Wie wachsen Zwiebel- und Knollenpflanzen in die Tiefe?

Begonnen von Berthold, 21.Nov.15 um 20:41 Uhr

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Berthold

Zitat von: purpurea am 21.Nov.15 um 15:46 Uhr
Ich denke sie suchen sich irgendwann die richtige Tiefe.In der natur werden sie ja wohl auch nicht erst in 40 Zentimeter Tiefe keimen. :whistle

Da stellt sich wieder die Frage, wie wachsen Zwiebel oder Knollenpflanzen in die Tiefe?

Ich kenne 3 Strategien, wer kennt mehr?

1. Die Zwiebel erneuert sich jährlich und zwar nach unten. Man sieht es gut bei manchen Colchicum-Arten.

2. Die neuen Knollen wachsen an Wurzelausläufern, die tief in den Boden wachsen können, bekannt von Erdorchideen in Topfkultur.

3. Die Pflanzen warten, bis der Wind oder das Wetter neues Substrat heran schafft. Sämlinge, die nicht das Glück haben, sterben ab.

Cyclamen graecum hat ein einzige besonders dicke Wurzel unten an der Knolle. Früher glaubte man, es sein eine Zugwurzel, die die Knolle im Laufe der Jahre nach unten zieht. Es ist aber eine Ankerwurzel, die nicht zieht sondern die Knolle nur am Ort festhält, wenn Erde vom Hang abrutscht. Man findet die Art am Naturstandort oft an Hängen mit frei liegender Knolle. Deshalb gedeiht sie in der Kultur auch gut als aufgesetzte Knolle im Topf.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Eveline†

Zu Colchicum kann ich ein Bild beitragen. Mir fiel auf, daß bei den beiden zusammenhängenden Knollen (rechts) von Colchicum autumnale die linke Knolle tiefer sitzt. Leider liegt ein Schildchen über den Knollen, aber man kann es trotzdem erkennen.

Du schreibst, sie erneuert sich jährlich und zwar nach unten. Bedeutet dies, daß die alte Knolle, die obere, abstirbt? Diese sieht aber gesund aus.

Die Zugwurzeln bei manchen Lilien, wie zB Lilium martagon oder Lilium bulbiferum sind auch zu erwähnen. Gut beobachten kann man diesen Vorgang bei den Blattachsel-Bulbillen der Lilium bulbiferum bulbiferum. Die Bulbillen fallen zur Reifezeit zu Boden und es bildet sich eine kleine weiße Wurzel, die in den Boden stößt. Nach relativ kurzer Zeit ist die Wurzel samt Bulbille im Boden verschwunden. Sehr interessant.

Lilienzwiebelchen, die man gar nicht sehr tief in den Topf gesetzt hat, sind nach einer Vegetationsperiode am Grunde des Topfes zu finden.

orchis pallens

Das Schildchen und die Zwiebeln sind doch von mir😁
Blumen sind das Lächeln der Erde

Eveline†

Jawohl!  :-)
Sie sitzen vor einem rot färbenden Acer. Bin schon sehr gespannt.

purpurea †

Zitat von: Berthold am 21.Nov.15 um 20:41 Uhr
Zitat von: purpurea am 21.Nov.15 um 15:46 Uhr
Ich denke sie suchen sich irgendwann die richtige Tiefe.In der natur werden sie ja wohl auch nicht erst in 40 Zentimeter Tiefe keimen. :whistle

Da stellt sich wieder die Frage, wie wachsen Zwiebel oder Knollenpflanzen in die Tiefe?

Ich kenne 3 Strategien, wer kennt mehr?

1. Die Zwiebel erneuert sich jährlich und zwar nach unten. Man sieht es gut bei manchen Colchicum-Arten.



Ich kenne mich da ja überhaupt nicht aus,aber ich glaube diese these kann man hier bei der von mir erwähnten Pflanze ausschliesen.
Eine Vegetationsperiode pro Jahr würde bedeuten dass der sämling erst in 40 Jahren dort unten ankäme.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Berthold

Zitat von: Eveline am 21.Nov.15 um 23:07 Uhr
Zu Colchicum kann ich ein Bild beitragen. Mir fiel auf, daß bei den beiden zusammenhängenden Knollen (rechts) von Colchicum autumnale die linke Knolle tiefer sitzt. Leider liegt ein Schildchen über den Knollen, aber man kann es trotzdem erkennen.

