Grosses Fischsterben

Begonnen von Berthold, 21.Jan.09 um 12:59 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Berthold

Alle Fische sind tot, grosse und kleine, dicke und dünne:




Vor über 10 Jahren ist schon mal so ein Sterben aufgetreten. Woran kann es liegen?
Der Teich ist reglemässig jedes Jahr längere Zeit zugefroren. Besonders viel Biomasse war in diesem Jahr auch nicht drin, die unter dem Eis verfault ist und den Sauerstoff aufgezehrt hat.
Ob die Schildkröte und die Frösche überlebt haben ist noch ungewiss.

So ein Mist!
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Dieter

hallo Berthold,
das ist natürlich sehr  bedauerlich.   :heul :heul

allerdings würde ich mir um die schildkröte weniger sorgen machen,
die europäische sumpfschildkröte überwintert nicht unter wasser,
sondern an land, gräbt sich ein,
und ist auf jeden fall "winterhart" .
wait and see  :thumb

Berthold

Zitat von: Timm Willem am 21.Jan.09 um 14:11 Uhr
Hast Du auch kleinere Fische gefunden?

Hast Du die Schildkröte wirklich drin gelassen? In stehenden Gewässern sind die nicht winterhart. Das kann man gut in Großstadtgewässern beobachten, die Leute werfen aber jedes Jahr neue hinein.

Viele Grüße
Timm


ja, es sind Fische in allen Grössen, aber bisher konnte ich nur Karpfen, Moderlieschen und Plötze erkennen. Tote Schleien, Hechte und Grasfrösche habe ich noch keine gefunden.

Die Schildkröte ist mir zugelaufen. Sie taucht im Herbst ab und im März wieder mit verdrecktem Panzer aus dem Schlamm auf. Dieser ist der 4. Winter. Es ist eine Verwandte der europäischen Sumpfschildkröte aus dem Mississippi-Gebiet mit etwas kürzerem Schwanz. Sie ist (war?) handzahm.

Vor einigen Jahren waren alle Grasfrösche nach der Eisschmelze tot aber kaum Fische.

Ich hatte vor einigen Jahren den ganzen Teich voller Wasserpest, habe viele m³ (ca. 1/10 der vorhandenen) entfernt. Zwei Jahre später war sie von allein vollständig verschwunden, also ein grosses Wasserpeststerben. Sind da irgendwelche Krankheiten bekannt?   

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Oje, die armen Viecher.

Da sich Viren und Bakterien bei Minusgraden nicht wirklich gut entwickeln, halte ich auch Sauerstoffmangel für die Ursache. Je tiefer der Teich zufriert, desto weniger Wasser bleibt als Sauerstofflieferant. Wenn dann noch Schnee oben draufliegt, können die verbleibenden Wasserpflanzen auch keinen zusätzlichen Sauerstoff produzieren.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Peter

ich vermute, aus der Ferne, Sauerstoffmangel als Ursache.
Es war ja doch ziemlich lang zugefroren, oder?
Gruß
Peter
Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)

Mr. Kaizer

#5
Die Schildkröte wird wohl nicht im Wasser überwintern, oder? Ich weiß es nicht, kann mir das aber nicht vorstellen.

Berthold, ist das der Karpfen aus Münster?

Also... daß der Teich bis zum Grund zugefroren ist, schließe ich einfach mal aus. Der ist bestimmt tief genug.
Daß die Fische verhungert sind, wird bestimmt auch nicht der Fall sein.
Ich würde da eher auf Sauerstoffmangel oder Vergiftung durch Faulgase tippen, vor allem wenn alle Fische über den Jordan sind. Vielleicht war doch zuviel sich zersetzende Biomasse (Falllaub, Ausschwemmungen von Neudohum, etc.) im Wasser? Wie auch immer... dem kann man vorbeugen, indem man den Teich stellenweise eisfrei hält, so daß Gasaustausch stattfinden kann.
Bei den Fröschen ist halt die Frage, ob sie am Gewässergrund überwintern, oder doch lieber außerhalb, wahrscheinlich teils-teils.

Tja, und daß Amphibien und Fische wohl unterschiedlich empfindlich reagieren, wenn ein Parameter aus dem Ruder läuft, hilft hier auch nicht wirklich weiter.
Berthold, eine Obduktion der Verstorbenen wäre sehr hilfreich.

