Cyclamen- Wildformen

Begonnen von Berthold, 17.Sep.08 um 15:59 Uhr

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Berthold

An dieser Stelle möchte ich einen kleinen Einblick geben in die Kulturbedingungen der Wildformen unserer Alpenveilchen.
Nicht erwähnt werden an dieser Stelle die vielen Züchtungen und Selektionen des in Baumärkten weit verbreiteten Cyclamen persicum, das es in klein, mittel, gross, weiss,rot, alle weiteren Zwischenfarben und jetzt auch schon duftend gibt.

Von den Wildformen gibt es ca. 20 Arten, die in Europa, Kleinasien, im Kaukasus bis zum Iran vorkommen. Eine Art wurde ein einziges Mal in Somalia gefunden.

Die Arten sind:
1.africanum
2.balearicum
3.cilicicum
4.colchicum
5.coum
5a.coum caucasicum
5b.coum elegans
6.creticum
7.cyprium
8.graecum
9.hederifolium
10.intaminatum
11.libanoticum
12.mirabile
13.parviflorum
14.persicum
15.pseudoibericum
16.purpurascens
17.repandum
18.rohlfsianum
19.somalense
20.trochopteranthum (neuerdings alpinum)

Nicht alle Arten sind im Mitteleuropa winterhart, deshalb ist für diese hier nur Topfkultur möglich.
Gemeinsam ist allen Arten, dass sie zumindest im Sommer trocken stehen müssen und nur in einem gut drainierten Boden überleben können, da sie sehr schnell verfaulen. Sie finden deshalb ein schönes Plätzchen meist an Hausmauern oder direkt an Baumstämmen, wo sonst praktisch nichts anderes wächst.
Eine gute Übersicht über die Gattung Cyclamen findet man bei den Engländern: http://www.cyclamen.org/plants/species/ und einen Bestimmungsschlüssel demnächst hier hier

Noch eine Beschreibung der Arten

Ich werde die einzelnen Arten mit ihren Vorteilen, Haken und Ösen in den folgenden Beiträgen beschreiben.

Erstbeschreibung von Cyclamen libanoticum im AnhangCyclamen libanoticum.pdf
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#1
Cyclamen hederifolium ist verbreitet von den Südalpen über Apennin-, Balkanhalbinsel bis zum Schwarzen Meer, auf Korsika und Sardinien und an der Westküste Kleinasiens.
Es ist die robusteste und schnellwüchsigste Art (Wildform für Anfänger). Sie kommt an jeder trockenen Stelle im Garten klar und sät sich leicht aus, sodass nach einigen Jahren grosse Flächen besiedelt werden können. Unterirdisch entstehen riesige Knollen von bis zu 20 cm Durchmesser.
Der Samen wird von Ameisen weg getragen, aber man sollte besser per Hand nachhelfen:
Die Blüten duften leider nicht:

Die Blätter sind von Natur aus variabel in der Zeichnung und Form. Zusätzlich gibt es inzwischen in Kultur viele Selektionen und Züchtungen (wer macht die schönsten Blätter?)
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

#2
... und, nicht zu vergessen, sie lieben Kalk. Am besten Dolomitpulver oder zerkleinerte Eierschalen in den Boden einarbeiten. Bei den normalen Alpenveilchen für das Fensterbrett aus der Gärtnerei wäre das aber tödlich.

Berthold, gilt das mit dem Kalk eigentlich für alle Arten aus dem Mittelmeerraum?

Noch eine Frage: Welches ist die Art, welche in den Südalpen wächst? Z.B. in den Bergen des Luganer Sees?

Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 17.Sep.08 um 17:53 Uhr
... und, nicht zu vergessen, sie lieben Kalk. Am besten Dolomitpulver oder zerkleinerte Eierschalen in den Boden einarbeiten. Bei den normalen Alpenveilchen für das Fensterbrett aus der Gärtnerei wäre das aber tödlich.

Berthold, gilt das mit dem Kalk eigentlich für alle Arten aus dem Mittelmeerraum?

Noch eine Frage: Welches ist die Art, welche in den Südalpen wächst? Z.B. in den Bergen des Luganer Sees?
Grüße
Claus


Claus, in den Südalpen überschneiden sich hederifolium und purpurascens.
Purpurascens meidet Kalk, libanoticum kommt darin um, aber die von der Fensterbank vertragen auch Kalk. Sie faulen nur leicht ab, genau so wie ihre Wildform, die z.B. auf Grieschichen Inseln auch auf Kalksteinunterlagen in dicker aber trockener Humusschicht wächst.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Ricarda

Hallo Berthold,

dann kann es also gut sein, dass ich Cyclamen hederifolium gerade auf Korsika habe blühen sehen. In einem schattigen Hohlweg an den grasigen und laubigen Hängen oberhalb von Piana (Westküste). Sehr niedlich! Allerdings habe ich zu den Blüten keine Blätter gesehen. An einer Stelle hab ich mal etwas im Laub gewühlt und immer noch keine Blätter gefunden. Gut versteckt oder was?

