Schutz von Erdorchideen vor dem Abfaulen

Begonnen von Eveline†, 09.Jul.11 um 15:53 Uhr

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Eveline†

Einar, danke  :baby

Meinst Du einen Druckkochtopf, in dem in der Küche Speisen zubereitet werden? Wie funktioniert das? Wasser nur bodenbedeckt, Substrat in den gelochten Einsatz? Wie mißt Du die Temperatur?

Regina.

Wenn Du keinen Druckkocher hast (es gibt auch sterilisiergeräte für Gartenbaubetriebe) kannst du´s auch im Herd machen, z.B. in einem großen Gansbräter. Das einzige, worauf Du achten solltest, ist dass im Sterilisiergut keine feinbröselige Kohle mit drin ist...ich hatte schon mal einen Schwelbrand im Herd

Berthold

Zitat von: vanessa am 09.Jul.11 um 15:53 Uhr
Einar, danke  :baby

Meinst Du einen Druckkochtopf, in dem in der Küche Speisen zubereitet werden? Wie funktioniert das? Wasser nur bodenbedeckt, Substrat in den gelochten Einsatz? Wie mißt Du die Temperatur?

Ja, ein Drucktopf ist das Sicherste. Es muss etwa 2 cm Wasser auf dem Boden sein. Das Substrat kann man darüber in einen warmfesten offenen Behälter füllen. Dann muss man 30 Minuten auf dem 2. Ring des Druckventils sterilisieren, so als wenn man ein Stück Rindfleisch kocht.
Die Temperatur misst man garnicht. Man stellt nur den Druck ein, nämlich auf 2. Ring. Die Temperatur ergibt sich dadurch automatisch nach der Dampfdrucktabelle bei etwa 120°C.
Die Sterilisation im Backofen ist ungünstig, da man dort nie 100° erreicht, die Temperatur im Inneren immer niedriger ist als aussen und das ganze Zeug austrocknet.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Regina.

Die Sterilisation im Backofen ist ungünstig, da man dort nie 100° erreicht, die Temperatur im Inneren immer niedriger ist als aussen und das ganze Zeug austrocknet.
[/quote]

Meiner schafft 350°C

Berthold

Zitat von: Lycaste53 am 09.Jul.11 um 17:18 Uhr
Zitat
Die Sterilisation im Backofen ist ungünstig, da man dort nie 100° erreicht, die Temperatur im Inneren immer niedriger ist als aussen und das ganze Zeug austrocknet.

Meiner schafft 350°C

das steht nur auf dem Temperaturregelknopf.
Wenn Wasser im Ofen in den Speisen oder dem Substrat ist, wird es nie heisser als ca. 100°, dann geht nämlich alle Energie nicht in weitere Temperaturerhöhung sondern in die Verdampfung des Wassers.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Regina.


Norweger

#6
Es ist schnell viele Antworten gekommen weil ich weg bin.

Bertholds Beschreibung vom Sterilisierungsprozess ist was ich selber gesagt hätte wenn mein deutsch jedenfalls ein bisschen besser wäre.  :-D

An eine Atmosphäre Druck(ob meine Erinnerung nicht fehlt) etwa 116 Grad wird das Substrat völlig steril. Nach meiner Meinung reicht es eigentlich ob das Substrat in Backofen eine Stunde kocht. Nicht viele Pilze oder Bakterien überleben eine Stunde im Backofen. Für Sämlinge ist es wichtig dass sie kein Konkurrenz von Unkaut ins Substrat die ersten Wochen bekommen. Als sie grösser und starker werden verliert man nur selten Sämlinge. Anfangs juni habe ich 60 Sämlinge(Cyp. reginae und passerinum) aus Deutschland bekommen. Keine sind so weit von Krankheiten angegriffen worden.
Aus Schaden wird man nicht klug, wenn man von Anfang nicht klug ist.

Claus

Ich sterilisiere gelegentlich auch mal Substrate im Sicomatic, der 6,5 Liter fasst. Nun kann man ja nicht unten einfach Wasser einfüllen und das Substrat darauf schütten, das hat Berthold schon beschrieben. Ich stelle dann auf den Einsatz einen passenden Kochtopf, dem ich zum passend-machen die Henkel abschraube. Dann kann man ihn bis zum Rand füllen.

