B1-Mischpilzkulturen

Begonnen von Berthold, 02.Okt.09 um 00:14 Uhr

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Berthold

Der B1 wächst auf 2.5g/l Haferflockenagar bei Zimmertemperatur in ca. 7 Tagen vom Agarmittelpunkt zur Glaswand. Seine Hyphen liegen dabei flach auf dem Agar auf und lassen den Agar matt erscheinen. Auf diesem Boden bilden desinfizierte Samen der Orchis palustris Gruppe in 4 Wochen nach der Aussaat ca. 1 mm grosse Protokorme. Maximal 5% der Samen, die Embryonen enthalten keimen nur.

So, ich hatte versehentlich eine Kultur angesetzt, auf der sich etwa 10 Tage nach der Infektion auf dem Agar zusätzlich weisse Lufthyphen zeigten. Ein Fremdpilz hatte sich also eingemischt. Ich war enttäuscht.

In dieser Mischpilzkultur zeigten sich bereits 3 Wochen nach der Aussaat sehr viele Protokorme und zwar in Massenkeimung bei mehr als 50% der Samen mit Embryonen. Ich war begeistert.

Die Protokorme auf der Mischpilzkultur hatten 4 Wochen nach der Aussat ihre endgültige Grösse erreicht und wuchsen nicht mehr weiter. Ich war wieder enttäuscht.

Die Protokorme auf dem sauberen B1 wuchsen kontinuierlich weiter bis zur Pikiergrössen von ca. 15 mm Triebspitze. Ich war wieder zufrieden, auch wenn es nur wenige Samen zur Keimung gebracht hatte.

Man sieht an diesem Beispiel, dass es sich bei der symbiotischen Keimung um ein komplexes Wechselspiel zwischen Samen und Pilzgruppen handelt, das nur in wenigen Fällen zu Keimerfolgen führt. Also auch kein Wunder, dass man den Keimpilz für Cypripedium calceolus noch nicht gefunden hat.



 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Uhu

Aus verunreinigten Kulturen mit wattiger "Schimmel"bildung habe ich ebenfalls nie pikierfähige Sämlinge erhalten. In letzter Zeit habe ich mit diesen edoch keine weiteren Versuche angestellt.

bei guter und vor allem etwas zu dichter Keimung setze ich wenige Protokorme (bis zu 5) in ein eigenes Glas um. Damit bekomme ich rasch 3-4cm lange Triebe. NOrmalerweise gelingt das aber nur bei B1-Reinkultur. Hast Du mal versucht aus dem Glas auf frischen Boden zu pikieren oder nachzufüttern? Es könnte sich vielleicht doch mal ein Gleichgewicht zwischen verschiedenen Pilzen einstellen.
Grüße Jürgen

Berthold

Eine Mischpilzkultur, in der sich nach ca. 5 Wochen der B1 gegen die anderen Pilze durchgesetzt hat. Die Protokormentwicklung ist typisch für B1, allerdings etwa 4 Wochen verzögert, bedingt durch die anfängliche Klärungsphase der Pilze untereinander:



Hier mischt ein anderer Pilz weiterhin mit. Die Protokorme werden nicht gross, dafür keimen aber fast alle Samen:


Die Entwicklung der Protokorme wird aber nicht weiter laufen.

Samen von Orchis robusta, 10' in 2% H2O2 desinfiziert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Hast Du es schon mal mit zufüttern probiert?

Berthold

Zitat von: Charlemann am 02.Okt.09 um 18:57 Uhr
Hast Du es schon mal mit zufüttern probiert?

Ja, dann entwickelt sich einer der Pilze zu grünem "Schimmel" und einige wenige Protokorme wachsen weiter.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Charlemann

Zitat von: Berthold am 02.Okt.09 um 19:31 Uhr
Zitat von: Charlemann am 02.Okt.09 um 18:57 Uhr
Hast Du es schon mal mit zufüttern probiert?

Ja, dann entwickelt sich einer der Pilze zu grünem "Schimmel" und einige wenige Protokorme wachsen weiter.

grüner Schimmel ist schlecht, obwohl ich ja auch schon fördernde Schimmel beobachten konnte.