Jedes Volk ist sich zunächst selbst das nächste.

Begonnen von Berthold, 15.Mär.22 um 16:07 Uhr

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Berthold

Das soll auch so sein, denn es steht im deutschen Grundgesetz.
Man stelle sich nur vor, eine Regierung entscheidet zugunsten eines anderen Volkes zum Nachteil des eigenen Volkes.
Olaf Scholz schickt deutsche Soldaten in einen Atomkrieg gegen Russland, um Leben von Ukrainern zu retten. Das würde den ukrainischen Präsidenten natürlich freuen.

Die Amerikaner waren in den letzten 80 Jahren nicht so zimperlich mit dem Einsatz des Lebens ihrer Bürger für "höherer Zwecke", siehe Korea, Vietnam, Afghanistan, Irak. Aber jetzt wollen die amerikanischen Bürger das doch nicht mehr. :thumb

Die Ukraine und der Westen : Das Volk als Schicksalsgemeinschaft

    Ein Kommentar von Reinhard Müller
    -Aktualisiert am 15.03.2022-15:25

Ein Präsident im Krieg: Wolodymyr Selenskyj während einer Ansprache an die Nation in seinem Büro in Kiew.

Nicht nur der Fall Ukraine zeigt: Jedes Volk ist sich zunächst selbst das nächste. Jede Regierung ist ihrem Volk verpflichtet.

Wer vom Ukraine-Krieg spricht, kann vom Volk nicht schweigen. Vom Volk als Schicksalsgemeinschaft. Wenn der ukrainische Präsident Selenskyj von ,,wir" spricht, so meint er alle Opfer der russischen Aggression. Das nimmt keine Rücksicht auf Ethnien oder Ideologien. Das gewählte Staatsoberhaupt ist die Stimme der Opfer. Der Angriff schweißt die Gemeinschaft, diesen Staat mit vielen Minderheiten, mag er sie auch nicht immer alle gut behandelt haben, im Abwehrkampf auf Leben und Tod zusammen.

Das hat nichts Völkisch-Ausgrenzendes an sich. Gerade deshalb muss es auch im Westen diejenigen peinlich berühren, die einem homogenen Volkskörper nachtrauern, den es nie gab. Auch das alte Staatsangehörigkeitsrecht des Deutschen Reiches sah schließlich stets auch die Einbürgerung als Erwerbsgrund vor. Rechtlich gibt es nur ,,Passdeutsche". Und diejenigen, die sich ein Land von ,,Biodeutschen" herbeigesehnt haben, erfüllten deren gewünschte Merkmale selbst oft am wenigsten – auch das ist eine deutsche Tradition.

Was jeder Soldat schwört
Ein Volk aber gibt es durchaus. Das Grundgesetz ruft gleich zu Beginn das deutsche Volk an, das sich diese Verfassung gegeben habe. Jeder Soldat schwört, Deutschland treu zu dienen und ,,das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen". Im Amtseid des Bundeskanzlers wird das Volk zuerst genannt: Er schwört, seine Kraft ,,dem Wohle des deutschen Volkes" zu widmen, seinen Nutzen zu mehren, Schaden von ihm zu wenden.

Das erinnert gerade in der Krise daran, wem alle Staatsorgane verpflichtet sind, woher sie ihre Legitimation beziehen. Natürlich handelt es sich nicht um einen imaginären Volkskörper, dessen mutmaßlicher Wille sogar gegen die Verfassung selbst in Stellung gebracht werden kann – wie das leider oft leichtfertig unter Berufung auf das Widerstandsrecht geschieht. Gemeint ist auch nicht ein ständiges Schielen auf Umfragewerte, sondern Staatsführung im Sinne des Gemeinwesens – und nicht der Selbstdarstellung.

Natürlich steht nicht geschrieben, wie man am besten den Nutzen des deutschen Volkes mehrt. Das muss die Regierung selbst ermessen. Klar ist aber auch, dass es – trotz der Verpflichtung auf den Frieden in der Welt und die europäische Einigung – ureigene deutsche Interessen gibt, die sich von denen anderer, auch europäischer Staaten unterscheiden.

Eine geschlossene europäische Haltung etwa in Sanktionsfragen ist ein hoher Wert, aber keiner, der per se über deutschen Interessen steht. Auch in der dringend gebotenen Aufnahme von Kriegsflüchtlingen sind die Staaten höchst unterschiedlich betroffen. Und wenn Bundeskanzler die Sicherheit anderer Länder aus guten Gründen in die deutsche Staatsräson einbeziehen, so ändert auch das nichts an der originären und primären Verpflichtung auf das deutsche Volk.

