicherlich illegal verräumt worden, von wem auch immer (in Frage kommen natürlich Jäger und Wilderer).

Braunbären in einer bewohnten oder besuchten Landschaft sind schon ein grosses Problem. Ich bin einmal in Kanada nach 5 Stunden Wanderung durch menschenleeres Gebiet auf dampfende Grizzlybär-Losung gestossen. Das war mir sehr unheimlich. Wir sind sofort umgedreht.

In Thailand war ich in einem abgelegenen Dorf, wo ein Tiger ausgestopft in einem Schaufenster stand. Er hatte vor 20 Jahren ein kleines Mädchen aus dem Dorf "geschlagen" und aufgefressen. Die Dorfbewohner hatten ihn erschossen als er nach einigen Tagen wieder kam, um sich einen weiteren Menschen zu holen, vielleicht für seine Jungen.

Tiere, in deren Beuteschema ich hinein passe, mag ich nicht. Die sollten überall ausgerottet sein, wo ich hinkomme
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralfus

#11
Der "Mini-Urwald" sollte das Gebiet nicht schmälern. Obwohl, die umliegenden Monokulturen vermiesen einem schon das dort hingelangen. Der Urwald selbst war damals sogar betont schön!
Ich war insbesondere in den 90gern hin und wieder in Ostpolen in den weiten Sumpfgebieten von Narew und Biebrza sowie dem Urwald von Białowieża. Diese Gegenden mit Bären, Wolfen, Wisente, Luchs, Elch usw. vermittelten dann schon einen anderen Eindruck. Leider fing man dort an, das Holz zu vermarkten, so dass viele natürliche Waldgesellschaften ausradiert wurden.
Kann man Euren Urwald nicht langfristig vergrößern? Für so etwas müsste man doch wohl einen Sponsor finden oder? Ich meine damit den Aufkauf benachbarter Waldareale und die Überführung in eine naturschutzfachlich gelenkten Sukzession.

Gruß Ralf

Muralis

Zitat von: Ralfus am 09.Jul.14 um 20:51 Uhr
Kann man Euren Urwald nicht langfristig vergrößern? Für so etwas müsste man doch wohl einen Sponsor finden oder? Ich meine damit den Aufkauf benachbarter Waldareale und die Überführung in eine naturschutzfachlich gelenkten Sukzession.

Ist ja schon passiert! Das Wildnisgebiet Dürrenstein repräsentiert die höchste Schutzkategorie der IUCN (über Nationalpark) und umfasst nach der jüngsten Erweiterung glaub ich über 3000 ha. Hier wurden weitgehend naturnahe Gebiete rund um die Urwälder Rotwald I und II zusammengefasst. In diesen Bereichen dürfen seit ca. 2000 nur mehr natürliche Sukzessionsprozesse ablaufen. Der Mensch ist weitgehend ausgesperrt, er darf sich nur mehr auf den ganz wenigen markierten Steigen sowie auf den verbliebenen Forststraßen (die meisten sind am verfallen) bewegen bzw. darf er an geführten Exkursionen teilnehmen.

Es ist ja ein besonderes Privileg, dort faunistisch forschend tätig sein zu dürfen, was ich sehr genieße! Erlebe einmal eine Nacht im Biwakzelt, wo du am Morgen von keinen Fremdgeräuschen geweckt wirst, sondern vom lautstarken Vogelkonzert oder wie im letzten Fall von den Rufen und vom Trommeln von gleich 3 Weißrückenspechten!

Dabei empfinde ich es als offen gesagt recht angenehm, dass die Wahrscheinlichkeit, nächtens einen Bären zu treffen, gering ist. Obwohl wir an sich nicht in seinem Beuteschema sind. Gefährlich wird es in erster Linie bei einer Bärin mit Jungen. Das hat es ja früher durchaus gegeben.

Hier der Link: http://www.wildnisgebiet.at/

Ralla

Ds klingt gut.

Klingt auch so, als sollte man jederzeit die Kamera griffbereit haben.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Postpiet

Zitat von: Berthold am 09.Jul.14 um 20:25 Uhr
...
Tiere, in deren Beuteschema ich hinein passe, mag ich nicht. Die sollten überall ausgerottet sein, wo ich hinkomme


Dank solch engstirniger, allein auf die eigenen Interessen ausgerichteten Ansichten, gibt es dafür ja auch ausreichend Beispiele!

Und im Prinzip traf es die menschlichen Naturvölker wie Inkas, Indianer, ect. ja genauso ...


Schönen Gruß

Peter
Posting © [Postpiet] 2013.
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