Ammoniak als Transportträger für grünen Wasserstoff

Begonnen von Berthold, 14.Nov.20 um 16:55 Uhr

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Berthold

Ich denke, diese Technik macht keinen Sinn.

Die Produktion und die Aufspaltung des Ammoniaks ist zu aufwendig im Vergleich zu den Vorteilen des etwas einfacheren Transportes.
Wenn Saudi-Arabien besser an Phosphat dran käme, sollten sie lieber Kunstdüngen aus dem Ammoniak machen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

walter b.

Ich denke, so viel Dünger wird niemand brauchen. Grund für den Vorschlag ist ja wohl, dass Ammoniak im Handling weit weniger kostet, als das Verfahren, mit dem es aus dem mit der Sonnenenergie erzeugten Wasserstoff und Stickstoff aus der Luft gewonnen wird. So könnte erneuerbare Sonnenenergie aus zum Beispiel der Sahara in Europa genutzt werden und so die Energiebilanz verbessern.

Berthold

Zitat von: walter b. am 14.Nov.20 um 17:38 Uhr
Grund für den Vorschlag ist ja wohl, dass Ammoniak im Handling weit weniger kostet, als das Verfahren, mit dem es aus dem mit der Sonnenenergie erzeugten Wasserstoff und Stickstoff aus der Luft gewonnen wird.

Ja, das wird in dem Beitrag behauptet, aber ich bezweifele es.

Der Transport von Ammoniak ist zwar einfacher als der von Wasserstoff, aber es muss etwa 6mal so viel Ammoniak transportiert werden wie Wasserstoff, weil in Wasserstoff etwa 6mal so viel Energie drin steckt wie in Ammoniak.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

walter b.

Es steht auch etwas von den weniger aufwändigen Transportmitteln und - Behältnissen sowie der weit geringeren Temperatur, bei der Ammoniak flüssig zu halten ist, was bei Transport und Bevorratung sicher eine Rolle spielen dürfte. Zudem mag vielleicht zum Schmelzen von Stahl eine Wasserstoff-Flamme notwendig sein, als gewöhnlier Treibstoff mag Ammoniak reichen.

Berthold

Als Treibstoff ist Ammoniak nicht brauchbar.
Man kann es höchstens mit Wasser lösen (Salmiakgeist) und bei einem Mückenstich auf die Haut reiben oder als Kunstdünger-Ersatz auf die Felder sprühen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

aus: https://www.physi.uni-heidelberg.de/~pelte/energie/energie3/data/kap3/speichrg.htm

Ammoniak
Der Gesamtwirkungsgrad für die Synthese von Ammoniak ergibt sich aus dem der Elektrolyse ( = 0.75) und dem des Haber-Bosch Prozesses ( = 0.55) zu = 0.41. Mir sind, wie bereits gesagt, nichts über Pläne zu einer Wiederverstromung von Ammoniak bekannt, insbesondere auch nichts über eine Brennstoffzelle auf der Basis von Ammoniak (kalte Verbrennung). Auf der anderen Seite ist Ammoniak als Treibstoff (heiße Verbrennung) im Bereich Mobilität seit längerem bekannt.
In Belgien wurden während des 2. Weltkriegs die Busse mit Ammoniak betrieben.

In New Orleans fuhren bereits 1872 die Straßenbahnen mit Ammoniak.
Im Jahr 1981 wurde der Motor eines Chevrolet Impala so modifiziert, dass er mit Ammoniak lief.
Seit 2007 beschäftigt sich das Ocean Energy Institute mit dem Projekt, mithilfe von off-shore Windkraftanlagen und der Elektrolyse von Meerwasser nach dem Haber-Bosch-Prozess Ammoniak zu erzeugen und auf diese Weise die USA von ihrer Erdölabhängigkeit zu befreien.5) Dies wäre eine Alternative zu dem heute noch üblichen Elektroauto mit Akkumulator.


