Epipactis atrorubens

Begonnen von Timm Willem, 06.Okt.09 um 15:01 Uhr

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Erwin

#30
Zitat von: Manne am 07.Okt.09 um 10:01 Uhr
Hallo Erwin,
Einige AHO Gruppen haben ja schon öfter mal Notumsetzungen gestartet. Auch dort haben die Pflanzen, welche mit Ballen umgesetzt wurden, oft nicht länger als 3 Jahre überlebt. Knollenumsetzungen exitieren hingegen schon über bis zu 15 Jahren.
:ka :ka :ka
Aber Epipactis ist eine Rhizomorchidee und Füße wäscht man doch nur dem Papst.

Manne

Im Grunde genommen ist es egal ob Knolle oder Rhizom. Entscheidend bei Ballenumsetzung ist wohl ob die Stelle wo die Pflanze steht, von der Begleitflora stark durchwurzelt ist oder nicht. Ist keine nennenswerte Durchwurzelung da spielt es keine Rolle. Im anderen Falle faulen nach der Umsetzung die abgetrennten Pflanzenteile der Begleitflora im Ballen und dann die Orchideen gleich mit.

Timm Willem

Zitat von: Timm Willem am 06.Okt.09 um 21:14 Uhr
Hallo Jürgen,
in der Tiefebene erscheint E. helleborine ähnlich plötzlich auf Schuttplätzen und an Straßenrändern. Das Rätsel ist aber, warum lassen sie sich nicht wie Cypris einfach umpflanzen. Ich hatte etliche wild aufgelaufene im Garten meines Elternhauses, um sie zu erhalten, wollte ich sie an eine sicherere Stelle im gleichen Garten umsetzen, oft ohne Erfolg.
Um da kurz ein Richtigstellung einzufügen, ich meinte, dass sie nicht nach dem Umpflanzen abgestorben sind, sondern im Laufe von drei bis vier Jahren immer kleiner wurden.

Manne

Hallo Timm,
hast du gedüngt?

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 07.Okt.09 um 11:13 Uhr
ich meinte, dass sie nicht nach dem Umpflanzen abgestorben sind, sondern im Laufe von drei bis vier Jahren immer kleiner wurden.

das machen sie in der Natur allerdings auch oft. Sie verschwinden genau so schnell wie sie gekommen sind. Ich weiss das genau, weil ich immer ein kleines Stöckchen an die Stelle im Garten setze, wo eine Pflanze aufgetaucht ist und meine Frau nicht mit dem Rasenmäher drüber soll.

Aber dennoch ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass die Pflanze nach dem Umsetzen mit Ballen schnell verschwindet. Ich vermute, dass die im Wurzelbereich vorhandenen Bodenpilze nach dem Umsetzen andere Verhältnisse vorfinden und dann die Pflanze behindern oder sogar abtöten.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Zitat von: Timm Willem am 07.Okt.09 um 11:13 Uhr
Zitat von: Timm Willem am 06.Okt.09 um 21:14 Uhr
Hallo Jürgen,
in der Tiefebene erscheint E. helleborine ähnlich plötzlich auf Schuttplätzen und an Straßenrändern. Das Rätsel ist aber, warum lassen sie sich nicht wie Cypris einfach umpflanzen. Ich hatte etliche wild aufgelaufene im Garten meines Elternhauses, um sie zu erhalten, wollte ich sie an eine sicherere Stelle im gleichen Garten umsetzen, oft ohne Erfolg.
Um da kurz ein Richtigstellung einzufügen, ich meinte, dass sie nicht nach dem Umpflanzen abgestorben sind, sondern im Laufe von drei bis vier Jahren immer kleiner wurden.

Hallo Simon,

vor einigen Jahren habe ich mal einige Listera ovata-Rhizome von einer Autobahn(neu)baustelle an den Bot.Garten gegeben. Dafür wurde mir die entnahme einer Epip.atrorubens aus dem artenreichen und gut durchwurzelten Frühlingswald gestatte. Die Pflanze ist nur 1x wieder gekommen. Die jetzt dort vorhandenen Pflanzen sind alle am Wuchsort gekeimt. Der Garten in Marburg hat glückklicherweise ein sehr großes Alpinum und damit genügend ökologische Nischen anzubieten.

Einen Versuch aus dem Kalkschotter des Steinbruchs wird mir die Naturschutz-Bürokratie sicherlich nicht genehmigen. Vielleicht ist die Gartenleitung da zugänglicher. Ich liefere dorthin einiges an Sämlingen.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Berthold

#36
Zitat von: Claus am 06.Okt.09 um 22:55 Uhr
... jedenfalls keimen sie oben an der Glaswand, wenn da mal einige kleben bleiben.  :-D :-D :-D

Claus, das ist doch ein wunderschöner und einfacher Beweis für die mykoparasitären Mechanismen bei der Orchideenkeimung.

