Zerstörungen auf der Höhfeldplatte / Thüngersheim

Begonnen von fido, 12.Feb.23 um 09:59 Uhr

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fido

Im Naturschutzgebiet Höhfeldplatte bei Thüngersheim wurden Kiefern gefällt, aufgestapelt und abtransportiert. Dabei wurden Teile des Naturschutzgebiets zerstört.

Über das Naturschutzgebiet

Das Naturschutzgebiet Höhfeldplatte und Scharlachberg liegt im FFH-Gebiet »Maintalhänge zwischen Gambach und Veitshöchheim« (lt. Regierung von Unterfranken, gehört zu "Natura 2000").

Schutzwürdigkeit: Repräsentative Trockenstandorte
Schutzgüter: Sandrasen, Kalktrockenrasen, und Orchideen-Kalkbuchenwälder, Frauenschuh, Spanische Flagge, Großes Mausohr

Lt. Wikipedia ist es ein Schutzgebiet der IUCN-Kategorie IV.

Auf der Höhfeldplatte wechseln sich vielfältige Lebensräume ab. Beispiele hierfür sind: Felsbänke mit Pioniervegetation, die direkt auf dem Felsschutt gedeihen kann und zu der Arten wie der Kugelköpfige Lauch und das Wimperperlgras zählen. Kalkmagerrasen, die etwas mehr, aber immer noch sehr mageren Boden zur Verfügung haben. Hier kommen u.a. der nur hier heimische (endemische) Mainfränkische Faserschirm-Erdseggen-Trockenrasen sowie die Orchideenarten vor. Und der lichte Kiefernwald, der für eine leichte Beschattung sorgt, die sich günstig auf manche Orchideenarten der Magerrasen auswirkt.

In Unterfranken gibt es kaum ein Gebiet mit einer solchen Vielfalt an Orchideen auf engstem Raum. Besonders zahlreich ist die Gattung der Ragwurze vertreten. Auch die Tierwelt ist reich vertreten, z. B. in Form des seltenen Segelfalters und der Rotflügeligen Ödlandschrecke.

Folgende Orchideenarten gedeihen auf den Kalktrockenrasenflächen:  Weißes Waldvögelein, Rotes Waldvögelein, Rotbraune Stendelwurz, Mücken-Händelwurz, Großes Zweiblatt, Bienen-Ragwurz, Fliegen-Ragwurz, Kleine Spinnen-Ragwurz, Spinnen-Ragwurz, Bocks-Riemenzunge, Berg-Waldhyazinthe, Weiße Waldhyazinthe und das Helm-Knabenkraut


Die Zerstörung

Ich hänge einige Fotos dazu an, ich habe auch weitere Fotos gemacht.

Auf den Fotos sind Bereiche neben den Wegen zu sehen, auf denen geschützte Pflanzen wie Helianthemum apenninum wachsen und die jetzt von Fahrzeugen überfahren wurden oder auf denen Holz gestapelt wurde. Auch auf dem Rasen sind Reifenspuren zu sehen.

Am Eingang vom Parkplatz wurde mindestens eine Orchdidee überfahren.

Wir haben live den großen Traktor mit den Anhänger gesehen, der die Bereiche neben den Wegen zerfahren, Holz aufgeladen und dann meterhoch im Trockenrasen gestapelt hat. Es gibt an viele Stellen Reifenspuren schwerer Fahrzeuge, de über den Mager- und Trockenrasen gefahren sind.

Das gestapelte Holz wurde innerhalb der letzten zwei Wochen wieder abtransportiert.

Ich bin über die Art der Maßnahme und die Rücksichtlosigkeit gegenüber der Natur erschüttert. Die unglaublich hohe Anzahl und Dichte seltener Arten in Kombination der edemischen Arten auf der Höhfeldplatte ist in Deutschland einzigartig.

Ich kann nicht verstehen, warum die Kiefern nicht schonend einzeln per Unimog oder bei gefrorenen Boden (dazu gab es in den letzten Monaten genug Gelegenheit) aus dem NGS entfernt wurde, falls dieser Eingriff überhaupt nötig war.


Was können wir tun?

Ich habe habe mich in der Sache an den Bunt Naturschutz gewandt. Die reden aktuell mit der UNB und dem  Landschaftspflegeverband.

Lt. einen Artikel in der Main-Post steckt die Gemeinde Thüngersheim dahinter:
"Bei den Arbeiten handelte es sich allerdings nach offizieller Auskunft um eine zwingend notwendige Sicherungsmaßnahme durch Beseitigung von Totholz. Die alternativlose Vorgehensweise war im vergangenen Herbst vom Gemeinderat einstimmig verabschiedet worden.
[...]
Die im Rahmen der Forstbetriebsplanung beschlossenen Arbeiten erfolgten jedoch in enger Abstimmung mit dem Landschaftspflegeverband, versichert der Bürgermeister  weiter. Gleichzeitig bedauert der Bürgermeister, dass es durch den maschinellen Einsatz wegen des ausbleibenden Bodenfrosts teilweise zu Spuren im Gelände kam.
[...]
Trotz der von Naturliebhabern geäußerten Bedenken gegen die durchgeführte Totholz-Beseitigung kommt die Maßnahme nach Überzeugung von Bürgermeister Michael Röhm letztlich den dortigen seltenen Pflanzen wie auch den Naturliebhabern zugute."

Zitate aus https://www.mainpost.de/regional/wuerzburg/schweres-geraet-im-naturschutzgebiet-was-der-thuengersheimer-buergermeister-als-grund-dafuer-nennt-art-11029893

Kann diese Zerstörung in diesem Naturschutzgebiet erlaubt sein?

Falls nein, was kann ich gegen diese Zerstörung in einem so wichtigen Lebensraum einheimischer Orchideen und seltener Pflanzen (teilweise rote Liste 1) tun?

Macht eine Anzeige Sinn?

Gibt es hier einen Juristen, der dies bewerten kann?

FlorianO

Ich würde sagen halb so schlimm, viele Pflanzen vor allen Orchideen mögen es wenn der Boden mal umgegraben und aufgerissen wird. Das bietet neue Möglichkeiten für die Pioniere.
Hauptsache der Boden wird nicht versiegelt wie es hier im Raum Frankfurt großflächig passiert.