Lebenserwartung von Cypripedium

Begonnen von Berthold, 04.Feb.11 um 11:39 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Berthold

Kein Cypripedium lebt ewig, weder in der Natur noch im Garten oder im Topf. Deshalb interessiert die Frage, mit welcher Lebenserwartung kann man rechnen, wenn man sich Cypripedien zulegt und immer welche in Blüte haben möchte. Man muss rechtzeitig Ersatz beschaffen, bevor die alte Pflanze abstirbt.

Die mittlere Lebenserwartung einer Pflanze hängt von Art und den Kulturbedingungen ab und ist sehr unterschiedlich.
Meine persönlichen Erfahrungen zeigen bisher Folgendes:
Relativ kurzlebig haben sich bei mir gezeigt:

flavum 3x geblüht, 5x geblüht
segawai 3x geblüht
henryi 4x geblüht

Anschliessend wurden die Pflanzen immer kleiner und sind letztendlich verschwunden. Weiterhin scheinen mir kurzlebig zu sein:

farreri
margaritaceum


Langlebig erscheinen mir:

calceolus
macranthos
guttatum (mit dem kriechenden Rhizom)


Ich kann schlecht abschätzen, ob meine Erfahrung über die Lebensdauer an ungünstigen Kulturbedingungen bei mir liegen oder ob es an der Art liegt.

Wie sind da Eure Erfahrungen? 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Am Naturstandort im Lechtal bei Marinau wandern die Cyp. calceolus im Laufe der Jahrzehnte über Kilometer. Dies hat mir ein 80-jähriger Bergwachtmann erzählt, der die Pflanzen während der Blüte bewachte. Das hänge mit der Veränderung der Bewaldung zusammen (Kiefern im Überschwemmungsgebiet des Lech.)

Die Konsequenz ist natürlich, dass dann die alten Pflanzen absterben und sich vorher auf neuem Glände vermehren.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

orchitim

Zitat von: Berthold am 04.Feb.11 um 11:39 Uhr
Kein Cypripedium lebt ewig, weder in der Natur noch im Garten oder im Topf.

Waaaaaas das erfahre ich erst jetzt, wo ich mir gerade eine Latte Pflanzen zugelegt habe. :heul
Ich bin gegen ein Tempolimit - jeder soll soviel Taschentücher haben wie er mag.

Berthold

Zitat von: orchitim am 04.Feb.11 um 11:55 Uhr
Zitat von: Berthold am 04.Feb.11 um 11:39 Uhr
Kein Cypripedium lebt ewig, weder in der Natur noch im Garten oder im Topf.

Waaaaaas das erfahre ich erst jetzt, wo ich mir gerade eine Latte Pflanzen zugelegt habe. :heul

Lohnt sich das für Dich denn überhaupt noch? :ka
Auch bei der Anschaffung von Haustieren sollte man sich fragen, eine Schildkröte oder lieber einen Goldhamster?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Belo144

ich denke, daß dies mit den allgemeinen Bedingungen am Wuchsort zusammenhängt. Ich kenne Bilder von Privatpersonen, die in China Cyp.flavum-Horste fotografiert haben mitmehr als 20 Trieben, also schon ganz schön alt. Auch gibt es Standortaufnahmen vom segawei mit duzenden blühenden Trieben. Ob wir den in Kultur eher kurzlebigen Pflanzen immer so das richtige bieten bin ich sehr am bezweifeln, das ist eher so ein duchmogeln nach bestem Wissen ????? und Gewissen.
Gruß,
Lothar

Berthold

Zitat von: Belo144 am 04.Feb.11 um 13:22 Uhr
Auch gibt es Standortaufnahmen vom segawei mit duzenden blühenden Trieben.

Lothar, die kenne ich auch, aber das scheinen mir mehrere Einzelpflanzen zu sein, die sich vielleicht an einem günstigen Standort ausgesät haben.

Wir sollten möglichst viel Informationen und Erfahrungen zusammentragen. Dann gibt es vielleicht ein klareres Bild.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ricarda

Ich habe keine Erfahrung mit Cypripedium, aber genau deshalb zu diesem Thema eine Frage. Weil ich auch gern mal Cypripeien im Garten hätte, eiheimische, am besten nichts kompliziertes.

Gibt es für dekorative Gartenzwecke besondere Züchtungen, die eine längere Lebensdauer haben - oder gilt das gleiche, was Ihr hier über z.B. calceolus zusammentragt?

Berthold

Der heimische calceolus ist an sich sehr langlebig und es gibt inzwischen auch ganz gut wachsende Klone, die in ihrer Robustheit fast an die Hybriden  ran reichen.

Timm Willem ist der richtige Ansprechpartner.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ricarda


Uhu

Sicherlich gibt es in einer Art interindivduelle Unterschiede. Ich habe mal den Sämlinge einer Laelia tenebrosa hochgepäppelt; nach der 2.Blüte ist die Pflanze ohne Kulturänderung einfach komplett gelb geworden und abbgestorben, die hatte weder Schädlinge, noch eine Pilz- oder Viruserkrankung. Andere aus der Aussaat sind normal weitergewachsen. Mein Sämling war eher ein Nachzögling.

Cyp.caleolus ist hier heimisch und dürfte daher bei uns eine der robustesten Arten sein. Bei vielen anderen Arten wird die Kultur schon aus klimatischen Gründen kritischer sein. Wechselhaftes Einfrieren und Auftauen haben die eben nicht in ihrem Programm.

Ich selbst hab noch keine längere Erfahrung mit Cypris. Bei mir scheint C.pubescens ähnlich vital wie calceolus - beide 3x geblüht. Calceolus hat sich in der Zeit von 1 auf 7 Triebe (4 blühende) verzweigt. Pubescens vital, aber leider weiterhin nur 1-triebig.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 04.Feb.11 um 17:39 Uhr
Pubescens vital, aber leider weiterhin nur 1-triebig.

in der Natur unter guten Bedingungen sind die meisten Arten eintriebig und bleiben auch so.
Die werden nur mehrtriebig, wenn im Wurzelwerk irgendeine Störung auftritt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Jürgen a.d.E.

Ich habe mal gelesen, eine Orchidee lebt so lang wie der Samen bis zur ersten Blüte braucht.

Berthold

Zitat von: Jürgen a.d.E. am 04.Feb.11 um 19:36 Uhr
Ich habe mal gelesen, eine Orchidee lebt so lang wie der Samen bis zur ersten Blüte braucht.

aber es kommt auch drauf an, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Samen zur Blüte kommt.

Theoretisches Beispiel:
Eine Orchidee produziert 10000 Samen pro Jahr. Die Wahrscheinlichkeit der Keimung und des Überlebens bis zur Blüte ist 1:100000.
Dann müsste die Pflanze 10 Jahre lang hintereinander blühen, um einen Samen zur Blüte zu bringen.

Man muss dann zu der Zeit von Keimung bis zur Blüte noch 10 Jahre drauf addieren, damit der Bestand stabil bleibt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Wolfgang

Die reginae gehört unbedingt noch zu den "langlebigen".
LG Wolfgang

Berthold

Zitat von: Wolfgang am 05.Feb.11 um 07:49 Uhr
Die reginae gehört unbedingt noch zu den "langlebigen".


Reginae hat sich bei mir im Garten an 2 unterschiedlichen Standorten und auch im BG Berlin etwa 5 Jahre lang zu einem riesigen blühenden Horst entwickelt und ist dann innerhalb von 2 Jahren abgestorben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)