Mehr Staaten teilen die selben Werte
Das kommt auch in den internationalen Organisationen zum Ausdruck, etwa wenn die Europäische Union sich Einstimmigkeit auferlegt oder die NATO es ihren Mitgliedern überlässt, wie sie ihrer Beistandspflicht im Einzelnen nachkommen wollen. Was manchen als Schwäche oder Lähmung gilt, ist zugleich Ausweis von souveräner Gleichheit und demokratischer Selbstbestimmung. Die schließt natürlich Bindungen nicht aus. Und diese Bindungen haben zugenommen, ja, immer mehr Staaten haben ein gemeinsames Wertefundament: Menschenrechte, Demokratie, Selbstbestimmung.

Und genau das steht jetzt auf dem Spiel. Das heißt nicht gleich, dass man dafür mit der Waffe in der Hand kämpfen muss: Westliche Staaten, voran die USA, haben früh klargestellt, dass sie den Schutz des Lebens ihrer Bürger höher stellen als die Verteidigung für wehrlose Nachbarn. Man will insgesamt noch Schlimmeres verhindern. Jeder sieht zugleich, was passiert, wenn man nicht in der Lage ist, Gegner abzuschrecken.

Die mit Waffen und Worten unterstützte wie zugleich allein gelassene Ukraine steht eben auch dafür, dass sich in Fragen von Sein oder Nichtsein jedes Volk sich selbst das nächste ist. Auch darauf muss sich die Ampelregierung einstellen, der ja globales Sendungsbewusstsein nicht fremd ist. Sie trägt Verantwortung aber zunächst für das deutsche Volk, nicht für die Welt. Das wird nun auch deutlich in der historischen Aufstockung des Wehretats und dem Streben nach mehr Unabhängigkeit in Versorgungsfragen. Doch der Sprung von Einbettung zur Selbstbestimmung ist vor allem ein mentaler.

Offensichtlich betracht der Westen den Angriff auf die Ukraine sehr wohl als Angriff auf seine Werte, aber nicht als Angriff auf sich selbst. Das muss kein Widerspruch sein, aber Selenskyj zwingt uns darüber nachzudenken. Sein Satz ,,Wir sterben auch für euch" erinnert daran, dass wir in dieselbe Lage geraten könnten – in der wir nur uns selbst haben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

ZitatSein Satz ,,Wir sterben auch für euch" erinnert daran, dass wir in dieselbe Lage geraten könnten – in der wir nur uns selbst haben.

Fatal, aber stimmt! Da stellt sich die Frage für einige Nachbarstaaten Russlands, wen es als nächsten trifft.
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Ahriman

Zitat von: Berthold am 15.Mär.22 um 16:07 UhrMan stelle sich nur vor, eine Regierung entscheidet zugunsten eines anderen Volkes zum Nachteil des eigenen Volkes.
Ja, das nennt sich deutsche Asylpolitik. :whistle

Berthold

Zitat von: Ahriman am 23.Mär.22 um 20:02 Uhr
Zitat von: Berthold am 15.Mär.22 um 16:07 UhrMan stelle sich nur vor, eine Regierung entscheidet zugunsten eines anderen Volkes zum Nachteil des eigenen Volkes.
Ja, das nennt sich deutsche Asylpolitik. :whistle

Anderen Asyl zu gewähren ist noch etwas anderes als für andere in den Krieg zu ziehen.
Ich finde es erstaunlich, dass Winston Churchill die Engländer in den Krieg geschickt hat, um die Polen gegen Deutschland zu unterstützen.
Aber ich denke, er wusste nicht, was auf England zukommen würde. Er hat vermutlich die Gewaltbereitschaft der Deutschen unterschätzt.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Ob die Hilfe für ein anderes Volk dem eigenen zum Nachteil gereicht, stellt sich erst danach heraus, wenn die Hilfe von Erfolg gekrönt war oder nicht.

 Und dazu gibt es solche Bündnisse wie sie NATO.

Auch wir haben seit undenklicher Zeit die Gewaltbereitschaft Putins unterschätzt - zu unserem Nachteil. Da schon wurde zum Nachteil Deutschlands Politik gemacht, nur auf die wirtschaftlichen Interessen abgehoben und alles andere aus dem Blickwinkel verloren.
Eigentlich müsste Berthold immer stiller werden, ob der Dinge , die jetz allmählich ans Licht kommen.
Mit gütigen Menschen zu leben, ist wie einen Raum mit Orchideen zu betreten -
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Berthold

#5
Zitat von: Rüdi am 24.Mär.22 um 14:06 UhrEigentlich müsste Berthold immer stiller werden, ob der Dinge, die jetz allmählich ans Licht kommen.