Der Sicomatic schafft am zweiten Ring 118 °C. Und einen dritten Ring gibt es nicht. :-D
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Eveline†

Schmunzel!
Claus, vor meinem geistigen Auge sehe ich Deine arme Frau, die vehement ihre Kochtöpfe verteidigen muß.

Claus

Genau so ist es.  :-D Aber den Sicomatic hat sie nie benutzt, der steht grundsätzlich links vom Herd (Linkshänder  :rot). Etwas fassungslos war sie, als sie den kleinen Topf ohne Henkel sah, gefüllt mit Erde.  :whistle :whistle :whistle

Auch das Umtopfen oder Tauchen von Töpfen auf dem Tisch im Esszimmer wird nicht so gern gesehen. Aber mit dicken Zeitungen als Arbeitsunterlage kann man sich doch eigentlich nicht beklagen.  :weird :weird :weird
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Eveline†

 :rofl

Eine köstliche Vorstellung! Deine Frau wird wahrscheinlich jedes Mal froh sein, wenn der Drucktopfdeckel nicht explosionsartig abhebt und das Substrat am Plafond pickt (klebt).

Claus

Dafür gibt es ja eine doppelte Sicherung. Aber wenn man vergisst, das Ventil zu schließen und das Wasser ist verkocht, dann durchzieht ein köstlicher Duft das ganze Haus. Seither ist der Topfboden etwas dunkel, aber er sterilisiert immer noch.  :whistle
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: ohey am 10.Jul.11 um 14:02 Uhr
Hallo zusammen,
ich will mich auch noch mal Melden, mein Gymnadenia bicornis lebt auch nicht mehr ist von unten auf einmal schwarz geworden und weg gefault schade.
Viele Grüße
Dieter

Gegen das Abfaulen reicht auch eine einmalige Sterilisation des Substrates nicht aus.

Das Substrat muss verhindern, dass sich dort auch mittelfristig keine Infektionskeime (meist anaerobe Bakterien, die alles auffressen) ansiedeln. In der Natur machen das die Mykorrhizapilze oder andere Pilze im Boden, die direkt nichts mit den Orchideen zu tun haben.

In der Topfkultur schafft eine Zusatz von Neudohum Erleichterung oder auch der Zusatz anderer Pilze.
Ein Bekannter aus Tschechien hat jetzt erfolgreich Austernseitlinge getestet, mit denen er sehr gut Orchis militaris schützen konnte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Niko

Hmmmm- Austernseitlinge leben doch auf abgestorbenem Holz - ob die wirklich die militaris geschützt haben  :nee

Gruß Niko

Berthold

Zitat von: Niko am 10.Jul.11 um 16:39 Uhr
Hmmmm- Austernseitlinge leben doch auf abgestorbenem Holz -

Gruß Niko

ja, das scheint gerade der Vorteil gegenüber anderen Ständerpilzen zu sein.

Ich habe ja Tests gemacht mit mehreren Lamellenpilzarten aus dem Garten. Die Orchideen faulen zwar nicht ab mit den Pilzen im Substrat, aber diese bewachsen mit ihren Hyphen die Orchideenwurzeln so stark, dass die Orchiden "Erstickungserscheinungen" zeigen.

Die Austernseitlinge scheinen da zurückhaltender zu sein, weil sie sich ausschliesslich auf den Holzanteil im Substrat konzentrieren und die Orchideenwurzeln in Ruhe lassen.

Dass die Austernseitlinge aber hinreichend Antibiotika ausscheiden, um sich andere Mikroorganismen vom Halse zu halten und dabei auch die Orchideen voe Fäulnis schützen, halte ich für nicht unwahrscheinlich.

Mein Bekannter will im Frühling den Test mit Cephalanthera damasonium machen, zu dem ich dringend geraten habe. Wenn diese Art auch in Austernseitling-Substrat überlebt, hat er wirklich eine grossartige Entdeckung gemacht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)