Vom Sinn und Unsinn der Zahnspangen

Begonnen von Berthold, 04.Jan.19 um 19:42 Uhr

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Berthold

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Zitat"Die Lebensqualität verbessert sich nach abgeschlossener kieferorthopädischer Behandlung: ,,Hier zeigte sich, dass Patientinnen und Patienten mit einer abgeschlossenen kieferorthopädischen Behandlung eine höhere Lebensqualität berichteten als nicht behandelte Studienteilnehmerinnen oder Patienten, die sich aktuell kieferorthopädischen Maßnahmen unterzogen."
Zahnfehlstellungen werden durch die Behandlung verbessert: ,,Unabhängig von den genutzten Indizes zeigten sich hier durch die Anwendung von kieferorthopädischen Apparaturen Verbesserungen."
Damit ist wohl alles gesagt. Eine Zahnspange ist in erster Linie eine ästhetische Behandlung. Dass man magischerweise kein Karies oder keine Paradontose mehr bekommt weil man eine Zahnspange trägt kann doch niemand ernsthaft erwarten.

Es stellt sich eher die Frage nach dem Sinn und Unsinn solcher Studien, die mangels Probandenzahl ohnehin kaum jemals statistisch relevante Daten liefern.

Ralla

Die medizinische Indikation kann sich ansich nur aus psychischen Problemen ergeben.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Zitat von: Ahriman am 04.Jan.19 um 22:26 Uhr
Es stellt sich eher die Frage nach dem Sinn und Unsinn solcher Studien, die mangels Probandenzahl ohnehin kaum jemals statistisch relevante Daten liefern.

Es geht in erster Linie um die Frage, ob die gesetzliche Krankenkassen die kieferorthopädischen Leistungen übernehmen müssen. Rein ästhetische Behandlungen muss der Patient in der Regel selber zahlen.
Die Zahnspangen sind in Deutschland extrem teuer, d. h. die Kieferorthopäden haben einen extrem hohen Stundenlohn, der nicht gerechtfertigt erscheint.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Impera

Im Idealfall weiß der Patient die Behandlung so zu schätzen, dass er seine Zähne besser pflegt.
Gerade Zähne sollen ja auch weiß sein und strahlen. Das tun sie nicht ohne die richtige Pflege.

Während der Behandlung (v.a. wenn man die klassischen Metallbrackets tragen muss) muss man sehr penibel putzen!

Ich hatte mit 19 für eineinhalb Jahre eine feste Spange, da ich damals schon zu alt war, musste ich sie selbst bezahlen.
Einer meiner unteren Eckzähne stand nach innen, ich verletzte mich dauernd selbst daran....daher war es keine rein ästhetische Behandlung auch wenn es auf Fotos immer so aussah, als würde ein Zahn fehlen.

4 Jahre vorher war ich beim damals einzigen im Umkreis erreichbaren Kiegerorthopäden, der mir alle 4 Eckzähne ziehen wollte, sonst sei kein Platz für die Regulierung.
Aber gesunde Zähne wollte ich nicht hergeben.  Das wäre aber zum Teil von der Kasse übernommen worden.

Letzten Endes ließ ich mir nur 3 (bis dahin verborgene) Weisheitszähne ziehen, damit die nicht im weisen Alter alles wieder zusammenschieben und behielt alle anderen Zähne.

Ich wäre froh gewesen, die Behandlung hätte früher stattgefunden. Im typischen Zahnspangenalter ist der Kiefer noch weich und das spätere Schlusswachstum sorgt dafür, dass die Zähne zu 90% gerade stehen bleiben.
Bei mir blieb alles beweglich und ich muss noch immer min 5x pro Woche nachts eine Kunststoffschiene tragen.
Das ist etwas lästig daher bin ich dafür, bei meinen Ki dern diese Behandlungen möglichst früh durchzuführen mit der  Chance, Fehlstellungen langfristig sicher zu korrigieren.

Der ästhetische Aspekt spielt aber eine große Rolle, jeder lacht schöner und befreiter, wenn die Zähne gut aussehen.

Ich bin auch dafür, dass die Korrektur von den Kassen übernommen wird, sonst kann man bald am Gebiss die Schichtzugehörigkeit erkennen. Was wieder die Berufschancen von "ungepflegten" Jugendlichen vermindern dürfte...
Natürliche Auslese muss da ja noch nicht stattfinden....

Und ich bin überzeugt, dass jeder, der sich den Schmerzen einer Zahnkorrektur aussetzen will/muss in Zukunft gut auf seine Zähne achtet und die späteren Behandlungskosten dadurch geringer werden. 

Ich kenne aktuell nur noch ein Kind, das Löcher in den Zähnen hat,( was aber daran liegt, dass die Mutter statt Zähneputzen Ölziehen bevorzugt, und Fluorid ja so böse ist, aber das ist ein anderes Thema)
D.h. dass spätere Implantate oder gar Gebisse mit dem wachsenden Bewusstsein für Zahnpflege und -Ästhetik immer seltener notwendig sind.



Ab ins Glas
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Ahriman

Zitat von: Impera am 05.Jan.19 um 22:12 Uhr
Im Idealfall weiß der Patient die Behandlung so zu schätzen, dass er seine Zähne besser pflegt.
...
Ich bin auch dafür, dass die Korrektur von den Kassen übernommen wird, sonst kann man bald am Gebiss die Schichtzugehörigkeit erkennen. Was wieder die Berufschancen von "ungepflegten" Jugendlichen vermindern dürfte...
...
D.h. dass spätere Implantate oder gar Gebisse mit dem wachsenden Bewusstsein für Zahnpflege und -Ästhetik immer seltener notwendig sind.
Schichtzugehörigkeit wird man in Zukunft immer deutlicher erkennen.
Übergewicht, schlechte Zähne, mangelnde Fitness sind heute schon klassische Indikatoren von Bildungsferne und / oder Armut. Da entwickelt sich die Gesellschaft auch dank Migration immer weiter auseinander. Ich glaube also nicht dass die Leute durchgehend fitter und gesünder sein, respektive bessere Zähne haben werden. Es wird eben ein immer breiteres Spektrum geben. Diejenigen die von kleinst an in ihre Gesundheit und ihr Aussehen investieren und die denen das nicht wichtig ist bzw. die sich das finanziell und zeitlich nicht leisten können. Aber selbst geförderte Angebote nützen nix wenn die Leute sie nicht in Anspruch nehmen. Zahnpasta und Bürste wird sich jeder leisten können, trotzdem schaut es zahntechnisch auch bei jungen Leuten mit Migrationshintergrund oft abenteuerlich aus.

Berthold

Zitat von: Impera am 05.Jan.19 um 22:12 Uhr
Im Idealfall weiß der Patient die Behandlung so zu schätzen, dass er seine Zähne besser pflegt.
Gerade Zähne sollen ja auch weiß sein und strahlen. Das tun sie nicht ohne die richtige Pflege.

Marina, es ist unstrittig, dass kieferorthopädische Behandlungen in vielen Fällen sinnvoll sind, sowohl aus medizinischen als auch nur aus ästhetischen Gründen.
Aber offensichtlich hat sich weltweit so eine Mode breit gemacht, dass fast jedes Kind eine Klammer tragen sollte, auch wenn es sich nur um einen minimalen Fehlstand handelt.
Eine Zahnspange für das Kind ist zu einem Statussymbol in der Gesellschaft entartet.

Diese Entwicklung soll überprüft und wenn sinnvoll rückgängig gemacht werden, da sie mit extrem hohen Kosten im Gesundheitssystem verbunden ist.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)