Phal. reichenbachiana vs. fasciata - Taxonomische Schwierigkeiten

Begonnen von Milla, 26.Mai.11 um 19:19 Uhr

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orchitim

Das Problem mit der Bestimmung, anhand einer Erstbeschreibung, einer Pflanze ist meines erachtens nicht so sehr schwiegig, wenn man weis wovon der Autor spricht wenn er einer Eigenschaft einen Begriff zuordnet. Und dort liegt für mich heutzutage das Problem, es giebt anscheinend keine klaren Regeln mehr wie etwas zu benamsen ist. Frühere Autoren hielten sich an klare allgemein bekannte Begrifflichkeiten des naturwissenschaftlichen Lateins/griechisch. Heutige Beschreiber klecksen einen kurzen Lateinsatz hin um der Gültigkeit genüge zu tun und die eigentliche Beschreibung erfolgt dann lang und breit in ihrer angestammten Sprache, respektive meist in Englisch(iss ja sooo cool) mit jeder Menge vermanschten Lateinismen drin wo keiner mehr weis was sie eigentlich genau damit bezeichnen wollen. Und dazu kommt vor allem das es meist(bei Orchideen/Kakteen/Bromelien) Möchtegerne-Taxonomen sind die von den Regeln keine/geringe Ahnung haben.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Zeppi

Zitat von: kete am 01.Jun.11 um 11:48 Uhr
Guido Braem kam mir doch gleich so bekannt vor.

Schön, so jemanden im Forum zu haben.
Grüße ... Ricci

Jensli

Zitat von: kete am 01.Jun.11 um 11:48 Uhr
Guido Braem kam mir doch gleich so bekannt vor. Kenne ich aus "Orchideenfieber". Hat geschrieben "Paphiopedilum: A Monograph". Doktorabeit über Taxonomie der Oncidiums der Karibik, Arbeiten über Pflanzenmorphologie, Cytogenetik, Populationsökologie, Biochemie und numerische Taxonomie. Herausgeber von "Schlechteriana", Mitherausgeber "Pleurothallid Alliance Newsletter", wissenschaftlicher Redakteur der italienischen "Orchids". Weltweite Vorträge über Konservierung, Kultur und Taxonomie der Orchideen. Besucht regelmäßig die wichtigsten Lebensräume der Erde um zu fotografieren und Daten zu sammeln. Spricht fließend deutsch, englisch, französisch und niederländisch. Verfasser von mehr als einhundert wissenschaftlichen Artikeln und sechs Büchern. Weltweit anerkannter Experte für Paphiopedilum-Arten. Identifizierte und beschrieb mehr als ein Dutzend neuer Arten.

Dafür das du nur ein paar Blümchen für die Fensterbank hast, scheinst du dich ja gut auszukennen...  O-)

Jensli

Zitat von: orchitim am 01.Jun.11 um 12:00 Uhr
und die eigentliche Beschreibung erfolgt dann lang und breit in ihrer angestammten Sprache, respektive meist in Englisch(iss ja sooo cool) mit jeder Menge vermanschten Lateinismen drin wo keiner mehr weis was sie eigentlich genau damit bezeichnen wollen.

Ich gebe dir grundsätzlich Recht, aber die Abfassung in Englisch hat nichts mit Coolness zu tun, sondern ist eine Auflage der meisten Fachzeitschriften, auch ich musste meinen herpetologischen Beiträgen zumindest einen Abstract (Zusammenfassung) in Englisch voranstellen. In der Humanmedizin ist es inzwischen ebenso; wenn du als Prof. eine Arbeit veröffentlichst, wird das in Englisch verlangt, oder zumindest in doppelter Ausfertigung (deutsch/englisch).

Und nichts gegen Peter Lin, das ist ein netter Kerl mit tollen Zuchterfolgen besonders bei gigantea-PH, aber als Taxonom halte ich seine Kenntnisse für relativ überschaubar, da macht er wohl das meiste mit Erfahrung wett, so viele Pflanzen wie er schon in den Händen hatte.

orchitim

Zu einen wirklich guten Taxonomen gehört ein gutes taxonomisches Gedächtnis. Will sagen, das man sich ein schonmal gesehene Pflanzen und ihre Eigenheiten gut erinnern kann.

Was denkst Du warum ich die Einschränkung auf benannte Familien gemacht habe. In der Hohen Wissenschaft ist mir das ja bekannt, aber dennoch unerklärlich. Aber bei den "Liebhaberfächern" steht kein Muss da wenn ich in einer Vereinsgazette veröffentliche. Nur Lateinische Diagnose ist für eine gültige Veröffentlichung notwendig.

