Gefährdung von ISS-Astronauten?

Begonnen von Berthold, 16.Nov.21 um 13:34 Uhr

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Berthold

Amerikaner sind sauer, dass die Russen Weltraum-Satelliten mit Raketen abschiessen können.

Aber sind dadurch wirklich ISS-Kosmonauten und Astronauten gefährdet? Gefährden die Russen ihre eigenen Leute?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Nicht nur die Menschen in der ISS sondern alle Satelliten da oben. Es ist ohnehin schon verdammt eng im Orbit bei all dem Schrott der da herumkreist. Irgendetwas im Orbt gezielt zu zertrümmern ist einfach eine saublöde Idee, haben die Chinesen auch schon als Machtdemonstration getan. Im schlimmsten Fall kommt es zu einer Kettenreaktion die die weltweite Kommunikation zusammenbrechen lässt.

Die sollen ihre Energie lieber dahingehend investieren den existierenden Schott herunterzuholen anstatt noch mehr zu produzieren.

Berthold

Ja, aber man kann schon berechnen, in welchen Höhen der Schrot fliegt und an welcher Stelle der Umlaufbahn er sich bewegt.
Deshalb denke ich nicht, dass die Russen ihre eigenen Leute gefährden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

#3
Sobald die Schrottwolke mit anderen Teilen kollidiert kann man da nichts mehr berechnen. Auf längere Sicht verteilen sich die Trümmer zudem auf einem kugelförmigen Orbit in Höhe der Umlaufbahn des ursprünglichen Objektes bis sie durch den minimalen Luftwiderstand abgebremst werden und langsam zur Erde sinken. Früher oder später ist das Zeug somit in praktisch allen denkbaren Flugbahnen unterwegs die niedriger liegen als das Ausgangsobjekt. Erst letzte Woche musste die ISS Trümmern des chinesischen Satellitenzerstörungsexperiments von 2007 (!) ausweichen weil die Chinesen aus Größenwahn einen extrem hochfliegenden Satelliten in fast 900km Höhe zerstört haben dessen Trümmer noch viele Jahre unterwegs sein werden. Der von den Russen zerstörte Cosmos-1408 lag auf einem Orbit knapp über der ISS in etwa 500km Höhe. Das ist einfach unverantwortlich. Wenn man solche Experiente macht dann extrem tief am Rand der Atmosphäre wo die Trümmer binnen Tagen verglühen. So haben es die Amerikaner mal gemacht. Dann muss die ISS auch kein Ausweichmanöver fliegen. Aber wie gesagt, sowas ist prinzipiell zu unterlassen. Das Risiko einer Katastrophe ist zu groß.
https://en.wikipedia.org/wiki/Kessler_syndrome

Berthold

Der NATO-Chef und "Russlandfreund" Jens Stoltenberg hat die Zerstörung kritisiert, nicht weil sie die ISS gefährdet, sondern weil die Russen neue Weltraumwaffen in der Öffentlichkeit testen wollten.
Das dürfen nach seiner Meinung nur die Amerikaner, nämlich zu Verteidigung der westlichen Welt gegen die Russen, was von Trump aufgegriffen wurde, um seine innenpolitischen Gegner zu befriedigen.

Diese Aussagen von Stoltenberg haben amerikanische Politiker mit NASA-Unterstützung aufgegriffen und sich überlegt, dass durch die Satellitenzerstörung die ISS gefährdet sein könnte, was ein sehr öffentlichkeitswirksames Argument ist.
Zur Vertiefung der Glaubwürdigkeit, wurde in der ISS eine Sicherheitsübung abgehalten, in der die Astro- und Kosmonauten für 1 Stunde in einem Sicherheitsmodul verbracht haben, was sicherlich ein rein symbolischer Akt war.

Die Russen weisen die Gefährdung ihrer eigene Leute in der ISS entschieden zurück.

Es ist für mich und andere Aussenstehende schwer, den Propagandaanteil von der realen Gefährdung durch die Satellitenzerstörung zu trennen. Möglicherweise sind beide Argumente zutreffend.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

ZitatZur Vertiefung der Glaubwürdigkeit, wurde in der ISS eine Sicherheitsübung abgehalten, in der die Astro- und Kosmonauten für 1 Stunde in einem Sicherheitsmodul verbracht haben, was sicherlich ein rein symbolischer Akt war.
Berthold bitte. Hör auf die Russen auf Teufel komm Raus in Schutz zu nehmen. Der NASA und ESA zu unterstellen sie würden die ISS für politische Propaganda gegen Russland missbrauchen ist nicht mehr komisch. Haben wir es ewta wieder mit einer Verschwörung der gesamten wissenschaftlichen Welt gegen die unschuldigen und edlen Russen zu tun?
https://phys.org/news/2021-11-russia-satellite-destruction-iss-greater.html

Diese Aktion war nicht nur für die ISS von erheblicher Gefahr, einige Trümmer haben die Raumstation in weniger als 1km passiert was im Weltraum nichts ist, sondern wird das in Zukunft auch für Chinas Raumstation und zahlreiche Satelliten sein. Es wurden massenhaft Trümmer in einer ohnehin schon dicht besetzten Orbitalhöhe freigesetzt die uns noch Jahrzehnte beschäftigen werden und deren Bahnen längerfristig von niemandem vorhersagbar sind. Irgendwann wird man bei Mikrotrümmern kein Ausweichmanöver mehr fliegen können und dann kracht es. Das ist nur eine Frage der Zeit. Wir brauchen weniger und nicht mehr Müll da oben.

