Bluthochdruck

Begonnen von Berthold, 28.Feb.17 um 16:48 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Berthold

Zitat von: Ruediger am 04.Mär.17 um 15:32 Uhr
Aber wir lassen das hier einfach mal stehen, es ist eben oft nicht so einfach wie es sich Lieschen Müller vorstellt.

Ganz genau so ist es. Und genau deshalb werden oft verschiedene Meinungen auch von Fachleute vertreten und die Therapien laufen dann nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum".
Es gibt doch auch oft Erkrankungen, die erst nach der Obduktion diagnostiziert werden können oder nicht einmal dann.

Es ist doch völlig abwegig, das zu bestreiten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Berthold, die Leitlinien sind doch keine ausgedachten Gedankenspiele. Die beruhen letzlich aus der Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema und werden regelmäßig angepasst.

Wichtig sind die herausgestellten Empfehlungs- und Evidenzgrade.
Zitat von: Berthold am 04.Mär.17 um 21:38 Uhr
...deshalb werden oft verschiedene Meinungen auch von Fachleute vertreten ...
Sowas war früher mal sogenannte wissenschaftliche Lehrmeinung und wurde von teilweise selbsternannten Meinungsführern auch aggressiv verteidigt. Heutzutage ist das (maximal) Evidenzgrad C - darüber kann man tatsächlich streiten, ob dieser Evidenzgrad ganz aus so hochrangigen Empfehlungen gestrichen werden kann.

Gerade was Herz-Kreislaufrisiken und die daraus resultierenden Behandlungsempfehlungen betrifft basierren diese auf einer sehr guten Datenlage, insbesondere auch aus Langzeituntersuchungen. Die Essenz daraus sind solche Behandlungsleitlinien.
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 05.Mär.17 um 09:15 Uhr
Berthold, die Leitlinien sind doch keine ausgedachten Gedankenspiele. Die beruhen letzlich aus der Gesamtheit der wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Thema und werden regelmäßig angepasst.

Ja, selbstverständlich Jürgen, voll einverstanden, besser geht es nicht, deshalb von mir nicht die geringste Kritik an dem heutigen Stand der Medizin und ihren wissenschaftlichen Trägern, obwohl man immer noch von medizinischer Kunst redet, bei der "Kunstfehler" auftreten können grins. Kunst besitzt natürlich keine wissenschaftliche Basis.

Ich sage nur, dass der Mensch ein so komplexes physiologischen und psychologisches Wesen ist, dass die gesamten wissenschaftlichen Erkenntnisse heute noch nicht ausreichen, um in vielen Fällen eine eindeutige Diagnose und Therapie durchzuführen, nicht mehr und nicht weniger.

Ich unterstelle, dass Du und die allermeisten Ärzte mir in diesem Punkt nicht widersprechen, oder?

Übrigens, wir bewegen uns in der digitalen Welt langsam auf eine ähnliche Problematik zu :classic
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Um beim Bluthochdruck zu bleiben - die Diagnosekriterien und Behandlungsleitlinien sind klar und mit guten wissenschaftlichen Beweisen (Evidenz) basiert. Es gitb gute und gesicherte Therapiemöglichkeiten. Und wenn man einem entsprechenden Patienten das nicht erklärt und eine indizierte Behandllung unterlässt begeht man möglicherweise einen Kunstfehler durch Unterlassung. Die Patienten haben das Recht auf kunstgerechte Behandlung.

Die Blutdruckbehandlung, die auch bei völlig beschwerdefreien Personen indiziert sein kann, zielt letztlich auf Erhalt der Herz- und Gefäßgesundheit. Dss Risiko eines Gefäßereignisses (zB Herzinfarkt, Schlaganfall) soll vermindert werden. Du hast natürlich Recht - ob im individuellen Fall auch wirklich ein Herzinfarkt verhindert wird, lässt sich nicht vorhersagen.
Grüße Jürgen

Ruediger

Zitat von: Berthold am 04.Mär.17 um 21:38 Uhr
Zitat von: Ruediger am 04.Mär.17 um 15:32 Uhr
Aber wir lassen das hier einfach mal stehen, es ist eben oft nicht so einfach wie es sich Lieschen Müller vorstellt.

