Hilfe für einen Anfänger

Begonnen von MeMo, 31.Mai.18 um 15:35 Uhr

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MeMo

Hallo zusammen,
Da dies hier mein erster Post in diesem Forum ist möchte ich mich kurz vorstellen:
Ich heiße Moritz, bin 22 Jahre alt und Ingenieur-Student aus NRW. Ich beschäftige mich schon seit längerem hobbymäßig mit europäischen Orchideen und bin auch seit einiger Zeit ein stiller Mitleser dieses Forums. Es ist wirklich sehr faszinierend was ihr hier schon alles erreicht habt und es ist echt spannend das alles zu lesen. Ich versuche mich auch schon seit einiger Zeit an deren Vermehrung aus Samen, jedoch bisher mit sehr bescheidenem Erfolg. Meine Aussaatversuche habe ich bisher auf Basis der Beschreibungen von Svante Malmgren mit mehreren mitteleuropäischen Arten probiert, wobei ich bis auf einen einzelnen gekeimten Samen bisher keine Erfolge hatte. Ich bin ein Bisschen ratlos was ich noch anders machen könnte ohne es zu kompliziert zu machen, es soll ja nur ein Hobby sein :-). Für die Aussaaten habe ich mir auch eine Sterilbox gebastelt, das klappt ausgezeichnet, ich habe eigentlich keinerlei Verkeimungen.
Als Medium habe ich bisher das Standardmedium von Malmgren mit Ananaszusatz versucht nachzukochen, jedoch in Ermangelung einer Aminosäurelösung mit 1g/l Hefeextrakt.
Gebleicht habe ich mit 0,5 NaOCl und auch Bleichreihen angefertigt, was aber leider auch nicht weiter geholfen hat. Versucht habe ich bisher Dactylorhiza maculata, majalis, Orchis militaris und Ophrys sphegodes und Gymnadenia conopsea, dieses Jahr hätte ich auch noch A. morio Samen.
Ich wäre sehr dankbar für Tipps oder Verbesserungsvorschläge da ich kurz davor bin das Ganze aufzugeben  :ka

Häufiger habe ich hier und auf anderen Seiten auch von dem P6668-Medium gelesen, welches ja relativ einfach käuflich zu erwerben ist. Kann man das Medium auch für europäische Orchideen verwenden ? So könnte ich zumindest am Medium nicht viel Falsch machen und ein paar Aussaaterfolge wären auch mal ganz schön.

Auch über die symbiotische Aussaat kann man hier ja sehr viel gelesen und ich würde auch das gerne mal ausprobieren, auch weil es verhältnismäßig etwas einfacher erscheint und euer hier viel erwähnter B1 bei einigen Arten ja hervorrangend zu funktionieren scheint. Daher wäre meine Frage ob es irgendwo Möglichkeiten gibt eine Probe dieses Pilzes käuflich zu erwerben oder ob ein Forumsmitglied mir netterweise eine Probe zur Verfügung stellen könnte.

Über Hilfe würde ich mich wirklich sehr freuen  :-)
LG Moritz

FlorianO

P6668 ist mit einem Murashige-Skoog-Medium in halber Konzentration vergleichbar. Wurde ursprünglich für Tabak entwickelt, funktioniert aber auch gut bei vielen Epiphyten. Mit einem BM-1 oder BM-2 Boden bist du besser bedient für Erdorchideen. Ansonsten gibt es noch von Claus hier im Forum einen relativ komplexen Boden den man aber nicht käuflich erwerben kann.

Vielleicht liegt der PH Wert bei deinem Boden durch den Ananassaft so daneben das der Samen keine Chance hat. Eine Keimung hat man meist auch bei einem ungeeigneten Boden.

Woher stammt der Samen, ist er vielleicht überlagert?


Uhu

Hallo Moritz,

willkommen im Forum.

Es ist doch schon ein riesiger Schritt, wenn Deine Aussaaten ohne Verkeimungen klappen. Da sollte doch was drin sein. O.militaris ist sicherlich nicht einfach. Aber D.majalis und maculata hätten eigentlich keimen sollen. Ich würd dir raten es nun mit morio zu probieren. Die Samen der diesjährigen Saison können nun langsam reif werden. Also hast Du wahrscheinlich frische Samen.