Aber egal, mir geht diese ständige Umbenamserei und forma-var-ssp-Schöpfungsgeschichte sowieso ziemlich am Arm vorbei. Gerade wieder mal eine Grussche Schöpfung -forma- in der neuesten Orchidee, zum  :bad
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Jensli

Zitat von: orchitim am 01.Jun.11 um 15:49 Uhr
Aber egal, mir geht diese ständige Umbenamserei und forma-var-ssp-Schöpfungsgeschichte sowieso ziemlich am Arm vorbei. Gerade wieder mal eine Grussche Schöpfung -forma- in der neuesten Orchidee, zum  :bad

Also das, muss ich sagen, war im herpetologischen Bereich wesentlich einfacher. Als ich mich dann ganz den Orchideen zugewendet habe, ist mir dieses taxonomische Kuddelmuddel als erstes unangenehm aufgefallen. Was da allein in der Sektion Polychilos  für "Geisterpflanzen" herumspuken... Im Tierreich würde man sagen, alles Unterarten von der Nominalform cornu-cervi. So einfach könnte das sein.

Ruediger

Zitat von: Jensli am 01.Jun.11 um 07:42 Uhr


Kann es denn Naturhybriden dieser Art geben, die dann jeweils als "reine" fasciata bzw. reichenbachiana importiert wurden? Oder ist dieser Schlamassel nur einigen unbedarften Züchtern zu verdanken? Ich möchte da exemplarisch mal Herrn Frehsonke an den Pranger stellen, so nett der Mann ja auch ist, aber als ich mit ihm über seine fasciata-, bzw. reichenbachiana Mutterpflanzen diskutiert habe, sagte er doch allen Ernstes, das ihm das alles total wurscht wäre, für ihn seien das alles fasciata, fertig, aus. Wenn die Gärtner einige Generationen vor ihm ebenso dachten, dann ist es ja kein Wunder...  :wacko

Die Frage der Naturhybriden wurde auch schon mal gestellt. Sicher auch zu recht.
Bislang gab es meines Wissens keine befriedigende Anwort dazu.
Man mütße eben nur mal schnell eine Phal. reichenbachiana selbsten und die Nachkommen untersuchen.  :whistle

Oder aber diese Hybride selbst erzeugen. :whistle :whistle

Oder Du könntest auch eine Untersuchung des Genoms der Pha. reichenbachiana vornehmen und mit den anderen Arten vergleichen. :whistle :whistle :whistle

Für alle Fälle brauchst Du erstmal eine Phal. reichenbachiana. O-)

Natürlich darf jeder Gärtner oder Händler eine Meinung haben, sie kann einem aber auch wurscht sein.
Ich halte es da eher mit der etablierten Lehrmeinung, solange ich keine besser belegten Aussagen finde.
Spekulieren darf man auch, nur muß man eben die Beweise erbringen will man etwas verändern.
Beste Grüße

Rüdiger

Ruediger

Zitat von: orchitim am 01.Jun.11 um 15:49 Uhr
Zu einen wirklich guten Taxonomen gehört ein gutes taxonomisches Gedächtnis. Will sagen, das man sich ein schonmal gesehene Pflanzen und ihre Eigenheiten gut erinnern kann.


Christenson soll das Gedächtnis eines Elefanten gehabt haben, in jeder Hinsicht. :-D
Beste Grüße

Rüdiger

Berthold

Zitat von: Ruediger am 01.Jun.11 um 23:40 Uhr
Zitat von: orchitim am 01.Jun.11 um 15:49 Uhr
Zu einen wirklich guten Taxonomen gehört ein gutes taxonomisches Gedächtnis. Will sagen, das man sich ein schonmal gesehene Pflanzen und ihre Eigenheiten gut erinnern kann.


Christenson soll das Gedächtnis eines Elefanten gehabt haben, in jeder Hinsicht. :-D

Ja, die haben bekannter Weise so ein schlechtes Gedächtnis im Vergleich zu Menschen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

orchitim

Die erinnern sich meist nur wo es das beste Fressen gab. :-D
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Ruediger

Zitat von: Berthold am 01.Jun.11 um 23:47 Uhr
Zitat von: Ruediger am 01.Jun.11 um 23:40 Uhr
Zitat von: orchitim am 01.Jun.11 um 15:49 Uhr
Zu einen wirklich guten Taxonomen gehört ein gutes taxonomisches Gedächtnis. Will sagen, das man sich ein schonmal gesehene Pflanzen und ihre Eigenheiten gut erinnern kann.


Christenson soll das Gedächtnis eines Elefanten gehabt haben, in jeder Hinsicht. :-D

Ja, die haben bekannter Weise so ein schlechtes Gedächtnis im Vergleich zu Menschen.

Berthold, im Sinne des Sprichworts.
Nicht das Du mir hier biologisch dumm kommst. :-p
Beste Grüße

Rüdiger