Senecio jacobaea Jakobskreuzkraut

Begonnen von Ralla, 11.Jul.18 um 19:15 Uhr

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Ralla

Auf Juist gesehen. Vielleicht seltene Tigerentenraupen?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Kater Karlo

#1
Schaue mal hier.
https://de.wikipedia.org/wiki/Jakobskrautb%C3%A4r

Jakobskrautbär (Tyria jacobaeae)
herzliche Grüße
Matthias

Ralla

Ach, das wird ja mal was Hübsches. Leider keine Tigerenten. Die Pflanze hätte ich nach all dem Raupenfrass nicht erkannt.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

partisanengärtner

Schade das Du keine mitgebracht hast. Die Greiskrautseuche ist ja kaum aufzuhalten.

Ich hätte hier viele ungestörte Stellen wo ich den gerne ansalben würde.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

krötenlilly

Wollte ich gerade sagen: Bring mir welche mit! Ich hätte Futter anzubieten. Ohne dass ich jetzt die Pflanze total verteufeln will. Ich bin ja kein Pferd.
Gruß
krötenlilly

partisanengärtner

Das ist für die meisten Säugetiere ähnlich gefährlich. Auch für uns.
Über den Honig bekommen wir wenn genug von dem Zeug blüht auch eine gute Dosis.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Tobias TJ

Ich möchte darauf hinweisen, dass das Jakobskreuzkraut eine einheimische Pflanze ist und mitnichten eine Seuche. Die starke Ausbreitung der Art kommt wohl in erster Linie durch die falsche/nicht fachgerechte Beweidung der Pferdewiesen. Die Art braucht nämlich offene Stellen zum Keimen. Bei einer gut gepflegten, nicht überweidedeten Weide, gibt es die nicht so oft.... Und das Honigproblem ist vermutlich auch eine Geschichte der Pferdelobby... Von anderen Arten der Gattung, die ebenfalls Pyrrolizidiknalkaloide enthalten und zahlenmäßig viel viel häufiger vorkommen, hört man nämlich weder in Zusammenhang mit Honig noch mit Pferden auch nur eine Kleinigkeit... Warum? Sie wachsen nicht auf Pferdeweiden oder Heuwiesen. Insbesondere denke ich da an Senecio inaequidens, eine Pflanze, die ursprünglich aus Südafrika stammt und die in Deutschland inzwischen von Juni bis in den  November  hunderte, wenn nicht tausende Kilometer Straßenränder und Autobahnmittelstreifen gelb färbt.
Auch beim Borretsch schreit niemand auf und der landet sogar im Essen.

Man hat fast den Eindruck, es gibt inzwischen auch so etwas wie Phytorassismus, der sich gezielt gegen Bestimmte Pflanzenarten richtet... Besonders gut können das die Schweizer...

Was den Honig angeht, Pyrrolizidinnalkaloide lassen sich darin Nachweisen, normalerweise aber in unbedenklich Mengen. Und ob die dann vom Jakobskreuzkraut, einem anderen Kreuzkraut, vom Borretsch oder von irgendwelchen ganz anderen Pflanzen stammen  :ka
Die Gruppe der Pyrrolizidiknalkaloide ist nicht gerade die seltenste Alkaloidgruppe im Pflanzenreich.
Liebe Grüße,
Tobias

krötenlilly

Das mit der Ausbreitung durch falsche Beweidung, geänderte Mähzeitpunkte und Mähtechniken habe ich auch schon gelesen. Manche klagen auch über die Verdrängung der Wiesengräser durch Ampferarten?!
Auf meinem Grundstück stehen einige stattliche Stauden vom Jakobskreuzkraut, sie werden von Insekten regelrecht belagert. Darunter sehr viele verschiedene Arten von Bienen. Honigbienen sind davon sehr wenige. Auch Schmetterlinge fahren voll auf die Blüten ab.
Die Pflege einer Blumenwiese, egal ob Fettwiese, Halbtrockenrasen oder was auch immer ist alles andere als einfach, wenn man Vielfalt erhalten und fördern möchte. Ganz zu schweigen von Ambitionen wie bei einigen von uns, was die Arten angeht.  :yes
Irgendwie hab ich jetzt Appetit auf ein Honigbrot  :bag
Gruß
krötenlilly

