Taubertal - Alexa im Orchideenwunderland

Begonnen von Alexa, 21.Mai.09 um 21:29 Uhr

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Alexa

Heute war ich auf meiner ersten Orchideen- Exkursion.
Selbstverständlich möchte ich euch diese Eindrücke nicht vorenthalten.

Bisher habe ich nur wenig einheimische Orchideen am Naturstandort gesehen. Von daher habe ich nicht schlecht gestaunt, dass ich auf einmal mit ca 10 verschiedenen Arten bombadiert wurde.

Ziel war das Taubertal in der Region Tauberfranken nahe Tauberbischofsheim.

Wir besuchten drei verschiedene Naturschutzgebiete, die neben Orchideen natürlich eine Vielzahl anderer Pflanzen und vor allem unzähliger Schmetterlinge beheimaten.
Hier deshalb nur ein wirklich kleiner Ausschnitt dieser Gebiete in einer traumhaft schönen Gegend.

In diesem kleinen Waldstück war der Boden quasi voll mit Weißen Waldvöglein (Cephalanthera damasonium)



Diese Orchidee kommt in Deutschland relativ häufig vor, vermehrt in Buchen- und Hutewäldern auf basischem kalkreichen Boden.
Die die elfenbein bis schneeweißen Blüten werden meist nur wenig geöffnet.


Eine weitere, ebenfalls weit verbreitete Pflanze in Kalkbuchenwäldern hat mir auf der Exkursion fast am besten gefallen.
Neottia nidus-avis, der Vogel- Nestwurz ist sehr unscheinbar und sieht von weitem aus, wie vertrocknet, da er blattlos und ohne Chlorophyll ist.


Auf dem Foto leider kaum zu erkennen, leuchten die Pollinien fast Neongelb aus der Blütenmitte.

Hier der Fruchtstand vom letzten Jahr.

Erst kürzlich wurde untersucht, dass die Pflanzen bei der Keimung wohl auf Mykorrhiza- Pilze angewiesen sind.

Platanthera bifolia, Zweiblättrige Waldhyazinthe

Und hier nach langem Suchen, der eigentliche Grund unserer Exkursion, doch noch gefunden und leider schon am Abblühen: Cypripedium calceolus, der Frauenschuh





Da diese Art für die Blütenentwicklung sehr viel Licht braucht und so vor Verbuschung bewahrt werden muss, hat Deutschland, wegen der reichen Vorkommen eine besondere Verantwortung diese zu schützen.
Im besuchten NSG Adell sind die Standorte deshalb durch hohe Zäune begrenzt.
Ein paar "Flüchtlinge" haben wir trotzdem gefunden.

Gleich geht weiter!  :wink

Eerika

Sehr schön, Alexa!  :thumb
Ich freue mich schon auf die weitere Bilder!

Charlemann

#2
Sehr schöne Bilder Alexa!

Wie war denn so das Gefühl in einem Wald zu laufen in dem Orchideen stehen?

Für meinen Teil finde ich es immer wieder erhebend wenn ich durch "meinen" Orchideenwald wandere.

Neottia nidus-avis wirst Du Dir wohl für eine Gartenkultur abschmincken können.
Die wird kaum gehen.
Und, Orchideen brauchen praktisch ausnahmslos Mykorrhizapilze zur Keimung. ;-)

Ralla

Schöne Bilder.

Ich dachte, Neottia nidus-avis braucht nicht nur zur Keimung, sondern immer Pilze als Begleitung?
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Berthold

Alexa, durftet Ihr auch Pflanzen ausgraben und mitnehmen?

Zitat von: Alexa am 21.Mai.09 um 21:29 Uhr
Erst kürzlich wurde untersucht, dass die Pflanzen bei der Keimung wohl auf Mykorrhiza- Pilze angewiesen sind.

Wie Michael schon sagt, fast alle Erdorchideen sind bei der Keimung auf Mykorrhiza-Pilze angewiesen, ich auch bei der symbiotischen Aussäät, Claus nicht bei der asymbiotischen Aussaat. Aber die Nestwurz braucht den Mykorrhiza-Pilz zur Ernährung für ihr gesamtes Leben, weil sie keine Photosynthese machen kann. Ausserdem ist sie bei dem Mykorrhiza-Pilz so wählerisch, dass sie sich nur mit Pilzen vereinigt, die ihrerseit auf lebende Baumwurzeln angewiesen sind.  
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alexa

#5
An einer anderen Stelle fanden wir große Vorkommen von Orchis militaris und purpurea und vier Arten Ophrys. In den zwei Gattungen neigen die Arten untereinander zu hybridisieren, so dass ich zumindest bei den Ophrys teilweise Schwierigkeiten habe, diese eindeutig zu bestimmen.