Zur Zeit wird Ammoniak als Treibstoff für Schiffe diskutiert. Da er aber schlecht zündet, muss entweder Wasserstoff zugemischt oder die Zündquelle verstärkt werden.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Als Treibstoff ist Ammoniak jetzt auch nicht angedacht. Es soll nur als Transport für den Wasserstoff aus Afrika nach Europa dienen. Hier soll Ammoniak gekräckt werden, um den Wasserstoff wieder freizusetzen.

Entstehen bei der Verbrennung von Ammoniak nicht sehr viele Stickoxyde? Da wäre es doch einfacher, Dieselfahrzeuge ohne Katalysator zu betreiben, oder? :classic
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ruediger

Na ja, Du kannst lange rummäkeln, letztlich geht es um die Speicherung von Solarenergie, ob es durch Elektrolyse von Wasser oder durch Bioreaktoren mit Hilfe von Algen erfolg ist erstmal nicht wichtig.

Nur Du wirst die verschiedenen Lösungsansätze nicht verhindern, alle wissen das es alternative Ansätze braucht um eine Lösung zu finden. Wo auch immer ein Durchbruch erzielt wird ist bislang unklar, man muß daran abreiten und nicht alles blockieren, denn sonst gibt es keinen Fortschritt.

Ich bin leider technik- und wissenschaftsgläubig, auch wen dort nicht alle Probleme der Gesellschaft gelöst werden können.
Ein Problem ist der Mensch und die Politik, dagegen ist die Wissenschaft ohnmächtig. :whistle
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 22.Nov.20 um 20:13 Uhr
Na ja, Du kannst lange rummäkeln, letztlich geht es um die Speicherung von Solarenergie, ob es durch Elektrolyse von Wasser oder durch Bioreaktoren mit Hilfe von Algen erfolg ist erstmal nicht wichtig.

Nur Du wirst die verschiedenen Lösungsansätze nicht verhindern, alle wissen das es alternative Ansätze braucht um eine Lösung zu finden. Wo auch immer ein Durchbruch erzielt wird ist bislang unklar, man muß daran abreiten und nicht alles blockieren, denn sonst gibt es keinen Fortschritt.

Ich bin leider technik- und wissenschaftsgläubig, auch wen dort nicht alle Probleme der Gesellschaft gelöst werden können.

Ja, das ist doch völlig in Ordnung.
Aber man soll keine Lösungsansätze verfolgen, die so weit entfernt von der sinnvollen wirtschaftlichen Realisierbarkeit sind.
So weigere ich mich strikt, Techniken zur Energieerzeugung zu unterstützen, die auf einem Perpetuum-mobile-Prinzip beruhen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#9
Wasserstofftransport auf Schiffen
Da sind wir noch weit weg von dem Alltagseinsatz.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ahriman

Zitatdie Australier gewinnen den Wasserstoff unter Einsatz von Braunkohle
In der Testphase werden jährlich noch 160 Tonnen Kohle verbrannt, nur um ungefähr 3 Tonnen Wasserstoff zu produzieren.
"Grüner" gehts nicht :yes

Energieverbrauch und Verluste beim Transport würden mich da auch interessieren, man muss den verdampfenden Wasserstoff in einem Dewar kontrolliert ablassen damit der Druck nicht zu hoch wird. Ich möchte so ein Schiff auch nicht in meinem Hafen haben, wenn da was schiefgeht...

walter b.

Zitat von: Ahriman am 21.Jan.22 um 12:55 Uhr
Zitatdie Australier gewinnen den Wasserstoff unter Einsatz von Braunkohle
In der Testphase werden jährlich noch 160 Tonnen Kohle verbrannt, nur um ungefähr 3 Tonnen Wasserstoff zu produzieren.
"Grüner" gehts nicht :yes

Energieverbrauch und Verluste beim Transport würden mich da auch interessieren, man muss den verdampfenden Wasserstoff in einem Dewar kontrolliert ablassen damit der Druck nicht zu hoch wird. Ich möchte so ein Schiff auch nicht in meinem Hafen haben, wenn da was schiefgeht...

Eigentlich ideal für einen Terroranschlag...