Die Araucaria auraucana-Anekdote, ein gut organisierter Betrug

Begonnen von Timm Willem, 20.Sep.14 um 14:37 Uhr

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Timm Willem

Eigentlich ist dies die Geschichte eines seit Jahrzehnten andauernden groß angelegten Betruges.

Vor etwa 20 Jahren fing diese Geschichte an, damals arbeitete ich in einer Baumschule. Dort wurde mir gesagt bei Araucaria araucana käme es auf die Herkunft der Samen an, es gäbe dabei unterschiedlich winterharte Herkünfte, man müsse darauf achten, dass die Nadeln möglichst dick sind, das seinen dann die wirklich winterharten. Damit gab ich mich zunächst zufrieden.

Vor etwa fünf Jahren wollten wir zu unserer einzelnen echten araucana noch zwei weitere araucanas pflanzen, wir kauften also zwei kleine Pflanzen von einer kleinen, sehr renommierten botanischen Spezialbaumschule.

Die beiden Pflanzen wuchsen im ersten Jahr sensationell, leider blieben sie sehr spargelig. Der erste Winter war für die beiden sehr hart, eigentümlicher aber war, wie sie sich nach -22 Grad im Winter im darauf folgenden Sommer wieder erholten. Irgendetwas stimmte da nicht. Der letzte, (zweite oder dritte) Winter bei uns ausgepflanzt brachte dann für einen der beiden das Ende, durch irgendein unerklärliches Siechtum.

Zwischenzeitlich haben wir noch zwei etwa 100 cm große echte araucanas besorgt, die zusammen mit der älteren Pflanze total anders als die zwei Schwächlinge aussahen.

Vor etwa vier Wochen war ich dann bei einem Bekannten, der mir eine Kübelpflanze zeigte, die er von selbstgesammelten Samen aus Brasilien von Araucaria angustifolia (einer (sub-)tropischen Art aus dem Hochland Südbrasiliens) gezogen hatte. Diese Art gilt als eindeutig nicht winterhart in Mitteleuropa.

Ich bin jetzt absolut sicher, die überlebende Pflanze in meinem Garten ist Araucaria angustifolia. Nach kurzer Recherche bin ich auch der Meinung, dass etwa 50% der araucanas bei Ebay in Wirklichkeit die nicht winterharte angustifolia betreffen, der Grund die Samen sind viel billiger und die Pflanzen wachsen viel schneller, angustifolia wird forstlich angebaut.

Bei einem großen Baumarkt heute gesehen, ebenfalls angustifolia als araucana angeboten.(mit den gleichen Etikette wie auch oft im Internet zu sehen)

Dieser Etikettenschwindel ist dabei sicherlich nicht das Werk sehr vieler kleiner Gärtner, daran verdient jemand seit vielen Jahren sehr ordentliches Geld.

Was ist das nun, ein Betrug, oder ein kollektives Missverständnis eines nicht unwesentlichen Anteils der Anbieter allgemein?

Sicherstes Merkmal ist auch bei den noch schwierig zu unterscheidenden Jugendstadien der apikale Spross, dieser ist bei araucana immer deutlich gröber als bei angustifolia, siehe Fotos aller Pflanzen aus meinem Garten.

Berthold

Auch hier im Garten stand eine "frostharte Araucaria", die ich jetzt endgültig entsorgen musste wegen Frostschäden. Es wird sicherlich auch eine A. angustifolia gewesen sein.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Hallo Berthold,
ich denke, dass echte Araucaria araucana wirklich sehr robust sind(aber vielleicht nicht als Kübelpflanze geeignet).

Die vielen "Kulturprobleme" sind sicherlich zu einem nicht unwesentlichen Teil auf die falsch etikettierten angustifolia zurück zu führen.