Orchideenkultur

Fachbereich => Orchideenvermehrung und Kultur => Aufzucht => Thema gestartet von: purpurea † am 03.Mär.11 um 12:33 Uhr

Titel: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: purpurea † am 03.Mär.11 um 12:33 Uhr
Wie ich früher schon einmal erwähnte benutze ich bei meinen Substratmischungen Trägermaterial mit Mykorrhiza.
Ich habe seit letztes Jahr zwei Sämlinge im Versuch laufen.
Es handelt sich um segawai-Sämlinge von Frosch.
Ich denke dass die Bilder aussagekräftig sind.Beide Töpfe hatten die gleichen Bedingungen und wurden auch identisch gedüngt.
Da die Sämlinge im Gegenlicht fotografiert sind erscheinen die Sämlinge etwas blass und durchscheinend. Die Triebe sind ca 3-4 Millimeter dick.
Der Zweitrieber steht in purem Mykarrhizasubstrat.Körnung 1-3 Millimeter.Den grösseren Topf habe ich nur genommen da das Substrat sehr schnell abtrocknet und ich da eine längere Feuchte erhalte.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Berthold am 03.Mär.11 um 12:51 Uhr
Rudolf, eine Aussage ist schwierig.

Aus welchen Anteilen setzen sich die Mischungen in den beiden Topfen genau zusammen?

Ein Topf trocknet schneller ab als der andere, ist er deshalb vielleicht wärmer im Mittel, was zu schnellerem Wachstum führt.
Der Topf hat eine andere Oberflächenfarbe und -struktur, die die Sonnenstrahlen anders einfängt und deshalb mehr aufwärmt.

Dass der Mykorrhiza-Pilz direkt auf die Orchideen einwirkt, halte ich für ausgeschlossen. Er könnte aber organische Komponenten im Substrat aufschliessen und zusätzlichen Nährstoff freisetzen.
Er könnte Infektionen fernhalten, die das Wachstum der Orchideen behindert, aber beide Pflanzen sehen gesund aus.
Er könnte andere Pilze fernhalten, die Nahrungskonkurrenten der Orchideen sind. 
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: purpurea † am 03.Mär.11 um 12:53 Uhr
Der grosse Topf ist nur mit reinem Mykorrhizamaterial gefüllt. Also keine anderen Komponenten.
Der kleine Topf ist Neudo,Bims,Perlite, Sand.
An den alten Stengel kann man sehen das die Sämlinge ziemlich identische Grösse hatten.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Berthold am 03.Mär.11 um 13:09 Uhr
Du hast beide Töpfe mit anorganischem Flüssigdünger gedüngt?

Die Pilze in diesem Substrat müssen aber gefüttert werden, sonst entwickeln sie sich nicht. Deshalb ist das Substrat nur als Zusatz gedacht, nicht als Reinsubstrat.

Ein Gegenbeweis für die Wirksamkeit der Pilze wäre einfach. Sterilisiere einen Tonblumentopf mit dem Pilzsubstrat und setze dann die Cypi rein. Vielleicht wächst sie dann genau so.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Claus am 03.Mär.11 um 13:35 Uhr
Rudolf,
ich finde das sehr interessant und hatte auch schon darab gedacht mir etwas schicken zu lassen. Hast du da eine Kleinmenge bekommen? Kosten? Haben die nicht auch eine andere Pilzkombination im Angebot?

Grüße
Claus
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Volzotan am 03.Mär.11 um 14:09 Uhr
Hi Claus,
ja die haben auch Kleinmengen, 1l und 5l zum  Beispiel.
Schau mal hier gibts noch andere Substrate:
http://www.inoq.de/profi-produkte-de.html

Recht interessant, das kann ich für meine Bachelorarbeit verwenden.
Die Glomuspilze bilden arbuskuläre Mykorrhiza, werden also eher keine Mykorrhiza mit Orchideen eingehen obwohl beides als Endomykorrhiza geführt wird.
Bei Orchideen wurden soweit ich weiß noch keine Arbuskeln oder Vesikel gefunden.

Gruß Volzotan
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: purpurea † am 03.Mär.11 um 14:29 Uhr
Ich nehme immer das 10 Litergebinde.
Kostenpunkt mit Porto 58 Euro.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: purpurea † am 03.Mär.11 um 14:33 Uhr
Zitat von: Berthold am 03.Mär.11 um 13:09 Uhr
Du hast beide Töpfe mit anorganischem Flüssigdünger gedüngt?