Ganz genau so ist es. Und genau deshalb werden oft verschiedene Meinungen auch von Fachleute vertreten und die Therapien laufen dann nach dem Prinzip "Versuch und Irrtum".
Es gibt doch auch oft Erkrankungen, die erst nach der Obduktion diagnostiziert werden können oder nicht einmal dann.



Natürlich ist eine Leitlinie der großen Fachgesellschaften  immer eine Zusammenfasung des jeweiligen Stand des Wissens und der daraus abgeleiteten Empfehlungen.
Zwingend vorgeschrieben ist das so nicht, d.h. es gibt zum Glück immer noch die Therapiefreiheit, nur hat man es schwer, wenn man diese ganz ignoriert.
Sie dienen letztlich der Orientierung um die richtigen Maßnahmen einzuleiten.

Öfters gibt es auch gleichwertige Therapien oder Diagnoseverfahren, die neben einander stehen, und natürlich muß man immer den einzelnen Menschen mit seinen Bedürfnissen im Blick haben, dieser soll schließlich die Therapie mittragen.
Was nützt es wenn die Therapie ganz, ganz super ist und der Patient die Medikation nicht nimmt?

Auch ist es nicht vorher zu sagen, ob jemand die Medikation gut verträgt, ob sie gute Wirkungen zeigt. So gibt es momentan Ansätze bei neuen Therapien, gleichzeitig pharakogenetische Untersuchungen vorzunehmen, um zu verstehen warum was bei wem auftritt.
Stichwort individualisierte Medizin, so weiß man vorher wie hoch die Wahrscheinlichkeit von bestimmten Nebenwirkungen ist, bzw. der Therapieerfolg sein wird.
Aber das ist Zukunftsmusik.

Also man geht nicht völlig nach Trial and Error vor.  grins


Das manche Erkrankungen erst nach dem Tod erkannt werden, kann auch ein Segen sein. Prostata-Karzinome sind bei Männern über 80 relativ häufig zu finden, nur sind diese erst bei der Obduktion zu finden, da sie in einem sehr frühen Stadium sind, und der Patient an anderen Ursachen verstorben ist.
Man könnte sagen durch die natürliche Begrenzung der Lebenspanne, früher hat man als Todesursache Altersschwäche in den Totnschein geschrieben.

Hätte man das früher gesehen, wäre er womöglich therapiert worden und hätte trotzdem keine höhere Lebenserwartung, geschweige den Lebensqualität gehabt.
So gesehen lief alles gut, zum Wohle des Patienten.

Manche Dinge möchte man nicht wissen. Oder besser sollte man nicht wissen?


PS.

Es gibt auch Erkrankungen wo es keinen Konsens gibt, was die richtige Therapie ist, bzw. wann eine Therapie indiziert ist.
Bei den breiten Volkskrankheiten ist das nicht so, da gibt es ggf. leicht unterschiedliche Präferenzen der behandelten Ärzte.
,, Die Deutschen haben eine Besessenheit, jede Sache so weit zu treiben, bis eine böse daraus geworden ist."

George Bernard Shaw (Nobelpreisträger für Literatur)

Tai

Zitat von: Uhu am 05.Mär.17 um 15:12 Uhr
Um beim Bluthochdruck zu bleiben - die Diagnosekriterien und Behandlungsleitlinien sind klar und mit guten wissenschaftlichen Beweisen (Evidenz) basiert. Es gitb gute und gesicherte Therapiemöglichkeiten. Und wenn man einem entsprechenden Patienten das nicht erklärt und eine indizierte Behandllung unterlässt begeht man möglicherweise einen Kunstfehler durch Unterlassung. Die Patienten haben das Recht auf kunstgerechte Behandlung.

Die Blutdruckbehandlung, die auch bei völlig beschwerdefreien Personen indiziert sein kann, zielt letztlich auf Erhalt der Herz- und Gefäßgesundheit. Dss Risiko eines Gefäßereignisses (zB Herzinfarkt, Schlaganfall) soll vermindert werden. Du hast natürlich Recht - ob im individuellen Fall auch wirklich ein Herzinfarkt verhindert wird, lässt sich nicht vorhersagen.

Wenn ich alles vorher sehe , wäre ich nicht Arzt , sondern Hellseher  :popcorn: