A36-Keimpilz auch für der Aufzucht

Begonnen von Berthold, 20.Feb.14 um 12:41 Uhr

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Berthold

Ich habe das Aufzuchtsubstrat für die meisten der hiesigen Sämlinge (Anacamptis/Orchis-Gruppe), bestehend aus Seramis/Akadama/Bims/Neudohum 70/10/10/10, mit dem Keimpilz A36 geimpft.
Zu dem Zweck wird Haferflockenagar mit dem Pilz geimpft. Nach ca. 3 Wochen hat der Pilz bei Zimmertemperatur den Agar gut durchwachsen. Dieser durchwachsene Agar wird als kleine Brocken in das Substrat gemischt.

Ich erhoffe mir davon ein besseres An- und Aufwachsen der Sämlinge in der unsterilen Topfkultur. Der Pilz soll bei der Ernährung der Pflanze behilflich sein, wie er es bei der Aussaat war und ausserdem soll er fremde Pilze und Bakterien fernhalten.

Es gibt erste Hinweise auf einen positiven Effekt der Massnahme.

Der A36 scheint mir hierfür besser geeignet als der B1, da er etwas aggressiver wächst und vermutlich robuster gegen Verdrängung durch andere Pilze oder Zerlegung durch Bakterien ist.
In der Vergangenheit konnte ich feststellen, dass Bakterien den B1 auf Haferflocken-Agar sehr schnell zerlegt hatten. Es bildete sich ca. 1 Woche nach der Impfung ein Bakterien-Schleim auf der Agar-Oberfläche.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Dr. Beyrle hat mal so ein ähnliches Verfahren veröffentlicht. Ich habe das modifiziert am 19.5.2012 wie folgt durchgeführt:
500 ml dest. Wasser
2 Liter Perlite
10 g gemahlenen Hafer
2 g Caseinhydrolysat
2 ml B-Vitamine

Wasser, Caseinhydrolysat und Hafer werden zum Kochen gebracht und eine dünne Suppe gekocht. Dann werden die B-Vitamine zugegeben. In einer Schüssel wird diese Lösung zum Anfeuchten der Perlite verwendet und das Ganze in 8 Marmeladengläser gefüllt. Die Gläser werden mit durchbohrtem Deckel und Wattestäbchen verschlossen und sterilisiert. Nach dem Abkühlen wurden sie mit B1 infiziert. Nach einer Woche konnte man das Durchwachsen mit Hyphen erkennen. Beyrle hat so ein Substrat zum Vermischen mit anderen Substraten empfohlen, um dieses mit dem Pilz zu infizieren.

Meine Gläser stehen noch ungenutzt herum, und ich weiß auch nicht ob der Pilz noch aktiv ist.  :bag :bag
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Claus, Du hast aber nie das Substart für das Auspikieren aktiv mit Pilz beimpft, oder?

Wenn der Pilz B1 oder A36 auch die Keimung einer Art nicht fördert wie z. B. von Riemenzungen, könnte er doch im Substrat von Nutzen sein, indem er Infektionen verhindert bzw. reduziert.

Hast Du noch Arten im Glas, die nach dem Pikieren heikel sind? Ich würde das mal genauer testen, wenn Du welche rüber schickst.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 20.Feb.14 um 15:53 Uhr
Claus, Du hast aber nie das Substart für das Auspikieren aktiv mit Pilz beimpft, oder?

Wenn der Pilz B1 oder A36 auch die Keimung einer Art nicht fördert wie z. B. von Riemenzungen, könnte er doch im Substrat von Nutzen sein, indem er Infektionen verhindert bzw. reduziert.

Hast Du noch Arten im Glas, die nach dem Pikieren heikel sind? Ich würde das mal genauer testen, wenn Du welche rüber schickst.

Na ja, ich habe schon immer mal infiziertes Gel im Garten mit dem Boden vermischt. Damit wollte ich eigentlich eine erfolgreiche  Aussaat erreichen. War aber nix.

Dann habe ich von dem infizierten Holz etwas mit ins Substrat gegeben, hatte aber keine positive Wirkung.

Und schließlich wurde ja das Auspikiersubstrat immer mit dem B1 geimpft, wenn ich symbiotische Sämlinge auspikierte.

Das Umgekehrte ist passiert als ich einmal in dieselbe Obikiste symbiotische Dacty-Sämlinge auspikierte und auf der anderen Seite asymbiotische mit Abstand von vielleicht 20 cm. Da gingen die asymbiotischen ein. Sie hätten sich ja aber auch mit dem B1 arrangieren können, wollten sie aber nicht. Anders ist es, wenn ich asymbiotische Dacty-Sämlinge auf mit B1 infizierten Haferboden lege, das funktioniert. So ähnlich macht das ja wohl Dr. Beyrle mit einigen Arten, die er nachträglich noch mit Pilzen anfreundet. Oder eben auch mit pilzinfiziertem Granulat auf Seramis- oder Perlite-Basis.

Heikel sind ja die meisten Cypripedien, da wird der A36 auch nicht helfen.

Wie schrieb doch Svante Malmgren, als ich ihn zu Versuchen mit dem B1 überreden wollte? "Mache ich im nächsten Leben."
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