Gruß
Robert

P.S.: Die Wasserpest ist ja ein sehr guter Sauerstofflieferant. Vielleicht hat es durch ihr Verschwinden deshalb sauerstofftechnisch nicht mehr über den Winter gereicht? Und durch das schnelle Wachstum nimmt sie auch viele Nährstoffe auf, die sonst das Wasser belasten würden...

Berthold

#6
Zitat von: Peter am 21.Jan.09 um 14:55 Uhr
ich vermute, aus der Ferne, Sauerstoffmangel als Ursache.
Es war ja doch ziemlich lang zugefroren, oder?
Gruß
Peter

denke ich auch, Peter. Aber die Dauer des Zugefrorenseins allein kann nicht die Ursache sein. Da gab es schon längere Eisperioden.
Vielleicht liegt es daran, dass die Kälte sehr plötzlich kam und dann unter 0° geblieben ist. Dann ist nämlich das Wasser am Grund noch warm und der Zersetzungsprozess läuft noch eine Weile ohne Möglichkeit des Gasaustausches durch die Wasseroberfläche und dann ist der Sauerstoff im Wasser aufgezehrt. In den meisten Wintern friert die Oberfläche zu, taut dann aber noch mehr mals im Winter wieder auf bis sich dann endgültig eine dicke Eisschicht bildet. Dann sind aber die Zersetzungsprozesse am Teichgrund schon abgeschlossen.
Demnach hätte der optimale Wintereinbruch folgenden Verlauf:
Langsame Abkühlung der Luft im Herbst mit einer Temperaturschwankung zwischen 0° und 8° oder bei 4° über mehrere Wochen. Dann würde sich das Wsser an der Oberfläche auf 4 ° abkühlen und nach unten sinken, weil es bei 4° die grösste Dichte hat. Dadurch würde das Wasser optimal durchmischt und es könnte nicht so schnell zu einer Sauerstoffarmut kommen.

Ich hatte mal gelesen, dass es auch in grossen Seen in manchen Jahren zu grosssen Fischsterben kommen soll. Das hat möglicherweise ähnliche Gründe.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#7
Robert, die Schidkröte unterwassert im Winter oder überwintern unter Wasser, wie Du möchtest.

Die Wasserpest liefert nur im Sommer Sauerstoff, wenn sie aufbaut. Im Winter baut sie ab und verbraucht Sauerstoff.

Nach dem ersten grossen Fischsterben vor ungefähr 10 Jahren sind die toten Fische nicht entsorgt worden. Das hatte zu einer starken Nährstoffanreicherung des Wassers geführt. In dessen Folge hat sich die Wasserpest explosionsartig vermehrt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Mr. Kaizer

Zitat von: Berthold am 21.Jan.09 um 15:22 UhrDie Wasserpest liefert nur im Sommer Sauerstoff, wenn sie aufbaut. Im Winter baut sie ab und verbraucht Sauerstoff.

Mmmmmmh...
Also soweit ich weiß ist die Wasserpest (zumindest in einem gewissen Maße) wintergrün und kann auch noch bei einer gewissen, nicht zu dicken Eisschicht Sauerstoff produzieren. Solange eine Pflanze grün ist kann sie auch noch Photosynthese betreiben.


Berthold

#9
Zitat von: Mr. Kaizer am 21.Jan.09 um 16:11 Uhr
Mmmmmmh...
Also soweit ich weiß ist die Wasserpest (zumindest in einem gewissen Maße) wintergrün und kann auch noch bei einer gewissen, nicht zu dicken Eisschicht Sauerstoff produzieren. Solange eine Pflanze grün ist kann sie auch noch Photosynthese betreiben.

ja, Robert, sie produziert aber nur Sauerstoff, wenn sie auch wächst (und dabei Kohlenstoff in Kohlenhydrate bei sich einlagert) aber sie baut hier etwa um 2/3 ab im Herbst. Und grün sein alleine nützt da nichts.

Zitat von: Mr. Kaizer am 21.Jan.09 um 15:06 Uhr
Berthold, ist das der Karpfen aus Münster?

