Schadet Strahlenangst mehr als Strahlung?

Begonnen von Berthold, 26.Aug.15 um 22:20 Uhr

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Berthold

Gibt es ungefährliche Strahlendosen? Die Diskussion dazu ist ideologisch belastet.
In Ramsar, einer kleinen persischen Stadt am Kaspischen Meer ist die Hintergrundstrahlung durch heiße, radonhaltige Quellen bis zu 260 mSv/Jahr (Millisievert), das ist 10x mehr als die Belastung von Arbeitern in KKW und 26x mehr als die Belastung bei einem durchschnittlichen CT-Scan (10mSv). Über erhöhte Krebsraten ist nichts bekannt. Dennoch dominiert bei vielen unkundigen Menschen das ,,linear no threshold model" (LNT), obwohl sie der alten Erkenntnis von Paracelsus widerspricht, daß die Dosis das Gift macht. ÄrzteZeitung 13.8.2015 siehe auch http://www.buerger-fuer-technik.de/body_lnt-hypothese.html
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Es kommt auch darauf an, welche radioaktiven Elemente einwirken. In Umhausen im Ötztal entweicht sehr viel Radon aus dem Boden. Bekannt ist, dass dort die Rate an Lungenkrebs deutlich erhöht ist.  http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2005/02/02/a0129
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Ja, in Ramsar aus dem Bericht ist es auch Radon.
Der Lungenkrebs durch das Rauchen wird von Pulonium 210 verursacht, das vom Tabak in seinen Blättern angereichert wird. Da ist das Kauen des Tabaks etwas günstiger, wenn man sich runnig short of nicotine fühlt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Benzpyren A und viele anderen spannenden Substanzen machen das Rauen erst zum richtig schönen Tod durch Karzinom.

Selbst wenn man dieses Erlebnis nicht geniesen darf, so gibt es noch genügend andere Wirkungen.

Man bekommt also ordentlich  etwas für sein Geld geboten, nicht umsonst wurde das Rauchen gerne als Abenteuer beworben.
Die meisten Raucher haben das nur nie so recht verstanden.
,, Die Deutschen haben eine Besessenheit, jede Sache so weit zu treiben, bis eine böse daraus geworden ist."

George Bernard Shaw (Nobelpreisträger für Literatur)

Berthold

Zitat von: Ruediger am 27.Aug.15 um 00:29 Uhr
Benzpyren A und viele anderen spannenden Substanzen machen das Rauen erst zum richtig schönen Tod durch Karzinom.


Die Hauptursache für Lungenkarzinome durch rauchen soll der Alpha-Strahler Polonium 210 sein, nicht ein Verbrennungsprodukt der Blattmasse.
Siehe hier. Mein Kumpel (Nuklearmediziner, Fachmann auf dem neuesten Stand) bestätigt mir das.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Interessant, die Sache mit den Trichomen wusste ich nicht. Ich bin davon ausgegangen dass der Tabak die Schwermetalle überdurchschnittlich gut über die Wurzeln akkumuliert und dann in der Vakuole einlagert.

Bezüglich Ramsar - man muss fairerwese festhalten dass die Bevölkerungszahl sehr gering ist was der Statistik ncht guttut. Die Studien laufen noch aber es scheint tatsächlich keine Häufung der Lungenkrebstfälle zu geben, im Gegenteil.

Meine Erklärung wäre dass die ansässige Bevölkerung wenig mobil ist und schon lange in diesem Gebiet lebt, sich also bis zu einem gewissen Grad an die erhöhte Strahlendosis angepasst hat (soll heißen dass lungenkrebsanfällige Menschen aus dem Genpool verschwunden sind). Eine weitere Möglichkeit wäre dass sich die Iraner einfach mehr im Freien aufhalten und der Belastung in den Häusern so weniger ausgesetzt sind als die Ötztaler. Es gibt aber durchaus messbare Effekte in Ramsar wie erhöhte Mutationsraten und eine verminderte Geburtenrate. Ein positiver Effekt (Hormesis) wurde nicht gefunden und die Wissenschaftler haben explizit gefordert die bestehenden Sicherheitsbestimmungen und zulässigen Maximaldosen beizubehalten.
Siehe hier

Ruediger

Zitat von: Berthold am 27.Aug.15 um 09:51 Uhr
Zitat von: Ruediger am 27.Aug.15 um 00:29 Uhr
Benzpyren A und viele anderen spannenden Substanzen machen das Rauen erst zum richtig schönen Tod durch Karzinom.


