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Hexenverbrennung

Begonnen von Rüdi, 14.Mai.23 um 16:02 Uhr

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Rüdi

Du hast es immer noch nicht begriffen: kein Kirchenvertreter hat Hexen verbrannt.
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Berthold

#1
Zitat von: Rüdi am 14.Mai.23 um 16:02 UhrDu hast es immer noch nicht begriffen: kein Kirchenvertreter hat Hexen verbrannt.
Aber selbstverständlich sind die Kirchenvertreter für die Hexenverbrennung verantwortlich. Sie haben den Menschen doch erst eingeredet, dass es die Hölle und Hexen gibt.
Wenn Du das leugnest, kannst Du auch gleich den Holocaust leugnen. Das ist doch völlig irre.
Papst JOHANNES XXII. hatte 1326 bestimmt, dass ebenso wie die Ketzerei jetzt auch die Hexerei gerichtlich geahndet werden sollte. Die systematische Hexenverfolgung begann im darauffolgenden Jahrhundert mit einer Urkunde des Papstes INNOZENZ VIII., der sog. Hexenbulle (1484).
Aber Du hast sicherlich recht, wenn Du behaupten willst, dass der Papst persönlich keine Hexen verbrannt hat, ebenso wenig wie Adolf Hitler persönlich Juden vergast hat.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Rüdi

Die Protokolle der Prozesse hier auf der Burg liegen hier 2m von meiner Hand entfernt zur Einsicht. Da war nie ein Priester zugegen um 1600 +-20 Jahre. Die Kirche wurde noch nicht einmal benachrichtigt oder befragt.
Aber das alles ist eine komplexe Geschichte, wobei die Kirche durchaus auch zu bestimmten Zeiten treibende Kraft war. Insgesamt aber trugen Staat und Kirche gleichermaßen die Schuld -mal mehr die eine Seite mehr mal die andere.
Zum Schluss noch einzelne fanatische Geistliche, aber zu größten Teil die Bevölkerung selbst und der Staat bzw. Obrigkeit. Hier in Lothringischen Landen war sogar noch eine Institution zwischengeschaltet, die genau prüfen musste, ob die Anschuldigungen rechtens waren. Die saß in Nancy und musste zu jedem Prozess einen "Prüfer" schicken. Der aber kostete richtig Geld. Viele Anklagen hat man deshalb fallen gelassen, weil das Vermögen des Beschuldigten nicht ausreichte um die Kosten zu decken.

letztendlich war es wieder die Kirche, die das grauenhafte Treiben und den Wahn beendete.
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 14.Mai.23 um 23:11 UhrAber das alles ist eine komplexe Geschichte, wobei die Kirche durchaus auch zu bestimmten Zeiten treibende Kraft war. Insgesamt aber trugen Staat und Kirche gleichermaßen die Schuld -mal mehr die eine Seite mehr mal die andere.
Zum Schluss noch einzelne fanatische Geistliche, aber zu größten Teil die Bevölkerung selbst und der Staat bzw. Obrigkeit.

Aber die Grundlage hat der Papst mit der Bulle 1484 geschaffen. Auch die wesentlichen Begriffe wie Hexe, Teufel usw. stammten von der Kirche.
Die Kirche hat die Bevölkerung auf einen Irrweg geführt, so wie es jetzt einige Sektenführer mit den Menschen tun (aktuell 200 Tote in Kenia).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

ZitatAber die Grundlage hat der Papst mit der Bulle 1484 geschaffen

ja, aber erst auf Anforderung, da die weltliche Obrigkeit nicht mitmachen wollte.
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 15.Mai.23 um 15:53 Uhr
ZitatAber die Grundlage hat der Papst mit der Bulle 1484 geschaffen

ja, aber erst auf Anforderung, da die weltliche Obrigkeit nicht mitmachen wollte.

Wenn man dem weltlichen Menschen etwas von Hexen und der Hölle erzählt, darf man sich nicht wundern, dass er davor geschützt werden möchte.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Kirche und Staat bzw. weltliche Führung waren eng verbandelt und voneinander gegenseitig abhängig. Es wurde immer wieder versucht gegen den Papst Politik zu treiben. Endete meist mit dem zwar einmaligen aber übertragen sinngemäß öfteren "Gang nach Canossa".
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 15.Mai.23 um 17:34 UhrKirche und Staat bzw. weltliche Führung waren eng verbandelt und voneinander gegenseitig abhängig. Es wurde immer wieder versucht gegen den Papst Politik zu treiben. Endete meist mit dem zwar einmaligen aber übertragen sinngemäß öfteren "Gang nach Canossa".

Ja, das stimmt sicherlich, aber es rechtfertigt nicht die Verbrennung von Nichtgläubigen oder Andersgläubigen (Hexen).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Die Bulle wurde 2 Jahre später von denen, welche den Beistand des Papstes erbaten, für die Essenz den "Hexenhammer" zum Alibi. Das war erst das Handbuch der Inquisition.
Aber das war doch auch alles wahr! Fragen wir doch mal in Wernigerode bei Jörg nach, wie das so auf dem Brocken zuging  :-D
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Rüdi

Zitat von: Berthold am 15.Mai.23 um 17:40 Uhr
Zitat von: Rüdi am 15.Mai.23 um 17:34 UhrKirche und Staat bzw. weltliche Führung waren eng verbandelt und voneinander gegenseitig abhängig. Es wurde immer wieder versucht gegen den Papst Politik zu treiben. Endete meist mit dem zwar einmaligen aber übertragen sinngemäß öfteren "Gang nach Canossa".

Ja, das stimmt sicherlich, aber es rechtfertigt nicht die Verbrennung von Nichtgläubigen oder Andersgläubigen (Hexen).

Nein, natürlich nicht! Aber.... wer hat denn dann die Kühe vergiftet? Eisregen im August? Die Leute hatten Angst. Vor allem wegen des unberechenbaren Wetters und der mannigfaltigen Seuchen, vor der es keine Rettung gab. Irgendeiner musste doch Schuld daran sein. 
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 15.Mai.23 um 17:43 UhrAber das war doch auch alles wahr! Fragen wir doch mal in Wernigerode bei Jörg nach, wie das so auf dem Brocken zuging  :-D
Ich kümmere mich lieber um Trine Plumpe aus dem Nachbardorf Recklinghausen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Da haben wir wieder die Kurve zu einem ganz eigenen Thema gefunden  grins  grins
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Rüdi

 zu Trine Plumpe habe ich jetzt gelesen. Das war auch kein Geistlicher mehr im Spiel. Ja, der Hexenwahn dauerte gut 250 Jahre an. Die letzten Hinrichtungen gab es in der Schweiz Ende 18. Jh.
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Rüdi

Nun, da der Besitz der Delinquenten an die übrige Dorfgemeinschaft verteilt wurde, je nach Stand mehr oder weniger, war dem Übel eh Tür und Tor geöffnet.
in einem  200 Seelen Dörfchen im Hunsrückvorland  überlebte den Spuk nur eine einzige Frau. In den peinlichen Verhören nahmen viele noch alle mit auf die Scheiterhaufen, mit denen sie im Leben nicht klar kamen aber auch wie bei Trines Mutter, das Liebste sollte auch mit - wenn schon. So kamen auch eine Menge Familienväter ums Leben und andersherum.
Viele waren sich aber sicher, nach dem Tode nicht in der Hölle zu landen, wie man ihnen prognostizierte. Sie wussten, dass sie nichts getan hatten und waren sicher in den Himmel zu den Guten zu kommen.
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