partisanengärtner

#8
Die Abbaubarkeit dieser doch verschiedenen Alkaloide im Körper und damit ihre Verträglichkeit ist unterschiedlich. Man ist ja nicht so lange dabei das zu erforschen. Viele Kräuterheilmittel sind genau wegen dieser Alkaloide vom Markt verschwunden.
Alle Verwandten vom Borretsch sind da schon mal verdächtig nicht nur Beinwell.
Es sind auch schon Honige mit überhöhten Werten vom Markt genommen worden oder wohl verdünnt worden ;).
Die kamen aber eher aus dem östlichen Mittelmeerraum und Asien.

Dieses spezielle Greiskraut hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einer Allerweltsart entwickelt. Daran ist unsere Autobahnbehörde nicht ganz unschuldig. In den Saatgutmischungen zur Böschungsbegrünung war das Zeug drinnen.
Vermutlich hat auch da der Sprung, von relativ seltenen Bewohner aus steppenartigen Biotopen, zum allgegenwärtigen Unkraut stattgefunden.

Vermutlich hat die Selektion der Vermehrer so einen Typ begünstigt der in den kargen Ursprungsbiotopen sich nicht durchsetzen konnte.

Aber das ist jetzt unerheblich.

Das sie offenen Boden zum keimen brauchen haben sie mit den meisten Wiesenblumen gemeinsam, ist also kein Argument.
Das die Pferdewiesenbesitzer das Problem mit Herbiziden ganz gut im Griff haben ist leider ein weiteres Problem. Die Landwirte haben die Mittel dieses Gewächs aus ihrem Heu rauszuhalten. Der Pyrrolizidingehalt von Milch und Käse kann auch ein Problem werden. Zudem sind Todesfälle bei Schaf und Kuh durch stark mit dem Gewächs durchsetztes Heu auch schon aufgetreten. Auch wenn Rinder mehr als doppelt so viel aushalten wie Pferde. (Vielleicht weil sie einen Teil über die Milch ausscheiden?)
Auf der Weide wird es gemieden im Heu findet das eben nicht statt.
So verschwindet zur Risikominimierung eine Blumenwiese nach der anderen. So viele gibt's ja nicht mehr.
Das Mittel der Wahl ist Banvel und falls man eh umbrechen will ist Roundup auch geeignet.

Da ist eine Vermehrung der natürlichen Verwerter dieser Pflanze kein Rassismus. Zumal die ja hier auch heimisch sind und nur durch andere Auswirkungen der Landwirtschaft keine ausreichende Verbreitung erlangen können.
Kaninchen sollen eine der Säugetierarten sein die das Jakobsgreiskraut problemlos verwerten können.
Sie sind auch nicht wirklich heimisch hier und wohl auch nicht überall gut gelitten. Da ist mir der Falter und einige Käfer die eben noch einen Vektor brauchen um alle Standorte zu erreichen, deutlich angenhmer.
Wir waren ja auch ein Vektor für die Verbreitung dieses Gewächses.

Die Raupen sind auch giftig durch die Alkaloide, darum können sie sich die Warnfarbe auch leisten.


Im Ort wo ich mein Atelier habe war vor 20 Jahren keine zu finden. Jetzt sind die hier in jedem Rasen zu finden. In allen Pflasterfugen, Standorte im Schatten und in der Sonne. Auch auf einer Wiese die nie beweidet wurde, die zweimal im Jahr mit einem Balkenmäher abgemäht wird stehen gerade ein paar blühende Pflanzen.
Der Ort selber wäre mein Biotop wo ich genau sehen könnte welchen Einfluss der Falter auf die Verbreitung hat.

Ich habe hier übrigens einen Urspungsstandort vom Greiskraut auf einem karstigen Hügel hier in der Gegend mal gesehen. Leider keine Raupen.
Es waren dort aber nur zwei blühende Pflanzen zu finden.