P-6668 geht bei morio und Dactylorhiza in halber Konzentration mit Zuckerausgleich.
Grüße Jürgen

Niko

Hallo Moritz!
Willkommen im Forum! Ich verwende eine vereinfachte Version von Claus Boden - diese ist sehr ähnlich zum Malmgren-Boden. Darauf keimt eigentlich ,,fast alles". Also bleiben zwei schon genannte Möglichkeiten : der Ansnassaft (verwende ich nie, stattdessen Kokossaft) oder die Samen selbst. Manche keimen nur frisch gut ( z.B. Spitanthes spiralis) - die Samenqualität ist daher entscheidend und leider bei manchen Online-Händlern und Selbstungen (!) schlecht.
Also : Nicht entmutigen lassen!
Gruß Niko

MeMo

Vielen Dank für die schnellen Antworten!

Zum Ananassaft: Ich habe sowohl gekauften als auch selbstgemachten ausprobiert, da ich mit dem gekauften keine Erfolge hatte. Den PH-Wert habe ich mit NH3 angepasst auf etwa 5,7-6 und das ganze auch mit einem PH-Meter gemessen, auch den fertigen Nährboden habe ich überprüft, das sollte eigentlich stimmen. Kokossaft werde ich aber mal ausprobieren! :thumb   

Den Samen hole ich aus dem Garten meiner Eltern, die haben vor Jahren mal ein paar Arten gekauft die seitdem sehr gut wachsen. Was Selbstung betrifft könnte das tatsächlich das Problem sein, wir haben leider nur 1-3 Individuen pro Art, und leider hat die letzten Jahre meist nur jeweils ein Individuum geblüht. Dieses Jahr habe ich aber sehr darauf geachtet sie möglichst gegenseitig zu bestäuben, hoffentlich klapps diesmal :-)

Claus

Wie lange hast du gebleicht? Hast du beim Verdünnen der Bleichlauge richtig gerechnet? War mein erster Fehler 2005. Also 9 ml DanKlorix mit Wasser auf 50 ml auffüllen gibt 0,5%.

Dactylorhiza-Samen keimen bei Lagerung im Kühlschrank meist noch nach 5-10 Jahren. Hast du mal unter der 10x Lupe nachgeschaut, ob überhaupt Embryonen in den Samen stecken?

Hefeextrakt ist für den Boden nicht ideal. Falls du an Caseinhydrolysat kommst, das wäre deutlich besser (400 mg/l). Ananas neutralisiert ist ok (20 ml/l). Hormone brauchst du bei Dactys nicht.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

MeMo

Ja auch die Konzentration sollte stimmen, hatte 9ml auf 41ml Wasser. Gebleicht habe ich je nach Art in Bleichreihen von 6 bis 12 Minuten, Ophrys nur 4.
Die Samen habe ich mir vorher auch unterm Mikroskop angeschaut: es sind Zellkerne vorhanden, natürlich nicht zu 100% aber doch deutlich in der Überzahl. Ich bewahre die Samen auch mittlerweile immer im Kühlschrank auf, habe ich vor ein paar leider Jahren noch nicht gemacht, ich denke das war auch einer der Fehler.

Gibt es denn geeignete Bezugsquellen für Caseinhydrolysat ? Alle Onlineshops die ich dahingehend bis jetzt gefunden habe bieten nur Mengen ab 500g zu Preisen die ich glaube ich nicht bereit bin zu zahlen  :weird

Bei einer Sache bin ich mir noch unsicher, bei welcher Temperatur sollten die Gläser zur Keimung aufbewahrt werden und kann es auch sein das die Temperatur dafür einfach zu hoch oder zu niedrig liegt ?

Uhu

die Erdorchideenaussaaten stehen bei mir bei Zimmertemperatur  - dunkel!!
Grüße Jürgen

Robert

#8
Zitat von: MeMo am 03.Jun.18 um 18:07 Uhr
Ja auch die Konzentration sollte stimmen, hatte 9ml auf 41ml Wasser. Gebleicht habe ich je nach Art in Bleichreihen von 6 bis 12 Minuten, Ophrys nur 4.
Die Samen habe ich mir vorher auch unterm Mikroskop angeschaut: es sind Zellkerne vorhanden, natürlich nicht zu 100% aber doch deutlich in der Überzahl. Ich bewahre die Samen auch mittlerweile immer im Kühlschrank auf, habe ich vor ein paar leider Jahren noch nicht gemacht, ich denke das war auch einer der Fehler.

Gibt es denn geeignete Bezugsquellen für Caseinhydrolysat ? Alle Onlineshops die ich dahingehend bis jetzt gefunden habe bieten nur Mengen ab 500g zu Preisen die ich glaube ich nicht bereit bin zu zahlen  :weird

Bei einer Sache bin ich mir noch unsicher, bei welcher Temperatur sollten die Gläser zur Keimung aufbewahrt werden und kann es auch sein das die Temperatur dafür einfach zu hoch oder zu niedrig liegt ?



