Blüteninduktion bei sommerblühenden Masdevallien?

Begonnen von Muralis, 21.Sep.14 um 19:29 Uhr

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Muralis

Hallo!

Ich thematisiere jetzt einmal ein Masdevallien-Problem, das mich permanent beschäftigt: Wie kriege ich Masdevallien, die im Sommerhalbjahr - früher oder später - blühen sollen, zum Blühen?

Bei M. barlaeana beschäftigt mich diese Frage schon länger, ein Jahrzehnt bald. Inzwischen ist die größere Pflanze ein "Schalenmonster", 2 kleinere warten auf Abnehmer. In all den Jahren habe ich ganze 2 einzelne Blüten gesehen.

M. rolfeana wuchert nun auch wie Unkraut. Im Vorjahr hat es noch für ein paar Blüten gereicht, da war ja auch dieser Klimasommer.

Und M. amabilis hat ebenfalls im Vorjahr mit diesem Hitzesommer gerauft und musste sich zudem erst etablieren. Die Folge waren viele Blütenansätze, von denen aber nur 2 späte letztlich zur Blüte gelangten, die anderen vertrockneten jeweils vor dem Aufblühen. Heuer herrschen ideale (feuchte, kühle) Wuchsbedingungen und das Ding wuchert wie Unkraut, ohne Blüten natürlich.

Es muss irgendwelche Blühauslöser geben. Ich denke da z.B. an die Bilder aus Costa Rica von Masdevallia striatella, die Pflanzen waren voller blüten und die Blätter gelb. Ich vermute, dass es meinen Pflanzen einfach zu gut geht und sie irgendeine "kontrollierte Katastrophe" brauchen. Ich denke da an eine deutlich trockenere Phase, habe aber in Wahrheit keine wirkliche Ahnung...

Über Ideen würde ich mich freuen  :classic

Eerika

Ich vermute auch, dass den Pflanzen einfach zu gut geht. Was ich öfters beobachte bei Masdevallien, ist, dass wenn sie prächtig und gross sind, wollen sie nicht mehr blühen. Denen geht es so gut, sie wachsen und blühen ist für die uninteressant. Das passiert, wenn sie reichlich versorgt werden - Dünger von unten und Balattdünger und so weiter.

Ich weiss auch nicht, was da richtig hilft. Eine Erfahrung habe ich aber gemacht. Teilt man so ein Monsterteil, dann wächst sie wie verrückt weiter und blüht auch wieder.

Ralla

Sind die im Sommer draussen oder in einem GWH?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Eerika am 21.Sep.14 um 21:42 Uhr
Denen geht es so gut, sie wachsen und blühen ist für die uninteressant. Das passiert, wenn sie reichlich versorgt werden - Dünger von unten und Blattdünger und so weiter.

ja, das sehe ich ähnlich. Es gilt für viele Arten auch anderer Gattungen.
Wenn man sie teilt, gibt es durch die Wurzelverletzungen deutliche Störungen in der Nährstoffaufnahme. Das kann auch zum Blühen führen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

plantsman

Moin,

hab mir, mal wieder, das Klima der Heimat von M. barlaeana vorgenommen (Peru). An den dokumentierten Fundorten , die ich gefunden habe, gibt es eine ziemlich ausgeprägte Trockenzeit von November bis März (dort natürlich Mai bis September). In der Zeit werden die Pflanzen wahrscheinlich nur durch den morgendlichen Tau und schwache Regenfälle (ca. 10 mm/Monat) am Leben erhalten. Juni bis September ist dann Regenzeit, die ist aber auch nicht extrem feucht (ca. 120 mm/Monat). Durch die in knapp 3000 m Höhe herrschenden Temperaturen (14 bis 16°C im Tagesschnitt) ist die Verdunstung aber wahrscheinlich nicht so hoch und deshalb ist es für die Pflanzen feucht genug. Auch scheint die Sonne durch die vermehrten Regentage im Sommer nicht so stark auf die Pflanzen, in der Trockenzeit schon.
So würde ich sagen, im Winter so hell wie möglich und nur morgens nebeln und im Sommer dann schattierter bei gleichmäßiger Feuchtigkeit.

Welche Nährstoffzusammensetzung hat Dein Dünger?

Eine Pflanze durch Teilung zu "Angstblüten" zu bewegen ist nicht unbedingt der richtige Weg, finde ich.
Tschüssing
Stefan

Carsten

So ein Schalenmonster von barleana hatte ich auch mal, und habe genau Deine Erfahrungen gemacht.