Die Hauptursache für Lungenkarzinome durch rauchen soll der Alpha-Strahler Polonium 210 sein, nicht ein Verbrennungsprodukt der Blattmasse.
Siehe hier. Mein Kumpel (Nuklearmediziner, Fachmann auf dem neuesten Stand) bestätigt mir das.

Das mit der Strahlenbelastung mag unstrittig sein, das Tumorrisiko primär daran festzumachen erscheint mir etwas kühn.
Gut, ich habe mich nicht mit letzten Studien beschäftigt, ob die sich so eindeutig festlegen wollen?

Allene die komplexe Mischung des Rauchs macht das schon sehr schwer, und Benzo-a-pyren gehört als Einzelsubstanz schon zu den anerkannt poteten Kanzerogenen.

Persönlich würde ich sogar von einer Potenzierung ausgehen, d.h. von synergistischen Effekten der verschieden Kanzerogenen, so das nichtlineare Effekte der Tumorentstehung wahrscheinlich sind.
Nicht einfache Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge.

Aber das ist nur eine persönliche Einschätzung.

Letztlich kann man kaum eine randomisierte  Doppelblindstudie mit Einzalsubstanzen durchführen, um das dann ganz, ganz genau festzustellen.

Solche System mit chemischen und physikalischen Kanzerogen sind sehr schwer zu beurteilen.
Eigentlich ist das auch eher von akademischen Interesse, letztlich ist der Zusammenhang von Krebs und Rauchen hinreichend belegt.

Und die gute Botschaft ist, man bekommt nicht nur ein Lungen-Ca sondern hat die Chance auf andere Krebsarten.
Vom Rest der schönen Wirkungen wollen wir nun gar nicht reden.

Rauchen, ist das echte große Abenteuer im Leben für die eigene Gesundheit.
Und es kommt dann nur so bieder daher.
Man sollte das geniesen.
,, Die Deutschen haben eine Besessenheit, jede Sache so weit zu treiben, bis eine böse daraus geworden ist."

George Bernard Shaw (Nobelpreisträger für Literatur)

Berthold

Zitat von: Ruediger am 05.Sep.15 um 15:04 Uhr
Letztlich kann man kaum eine randomisierte  Doppelblindstudie mit Einzelsubstanzen durchführen, um das dann ganz, ganz genau festzustellen.

Es wäre aber schon interessant, die genauen Zusammenhänge zu kennen.
Man könnte z. B. dann Tabak züchten, der kein Polonium anlagert, wenn die Radioaktivität die wesentliche Ursache für die Lungenkarzinome wären. Der Raucher könnte sich dann voll auf das Raucherbein durch Gefässverschluss konzentrieren und braucht sich nicht mehr vor Krebs zu fürchten, eine erhebliche Steigerung der Lebensqualität.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Zitat von: Ruediger am 05.Sep.15 um 15:04 Uhr
Persönlich würde ich sogar von einer Potenzierung ausgehen, d.h. von synergistischen Effekten der verschieden Kanzerogenen, so das nichtlineare Effekte der Tumorentstehung wahrscheinlich sind.
Nicht einfache Dosis-Wirkungs-Zusammenhänge.

Aber das ist nur eine persönliche Einschätzung.

Ja, ich kann mir auch gut vorstellen, dass das Zusammenwirken von chemischen und physikalischen Zellschädigungen (alpha-Teilchen-Beschuss der Zellen) nicht lineare Effekte erzeugt.

Bei einer reinen Strahlenbelastung gehe ich allerdings von einem linearen Zusammenhang zwischen Krebswahrscheinlichkeit und Strahlendosis aus. Die Wahrscheinlichkeit nähert sich asymptotisch den 100%.
Hierbei wird von einigen Ideologen der lineare Zusammenhang in Frage gestellt. Sie behaupten nämlich, dass die geringe Strahlung praktisch genau so gefährlich sein kann wie eine intensivere Strahlung. Damit können sie nämlich die Gefahren von KKW-Anlagen, die nur sehr geringe Strahlung abgeben, drastischer darstellen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)