Unsterile Aussaat von Pleione grandiflora

Begonnen von Berthold, 22.Nov.13 um 18:48 Uhr

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Berthold

Die Samen der Art haben so dicke fette Embryonen, dass sie vielleicht auch ohne Zuckernährboden aus eigener Kraft keimen können. Dann kann wie in der Natur unsteril gearbeitet werden.

Hier wird ein Untersetzer benutzt, der mit einer Mischung aus Seramis/Neudohum/Akadama/Kanuma gefüllt ist. Darauf liegen verschiedene Oberflächen zum Test, auf die der unbehandelte Samen aufgebracht worden ist. Die Oberflächen sind Küchenpapier, Neudohum, Dachmoos und Rohoberfläche vom Substrat.
Der Untersetzer wurde nach dem Aussäen mit leicht gedüngtem Wasser leicht eingesprüht. Er steht jetzt im Kalthaus bei 5 bis 12°. 5° mehr Wärme wäre wohl besser.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Carsten

Verständnisfrage: Du möchtest unsteril asymbiotisch aussäen, wie es z.B. für Disa uniflora in Sphagnum beschrieben ist? Nicht unsteril mit Zufallssymbiose, wie bei einer Aussaat auf Deutscher Eichenrinde?

Berthold

Zitat von: Carsten am 25.Nov.13 um 12:51 Uhr
Verständnisfrage: Du möchtest unsteril asymbiotisch aussäen, wie es z.B. für Disa uniflora in Sphagnum beschrieben ist? Nicht unsteril mit Zufallssymbiose, wie bei einer Aussaat auf Deutscher Eichenrinde?

Ja, Carsten, unsteril asymbiotisch.
Um anfliegende Pilzsporen kümmerer ich mich nicht. Ich gehe davon aus, dass die Pleione-Samen aus eigener Kraft keimen können, ohne Keimpilzunterstützung und ohne Zuckernährboden.
Weil kein Zuckernährboden vorhanden ist, braucht man nicht steril zu arbeiten, weil zufällig vorbei schauenden Bakterien oder Pilzsporen nichts zu fressen finden und weiter ziehen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

paulw

mit der Vermutung der asymbiotischen Keimung dürftest du recht haben.

Ich hab heuer Pleione limprichtii auf verschiedenen Substraten , teils ohne Rinde ausgesät, die Keimung ist auf allen gleich bei ca 100 %.
Grundbestandteil ist immer Seramis und Kartonschnitzel, dazu Nix, Kiefermullm, Apfelrinde oder Erlenrinde.
nach 2,5 Wochen : grün , ca. 3 fache Samengrösse, Rhizoiden erkennbar.( ca 17-20 °C, Fensterbank)
Ich frag mich warum man mit denen bzw. auch mit Bletilla (da hab ich das schon mit 3 Arten praktiziert und hunderte Jungpflanzen gezogen) im Labor herumpanschen sollte, wenns doch so einfach geht. ausser vieleicht um den Preis hochzuhalten. Könnte ja jeder kommen und Hybriden oder gar teure Arten produzieren!

Berichte auf jeden fall was weiter passiert.




Berthold

Zitat von: paulw am 26.Nov.13 um 16:25 Uhr

Ich frag mich warum man mit denen bzw. auch mit Bletilla (da hab ich das schon mit 3 Arten praktiziert und hunderte Jungpflanzen gezogen) im Labor herumpanschen sollte, wenns doch so einfach geht. ausser vieleicht um den Preis hochzuhalten. Könnte ja jeder kommen und Hybriden oder gar teure Arten produzieren!

Berichte auf jeden Fall was weiter passiert.

Paul, wenn man steril auf Zuckernährboden aussät, hat man noch eine sehr viel grössere Ausbeute und ganz definierte Verhältnisse der Aufzucht. Deshalb ist das für den gewerblichen Betrieb absolut sinnvoll, zumal die sterile Aussaat für ein Labor kein technisches Problem ist.

Deine Test sind sehr interessant. Hast Du ein paar Fotos zur Hand?
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paulw

#5
Fotos gibts momentan leider nicht.(Kamera bei Verwandten vergessen) werd aber nach Weihnachten nachliefern.

Bei den Bletilla kann ich mir keine grössere Ausbeute vorstellen als das jeder Samen (mit Embryo) keimt, das Etablieren wegfällt und nach dem Pikieren keiner mehr stirbt. Sprich 100% Erfolg.(Ausser bei Klonung natürlich).Ich hab letztes Jahr tausende gekübelt.