Falls die Suche nach bezahlbarem Caseinhydrolysat noch relevant ist, ich fand nach längeren Recherchen eine Quelle.
https://www.bulkpowders.de/peptopro.html

Ansonsten weis ich nicht ob ich mich an diesen Beitrag mit anhängen darf, ich versuch mich seit einem Jahr in der asymbiotischen Aussaat und habe ähnliche Probleme wie MeMo. Bei mir will Orchis mascula nicht keimen. Mit Ophrys apifera u. speculum sowie Orchis militaris hatte ich keine Probleme. Wobei O. militaris erst nach Monaten winzige Protocorme produzierte.

Viele Grüße Robert   

Uhu

wie hast Du die mascula Samen sterilisiert? evt. bringt eine längere Zeit in der Fritte eine Verbesserung.
Grüße Jürgen

MeMo

Danke für den Tipp Robert!
Jürgen hat mir netterweise schon eine ganze Menge zur Verfügung gestellt, das wird für meine Zwecke schon eine ganze Weile reichen denke ich. Meine symbiotischen Aussaatversuche laufen aktuell auch so gut dass ich mich erstmal nur damit beschäftigen werde. Ich habe neben dem Studium auch kaum noch Zeit für was anderes und deshalb komme ich wahrscheinlich erst Anfang nächsten Jahres mal dazu wieder asymbiotische Versuche zu machen.

Berthold

Zitat von: MeMo am 04.Nov.18 um 22:27 Uhr
Meine symbiotischen Aussaatversuche laufen aktuell auch so gut dass ich mich erstmal nur damit beschäftigen werde.
Die Gläser sehen doch sehr gut aus. Wann wurde ausgesät und wurde einmal umgelegt?

Ich würde die Gläser aber senkrecht stellen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

MeMo

Ausgesät wurde vor 17 Wochen, ich weiß das ist lange her, allerdings verlief die Keimung und das Wachstum danach sehr schlecht, ich denke das lag vor allem an den extremen Temperaturen diesen Sommer, die Morios keimten deshalb auch erst nach eineinhalb Monaten, als die Temperaturen das erste mal wieder gefallen sind, dann dafür aber sehr gut und wuchsen auch recht schnell.
Da ich von Juni bis Ende Semptember Klausuren hatte konnte ich auch nicht rechzeitig umlegen und sie stellten alle das Wachstum ab einer größe von etwa 2-3mm ein, umgelegt habe ich die Morios auf sem Foto vor 45 Tagen, Majalis und Incarnata vor 30 Tagen.
Seit einer Woche stehen sie unter Kunstlicht

Berthold

#13
Zitat von: MeMo am 04.Nov.18 um 22:42 Uhr
sie stellten alle das Wachstum ab einer größe von etwa 2-3mm ein, umgelegt habe ich die Morios auf sem Foto vor 45 Tagen, Majalis und Incarnata vor 30 Tagen.
Bei den symbiotischen Aussaat sind die Haferflocken nach einiger Zeit (vielleicht 6 Wochen) von den Pilzen verstoffwechselt und dann können die Pilze auch die Orchideen nicht mehr ernähren. Dann kommt es zum Wachstumsstillstand und ein Umlegen ist angesagt.

Mit dem Kunstlicht, kannst Du die Wachstumsphase etwas verlängern, aber irgendwann ist auch eine kühle Ruhephase sehr wertvoll für die zukünftige Entwicklung.
Himatoglossum z. B. treiben ohne kalte Ruhephase überhaupt nicht wieder aus.

Die lange Keimdauer kann auch an der Degeneration des Keimpilzes oder an eine Embryoschädigung durch zu heftige Desinfizierung des Samen liegen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

MeMo

Zitat von: Berthold am 04.Nov.18 um 22:31 Uhr
Ich würde die Gläser aber senkrecht stellen.

Die Gläser stehen selbstverständlich senkrecht, nur die Bilder sind leider aus irgendeinem Grund gedreht  :ka


Ja das sie ihr Wachstum einstellen war mir bekannt, allerdings hatte ich lange keine Zeit zum umlegen, weshalb sie etwa einen Monat einen Wachstumsstillstand hatten, nach dem Umlegen sind sie bisher aber alle sehr gut weiter gewachsen.
Habe auch versucht die Gläser etwas mit sterilisierten Haferflocken nachzufüttern, allerdings habe ich es bis heute nicht geschafft die Flocken wirklich steril zu bekommen, und mir dadurch einiges mit Schimmel verseucht