Ja, das ist bei der Bildung von Tochterzwiebeln manchmal der Fall. Aber bei einigen Arten bildet die Mutterzwiebel unten neue dicke Zwiebelblätter, sodass dadurch sogar die Mutterzwiebel tiefen wächst.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Grüße Jürgen

partisanengärtner

Bei Cyclamen hederifolium an rutschenden Hängen habe ich womöglich Zugblattstengel beobachten können.
Die lockeren vulkanischen Böden um den Lago die Bolsena haben viele Cyclamenbestände.
Da liegen oft Knollen blank an rutschenden Hängen.
Mir ist an solchen Knollen zum Blattaustrieb aufgefallen das die Blätter einige Zeit unterirdisch voran wachsen wie sie das auch im Garten tun, bis sie an die Oberfläche kommen.
Dort allerdings im lockeren Hang fand ich die Mehrheit der Blattstiele federartig aufgerollt im Boden, ähnlich wie es die befruchteten Samenstände machen.
Quasi wie die Ranken beim Wein die Ihn festzurren.

Es könnten also durchaus auch "Zugblätter" bei C.hederifolium sein.
Allerdings habe ich nicht Stäbe im Boden für einige Wochen gehabt um den aktuellen Effekt solcher Zugblattstengel zu messen. Sollte man vielleicht mal machen.

Dieses Verhalten ist aber nicht immer erfolgreich wie die Knollen im Straßengraben beweisen. Das kann aber auch an den schieren Mengen des Substrates liegen die der Regen in den Graben spült.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 30.Okt.16 um 19:36 Uhr
Bei Cyclamen hederifolium an rutschenden Hängen habe ich womöglich Zugblattstengel beobachten können.

Ich denke, dass die Blattstängel von hederifolium keine Zugwirkung entfalten, da sie sehr dünn und einjährig sind.
Bei Cyclamen graecum gibt es eine einzelne dicke Wurzel unten an der Knolle. Diese Wurzel dient der Haltung der Knolle im steinigen schrägen Gelände, wo der Boden abrutschen kann. Sie zieht aber die Knolle nicht in die Tiefe.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Welche Funktion sollten diese gespannten Spiralen sonst haben Berthold? So schwach sind die nicht vergleichbar mit den Samenspiralen. Aber gerade bei alten Pflanzen sind das schon insgesamt 50 oder mehr solche Zugspiralen. Die zudem noch in Schüben wachsen also 10-20 gleichzeitig.

Einjährig ist wohl kein Gegenargument wenn sie sich dadurch ins Substrat ziehen können. Die Fixierung werden wohl dann eher die sehr feinen aber zähen Wurzeln übernehmen, die aber sicher keine Zugwirkung entfalten können.

Die Knollen waren noch sichtbar und die Stengel tauchten ins Substrat bis zu 5 Zentimeter ein um dann ein Stück weiter wieder mit dem Blatt aus dem Boden zu kommen.

Ich habe nur wenige freigelegt weil ich neugierig war aber da sie in Mengen da waren hat eben auch der Regen viele solche freigelegt.
Aber wie gesagt ich war leider nicht so geistesgegenwärtig dazu Versuche dort zu machen. Ich war halt der Meinung das sei eh schon Allgemeinwissen.

Bei meiner Beobachtung an Schneeglöckchenkeimung war ich auch sehr überrascht das die ganzen Cracks noch nicht bemerkt hatten daß die Frosteinwirkung nichts mit der Keimung zu tun haben kann. Die keimen ja wie ich dann mit zahlreichen Versuchen in Foren zeigen konnte bereits im Spätsommer Herbst des ersten Jahres. Lang vor jedem Frost.

Manchmal sind die nicht vorbelasteten Beobachter gar nicht so schlecht. In der Regel ist ja Wissen ganz hilfreich. In Ausnahmefällen aber auch ein Erkenntnishindernis.   Wegener und Semmelweis sind prominente Beispiele, wobei ich mich mit solchen Größen nicht vergleichen will. Ich gehöre nur zum Fußvolk.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.