Fehlt jetzt nur noch, dass die Pilze die Testa der Orchideensamen auch noch als Fütter werwerten und auch damit den Embryo füttern. Das würde erklären, dass die Pilze mit wenigem organischen Material in den Nähe des Orchideensamens auskommen. Sie könnten ja 100 Testa verspeisen und damit ein Embryo füttern.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Manne am 07.Okt.09 um 13:12 Uhr
Hallo Timm,
hast du gedüngt?
Habe ich, der einzige erkennbare Unterschied zu den nicht umgesetzten Pflanzen war, dass man nach dem Umsetzen eine Zunahme an Pilzkrankheiten auf den Blättern erkennen konnte.

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 07.Okt.09 um 23:42 Uhr
der einzige erkennbare Unterschied zu den nicht umgesetzten Pflanzen war, dass man nach dem Umsetzen eine Zunahme an Pilzkrankheiten auf den Blättern erkennen konnte.

das ist üblicherweise die Folge einer Infektion im Wurzelbereich, die zur Schwächung auch des oberirdischen Pflanzengewebes führt, das damit infektionsanfälliger wird.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Zitat von: Berthold am 08.Okt.09 um 00:21 Uhr
das ist üblicherweise die Folge einer Infektion im Wurzelbereich, die zur Schwächung auch des oberirdischen Pflanzengewebes führt, das damit infektionsanfälliger wird.
Hallo Berthold,
ob es "eine" Infektion ist, kann ich nicht sagen, aber eine allgemeine Schwächung im Wurzelbereich ist sicher die Ursache für die Infektionsanfälligkeit an den oberirdischen Pflanzenteilen.
Seltsam ist für mich nur die unterschiedliche Reaktion von Cypris und Epipactis bei Eingriffen in den Wurzelbereich, Umpflanzen.
Abhängigkeit von einer bestimmten Symbiose kommt dabei nicht in Frage, Epipactis sind offensichtlich nicht an die Anwesenheit von einzelnen Gehölzarten gebunden.   
Eine Möglichkeit wäre, Epipactis reagiert ungewöhnlich stark auf leichte Verletzungen, um den vermeintlichen Gegner abzuwehren.
Viele Grüße
Timm

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 08.Okt.09 um 07:58 Uhr
Seltsam ist für mich nur die unterschiedliche Reaktion von Cypris und Epipactis bei Eingriffen in den Wurzelbereich, Umpflanzen.
Abhängigkeit von einer bestimmten Symbiose kommt dabei nicht in Frage, Epipactis sind offensichtlich nicht an die Anwesenheit von einzelnen Gehölzarten gebunden.   

Viele Grüße
Timm

Extrem gross ist der Unterschied zwischen Cephalanthera longifolia und Cephalanthera damasonium (und den türkischen Arten).
C. longifolia kann man immer ohne jeden Schaden umpflanzen, C. damasonium fast nie. Die Wurzeln von C. damasonium sind stark mit Pilzhyphen eines Pilzes, der auf einem Baum oder einem anderen Wirt lebt, bewachsen. Nach dem Umpflanzen zerstört dieser Pilz die Wurzeln der C. damasonium.

Extrem ist die Situation bei Orchis pallens. Vor langer Zeit hat mir ein Bekannter Orchis pallens Knollen adulter Pflanzen aus seinem Wald in Italien geschickt. Die Knollen waren in eine Plastiktüte eingepackt und 5 Tage mit der Post unterwegs. Hier angekommen war die Tüte voller weisser Pilzhyphen und die Knollen schon komplett vermascht.

Ähnliches gilt für Salep. Ich habe ein halbes Kilo Salep (eine Mischung aus getrockneten Knollen von türkischen Dactylorhiza, Orchis und Comperia) in reines Seramis gesteckt und angefeuchtet. Nach 2 Tagen war alles von Pilzhyphen durchwachsen und nach 3 weiteren Tagen alle Knollen vollständig zersetzt und nicht mehr für den Vanillepudding zu gebrauchen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Stick †

Kann ein Experte das Epipactis atrorubens auch im eingezogenen Zustand erkennen?
Die Blöden rennen, die Schlauen warten, die Guten gehen in den Garten.

purpurea †

Ich kenne nur von meinen Pflanzen dass sie tiefer wurzeln als vergleichbare, im Wuchs ähnliche. :thumb
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Zitat von: Stick am 23.Sep.15 um 19:49 Uhr
Kann ein Experte das Epipactis atrorubens auch im eingezogenen Zustand erkennen?

Theoretisch ja, aber ich fürchte, es gibt solche Experten nicht oder sie würden es nicht zugeben, denn sie müssten viele Pflanzen in der Natur ausgegraben haben, um die Variationsbreite der Rhizome abschätzen zu können.

Etwas ist aus dem Substart zu erkennen, wenn es noch an den Wurzeln klebt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Berthold,das kannst du so nicht sagen.Denn auch ich besitze die Pflanze und habe sie damals, ich hoffe, legal erworben.
Da ich öfters meine Anlage umbaue und auch Pflanzen entnehme weiss ich ungefähr wie die Rhizome aussehen.
Und wie ich schon geschrieben habe sitzt die atrorubens relativ tief gegenüber anderen Epipactis.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.