Das in Süddeutschland stark verbreitete Helm-Knabenkraut (Orchis militaris) wächst gern auf Halb- und Trockenrasen über kalkhaltigem, lehmigen Grund. Hier haben wir die Pflanze sogar auf Südhängen gefunden.
Genauso wie das Cypri ist es vor allem durch Überwucherung gefährdet.




Hier eine weiße Variante:

Orchis purpurea x Orchis militaris

Das unscheinbare Große Zweiblatt (Neottia ovata) ist in ganz Deutschland weit verbreitet. Eine direkte Gefährdung liegt derzeit wohl nicht vor, da die Pflanze in ihren Ansprüchen recht genügsam ist.
Die Aufnahme einer einzelnen Blüte ist mit meiner Kamera leider nicht möglich. Hatte schon genug Schwierigkeiten das Biest überhaupt scharf zu bekommen.


Ebenfalls für mich schwer scharf zu bekommen:
Fliegen- Ragwurz (Ophrys insectifera)


Spinnen- Ragwurz (Ophrys sphegodes)


cf Bienen- Ragwurz (Ophrys apifera)

Die letzte Pflanze könnte auch eine Naturhybride sein, bin mir unsicher.(ist reinrassig)

Wie am Namen unschwer zu erkennen, ahmen die Arten der Gattung Ophrys Insekten nach um diese zur Bestäubung anzulocken.
Bei mineralischer Düngung des Bodens verschwinden die Pflanzen sofort.

Bin noch immer nicht am Ende. Kleinen Moment Geduld...

Charlemann

#6
Zitat von: Berthold am 21.Mai.09 um 22:06 Uhr
Ausserdem ist sie bei dem Mykorrhiza-Pilz so wählerisch, dass sie sich nur mit Pilzen vereinigt, die ihrerseit auf lebende Baumwurzeln angewiesen sind.  

Und wie bekommen wir jetzt Fichten in unsere symbiotischen Gläser?
Oder anders wachsen Fichten auf Hafer-Agar?
Wäre mal interessant eine Fichte in einem 2L-Einweckglas heran zu ziehen, mit einem passenden Pilz zu konfrontieren und Cyps darin auszusäen.

Alexa

#7
Dieses Biotop hat es mir, aufgrund seiner Artenvielfalt besonders gefallen.
Deshalb hier ein paar Bilder auf dem hauseigenen Server

Charlemann

Schönes Eckchen dort!
Prima Bilder!
Leider fehlt mir Phil als Grössenvergleich auf den Fotos. :heul

Alexa

Besonders eindrücklich war ein großer Bestand an Diptam (Dictamnus albus), ein Vertreter der Rautengewächse.
Sehr interessante Pflanze!




Neben Platanthera bifolia und Orchis militaris fanden wir wieder
Orchis purpurea



(hier eventuell mit einem Einschlag von Orchis militaris)

Die beginnende Blüte des relativ selten anzutreffenden Hundswurz oder Pyramiden- Spitzorchis (Anacamptis pyramidalis)

Wo eine gerade aufgeht, verblüht eine andere.
In den letzten Zügen: die Bocks- Riemenzunge (Himantoglossum hircinum)



Bei uns recht selten: Das weiße Sonnenröschen

Und hier, weil so schön, extra für Nicole: Federgras

WernerH

Super Bilder, so was will ich auch mal live sehn. Echt beeindruckend.


Postpiet

Zitat von: Alexa am 21.Mai.09 um 22:11 Uhr
Naturschutzgebiet Apfelberg in der Nähe von Hochhausen (Kreis TBB)

Hier fanden wir große Vorkommen von Orchis militaris und purpurea und vier Arten Ophrys.
...

1. Fliegen- Ragwurz (Ophrys insectifera)


2. Spinnen- Ragwurz (Ophrys sphegodes)


3. Bienen- Ragwurz (Ophrys apifera) Hummel-Ragwurz, Ophrys holosericea
[/center]
...


Hallo Alexa,

und 4. ...? (einer muß ja aufpassen ...)

Toller Exkursionsbericht!  :thumb


Schönen Gruß

Peter
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Alexa

Zitat von: PeterH am 21.Mai.09 um 22:52 Uhr
und 4. ...? (einer muß ja aufpassen ...)

Ja Moment...
Extra für Berti noch der Hummel- Ragwurz.
Hätte ich ja fast vergessen.


Übrigens haben uns auf der Wanderung unzählige Schmetterlinge begleitet.
Insbesondere die únzähligen Bläulinge in einem herrlichen Kobaldblau haben es mir angetan.
Da sie aber schwer vor die Linse zu bekommen sind, habe ich es nach kurzer Zeit aufgegeben. Deshalb hier nur die wenigen, die nicht so hektisch unterwegs waren.

Alexa

Ach und Peter...
Ich wollte dich sowieso noch was fragen.
Kannst du hier weiterhelfen?