Torf,Sand,Lehmgemisch als Erdorchideensubstrat.

Begonnen von purpurea †, 30.Okt.08 um 12:02 Uhr

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purpurea †

Hallo Leute
In einem anderen Forum werden von ernomem Kulturerfolgen
mittels einem Torf(Weisstorf)Sand, Lehmgemisch berichtet.
Er kultiviert angeblich auch den Nestwurz in grösserem Umfang.
Es sind angeblich keine anderen Bestandteile enthalten.
Was haltet Ihr davon.
Entweder wir sind zu blöd oder er hat das Universalsubstrat. Aber was macht er mit den Kalkliebenden?? Oder anderstrum. Er kultiviert auch sambucina basisch!!
Gruss ein immer dazulernender.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
Du darfst nicht alles glauben was Du weisst!
Lieber zuviel essen als zu wenig trinken!

Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast Du es hinter Dir.

Claus

Hallo Rudolf,

kannst du uns mal den Link dazu einstellen?

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

purpurea †

Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
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Claus

Hallo Rudolf,

vor ein paar Wochen habe ich eine ganze Reihe von Cyp. calceolus in Töpfen gesehen, die im zweiten Jahr in Floraton standen und hervorragend aussahen.

Das Produkt gibt es als Floraton 3 und besteht aus Torf, Tonmineralen, NPK-Dünger sowie Spurenelementen. Ich habe mir einen Sack gekauft und setze jetzt versuchsweise die auszupikierenden Arten in Töpfen in das Substrat. Bislang sieht das noch gut aus.

Grüße
Claus
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purpurea †

Hallo Claus
Auch ich sah und habe von einem belgischen Händler Cypripedien die in dem Zeug stehen.Im Topf. Aber wie sieht es unter Freilandhaltung aus. Nicht die Hühner sondern die Orchis!! :whistle :whistle
Gruss Rudolf
Bleibe aber trotzdem bei meinem Substrat.
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
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Berthold

Zitat von: purpurea am 30.Okt.08 um 12:02 Uhr
Hallo Leute
In einem anderen Forum werden von ernomem Kulturerfolgen
mittels einem Torf(Weisstorf)Sand, Lehmgemisch berichtet.
Er kultiviert angeblich auch den Nestwurz in grösserem Umfang.

Hallo Rudolf,
man muss da deutlich unterscheiden zwischen Topfkultur und Freilandkultur.

Der Torf hat den grundsätzlichen Nachteil, dass er kaum von Pilzen, die eine Schutzwirkung auf Orchideenknollen haben besiedelt und verstoffechselt werden kann sonder von anderen Mikrorganismen, die tödlich für die Orchideeenknollen sind. Deshalb faulen viele Orchideen in Substrat mit Torfanteil schnell ab. Resistenten Orchideen ist das egal, die kommen gut klar. Wenn das Substrat mit anderen Tricks pilzfrei gehalten werden kann spielt der Torfanteil auch keine Rolle.

In der Freilandkultur herrschen völlig andere Verhältnisse, da kommt es auf eine langfristig optimale Bodenstruktur an, die der Torf in Verbindung mit mineralischen Komponenten bieten kann.

Wenn der Torf dauerhaft bei seinem ursprünglichen pH-Wert von unter 4 gehalten werden kann, siedeln sich auch kaum schädliche Mikroorganismen an. Diesen Effekt nutzen z.B. Cypripedium acaule aus.

Bei der Kultur der chlorophyllfreien Orchideen, die nur von ihrem Symbiosepilz ernährt werden, kommt es natürlich darauf an, den Wirtspilz richtig zu füttern.
Bei den europäischen chlorophyllfreien Orchideen ist es dummerweise so, dass ihre Wirtspilze mit einem Bein auf lebenden Baumwurzeln (oder anderen Pflanzen) sitzen und mit dem anderen Bein in der Orchidee hängen. Das macht die Kultur sehr schwierig.
Wenn in USA eine Korallenwurz existiert, die mit einem Pilz zusammenlebt, der sich nur von toten Holz ernährt, wäre die Kultur natürlich wesentlich einfacher. Mit totem Holz als Futter liesse sich ein Pilz leicht am Leben halten. Ich kenne aber diese Korallenwurzart nicht, deshalb ist die wahre Leistung dieses Kultivateurs von mit nicht einzuschätzen.