Berthold

Zitat von: Adracir am 17.Sep.08 um 18:26 Uhr
Hallo Berthold,

dann kann es also gut sein, dass ich Cyclamen hederifolium gerade auf Korsika habe blühen sehen. In einem schattigen Hohlweg an den grasigen und laubigen Hängen oberhalb von Piana (Westküste). Sehr niedlich! Allerdings habe ich zu den Blüten keine Blätter gesehen. An einer Stelle hab ich mal etwas im Laub gewühlt und immer noch keine Blätter gefunden. Gut versteckt oder was?


ja, Ricarda, auf Korsika gibt es nur hederifolium und repandum und repandum blüht im Frühling. Von den hederifolium siehst Du anfänglich nur die Blüten (wie auf meinem Bild auch), die Blätter kommen später. Fahre nächste Woche noch mal hin, dann sind auch schon Blätter zu sehen. Die Knolle, die riesig sein kann sitzt bis 30 cm tief im Boden.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#6
C. purpurascens ist das einzige Alpenveilchen, das auch in Deutschland vorkommt. Es wächst in den Alpen auf der Nord- und Südseite, dann nach Osten weiter bis nach Rumänien in den Karpaten. Es wächst nur in höheren Berglagen, denn es ist ein Frostkeimer. Der Samen braucht also mindestens eine Winterfrostperiode zum keimen und insgesamt 10 Monate. Erstaunlicherweise habe ich die Pflanzen auf Naxos gefunden, wo es nur selten Frost gibt.

Es ist eine völlig andere Pflanze als hederifolium. Sie ist praktisch immergrün, d.h. die alten Blätter ziehen erst ein wenn die neuen schon da sind. Die Kultur ist viel schwieriger. Es wächst sehr viel langsamer als hederifolium und wird von jenem schnell "überwuchert", wenn beide Arten zusammen stehen.
Die Blätter sind rundlich, oft mit leichter Zahnung am Rande. Die Blattzeichnung variiert.

Hier eine Selektion mit innen hellem Blatt von Jan Bravenboer:

Die Blüte unterscheidet sich von hederifolium durch die fehlende Aufbörtelung und sie duftet gut.

Die meisten Cyclamenarten gibt es auch als Albinos, nur bei purpurascens sind die weissen extrem selten, deshalb suchen z.Z. alle Experten in Europa Samen von der weissen Form. Haltet die Augen offen!!
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#7
Das Cyclamen colchicum ist ein Endemit eines kleinen Fleckchens im Kaukasus. Es ähnelt sehr dem purpurascens.

Die Zähne am Blattrand sind meist etwas stärker ausgeprägt als bei purpurascens,die Blätter sind dicker, so etwa 0.5 mm während sie bei purpurascens nur 0.3 mm dick sind. Sie fühlen sich viel ledriger an und der Unterschied zu purpurascens ist deutlich zu merken. Die Blüten duften nicht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#8
Zitat von: Claus am 18.Sep.08 um 14:11 Uhr
Hallo Berthold,
was ist denn dies für eine Art,
Grüße
Claus

Claus, das ist doch eindeutig, die duften.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#9
Ein Alpenveilchen, das nur an einer kleinen Stelle in den Bergen Libanons vorkommt, erkennbar an der NATO-oliv grünen Komponente in den Blättern. Die Blüten sind die grössten in der Gattung:
Die Kultur gilt als ziemlich schwierig. Es braucht saure, trockene Berge. Hier unter einer Tanne an einer Stelle wo sonst absolut nicht anderes wachsen will, kommt es aber gut zurecht.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

#10
Ein sehr zartes Pflänzchen, das nur ein kleines Ausbreitungsgebiet in Kleinasien besitzt.

Die Blüten sind klein und in einem zarten rosa gehalten. Typisch sind die feinen rosa Streifen in den Blütenblättern.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 18.Sep.08 um 14:16 Uhr
Claus, das ist doch eindeutig, die duften.
Also ich bin auf deine Angabe, dass sie nicht leicht zu kultivieren sind, hereingefallen und deshalb nicht auf purpurascens gekommen. Ich habe immer wieder in den Luganer Bergen Knollen, die der Regen freigespült hatte und die dann auf dem Wanderweg lagen, wieder in den Boden gedrückt, und sie sind, wie in den Folgejahren an etlichen Beispielen zu sehen war, wieder vollständig angewachsen und blühten. Vielleicht wegen der freien Natur? Das müsste man aber mit etwas Dolomit im Garten auch hinbekommen. Frosthart sind sie ja.

Grüße
Claus
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gaby

Warum duften rosa und rosa weisse Alpenveilchen,rote aber nicht?Ist mir kürzlich hier im Garten schon aufgefallen und heute früh im Baumarkt auch.
LG
matzepille
Liebe Grüße
Gaby

Claus

Na, im Baumarkt verduften die lieber.

Claus
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Berthold

#14
Zitat von: matzepille am 19.Sep.08 um 11:06 Uhr
Warum duften rosa und rosa weisse Alpenveilchen,rote aber nicht?Ist mir kürzlich hier im Garten schon aufgefallen und heute früh im Baumarkt auch.
LG
matzepille

Gaby, der Duft hat eigentlich nichts mit der Farbe zu tun. Von den winterharten Arten duften nur purpurascens aber die werden nur sehr selten in Baumärkten verkauft, da sie schwierig sind. Die "Fensterbankalpenveilchen" aus dem Baumarkt sind Persicum-Abkömmlinge, die duften grundsätzlich auch nicht, aber inzwischen gibt es duftende Züchtungen auch von dieser Art.
Was da bei Dir so duftet, weiss ich nicht, aber zeig mal Blüte und Blätter, dann kriegen wir das schon raus.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)