Antreiben von Cypripedien im Topf

Begonnen von Timm Willem, 10.Mär.13 um 21:32 Uhr

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Timm Willem

Ich würde mal gerne ein Thema beginnen zu dem es mich hinreißt, normalerweise sollte man dazu überhaupt nichts schreiben, da es nichts bringt sich darüber aufzuregen!
Antreiben von Cypripedien im Topf.
Auf der anderen Seite stellen die immer wieder gezeigten Blütenbilder solcher Pflanzen eine permanente Falle für Anfänger da!
Hieraus wird meine Meinung schon deutlich. Ich möchte in den nächsten Tagen zu dem Thema einiges schreiben und hoffe auf breite Unterstützung und wenn möglich auch kontroverse Meinungen.

Am Ende möchte ich auch etwas auflösen, warum ich mit meiner grundsätzlichen Meinung nicht unbedingt durchgehend richtig liegen muss.

Uhu

Dazu hatte ich letztens schonmal eine Frage an anderer Stelle gestellt. Da habt ihr mir mit verständlicher Begründung abgeraten. Andererseits wären Cypris ohne Antreiben auf Ausstellungen gar nciht zu sehen. Zur normalen Cypripedien-Blütezeit Mitte Mai finden ja keine Ausstellungen mehr statt. Landet die Ausstellungsware alle auf dem Müll? Und wie sieht es mit der vorgetriebenen Verkaufsware aus? Kommen die zu 90% - oder gar alle - nicht durch?
Grüße Jürgen

Berthold

Ich habe Cypripedium rebunense teils im Topf im Kalthaus (ca. 5°) überwintert. Jetzt nach der warmen letzten Woche (bis 20° hinter Glas) zeigte sich ein Trieb. Ich habe die Töpfe daraufhin sofort nach draussen regengeschützt in die Kälte gestellt. Heute bei -1° steht die Pflanze ordnungsgemäß wieder still.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Timm Willem

Das ist eigentlich die große Frage, nach Meinung vieler Produzenten, die für Ausstellungen einige Pflanzen vortreiben, kann man viele Naturformen danach unbesehen auf den Kompost werfen. Mit Hybriden sieht es da aber etwas anders aus, da spielt der Zeitpunkt eine wichtige Rolle und unter welchen Bedingungen vorgetrieben wurde. Stark geschwächt werden die Pflanzen aber in jedem Fall.
Wieder anders sieht es mit Pflanzen aus, die im Topf gewachsen oder länger etabliert sind und nur wenige Wochen vor den Freilandpflanzen zur Blüte kommen. Von solcher Verkaufsware kann man mit etwas Geschick einen Großteil an Zeit und Umgebung anpassen, wenn man sie beispielsweise auspflanzt und gut versorgt.

Interessant wäre für mich auch, was Jungpflanzen in dieser Situation so ertragen, insbesondere von Arten, die nicht ganz so hart sind wie calceolus. In den letzten Jahren habe ich immer wieder Versuche dazu gemacht, es ist jedoch ein sehr mühsames heran tasten und eine Lösung ist noch sehr weit entfernt.

Timm Willem

Zitat von: Berthold am 10.Mär.13 um 22:06 Uhr
Ich habe Cypripedium rebunense teils im Topf im Kalthaus (ca. 5°) überwintert. Jetzt nach der warmen letzten Woche (bis 20° hinter Glas) zeigte sich ein Trieb. Ich habe die Töpfe daraufhin sofort nach draussen regengeschützt in die Kälte gestellt. Heute bei -1° steht die Pflanze ordnungsgemäß wieder still.
Du wolltest sie aber nicht im Januar zur Blüte bringen, um damit den mehr floristisch veranlagten Teil der Netzgemeinde zu begeistern, oder?

Ich denke es ist vollkommen im Rahmen, wenn sie beginnen jetzt zu strecken. Man kann sie ja auch noch etwas verzögern, da sie noch nicht durch zu viel Streckung die Frosthärte vollständig verloren haben.

R4NG3R

Zitat von: Timm Willem am 10.Mär.13 um 22:10 Uhr
Interessant wäre für mich auch, was Jungpflanzen in dieser Situation so ertragen, insbesondere von Arten, die nicht ganz so hart sind wie calceolus. In den letzten Jahren habe ich immer wieder Versuche dazu gemacht, es ist jedoch ein sehr mühsames heran tasten und eine Lösung ist noch sehr weit entfernt.
Wie calceolus ist hart? Hart im sinne von frosthart oder hart im sinne von unkaputtbar?
( Cypripedium calceolus erfolgreich zu kultivieren und irgeeeeeeend waaan in vitro zu vermehren, das ist mein heimlicher Wunsch.)
Sich regen bringt Segen.