Gruss Berthold 

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Hallo Berthold
Das ist mir alles klar. Nur, wieviel Kalk muss ich zufüttern um basisch liebende Orchideen darin zu kultivieren :ka :ka
Da hebt sich doch der Effekt wieder auf. Und warum wurden schon so viele Torfmischungen versucht und wieder verworfen? Ich bestreite nicht das dem Mann die Kultur der Nestwurz nicht hoch genug angerechent werden kann.
Aber wenn Torf das angebliche Allheimittel ist, warum wenden wir es nicht an??
Ich weiss das es für die Kultur von acaule keine Alternative gibt.Allerdings wende ich auch hier Torf sparsam an und strecke es mit Perlit.
Gruss Rudolf
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
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Berthold

Zitat von: purpurea am 30.Okt.08 um 18:52 Uhr
wieviel Kalk muss ich zufüttern um basisch liebende Orchideen darin zu kultivieren :ka :ka

Rudolf,
ich denke ja, es gibt überhaupt keine kalkliebenden Orchideen (von Ausnahmen abgesehen). Jede Orchidee wächst am besten in einem pH-Bereich von ca. 6.
Wenn Orchideen dennoch in der Natur auf Böden mit einem pH-Wert von 8 vorkommen liegt das an etwas anderem.
Der Kalk selber ist kein Nährstoff im eigentlichen Sinne. Er dient nur dazu, dass Pflanzen die echten Nährstoffe besser aufnehmen können. Kalk ist quasi die Vaseline der Nährstoffaufnahme. Wenn man den Boden kälkt und keine Nährstoffe zusetzt sind die Nährstoffe bald alle weg, von den Pflanzen aufgebraucht. Man kennt den Begriff des "Ausmergelns".
Auf den typischen klassischen Böden der Kalkmagerrasen, wo sich viele Orchideen wohlfühlen, findet ein solcher Effekt statt. Der Boden ist nährstoffarm, Brennesseln können nicht wachsen und Orchideen fühlen sich wohl, weil sie weniger Konkurrenten haben.
Es wäre jetzt absurd, bei der Topfkultur Kalk ins Substrat zu mischen, um die Begleitflora fern zu halten.

Gruss Berthold


Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

purpurea †

Hallo Berthold
Dann machen wir all die Jahre etwas falsch.Und meine gesammten Kulturerfolge basieren mehr oder weniger auf einem Zufall.
Und hat mit Können nichts mehr zu tun.
Gruss Rudolf
Liebe Grüsse an die meisten.
Rudolf.V
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Berthold

#9
Zitat von: purpurea am 01.Nov.08 um 14:27 Uhr
Hallo Berthold
Dann machen wir all die Jahre etwas falsch.Und meine gesammten Kulturerfolge basieren mehr oder weniger auf einem Zufall.
Und hat mit Können nichts mehr zu tun.
Gruss Rudolf

Rudolf, meine These ist ja nur, dass der Kalk bei der Topfkultur nicht falsch sondern unnötig ist. Er ist nur dann falsch, wenn man bestimmte Pilze im Substrat mit kultivieren will, die die Orchideen schützen und die keinen Kalk vertragen.
Man hat ja durchaus auch Kulturerfolge, wenn man nicht zu viel falsch macht und die Pflanzen dabei nicht umbringt. Das ist ja schwierig genug.
Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Dieter

hey,
ich verfolge die diskussison in "dem anderen forum" auch.
das entscheidende ist für mich nicht,
dass er da "etwas weisstorf" beimischt.

entscheidend scheint mir bei dem "kulturbericht",
dass die pflanzen "eigentlich" in einen lehm/sandgemisch wachsen,
also überwiegend mineralisch.

das ist ja nicht ungewöhnlich,
oder?
im prinzip machen "wir" das doch auch,
wir kultivieren die erwachsenen pflanzen in seramis/perlite u.ä,
also "überwiegend" ohne organischen anteil.

über die "mickrigen" weisstorf anteile würde ich nicht reden.
zumal weisstorf sowieso nur schwierig zu beschaffen ist ;-)

also,
kein sturm im wasserglas,
wo nicht mal ne leichte brise zu fühlen ist.
:spinnt

Uhu

#11
Zitat von: Berthold am 01.Nov.08 um 12:37 Uhr

....Jede Orchidee wächst am besten in einem pH-Bereich von ca. 6.
Wenn Orchideen dennoch in der Natur auf Böden mit einem pH-Wert von 8 vorkommen liegt das an etwas anderem.
Der Kalk selber ist kein Nährstoff im eigentlichen Sinne. Er dient nur dazu, dass Pflanzen die echten Nährstoffe besser aufnehmen können. Kalk ist quasi die Vaseline der Nährstoffaufnahme. Wenn man den Boden kälkt und keine Nährstoffe zusetzt sind die Nährstoffe bald alle weg, von den Pflanzen aufgebraucht. Man kennt den Begriff des "Ausmergelns".
Auf den typischen klassischen Böden der Kalkmagerrasen, wo sich viele Orchideen wohlfühlen, findet ein solcher Effekt statt. Der Boden ist nährstoffarm, Brennesseln können nicht wachsen und Orchideen fühlen sich wohl, weil sie weniger Konkurrenten haben.
Es wäre jetzt absurd, bei der Topfkultur Kalk ins Substrat zu mischen, um die Begleitflora fern zu halten.