Die Pilze in diesem Substrat müssen aber gefüttert werden, sonst entwickeln sie sich nicht. Deshalb ist das Substrat nur als Zusatz gedacht, nicht als Reinsubstrat.

Ein Gegenbeweis für die Wirksamkeit der Pilze wäre einfach. Sterilisiere einen Tonblumentopf mit dem Pilzsubstrat und setze dann die Cypi rein. Vielleicht wächst sie dann genau so.

Berthold, daran habe ich noch nicht gedacht. Im nehme als Dünger immer noch Wuxal.Aber mir scheint das es den Sämlingen darin gefällt.
Ich denke der Glaube hilft auch viel.Obwohl das Resultat meiner Meinung nach sichtbar ist.Ich werde dieses Jahr Sämlinge von Uta zum Versuch nehmen.Die Sämlinge sind fast alle identisch.
Zu dem Substrat noch etwas: Es ist wie mit kleinen Wurzeln durchsetzt.Ich denke das ist oder sind die Pilze.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Volzotan am 03.Mär.11 um 14:45 Uhr
Die VAM-Pilze (Vesikulär-arbuskuläre Mykorrhiza) kann man nicht so vermehren wie unseren B1, sie wachsen auf den bisher bekannten Nährmedien nicht.
Die Produktion von Glomus-Inoculum erfolgt an lebenden Pflanzenwurzel zum Beispiel an Allium cepa.
Die Wurzelstücke in dem Substrat sind also die Würze an der der Pilz hängt.

http://www.springerlink.com/content/h1n8065u652vt040/

Gruß Volzotan
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Berthold am 03.Mär.11 um 15:46 Uhr
Zitat von: purpurea am 03.Mär.11 um 14:33 Uhr
Ich denke der Glaube hilft auch viel.Obwohl das Resultat meiner Meinung nach sichtbar ist.Ich werde dieses Jahr Sämlinge von Uta zum Versuch nehmen.Die Sämlinge sind fast alle identisch.

Rudolf, wir müssen den Glauben gegen Wissen eintauschen.

Dann tue doch mal von den neuen Sämlingen 2 in 2 Töpfe, die Du vorher im Drucktopf mit etwas Wasser drin 45 Minuten sterilisiert hast und die anderen Sämlinge in reines unsterilisiertes Substrat.

Dann wissen wir ganz genau, ob die Pilze einen direkten Effekt haben oder nicht. Einen indirekten Effekt können sie ja trotzdem haben, den aber nur in Mischsubstraten.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: purpurea † am 03.Mär.11 um 16:43 Uhr
Zitat von: Berthold am 03.Mär.11 um 15:46 Uhr
Zitat von: purpurea am 03.Mär.11 um 14:33 Uhr
Ich denke der Glaube hilft auch viel.Obwohl das Resultat meiner Meinung nach sichtbar ist.Ich werde dieses Jahr Sämlinge von Uta zum Versuch nehmen.Die Sämlinge sind fast alle identisch.

Rudolf, wir müssen den Glauben gegen Wissen eintauschen.

Dann tue doch mal von den neuen Sämlingen 2 in 2 Töpfe, die die vorher im Drucktopf mit etwas Wasser drin 45 Minuten sterilisiert hast und die anderen Sämlinge in reines unsterilisiertes Substrat.

Dann wissen wir ganz genau, ob die Pilze einen direkten Effekt haben oder nicht. Einen indirekten Effekt können sie ja trotzdem haben, den aber nur in Mischsubstraten.


Morgen habe ich Zeit.
Heute war ich zu arg mit einer neuen Schattierung beschäftig.
Die alte(nein , nicht DIE) hat der Schnee zerfleddert. :heul

Aber bringt das etwas wenn die Töpfe dann nicht mehr steril stehen??
Denn irgendetwas ist immer im Anflug.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Berthold am 03.Mär.11 um 17:28 Uhr
Zitat von: purpurea am 03.Mär.11 um 16:43 Uhr
Aber bringt das etwas wenn die Töpfe dann nicht mehr steril stehen??
Denn irgendetwas ist immer im Anflug.

ja, bringt was. Im Anflug sind nur die normalen Pilze, die auch auf den anderen Töpfen landen. Aber die speziellen Arten aus dem Substrat, die ja eine nachgewiesene Wirkung bei eingien Nutzpflanzen, an deren Wurzeln sie sich heften, haben, sind tot.