Lg,
Flo

Berthold

Zitat von: R4NG3R am 10.Mär.13 um 22:27 Uhr
Wie calceolus ist hart? Hart im sinne von frosthart oder hart im sinne von unkaputtbar?

Im Sinne von frosthart
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ich habe ein Cyp. formosanum im Topf, das regelmäßig im Februar/März blüht, ein Foto vom Stand hatte ich eingestellt. Der Topf steht  bei Plustemperaturen draußen und kommt bei Minustemperaturen in einen kalten Bodenraum mit max. 10°C. Ich hätte den Austrieb nur bremsen können mit Aufenthalt im Kühlschrank bei +5°C. Der Kühlschrank ist aber mit zu vernalisierenden Pflanzen voll. Da die Pflanze in jedem Jahr blüht sehe ich darin auch nichts Anrüchiges.

Genauso mache ich das mit einer Päonia clusii, die auch nicht frosthart ist, aber inzwischen voll ausgetrieben.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Timm Willem

Zitat von: Claus am 10.Mär.13 um 22:36 Uhr
Ich habe ein Cyp. formosanum im Topf, das regelmäßig im Februar/März blüht, ein Foto vom Stand hatte ich eingestellt. Der Topf steht  bei Plustemperaturen draußen und kommt bei Minustemperaturen in einen kalten Bodenraum mit max. 10°C. Ich hätte den Austrieb nur bremsen können mit Aufenthalt im Kühlschrank bei +5°C. Der Kühlschrank ist aber mit zu vernalisierenden Pflanzen voll. Da die Pflanze in jedem Jahr blüht sehe ich darin auch nichts Anrüchiges.

Genauso mache ich das mit einer Päonia clusii, die auch nicht frosthart ist, aber inzwischen voll ausgetrieben.
Das geht aber mit anderen Arten fast nicht bis überhaupt gar nicht. Zumindest nicht als dauerhafte Kulturmethode.

Die Ausnahme formosanum ist je bekannt, sie bildet auch im GWH oder Fensterbank eines kühlen Raumes Blätter die so hart sind, dass sie bis in den Herbst im freien aufgestellt durchhalten.

purpurea †

Simon, ich habe dieses Jahr auch versucht einige Pflanzen anzutreiben.Endresultat war oder ist:viele haben die Blüten geschmissen .Ich wollte die Pflanzen mit nach München bringen.Einige sind noch am aufgehen. Ich muss aber dazu sagen dass ich keine Möglichkeit hatte(ohne viel Arbeit)sie kälter als 5-10 Grad zu kultivieren. Und das ist entschieden zu warm.
Auch möchte ich daran erinnern dass der Erich seinen grossen Stock yatebeanum durch Vortreiben verloren hat.Er wollte sie damals in Dresden zeigen. Ob er noch welche hat weiss ich nicht.
Vortreiben könnte gehen wenn die Pflanzen aus etwas wärmeren Gegenden stammen. Aber wer weiss das schon wo der Anbieter sie einmal "gesammelt" hat.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Timm Willem

Hallo Rudolf,
ich denke, es gibt einen schmalen Grad auf dem es gelingt zumindest Hybriden im Gewächshaus unter Kunstlicht verlustminimiert vorzutreiben. Dazu ist aber eine sehr genaue Steuerung der Temperatur erforderlich. Eben der von Dir angesprochene Bereich. Ich denke auch, dass 10 Grad eindeutig zu warm ist.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder solche Versuche mit Jungpflanzen aus kontaminierten Gläsern nach Kühlung im GWH bei 10-15 Grad im Winter gemacht, das ist totaler Quatsch.
Das Problem ist für mich aber nicht so einfach zu verstehen, selbst wenn man es noch schafft, dass die Blätter ordentlich ausreifen und etwas abhärten, entwickeln sich keine neuen Wurzeln, auf die es ja ankommt. Was eigentlich mit einem zeitlichen Abstand auf den Abschluss des Austriebs folgen sollte.

orchitim

Zitat von: Timm Willem am 11.Mär.13 um 18:11 Uhr
Hallo Rudolf,
ich denke, es gibt einen schmalen Grad auf dem es gelingt zumindest Hybriden im Gewächshaus unter Kunstlicht verlustminimiert vorzutreiben. Dazu ist aber eine sehr genaue Steuerung der Temperatur erforderlich. Eben der von Dir angesprochene Bereich. Ich denke auch, dass 10 Grad eindeutig zu warm ist.
In den letzten Jahren habe ich immer wieder solche Versuche mit Jungpflanzen aus kontaminierten Gläsern nach Kühlung im GWH bei 10-15 Grad im Winter gemacht, das ist totaler Quatsch.
Das Problem ist für mich aber nicht so einfach zu verstehen, selbst wenn man es noch schafft, dass die Blätter ordentlich ausreifen und etwas abhärten, entwickeln sich keine neuen Wurzeln, auf die es ja ankommt. Was eigentlich mit einem zeitlichen Abstand auf den Abschluss des Austriebs folgen sollte.