Nein, wir haben einen Grossteil unseres Wohlstandes darauf aufgebaut, dass wir seit über 50 Jahren von den Russen sehr zuverlässig und preisgünstig mit Rohstoffen versorgt worden sind.
Einen großen Teil hat übrigens Gerhard Schröder dazu beigetragen.

Im Rückblick auf die letzten 2000 Jahre erkenne ich jedoch, dass wir einiges hätten anders machen sollen.
Man hätte sich z. B. frühzeitiger auf den Einmarsch von Gauius Julius Caesar nach Germanien  einstellen und wirksame Waffen gegen ihn entwickeln sollen.
Auch hätte Adolf Hitler erst Wasserstoffbomben entwickeln lassen sollen, bevor er den Rest der Welt überfällt, was zur größten Katastrophe für die Deutschland und den Rest der Welt geführt hat.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Zitat von: Berthold am 24.Mär.22 um 15:16 Uhr
Zitat von: Rüdi am 24.Mär.22 um 14:06 UhrEigentlich müsste Berthold immer stiller werden, ob der Dinge, die jetz allmählich ans Licht kommen.

Nein, wir haben einen Grossteil unseres Wohlstandes darauf aufgebaut, dass wir seit über 50 Jahren von den Russen sehr zuverlässig und preisgünstig mit Rohstoffen versorgt worden sind.
Einen großen Teil hat übrigens Gerhard Schröder dazu beigetragen.

Genau das ist Dein Ding! Die wirtschaftlichen Interessen! Es gibt noch anderes zu beachten!
Dann wäre der Wohlstand wohl etwas kleiner oder aber auch nicht.



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Berthold

Zitat von: Rüdi am 24.Mär.22 um 15:24 UhrGenau das ist Dein Ding! Die wirtschaftlichen Interessen! Es gibt noch anderes zu beachten!
Dann wäre der Wohlstand wohl etwas kleiner oder aber auch nicht.


Rüdiger, ich habe keine wirtschaftlichen Interessen, es geht mir allein um den Wohlstand und die Gesundheit des Volkes, was übrigens das wesentliche Ziel einer jeglichen Regierung sein muss und ist.
Keine Regierung hat das Recht, Bürger des eigenen Landes in den Tod zu schicken, um einen Bürgerkrieg zwischen Radikalen in irgendeinem anderen Land auf der Welt zu befrieden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

Vergebliche Mühe! Die wirtschaftlichen Interessen eines Volkes dahingehend, dass der wirtschaftliche Erfolg auf dem Rücken eines anderen Volkes aufgebaut wird. Nein!
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 24.Mär.22 um 15:39 UhrVergebliche Mühe! Die wirtschaftlichen Interessen eines Volkes dahingehend, dass der wirtschaftliche Erfolg auf dem Rücken eines anderen Volkes aufgebaut wird. Nein!
Nein, der wirtschaftliche Erfolg Deutschlands wird nicht auf dem Rücken eines anderen Volke ausgetragen. Deutschland beutet niemanden aus.
Du hast jetzt Deutschland mit dem Sklaveneinsatz in den USA verwechselt.
Auch gibt es keinen Kommunismus in Deutschland, wo eine Partei die Bevölkerung geplündert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Rüdi

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Rüdi

Und.... was Du meinst, dass jedes Volk sich selbst das nächste sei, spiegelt sich wohl in der kleinsten Einheit eines Volkes, dem Passinhaber wieder?
"Jeder ist sich selbst der Nächste"?
Nein! Sollte er nicht sein. Und so ist es auch mit einem Volk.
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Berthold

Zitat von: Rüdi am 24.Mär.22 um 17:40 UhrUnd.... was Du meinst, dass jedes Volk sich selbst das nächste sei, spiegelt sich wohl in der kleinsten Einheit eines Volkes, dem Passinhaber wieder?

Nach dem deutschen Grundgesetz ist unsere Regierung für das Wohl des deutschen Volkes verantwortlich und für sonst nichts anderes. Das deutsche Volk besteht aus den Menschen mit der deutschen Staatsangehörigkeit.

Die deutsche Regierung darf keine Deutschen zu den Palästinensern schicken, um dort Juden zu töten oder umgekehrt.

Ebenso dürfen keinen Deutschen auf Wunsch des ukrainischen Präsidenten Selenskyj oder seines Botschafters Melnyk in die Ukraine geschickt werden, um dort zusammen mit dem Regiment Asow Russen zu töten.

Ich möchte doch sehr hoffen, dass wir da einer Meinung sind, Rüdiger.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)