Standard-Rezeptur für holzhaltige Substrate, symbiotische Aussaat

Begonnen von Claus, 06.Dez.09 um 22:41 Uhr

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Charlemann

Jaja, ich weiß Claus.
In der Natur ist Symbiose alles, das ist klar. Vermutlich wären die Bäumchen schon viel weiter wenn ich sie ausgepflanzt hätte.

Pilze sind sehr wichtig in unserem Leben. Es gibt sogar Menschen die behaupten das Pilze die wichtigsten Lebensformen unseres Planeten darstellen (Vermutlich haben sie damit sogar recht). Für uns Menschen gäbe es gravierende Einschnitte kein Bier mehr und kein Brot. Aber das ist nur ein winziger Teil dessen was Pilze auf unserem Planeten zu leisten im Stande sind.


winwen

Vielen Dank für Dein Posting, Claus!
Zu den holzbasierten Kulturen noch eine Frage:
Hast Du eigentlich schon Orchideen auf diesen Substraten vom Samen zur Pikierfähigkeit durchkultiviert?
Wie verhält sich die Wachstumsgeschwindigkteit in den unterschiedlichen Phasen bei Dir im Vergleich mit Hafer?

So schön die symbiotisch gezogenen Pflanzen bei mir auch auf meinem Cocosfaser-Kleintierstreu-Gemisch weiterwachsen, so muss ich doch eingestehen, dass es definitiv kein geeignetes Substrat für eine symbiotische Aussaat darstellt. Offen gestanden: meine besten Ergebnisse diesbezüglich habe ich auf, mit Vinasse-basiertem Dünger imprägnierten, KLOPAPIER  :wacko2:. Da aber auch dort die Protokorme in 4 Monaten maximal 4-5mm groß werden (Dactylorhiza maculata), glaube ich nicht, dass ich sie so pikierfähig bringen kann. Um auf meinem Cocos-Kleintierstreu pikiert weiterzukommen, muss ein Protokorm doch eine Größe von 7-8mm haben.


Claus

Zitat von: winwen am 26.Aug.12 um 14:51 Uhr
Zu den holzbasierten Kulturen noch eine Frage:
Hast Du eigentlich schon Orchideen auf diesen Substraten vom Samen zur Pikierfähigkeit durchkultiviert?
Wie verhält sich die Wachstumsgeschwindigkteit in den unterschiedlichen Phasen bei Dir im Vergleich mit Hafer?

Ich habe ja zu Beginn auf dem Holzsubstrat ausgesät, und dabei gibt es die übliche Streuung der Keimraten. Wenn nur wenige Samen keimen, dann konnte ich die Sämlinge bis zum Auspikieren auf dem Substrat lassen, bei Massenkeimung ging es natürlich nicht. Daher habe ich dann immer so 6 bis 10 auf Haferboden gekeimte Sämlinge auf das Holz gebracht, welches damit gleichzeitig mit dem Pilz infiziert wurde.

Die Sämlinge scheinen mir schneller zu wachsen als auf Hafer, wahrscheinlich auch durch das nicht erfolgte Umlegen, was ja immer eine Wachstumsstörung darstellt.

Folgende Arten habe ich bis zum Auspikieren in den Gartenboden auf Holz kultiviert: D. maculata, D. sphagnicola, A. longicornu, A. palustris und zwei nicht definierte Dactylorhiza-Arten. Am besten haben sich D. maculata und sphagnicola etabliert, da sind die Blätter jetzt immer noch grün. A. morio scheint da kritischer zu sein, die habe ich bisher nicht etablieren können, evtl. durch zu langes Verweilen auf dem Substrat, und es war direkte Aussaat mit stärkerer Keimung, d.h. wahrscheinlich zu starke Belegung.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

winwen

Zitat von: Claus am 26.Aug.12 um 16:35 Uhr
Die Sämlinge scheinen mir schneller zu wachsen als auf Hafer, wahrscheinlich auch durch das nicht erfolgte Umlegen, was ja immer eine Wachstumsstörung darstellt.
Claus,
sprichst Du da von den Buchenhäcksel (aus dem Räuchergutshop) oder von Deinem geshredderten "Farn-Laub-Zweige-Erde"-Gemisch (natürlich beides adäquat imprägniert...)?

Claus

Zitat von: winwen am 26.Aug.12 um 23:46 Uhr
Zitat von: Claus am 26.Aug.12 um 16:35 Uhr
Die Sämlinge scheinen mir schneller zu wachsen als auf Hafer, wahrscheinlich auch durch das nicht erfolgte Umlegen, was ja immer eine Wachstumsstörung darstellt.
Claus,
sprichst Du da von den Buchenhäcksel (aus dem Räuchergutshop) oder von Deinem geshredderten "Farn-Laub-Zweige-Erde"-Gemisch (natürlich beides adäquat imprägniert...)?

Die Buchenhäcksel (Räuchergut) waren Sägespäne, also viel zu fein. Die liegen dann so eng beieinander, dass der Sauerstoff nicht tief genug eindringen kann. Es gibt Keimung, aber nur ganz schlechte Entwicklung. Analog ist es mit anderen Spänen wie Fichte, Eiche oder Kiefer - alle ausprobiert.

Der Farn geht grundsätzlich, enthält aber zu wenig Substanz in Form von Cellulose, die dann bald verbraucht ist. Man müsste dann doch umlegen, oder die Sämlinge kümmern.

Die besten Ergebnisse hatte ich mit grob geschreddertem Schlehenholz, so Stücke von ca. 2 x 2 x 0,5 cm. Das war nun einmal so, hier wurde an einer Nebenstraße außerhalb des Ortes eine Hecke beseitigt, die i.w. aus Schlehen bestand, und das Häckselgut ließ man liegen - bis ich vorbei kam.  :-D

Davon habe ich noch eine ganze Menge, mit der ich einen Reihenversuch mit abgestufter Düngemittelkonzentration machen will. Über die Versuchsparameter denke ich zur Zeit nach.

Ich denke nicht, dass es nun unbedingt das Schlehenholz sein muss. Aber Laubholz ist besser als Nadelholz! Wenn man nun im eigenen Garten aufräumt: Apfelzweige, Haselnuss, Buche, Weißdorn, vielleicht sogar Rosenholzschnitt als Beispiele aus unserem Garten. Ein genormtes Substrat habe ich leider bislang nicht gefunden.

Mein Schlehenholz ist nun nach langer Lagerung völlig ausgetrocknet. Im letzten Versuch habe ich es 48 Stunden mit der Düngelösung imprägniert, und man merkt, dass es einige Zeit dauert, bis das Wasser wieder aufgenommen wird. Bei frischem Holzschnitt würde ich nur 24 Stunden imprägnieren. Die letzte Lösung bestand aus:

Calciumnitrat 300 mg
Ammoniumnitrat   100 mg
KH2PO4 250 mg
NaCl 20 mg
EDTA-Eisen-III-Na-Salz 20 mg
MgSO4 100 mg
Spurenelemente   1 ml
Aminosäurelösung 10%ig 5 ml
dest. Wasser 1000 ml
dazu geben:      
"Schlehen"-Holzschnitzel 800 g
2 Tage ziehen lassen, in Gläser füllen, sterilisieren.      
es wurde nicht neutralisiert, pH ist 4,7

Im nächsten Versuch werde ich wahrscheinlich diese Zusammensetzung wiederholen, ggf. noch B-Vitamine zusetzen, aber zusätzlich mit 2- bzw. 3-facher Konzentration anwenden. Geeignete Protokorme verschiedener Arten habe ich gerade in geeigneter Größe zur Hand.      
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)