Hauptmenü

Pflanzenethik

Begonnen von Berthold, 30.Mär.19 um 10:20 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Berthold

Ein neues Gebiet für Deutschland, auf dem sich unsere Ethik- und Moralwächter einen guten Namen auf der Welt erarbeiten können.

Aus der FAZ v. 30. Mär 2019


Obwohl sie Lebewesen sind wie Tiere und Menschen, haben Pflanzen immer noch keinerlei Rechte. Ethiker fordern schon lange ein moralisches Umdenken zum besseren Schutz der Natur - und finden immer öfter Gehör.

Die moderne Pflanzenethik begann, als Micky Maus die Mammutbäume fällen wollte. Ende der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts plante die Walt Disney Company, mitten im kalifornischen Sequoia National Park ein riesiges Skiressort zu errichten. Das ,,American Alpine Wonderland" sollte über diverse Skipisten mit 22 Lifts und ein fünfgeschossiges Hotel verfügen. Für die jährlich erwarteten 1,7 Millionen Gäste wollte Disney obendrein eine Autobahn durch den Nationalpark bauen, woraufhin die Umweltschutzorganisation Sierra Club eine Klage einreichte, die der Oberste Gerichtshof dann 1972 ablehnte. Eine juristische Niederlage, aber ein moralischer Sieg: Der öffentliche Protest zwang den Kongress 1978, das Vorhaben zu stoppen.

Damals ahnte kaum jemand, wie sehr dieser Gerichtsprozess die moderne Pflanzenethik beeinflussen sollte: In seinem bahnbrechenden Artikel ,,Should Trees Have Standing?" schlug der Philosoph und Jurist Christopher D. Stone 1972 vor, dass Bäume und andere Bestandteile von Ökosystemen denselben Rechtsstatus erhalten sollen, wie ihn auch ,,interessenlose" Unternehmen und juristische Personen genießen. Einer der verantwortlichen Bundesrichter, William O. Douglas, schloss sich Stones Argumentation an und sagte 1972 wegweisende Worte vor Gericht: ,,Ein Schiff ist eine juristische Person, eine Fiktion, die hilfreich ist für maritime Rechtsfragen. Jeder gewöhnliche Konzern wird vor Gericht der Einfachheit halber als ,Person' behandelt. Dasselbe sollte gelten für Täler, Alpenwiesen, Flüsse, Seen, Meeresmündungen, Strände, Bergkämme, Wälder, Sumpfgebiete und sogar für die Luft – sie alle stehen unter dem zerstörerischen Druck der modernen Technologie und des modernen Lebens. Vielleicht werden die Bulldozer des ,Fortschritts' bald alle ästhetischen Wunder dieses wunderschönen Landes umpflügen. Die einzige Frage lautet: Wer hat ein Recht darauf, zu klagen und gehört zu werden?"



Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Wer künstlichen Gebilde wie eine Firma juristisch als Person ansieht, der kann doch bei Lebenwesen oder der Natur keine Ausnahme machen.

Diese müßten sogar deutlich mehr Natur-Rechte bekommen.
Beste Grüße

Rüdiger