Robert, der wird wahrscheinlich auch dabei sein. Ich konnte aber erst einen Karpfen bergen, einen Wildkarpfen. Der Münsteraner ist (war) der einzige Spiegelkarpfen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ralla

Wikipedia beschreibt die Überwinterungsorgane der Wasserpest recht anschaulich.

http://de.wikipedia.org/wiki/Turionen
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Volzotan

Also Leute ihr haut hier mit den Pflanzen ganz schön was durcheiander. Natürlich veratmen Pflanzen auch vorher aufgebaute Kohlenhydrate, sie muss ja von Energiereichen Stoffen auch leben, setzen also H2O und CO2 frei. Wenn die Photosyntheserate im Winter aufgrund fehlender Sonneneinstrahlung und niedriger Temperaturen sinkt, dann wird mehr CO2 freigesetzt als O2 durch die Photosynthese entsteht.
Erstaunlich ist das C3-Pflanzen vor allem bei hohen Temperaturen auch neben dem O2 in der Photosynthese CO2 freisetzten können, Stichwort: Photorespiration
Tja auch die Photosynthese ist nicht perfekt.

Gruß Volzotan

Berthold

Zitat von: Volzotan am 21.Jan.09 um 19:01 Uhr
Also Leute ihr haut hier mit den Pflanzen ganz schön was durcheiander.

Gruß Volzotan

Hei, wir wissen Bescheid!
Hier geht es um das Absterben (Abfaulen) im Herbst und Winter. Und dieser Prozess verbraucht exakt so viel Sauerstoff wie der Pflanzenaufbau im Frühling und Sommer freigesetzt hat. Dieser Sauerstoff wäre bei den Fischen unter dem Eis besser aufgehoben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Peter

Zitat von: Berthold am 21.Jan.09 um 15:16 Uhr
Zitat von: Peter am 21.Jan.09 um 14:55 Uhr
ich vermute, aus der Ferne, Sauerstoffmangel als Ursache.
Es war ja doch ziemlich lang zugefroren, oder?
Gruß
Peter

denke ich auch, Peter. Aber die Dauer des Zugefrorenseins allein kann nicht die Ursache sein. Da gab es schon längere Eisperioden.
Vielleicht liegt es daran, dass die Kälte sehr plötzlich kam und dann unter 0° geblieben ist. Dann ist nämlich das Wasser am Grund noch warm und der Zersetzungsprozess läuft noch eine Weile ohne Möglichkeit des Gasaustausches durch die Wasseroberfläche und dann ist der Sauerstoff im Wasser aufgezehrt. In den meisten Wintern friert die Oberfläche zu, taut dann aber noch mehr mals im Winter wieder auf bis sich dann endgültig eine dicke Eisschicht bildet. Dann sind aber die Zersetzungsprozesse am Teichgrund schon abgeschlossen.
Demnach hätte der optimale Wintereinbruch folgenden Verlauf:
Langsame Abkühlung der Luft im Herbst mit einer Temperaturschwankung zwischen 0° und 8° oder bei 4° über mehrere Wochen. Dann würde sich das Wsser an der Oberfläche auf 4 ° abkühlen und nach unten sinken, weil es bei 4° die grösste Dichte hat. Dadurch würde das Wasser optimal durchmischt und es könnte nicht so schnell zu einer Sauerstoffarmut kommen.

Ich hatte mal gelesen, dass es auch in grossen Seen in manchen Jahren zu grosssen Fischsterben kommen soll. Das hat möglicherweise ähnliche Gründe.

Das ist bei jedem Zufrieren in jedem Jahr ein enger Prozess. Meist reicht der Sauerstoff aus. Das ist das eine. Das andere ist: wie tief war der Teich zugefroren? Der restliche Wasserkörper mit seinem Sauerstoffgehalt war vielleicht zu klein für die vielen Fische.

Gruß
P.
Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)

Berthold

Zitat von: Peter am 21.Jan.09 um 19:31 Uhr
Das ist bei jedem Zufrieren in jedem Jahr ein enger Prozess. Meist reicht der Sauerstoff aus. Das ist das eine. Das andere ist: wie tief war der Teich zugefroren? Der restliche Wasserkörper mit seinem Sauerstoffgehalt war vielleicht zu klein für die vielen Fische.

Gruß
P.

Peter, ca. 15 cm Eisdicke bei 150 cm mittlere Wassertiefe.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)