Gruss Berthold


Hallo Berthold,

mag schon stimmen, dass manche Orchideen vor den wachstumsstarken Konkurenten auf die Kalkmagerrasen "fliehen". Der Kalk muss aber im Stoffwechsel noch eine andere Funktion spielen.
Ich lebe auf einem geologischen Flickenteppich. Der Buntsandstein bietet ausschließlich in Feuchtgebieten D.majalis und maculata ein Auskommen. Magerrasen haben wir sowohl auf den Ausläufern des rheinischen Schiefergebierges, als auch auf den Übergängen zum genannten Buntsandstein. Wenige Stellen haben etwas kalkigen Zechstein im Untergrund. Es kommen neben genannten Dactylorhizen A.morio, Orchis mascula, Epipactis palustris, Plathanthera bifolia und chloranthe (selten), Ceph.longifolia und Listera ovata vor. Diese bevorzugt im "Zechstiengürtel". Früher soll es im im Landkreis ein großes Vorkommen Spiranthes spiralis gegeben haben. Alles Arten mit mehr oder weniger großer Toleranz bezüglich des pH-Wertes.

Die einzige Kalklinse in der Umgebung hat/hatte Gymnadenia conopsea, Oph.insectifera, Epipactis atrorubens, Orchis militaris Ceph.rubra....
Diese sind tatsächlich an Kalk und nicht an magere Standorte gebunden. Ich nehme an, dass der Kalk noch andere Funktionen übernimmt. Möglicherweise wird die Kältetoleranz verbessert. Manche "unserer" Kalkarten sollen weiter im Süden nicht daran gebunden sein. Im besser mit Kalk versorgten Garten des ehemaligen Dorflehrers gedeiht Plat.chlorantha ohne Probleme und sät sich seit Jahren selbst aus. Sie ist aber noch keinen Meter in die saurere Umgebung vorgedrungen.

Meine getopften Pflanzen kultiviere ich trotz teilweiser Umstellung von mineralischen auf organische Substrate weiterhin mit einer Bodenfüllung Kalksplitt/-lehm.

Gruß Jürgen
Grüße Jürgen

Berthold

Zitat von: Uhu am 02.Nov.08 um 01:29 Uhr
Die einzige Kalklinse in der Umgebung hat/hatte Gymnadenia conopsea, Oph.insectifera, Epipactis atrorubens, Orchis militaris Ceph.rubra....
Diese sind tatsächlich an Kalk und nicht an magere Standorte gebunden. Ich nehme an, dass der Kalk noch andere Funktionen übernimmt. Möglicherweise wird die Kältetoleranz verbessert. Manche "unserer" Kalkarten sollen weiter im Süden nicht daran gebunden sein. Im besser mit Kalk versorgten Garten des ehemaligen Dorflehrers gedeiht Plat.chlorantha ohne Probleme und sät sich seit Jahren selbst aus. Sie ist aber noch keinen Meter in die saurere Umgebung vorgedrungen.
Gruß Jürgen

Jürgen, der Kalk übernimmt auch nach meiner Einschätzung sicherlich weitere Funktionen am Naturstandort. Wahrscheinlich hat er grösseren Einfluss aud die Mykorrhizapilze, die zur Keimung notwendig sind oder auf andere Pilze, die mit dem Keimen nichts zu tun haben aber Nährstoffe verfügbar machen und oder vor Infektionen Schützen. Die Mykorrhizapilze scheuen sicherlich auch einen hohen organischen Anteil im Substrat, bzw. wachsen dann zu gut und töten den Samen.
Dennoch denke ich, mit der direkten Ernährung hat der Kalk wenig zu tun. Ich kultiviere z.B. Orchis militaris, Aceras und die heimischen Ophrys, die bekanntlich alle "kalkliebend" sind, bei pH 6. Vielleicht würde man durch Kalkzugabe einen Mykorrhizapilz fördern aber das hätte keine Vorteile bei der Kultur der adulten Pflanze.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alwin

#13
ich bin ein laie,
aber seit jahren mische ich immer etwas weistorf
(langfaserig) oder kokos dem pflanzloch oder topf bei.

es hat sich noch nie eine kalkfliehende oder liebende,
darüber beschwert.
der basiswert wird ja durch beimischen von kalkgries oder schotter,
reguliert.
es gibt doch nur kalkfliehende, aber doch keine total torfunverträglichen
pflanzen , allgemein.

irre ich mich?
Es grüsste Alwin

Berthold

Zitat von: schaunmermal am 03.Nov.08 um 17:32 Uhr
irre ich mich?

Laie Alwin, ich denke, Du irrst Dich nicht.
Wenn die Torfmengen nicht so gross sind locken sie auch noch keine falschen Pilze oder Mikroorganismen an. Homöopathische Dosen vertragt ja bekanntlich jeder.
Gruss Berthold
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)