Ich habe meine Pflanze dann vor ein paar Jahren aus dem Substrat genommen und mit etwas Rasenmoos auf einem großen Gießtopf (Du kennst diese Tonröhren) aufgebunden. Im Sommer hängt sie halbschattig draußen im Baum, wo sie schon mal versehentlich kurzfristig austrocknet. Gedüngt wird sie, weil ich sie dort nicht so im Blick habe, eher weniger. Im Winter hängt sie hell im kalten (frostfreien) GWH bei Nachtemperaturen von ca. 8°C.
Im ersten Jahr am Gießtopf hat sie eine Blüte gemacht, seitdem blüht sie schon fast üppig.

Berthold

#6
Zitat von: plantsman am 22.Sep.14 um 01:10 Uhr
Durch die in knapp 3000 m Höhe herrschenden Temperaturen (14 bis 16°C im Tagesschnitt) ist die Verdunstung aber wahrscheinlich nicht so hoch

In 3000 Metern Höhe kannst Du jeden toten Fisch an die Wäscheleine hängen. Er trocknet sofort aus und stinkt nie
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Ab 3000 Meter Höhe ist die Luft supertrocken.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Eerika

Das müsste man beim Urlaubszielauswahl berücksichtigen. Kein Schwitzen, das müsste richtig angenehm sein.

Muralis

#9
Danke für die Antworten! Bestätigen z.T. das, was ich selber auch schon geahnt hatte. Man muss die Dinger wohl ein wenig zwicken, damit sie in ihrer Angst zu blühen beginnen. Da war ja auch diese M. striatella aus CR, die bei weitem nicht diese sattgrünen, vitalen Blätter wie meine rolfeana (auch aus CR) hat, aber dafür aus allen Rohren blüht (copyright bei eerika/Ralla):



Vor allem die Klimaangaben von Stefan sind sehr aufschlussreich, ich werde mal sehen, was sich diesbezüglich bei barlaeana machen lässt.

Das mit den Gießröhren ließe sich auch realisieren, da ich genug von dem Grünzeug habe. Ich müsste erst die Röhren einmal auftreiben in meiner Gegend. Mit einem Wort: Ich muss irgendwas verändern, ausprobieren. Die Pflanzen einfach gut pflegen und 1-2mal/Jahr das Sphagnum austauschen genügt sichtlich nicht.

Ein Sonderfall scheint amabilis zu sein, die bei hohen Temperaturen und Trockenheit Blüten ansetzt, die dann verdorren, und bei hoher Feuchtigkeit im Gegenzug Blüten gar nicht ansetzt, die dann aber wenigstens keinen Ärger beim Verdorren erzeugen...

Ich habe die Masdevallien übrigens gelegentlich durch den Blaukorn-Kübel geschwenkt, deutlich seltener aber, als das andere Grünzeug.

Die Herbst/Winter/zeitiges Frühjahr-Blüher habe ich induziert, indem ich sie bis Ende Oktober bei verringerter Gießtätigkeit draußen gelassen habe, worauf die Blüten meistens in mehr oder weniger hoher Zahl erschienen sind. Im Moment sind noch alle Masdevallien sowie meine 2 Draculas und die sonstige Verwandtschaft draußen.

Frank_K

Bei mir ist genau das Gegenteil eingetreten. Ich habe ein M. amplexa hier, die WAR ein Blatt- und Blühmonster. irgendwann war sie so groß, dass ich sie teilen musste (durch vorsichtiges Auseinanderbrechen) und von dem Tag an blüht sie nicht mehr. Das sind nun immerhin schon fast anderthalb Jahre. Ein Teilstück davon ist aufgebunden, das macht ab und zumal eine Blüte, aber alles in alem ist das kein Vergleich mehr mit der Pflanzevor dem Teilen. Auch das Wachstum hat unter der Teilung gelitten :sad:

Viele Grüße

frank
"Optimiste. – Équivalent d'imbécile." Gustave-Flaubert

Berthold

Zitat von: Eerika am 21.Sep.14 um 21:42 Uhr
Teilt man so ein Monsterteil, dann wächst sie wie verrückt weiter und blüht auch wieder.

Aber manche Arten infizieren sich leicht nach der Teilung und werden Jahre zurück geworfen oder verschwinden in Gänze. Deshalb teile ich nicht mehr, sondern setze vorsichtig in grössere Töpfe, ohne nach Möglichkeit die Wurzeln zu beschädigen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)