Die Ergebnisse von 2012 waren heuer übrigens reproduzierbar.(mit B. ochracea).
Das weitere Wachstum hängt vor allem mit den verfügbaren Nährstoffen zusammen, meine Grössten haben nach 1 Jahr 4- 5mm Knollen (fettes Substrat). Rindensubstate brachten deutlich kleinere Pflanzen.
Heuer hab ich fetteres Aussaatsubstrat genommen, hoffe auf Steigerung.
Man muss halt ein System ausarbeiten, wie bei anderen Kulturen auch.
Aber wenn ich mir die Ergebnisse mit geflaschten Bletillas hier im Forum so anschaue bin ich glaub ich nicht so schlecht dabei.

Klar das das nicht bei vielen Arten so geht, aber wenn man ganz normal anbauen kann, warum dann Arbeitsaufwendiger? Kann doch nicht billiger sein.
Primel werden ja auch nicht invitro gesät.



Berthold

Zitat von: paulw am 26.Nov.13 um 17:26 Uhr
Klar das das nicht bei vielen Arten so geht, aber wenn man ganz normal anbauen kann, warum dann Arbeitsaufwendiger? Kann doch nicht billiger sein.
Primel werden ja auch nicht invitro gesät.

Paul, Du kannst ja unsteril nur Orchideen aussäen, die extrem dicke Embryonen bilden. Die Embryonen müssen so dick sein, dass sie aus dem eigenen Nährstoffvorrat einen photosynthesefähigen Sämling aufpäppeln können.
Solch dicke Embryonen bilden aber nur extrem wenige Orchideenarten aus.

Die anderen Arten sind bei der Keimung in der Natur auf die Unterstützung von Pilzen oder Zuckerlösungen angewiesen.
Aber Zuckerlösungen können nur bei steriler Aussaat helfen, den bei unsteriler Aussaat finden sich sofort Bakterien und Pilze ein, die alles verstoffwechseln.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

paulw

Um das zu wissen beschäftige ich mich lange genug mit Orchideen.
Ich finde es nur erstaunlich das sich der Kreis der Arten die dieses ganze Tamtam nicht brauchen immer weiter ausweitet.
Da blühen uns sicher noch so eingie Überraschungen.
nach Bletilla, Disa, Thelmitra, Aplectum, Thunia, Calopogon, nun auch Pleione?
Was kommt als nächstes?

die meisten Gattungen sind sicher den "Profivermehrern" unter Laborbedingungen vorbehalten,
aber wenn Pleione wirklich so einfach keimt, warum dann flaschen?
Dein Versuch ist übrigens weit naturnäher als meine, da kann logischerweise auch mehr passieren, ich versuche ein praktikables Protokoll für die Vermehrung unter "normalen" Gartenbaubedingungen zu entwickeln,
darum unsteril aber sonst sehr wohl definiert. Ziel ist auch Reproduzierbarkeit.
Die Bletilla Zb. keimen in einer Mischung aus handelsüblichen Substraten.


Berthold

Zitat von: paulw am 26.Nov.13 um 19:02 Uhr
nach Bletilla, Disa, Thelmitra, Aplectum, Thunia, Calopogon, nun auch Pleione?
Was kommt als nächstes?
.

Man kann gut unter dem Mikroskop sehen, wie dick die Embryonen im Samen sind und dann abschätzen ob sich ein unsteriler Aussaatversuch lohnt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

paulw

wenn man eins hätte (schäm)
Ob überhaupt und ca. wieviele Embryonen da sind kann ich nur anhand von Farbe und klopfen auf Papier abschätzen.
kann aber dann bei der Aussaat danebengehen, zu dicht...

paulw

#10
Pleione limprichtii, Fotos vom 5.12, Aussaat 12.11.13
(wieder mal viel zu dicht)

Berthold

Paul, wie fütterst Du denn jetzt die kleinen?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Beim Aussaat-Datum hast Du Dich aber vertan?

Niko

Zitat von: paulw am 26.Nov.13 um 19:02 Uhr
nach Bletilla, Disa, Thelmitra, Aplectum, Thunia, Calopogon, nun auch Pleione?

Hoppla!
da bin ich mal wirklich überrascht. Bletilla ist klar - und Pleione mit Deinen Bildern eindrucksvoll belegt. Aber Thelymitra? Disa (die ganze große Gattung)??
Wäre es nicht gut einen "gefixten" thread aufzumachen, in dem wir die gesicherten (z.B. mit Bildern oder Quellenangabe) ohne "Tamtam" keimenden Arten sammeln?

Gruß Niko

Berthold

Niko, ich schaue mal. was wir da schon haben und versuche zusammenzuführen
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