Die Schutzwirkung vieler "guter" Pilze vor bakteriellen und anderen Infektionen habe ich ja schon mit mehreren Ständerpilzen aus dem Garten nachgewiesen. Das Problem dabei ist nur, wenn diese Pilze zu gut gefüttert werden bewachsen sie auch die Orchideenwurzeln und behindert dort massiv die Nahrungs- und Wasseraufnahme. 
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Claus am 03.Mär.11 um 23:14 Uhr
Gab es da nicht auch einmal eine Website, in der die einzelnen Pilze aufgeführt werden? Habe ich nicht gefunden.

Könnte es sein, dass man diese Pilze auf imprägniertem Holzsubstrat  (totes Holz) vermehren kann? Oder werden die beim Hersteller in einer Art Suppe vermehrt?
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Berthold am 03.Mär.11 um 23:36 Uhr
Zitat von: Claus am 03.Mär.11 um 23:14 Uhr
Gab es da nicht auch einmal eine Website, in der die einzelnen Pilze aufgeführt werden? Habe ich nicht gefunden.

Könnte es sein, dass man diese Pilze auf imprägniertem Holzsubstrat  (totes Holz) vermehren kann? Oder werden die beim Hersteller in einer Art Suppe vermehrt?

Dissertation von Beyrle, Claus. Ich glaube nicht, dass er abgeschrieben hat. Von wem auch?

Ich habe das Zeug von www.mykotown.com

Hört sich leider etwas alternativ an, ist es wohl auch.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Timm Willem am 04.Mär.11 um 05:27 Uhr
Zitat von: Claus am 03.Mär.11 um 23:14 Uhr
Gab es da nicht auch einmal eine Website, in der die einzelnen Pilze aufgeführt werden? Habe ich nicht gefunden.

Könnte es sein, dass man diese Pilze auf imprägniertem Holzsubstrat  (totes Holz) vermehren kann? Oder werden die beim Hersteller in einer Art Suppe vermehrt?
So wie dort, dargestellt geht das nicht:
http://www.inoq.de/forschung-de.html


[/quote]
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Claus am 04.Mär.11 um 12:25 Uhr
Ja, man kann die Pilzarten auf diesem Sack erkennen., die würden mich aber nicht interessieren. Es gab einen Link, in dem auch die anderen Produkte nach Arten angegeben wurden, den finde ich nicht mehr.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: knorbs am 04.Mär.11 um 14:12 Uhr
hier claus auf der produktseite im profibereich von inoq (http://www.inoq.de/profi-produkte-de.html). musst nur die entsprechenden pdf-dateien anklicken.

ich lese diesen thread zwar mit, wollte auch was schreiben, hab aber immer keine zeit. nur soviel...die von rudolf verwendeten glomus-arten sind obligat biotrophe pilze, d.h. sie können ihren lebenszyklus nur vollenden, wenn sie mit eine pflanze bzw. deren wurzeln eine mykorrhiza-beziehung eingehen. daraus folgt...wenn nach der beschreibung von rudolf das substrat "wie mit kleinen wurzeln durchsetzt" ist, dann kann es sich dabei nur um die keimschläuche der sporen handeln. wenn diese keimschläuche keine wurzel finden, werden sie resorbiert. der vorgang kann sich einige male wiederholen, aber irgendwann ist schluss + wenn der keimschlauch keine wurzel findet zum einklinken, stirbt die spore(?) ab. letztlich wäre eine mikroskopische untersuchung der orchidwurzeln nötig, um eine mykorrhizainfizierung mit den glomus nachweisen zu können.

