Einmal Azoren und zurück

Begonnen von Berthold, 17.Okt.08 um 22:02 Uhr

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Berthold

Eigentlich wollte ich immer schon mal wissen, wie es auf den Azoren so aussieht und habe mich deshalb im September 2005 auf den Weg gemacht.
Von Lissabon geht es Richtung Amerika 2000 km nach Westen und dann kommt die portugiesische Vulkaninselgruppe der Azoren betehend aus mehreren Inseln die sich noch mal mehrere hundert Kilometer in Ostwest-Richtung verteilen.
Ich habe auf der grössten Insel der Gruppe, Sao Miguel mit 750 km² und 130000 Einwohner halt gemacht. Von Sao Miguel sind es noch mal ca. weitere 1000 km bis zum Golfstrom, diese schöne warme Meeresströmung, die mit 150 Mio.m³ Wasser pro Sekunden unsere Winter warm hält.
Wie sieht nun diese Vulkanlandschaft aus, die permanent in den Passatwolken hängt und nur aus saurem Lavagestein besteht, so:



Da die Vulkane erloschen sind kann man natürlich im Kratersee inzwischen ein Bad nehmen. Überlaufen ist die Gegend nicht:


Die oberen 30 cm des Wassers sind angenehm warm, die Schichten darunter unangenehm kalt.
Zur Küste hin fallen die Vulkankegel steil ab:



Ausgerechnet in diesen Steilküsten wächst die Wappenpflanze der Azoren, die endemische Glockenblume Azorina vidallii. Ich habe sie natürlich hier nicht gefunden, war alles zu steil, dann aber konnte ich im botanischen Garten etwas Samen ernten und habe die Pflanze zu Hause ausgesät:

Wie ich später erfahren habe, ist diese Glockenblume auf der Hauptinsel auch schon fast ausgestorben. In den Steilküsten der 400 km weiter westlich gelegenen Insel Flores soll es sie aber noch geben. Das war mir aber dann doch etwas zu abgelegen.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

In der Passatwolkenzone gibt es eine Vegetations betehend meist aus Heidekrautgewächsen. Es ist eine saure Humusschicht, die auf Lavagestein aufliegt, wegen der Woken nicht immer zu besichtigen:


In diese Zone gibt es 2 endemische Orchideen, Platanthera azorica und micrantha. Beide waren leider verblüht aber man hat nicht viel verpasst. Die Pflanzen wirken mit ihren kleinen grünen Blüten eher unscheinbar.

Im Botanischen Garten in Ponta Delgada gibt es einen Bambuswald, da kann ich nur von träumen:


Die Gummibäume kommen mit dem Klima auch gut zurecht:


Die Wälder sind zugewuchert mit dem Zieringwer, Hedychium gardenianum. Er ziert zwar aber in der Menge stört er mehr:


Der Rest der Insel besteht aus Garten- und Kulturlandschaft, meist alles mit Hortensien zugewachsen:



Früher war der Ananasanbau eine grössere Einnahmequelle der Inseln, jetzt ist er zu teuer geworden, denn die Kultur ist sehr mühsam:


Für die Freunde blühender Pterygodium catholicum sei erwahnt, dass die Gewächshäuser ca. 3 Wochen lang mit einem "Buschfeuer" überzogen werden. Dieser Feuerrauch triggert bei allen Pflanzen synchron die Blüte. Damit können alle Ananas im gleichen Jahr geerntet und das Gewächshaus neu bepflanzt werden. Ohne das Feuer würde die einzelnen Pflanzen über mehrere Jahre verteilt blühen und man könnte nur immer einige wenige Ananas ernten.

Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)