Wie gesagt - die Amerikaner haben als Reaktion auf Chinas absolut rücksichtslose und gefährliche Aktion 2007 ebgenfalls einen solchen Test durchgeführt um zu zeigen dass sie Satelliten abschießen können - aber so wie man es sich von einer zivilisierten Nation erwartet - in 250km Höhe damit die Trümmer rasch in der Atmosphäre verglühen.
https://en.wikipedia.org/wiki/Operation_Burnt_Frost

Selbst die Inder haben so einen Test ebenfalls in nur 280km Höhe gemacht um die Gefährdung für andere Raumfahrzeuge zu minimieren.
https://en.wikipedia.org/wiki/Mission_Shakti

Aber nein, die Russen und Chinesen wissen natürlich alles besser und haben die Sache voll unter Kontrolle. Bis etwas passiert, dann wird mit großem Geheul auf die Anderen gezeigt, gelogen und gedroht was das Zeug hält. Ist das wirklich notwendig?

Berthold

#6
Zitat von: Ahriman am 17.Nov.21 um 16:57 Uhr
ZitatZur Vertiefung der Glaubwürdigkeit, wurde in der ISS eine Sicherheitsübung abgehalten, in der die Astro- und Kosmonauten für 1 Stunde in einem Sicherheitsmodul verbracht haben, was sicherlich ein rein symbolischer Akt war.
Berthold bitte. Hör auf die Russen auf Teufel komm Raus in Schutz zu nehmen. Der NASA und ESA zu unterstellen sie würden die ISS für politische Propaganda gegen Russland missbrauchen ist nicht mehr komisch

Die Stellungnahme von Stoltenberg (der hauptberuflich Russlandbashing auf Wunsch der Amerikaner betreibt) war doch eindeutig Propaganda, Christian. Das ist doch überhaupt nicht zu übersehen.
Er hat kein Wort über die Gefährdung gesagt, sondern nur vor der Aufrüstung der Russen gewarnt. Warum findest Du das denn nicht komisch?

Die Besatzung eine Stunde in ein Nebenmodul zu setzen, ist doch keine echte Schutzmaßnahme für die nächsten Monate und Jahre bis der Schrott auf der Erde verglüht ist. Das ist doch ganz klar eine Übung zu Propagandazwecken. Warum ignorierst Du das denn einfach?

Diese ewige Russland-Bashing in westlichen Medien ist doch unerträglich.
Siehe auch hier: https://www.orchideenkultur.net/index.php?action=post;quote=565088;topic=33753.75;last_msg=565251
Warum merkst Du das denn nicht?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Die ewigen Lobeshymnen hier sind auch nicht schön.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

#8
Zitat von: Claus am 17.Nov.21 um 18:48 Uhr
Die ewigen Lobeshymnen hier sind auch nicht schön.

Ich habe Putin nicht gelobt, ich habe die Propaganda gegen Putin zurück gewiesen. Verstehst Du den Unterschied, Claus?
Warum und wofür sollte ich Putin in dem Belarus-Konflikt loben?
Wenn er öffentlich neue Waffen testet, verdient das kein Lob von mir.
Ich lobe ihn allerdings für die Teil-Befriedung des Syrien-Konfliktes, den Obama angezettelt hat.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

ISS-Mannschaft durch Weltraumtrümmer gefährdet?

"Unklar ist, ob der Vorfall in Verbindung mit dem Abschuss eines Satelliten durch Russland steht."
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Russland droht NASA mit Klage, eine US-Astronautin habe 2018 absichtlich ein Loch in ein russisches Sojus Andockmodul an der ISS gebohrt um schneller heimfliegen zu dürfen :rofl
https://arstechnica.com/science/2021/11/russia-threatens-criminal-charges-against-a-nasa-astronaut/

Die Strategie ist klar, auf die Anschuldigung Russland würde die ISS durch die Trümmer das anti-Satelliten-Tests gefährden muss die russische Führung einen Vorfall fabrizieren durch den die Amerikaner ebenfalls die Station mutwillig gefährdet haben sollen. 2018 sollte die Sabotagegeschichte von Produktionsfehlern im russischen Modul ablenken welche die ISS zwar nicht ernsthaft gefährdet hatte aber für Russland sehr peinlich waren. Jetzt gräbt man das wieder aus um sich gegen die berechtigte Kritik am Satellitenabschuss zu rächen.

Man nennt das Whataboutism, eine klassische sowjetische Ablenkungs- und Zersetzungsstrategie. Nach dem Motto "ja aber was die Anderen tun ist viiiel schlimmer als das was man uns vorwirft".
https://en.wikipedia.org/wiki/Whataboutism#Soviet_Union_and_Russia

Ich wäre durchaus dafür den Vorfall international zu untersuchen, das hat schon bei Katyn funktioniert. :yes

Berthold

Für mich eine sehr undurchsichtige Geschichte.
Was stimmt wirklich und was wurde dazu gedichtet?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Christian, Du solltest die Verbrechen der Sowjets in 1940 nicht mit der Jetztzeit vergleichen.
Auch solltest Du nicht davon ausgehen, dass die Deutschen wieder Verbrechen an der Menscheit begehen wie zur Nazizeit.
Ich gebe Dir mein Ehrenwort.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)