noch eine anmerkung...eine mykorrhizabeziehung geht die pflanze dann ein, wenn es ihr einen vorteil bringt. schließlich muss sie bis zu ca. 20% ihrer aus der photosynthese gewonnenen energie (zucker) an den pilzpartner abgeben. dafür erhält sie vom pilz hauptsächlich phosphat, wasser + sicherlich auch einige andere nährstoffe. wenn aber eine pflanze gut mit pflanzenverfügbaren nährstoffen versorgt ist, wird sie keine mykorrhiza eingehen. eine gut ausgebildete mykorrhiza wird es also immer dort geben, wo mangel an phosphat in pflanzenverfügbarer form vorliegt. wenn rudolf aber seine pflanzen mit nährstoffen in pflanzenverfügbarer form versorgt, wird sie dem werben eines mykorrhizapartners sehr wahrscheinlich die kalte schulter zeigen. :-D
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Claus am 04.Mär.11 um 14:47 Uhr
Danke, wahrscheinlich war es http://www.inoq.de/downloads/Forst.pdf , ggf. auch ein anderer Hersteller.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: wolfgang1 am 05.Mär.11 um 05:43 Uhr
Hallo,
ein sehr interessantes Thema.
In absehbarer Zeit werde ich mit 200 Phal.-Jp einen Versuch starten sie mit Mikorrhyza zu infizieren.
Die Jp kommen direkt aus der Flasche und die Wurzeln werden in einer Myzel-Lösung getaucht, die auch Mikroorganismen enthält.
Der Versuch wird einige Zeit dauern und werde dann das Ergebnis hier bekannt geben.

Viele Grüße,
Wolfgang 
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Berthold am 05.Mär.11 um 14:46 Uhr
Wolfgang, welche Pilze willst Du denn verwenden?

Die Pilze, die an den Orchideenwurzeln der Epiphyten leben sind ganz spezielle, kaum isolierbar und nicht bekannt. Vielleicht gibt es die auch garnicht und die Epiphyten brauchen spezielle Pilze nur zum Keimen.

Aber es gibt sicherlich mehrere unterschiedliche Pilzarten, die im Substrat der Orchideen am Naturstandort leben. Sie werden das organische Substrat in den Humusnestern zerlegen und somit Nährstoffe für die Orchideen verfügbar machen, an die die Orchideen alleine nicht dran kommen. Insbesondere, weil sie als Epiphyten nur mit Regenwasser beträufelt werden, das nicht sehr nährstoffreich ist.

Du könntest vermutlich nur einen Effekt sehen, wenn Du die Phals überhaupt nicht düngst. Dann hätten nämlich die Phals mit den Pilzen im Substrat einen kleinen Vorteil, weil sie zusätzliche Nährstoffe zur Verfügung gestellt bekommen.


Norbert, dass die Planzen selber entscheiden können, ob sie sich von Pilzhyphen bewachsen lassen in Abhängigkeit ihrer sonstigen Nährstoffversorgung, kommt mir sehr sonderbar vor.
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: wolfgang1 am 10.Mär.11 um 21:54 Uhr
Hallo Berthold,
der Hersteller gibt den zur verfügung gegebenen Pilz nicht bekannt. Habe aber mit dem Hersteller ein interessantes Vorhaben.
Alles weitere als PN.

Viele Grüße,
Wolfgang 
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Claus am 10.Mär.11 um 21:59 Uhr
Zitat von: wolfgang1 am 10.Mär.11 um 21:54 Uhr
Hallo Berthold,
der Hersteller gibt den zur verfügung gegebenen Pilz nicht bekannt. Habe aber mit dem Hersteller ein interessantes Vorhaben.
Alles weitere als PN.

Viele Grüße,
Wolfgang 

Willst du es patentieren?
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: wolfgang1 am 10.Mär.11 um 22:17 Uhr
Hallo Claus,
nein ich möchte dies nicht patentieren lassen, dafür fehlen mir die Wege und Mittel. Kann mich aber hier öffentlich leider dazu nicht vollständig äußern (was ich aber gerne machen würde).
Der Hersteller versucht nun den/die Pilze am Naturstandort in Südost-Asien zu identifizieren und zu isolieren, und das daraus resultierende Ergebnis als Produkt auf den Markt bringen.

Viele Grüße,
Wolfgang 
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: Uhu am 10.Mär.11 um 23:36 Uhr
Hallo Wolfgang,

letztes Jahr bekam ich einen indischen Pilz. Leider hatte ich nicht viel Zeit für Experimente. Ich wurde jedoch angehalten diesen nicht in die Freiheit zu entlassen, da die Folgen nicht absehbar seien.

Gruß Jürgen
Titel: Re: Mykorrhizasubstrat
Beitrag von: wolfgang1 am 11.Mär.11 um 09:33 Uhr
Hallo Jürgen,
deshalb lasse ich es auch von dem Hersteller selbst machen, da sie schon mehrere Erfolge bei der Isolierung von Pilzen hatten und vor allen Dingen Erfahrung und Fachwissen mitbringen.
Werde mich aber dennoch beim Pflanzenschutzdienst informieren.

Grüße,
Wolfgang