Alles hängt nun mal mit allem zusammen und alle Aspekte sind linear nicht zu erfassen.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

krötenlilly

Zum Thema Pyrrolizidinalkaloide in Honig gibt es ein PDF von Untersuchungen durch das BfR. (37 Seiten) Die höchsten Werte wurden bei Honig aus Amerika gefunden. Ob die Alkaloide darin aus Jakobskreuzkraut kommen?? Wenn ich hier beim Imker meines Vertrauens Honig aus Frühjahrstracht kaufe und davon ca. 2 Gläser pro Jahr konsumiere bin ich nicht in Gefahr. Natürlich ist der Honig aus dem Supermarkt billiger, Herkunft aus nicht EU Ländern :ka. In Milch Fleisch etc. wurde wenig gefunden.
Am höchsten ist das Risiko bei kontaminierten Teemischungen und Direktverzehr (statt Rucola.)
Ich sag nicht: Ich will keine Tigerentenraupen, im Gegenteil.
Aber die Probleme mit der Pflanze sind hausgemacht. Im normalen Rahmen auftretend bereichert sie das Angebot an heimischen Futterpflanzen für wildlebende Insekten. Nicht unbedingt für die Honigbienen, das sind aber auch keine wildlebenden Insekten sondern hochgezüchtete Nutztiere.
Gruß
krötenlilly

Tobias TJ

So seh ich das auch.
Und wie gesagt, so problematisch seh ich das Jakobskreuzkraut nicht. Ganz so häufig ist es nämlich dann doch nicht. Problematischer ist, zumindest in Teilen Deutschlands sicher Senecio inaequidens . Weil viel viel häufiger und inzwischen mit extrem langer Blühzeit.
Liebe Grüße,
Tobias

Berthold

Ich fürchte mich nicht.

Auf der Wiese ist die Pflanze durch ständiges Mähen sehr klein.
Ich kenne die Art nicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

krötenlilly

Gruß
krötenlilly

Berthold

Ja, die Art lässt sich auch durch Mähen kaum ausrotten. Sie ist sehr lebenstüchtig und kein Weichei.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

#14
Zitat von: Tobias TJ am 11.Jul.18 um 23:44 Uhr

Was den Honig angeht, Pyrrolizidinnalkaloide lassen sich darin Nachweisen, normalerweise aber in unbedenklich Mengen. Und ob die dann vom Jakobskreuzkraut, einem anderen Kreuzkraut, vom Borretsch oder von irgendwelchen ganz anderen Pflanzen stammen  :ka
Die Gruppe der Pyrrolizidiknalkaloide ist nicht gerade die seltenste Alkaloidgruppe im Pflanzenreich.

Ich hatte kürzlich eine Reportage gesehen, da durfte ein deutscher Imker große Mengen Honig an die Biogasanlage liefern, der Grenzwert war weit überschritten.

Es ging noch weiter, das Zeug verbreitet sich auf Renaturierungsflächen explosiv, das wurde dort beklagt und wird für Imker ein Problem.


,,Dehydropyrrolizidinalkaloide als eigentliches toxisches Prinzip der Pyrrolizidinalkaloide wirken karzinogen, mutagen und teratogen (CMR-Eigenschaften). Als Diester wirken sie als bifunktionale Alkylantien und führen durch Interaktion mit DNA und RNA zu Quervernetzungen (Crosslinking). Bei ausreichender Dosierung sind akut hepatotoxische und pulmotoxische Effekte zu erwarten. Akute Intoxikationen sind beim Menschen selten. Die regelmäßige Anwendung pyrrolizidinalkaloidhaltiger Arzneitees (einschließlich Buschtees mit exotischen Pflanzenarten) hat jedoch vielfach zu schwerwiegenden und teils letalen Vergiftungen geführt. Toxische Effekte kumulieren bei wiederholter Exposition."

http://flexikon.doccheck.com/de/Pyrrolizidinalkaloid

Wenn ich so etwas lese, bin ich nicht entspannt.
Bei Lebertumoren hört der Spaß auf, die Langzeitfolgen von früheren Einnahmen sind sicherlich nicht beurteilbar.
Beste Grüße

Rüdiger