Habe hier ein kleines Verständnisproblem, habe mal gelernt das die "Freien" erst nach der Blüte(welche aus der alten reserve kommt) und mit dem Neutrieb Wurzeln machen. Hier steht aber geschrieben das sie erst nach dem NT welche treiben. Ist die althergebrachte Weisheit falsch, oder ist es bei div. Arten davon verschieden. Wurzeln nach Beginn NT würde doch dafür sprechen das es weniger problematisch ist vorgetriebene Ware im Freien zu etablieren. Bei mir ist bisher keine der ehedem vorgetriebenen Handelspflanzen(ich sehe lieber was ich kaufe) danach im Freien abgängig gewesen. Da die Freiländer bisher nicht so meine Schiene sind, wäre ich da für Aufklärung dankbar.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Timm Willem

Hallo Thomas,
die Wurzeln haben eine Lebensdauer von mehreren Jahren. Sie wachsen einfach immer weiter, bis die Spitze mal abstirbt. Danach überdauern sie aber als Speicherorgan immer noch weiter.
Die Wurzelbildung ist in der Tat bei verschiedenen Arten unterschiedlich z. B. ob die Wurzeln an der Basis des grünen Triebs gebildet werden oder am noch nicht ausgetriebenen Spross fürs nächste Jahr.
Die Neuen Wurzeln erscheinen jedoch meist im Sommer, nach Abhärtung des Austriebs.
Zitat von: orchitim am 11.Mär.13 um 19:45 Uhr
Habe hier ein kleines Verständnisproblem, habe mal gelernt das die "Freien" erst nach der Blüte(welche aus der alten reserve kommt) und mit dem Neutrieb Wurzeln machen. Hier steht aber geschrieben das sie erst nach dem NT welche treiben. Ist die althergebrachte Weisheit falsch, oder ist es bei div. Arten davon verschieden. Wurzeln nach Beginn NT würde doch dafür sprechen das es weniger problematisch ist vorgetriebene Ware im Freien zu etablieren.
Wieso unterscheidest Du zwischen Blüte und Neutrieb, die Blüte ist doch am Neutrieb, oder?

Berthold

Zitat von: orchitim am 11.Mär.13 um 19:45 Uhr
Habe hier ein kleines Verständnisproblem, habe mal gelernt das die "Freien" erst nach der Blüte(welche aus der alten reserve kommt) und mit dem Neutrieb Wurzeln machen. Hier steht aber geschrieben das sie erst nach dem NT welche treiben.
Wie Simon schon erwähnt hat, die Blüte sitzt auf dem "Neutrieb". Dann gibt es nach dem Abblühen noch einen neuen "Neutrieb" fürs nächste Jahr, der aber nur 5 bis 10 mm gross wird und unterirdisch überwintert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Zitat von: Timm Willem am 11.Mär.13 um 20:24 Uhr
Hallo Thomas,
die Wurzeln haben eine Lebensdauer von mehreren Jahren. Sie wachsen einfach immer weiter, bis die Spitze mal abstirbt. Danach überdauern sie aber als Speicherorgan immer noch weiter.
Die Wurzelbildung ist in der Tat bei verschiedenen Arten unterschiedlich z. B. ob die Wurzeln an der Basis des grünen Triebs gebildet werden oder am noch nicht ausgetriebenen Spross fürs nächste Jahr.
Die Neuen Wurzeln erscheinen jedoch meist im Sommer, nach Abhärtung des Austriebs.
Zitat von: orchitim am 11.Mär.13 um 19:45 Uhr
Habe hier ein kleines Verständnisproblem, habe mal gelernt das die "Freien" erst nach der Blüte(welche aus der alten reserve kommt) und mit dem Neutrieb Wurzeln machen. Hier steht aber geschrieben das sie erst nach dem NT welche treiben. Ist die althergebrachte Weisheit falsch, oder ist es bei div. Arten davon verschieden. Wurzeln nach Beginn NT würde doch dafür sprechen das es weniger problematisch ist vorgetriebene Ware im Freien zu etablieren.
Wieso unterscheidest Du zwischen Blüte und Neutrieb, die Blüte ist doch am Neutrieb, oder?
Ist es denn tatsächlich so??? Da die Blüte aus den Reserven des vorjährigen Triebes zehrt ist sie doch nach meinem Verständnis ein Teil dessen. Wie gesagt ich bin auf diesem Gebiet eher Anfänger und neige auch nicht dazu meine Pflänzchen ständig auszubuddeln um nachzusehen wann sich wo die Wurzeln bilden oder Schadstellen zeigen. Ich habe da bisher mehr auf die Wiesheiten der "Alten" gehört. Man lernt aber bekanntlich nie aus.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.