mineralische Standortverbesserung für D.sambucina, wer hat schon Erfahrungen

Begonnen von Greenruck, 02.Mai.10 um 14:58 Uhr

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Greenruck

Hallo,
wir betreuen einen Standort von D.sambucina im Erzgebirge. Es sind nur noch sehr wenige Pflanzen vorhanden, welche jetzt auch wieder ihre Blüten zeigen. Allerdings gab es keinen Zuwachs an Jungpflanzen in den letzten Jahren obwohl Samenkapseln reif wurden. Hier gewinnen wir die Samen für eine Aussaatmaßnahme. Die Pflanzen sind sehr schwach, nicht gleichzusetzen mit meinen Pflanzen in den Töpfen, das Pondon auf tschechischer Seite ist mindestens 1/3 bis ½  größer und stabiler. Abgesehen von der erheblich größerem Individuenanzahl. Es handelt sich hierbei um eine Wiese umstanden von Eichen- und Buchenwald, sie wird gepflegt und ist entsprechend ausgehagert. Wenige cm Boden da, bedingt auch durch die recht geringe Höhe an organischem Material über dem Urgestein. Keine Trittverletzung durch Weidebetrieb oder ähl., anschließend sind Felder im normalen Agrarbetrieb mit all seinen Auswirkungen.
Es  mehren sich nun in den letzten Jahren die vermoosten Stellen (Versauerung) auf der Wiese, uns ist ebenfalls der Verdacht gekommen, dass auch die umstehenden Eichenbestände (Gerbstoffe im Fallaub etc) mit für den Mangel an entscheidenden Mineralien bzw. Spurenelementen verantwortlich sind. Man denkt über eine gezielte mineralische Zudüngung nach, im Sommer eine Einbringung von Schafdung aus Weidebetrieb. Denkbar wäre auch ein Aufreisen der vermoosten Stellen mit scharfem Werkzeug, Entfernung und Grasaufsaat. Die mykologischen Voraussetzungen wurden  nicht untersucht allerdings habe ich aus Wurzel von Eichenschößlingen eine Mykorrhiza-Mischung( im Ausschlußverfahren) isoliert welche Dact. erfolgreich zum Keimen bringt. Die Eichen habe ich nur 15 m neben dem Gebiet im Wald gezogen, so dass man davon ausgehen könnte, es müsste noch was auf der Wiese sein. Wer von Euch ist mit ähl. Dingen konfrontiert und könnte uns paar Tipps geben, wer betreut Orchideenwiesen mit Dact. sambucina und hatte schon Maßnahmen ergriffen zur ,,Verbesserung" des Standortes? Was wäre an Mineralien einzubringen, wir sind für jeden Hinweis sehr dankbar. Die Diskussion ist sicherlich für viele Betreuer von Bedeutung.
Vielen Dank!

Steffen

Berthold

Steffen, könnt Ihr eine Bodenanalyse mit mehreren Stichproben erstellen lassen und vielleicht einen Vergleich mit der tschechien Seite durchführen?

Mit der Vermoosung wird sich sicher die Mykorrhiza im Boden verändern, wahrscheinlich in die falsche Richtung. Eine Absenkung des pH-Wertes allein sollte kein Problem sein, denn sambucina wächst meist auf leicht sauren Böden. Aber vielleicht ist der Boden viel zu sauer geworden, warum auch immer. Das könnte man leicht überprüfen.

Wenn aber die adulten Pflanzen nicht mehr gut wachsen hat das sicher nichts mit den Pilzen zu tun. Da gibt es eine Störung in der Nährstoffaufnahme entweder durch Mangel, Trockenheit oder Übersäuerung. Waren die letzten Jahre denn vielleicht sehr trocken, sodass die dünne obere Bodenschicht zu früh im Jahr ausgetrocknet ist?
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Manne

Die einfachste Lösung ist, die Fläche mit einem Eisenrechen abzuharken. So lange und intensiv, bis das Moos und der Rohhumus runter sind. Auf dem so entstehenden Rohboden wird es auch wieder keimen. Die Versauerung geht dann auch zurück.
Wenn ihr es ganz eilig habt, dann gebt den Pflanzen Blühpflanzendünger in leicht kalkhaltigem Wasser.
D. sambucina kann dann locker 30 cm erreichen.

Claus

Ich habe ja verschiedene Versuche gemacht, D. sambucina asymbiotisch und symbiotisch aus Samen zu ziehen. In beiden Verfahren gibt es Massenkeimung. Die asymbiotischen gehen dann im Verlauf des folgenden Sommers ein, vermutlich durch Parasitieren wegen zu hoher Temperaturen. Die asymbiotischen gehen nach dem Auspikieren, egal auf welchem Substrat, zugrunde.

Nun kann man ja sagen, der Claus ist nur zu dumm dazu, kann ja sein. Aber ich meine, dass diese Art auf Pilzunterstützung angewiesen ist und dadurch sind asymbiotisch gezogene Pflanzen nach dem Auspikieren verloren. Da, wo es gelingt, werden passende Pilze im Boden sein. Neudohum/Seramis war auch ein Flop.

Am genannten Standort könnte sich die Pilzflora entscheidend geändert haben.

Zur Zeit habe ich wieder einige hundert symbiotische Sämlinge, die aber jetzt im kühlen Keller stehen. Es besteht also noch Hoffnung.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 02.Mai.10 um 18:57 Uhr
Nun kann man ja sagen, der Claus ist nur zu dumm dazu, kann ja sein. Aber ich meine, dass diese Art auf Pilzunterstützung angewiesen ist und dadurch sind asymbiotisch gezogene Pflanzen nach dem Auspikieren verloren. Da, wo es gelingt, werden passende Pilze im Boden sein.

Claus, ich denke, die Art ist empfindlich gegenüber Infektionen und nur dafür braucht sie Schutzpilze.
Wenn adulte Pflanzen kein bleiben, sind das keine Infektionen sondern mangelnde Nährstoffversorgung. Die Pflanze kann sich aber ohne Pilze sehr gut selber versorgnen und gross werden, wenn sie nicht infiziert wird.

Du hast selber in sterilisiertem Substrat zeitweise deutlichen Zuwachs der Sämlinge gehabt.



Zitat
Neudohum/Seramis war auch ein Flop.

bei mir nur in einem von 4 Töpfen, d. h. die Mischung schützt nicht 100%tig vor Infektionen aber deutlich (wie die Grippeimpfung).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)