Naturentnahmen?

Begonnen von Ruediger, 13.Mär.10 um 16:03 Uhr

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Lisa.

CITES ist für Tiere gedacht, Pflanzen hat man kurzerhand mit reingenommen.

Den guten Willen kann man anerkennen. Was aber ganz konkret dem Artenschutz nicht zuträglich ist, ist z.B. das Verbot der Einfuhr von Pflanzenteilen, das auch Samenkapseln betrifft. Hier könnte man viel für den Arterhalt tun, denn die Keimungsrate in natura ist ohnehin nicht sehr hoch.

EDIT: Wo ist denn das vorherige Posting hin?  :ka
Grüße
Lisa

Peter

Zitat von: Phil am 13.Mär.10 um 17:34 Uhr
Um es mal klar zu stellen. CITES ist kein Gesetz zum Schutz der Tiere/Pflanzen. Das Ganze ist ein riesiger, aufgeblähter Verwaltungsapparat der, wie Andreas schon schrieb, den internationalen Handel regelt. Die haben mit Naturschutz und Arterhaltung nichts am Hut. Eigentlich sorgen die mit ihren Bestimmungen, dass die Arten noch eher ausgerottet werden.

Ich persönlich halte Naturentnahmen, in einem gemäßigten Rahmen, für völlig ok.
Man muss sich mal vor Augen führen wie viele Personen überhaupt bereit sind Naturentnahmen, für evtl. viel Geld, zu kaufen? Diese dann mühsam zu päppeln und nach zig Jahren zum Blühen zu kriegen? Davon gibt es in Deutschland wohl nur eine Hand voll.
Es ist doch sowieso paranoid, dass es verboten ist Naturentnahmen zu machen, wenn aber der Regenwald abgeholzt wird und dabei alle möglichen Epiphyten verbrannt werden, es strafbar ist diese zu retten. Völliger Humbug.
Die Sesselfurzer von der CITES haben keine Ahnung was ihre (schlechte) Gesetzgebung für Auswirkungen hat.

Des Weiteren bringen Naturentnahmen immer wieder frisches Genmaterial zu den seit Jahrzehnten durch Inzucht vermehrten Kulturen. Über diese Problematik habe ich mich letztes Jahr mit Herrn Junginger unterhalten. Er hat schon des öfteren Probleme, dass ganz viele Angraecoide aus ein und der selben Linie stammen und Bestäubungsversuche dadurch scheitern oder nur tauber Samen dabei rumkommt.

Hallo,
das ist schon abenteuerlich, klingt sehr einfach gestrickt, Teile von dem was du schreibst:

1.Wie viele Leute arbeiten in der CITES- Organisation? Wie kommst du darauf, dass das ein wie du es nennst "aufgeblähter Haufen " ist? Klingt dazu abwertend. Es stimmt einfach nicht, dass CITES mit Naturschutz "nichts am Hut hat". Dein letzter Satz im ersten Absatz ist absurd. Das kann ich nicht ernst nehmen. Wie  begründest du das? Ausrottung wird erst durch CITES möglich?

2. Auch ich hielte gesteuerte Naturentnahmen für sinnvoll. Theoretisch. Ich denke, das ist aber nicht praktikabel. Und ich denke, dass die sog. Sesselfurzer gute Arbeit machen.
Ich fände es ohnehin besser, wenn die Einfuhr von Arten in die EU generell verboten wäre. Analog den Regelungen, welche den Import von Wildformen bei Vögeln gestoppt haben. Das führt zu einem achtbareren Umgang mit den vorhandenen Arten. Das ist immer das Argument: genau so haben die Vogelzüchter aufgeheult.

Gruß
P.
Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)

Peter

Zitat von: Moli am 13.Mär.10 um 21:59 Uhr
CITES ist für Tiere gedacht, Pflanzen hat man kurzerhand mit reingenommen.

Den guten Willen kann man anerkennen. Was aber ganz konkret dem Artenschutz nicht zuträglich ist, ist z.B. das Verbot der Einfuhr von Pflanzenteilen, das auch Samenkapseln betrifft. Hier könnte man viel für den Arterhalt tun, denn die Keimungsrate in natura ist ohnehin nicht sehr hoch.

EDIT: Wo ist denn das vorherige Posting hin?  :ka

hab das gänzlich neu geschrieben.
Gruß
P.
Grüße
P.

Es wurde schon alles gesagt, nur noch nicht von Jedem! (Karl Valentin)

Lisa.

Zitat von: Peter am 13.Mär.10 um 22:09 Uhr
hab das gänzlich neu geschrieben.
:thumb

Generell halte ich den CITES-Gedanken für ganz brauchbar, auch bei Pflanzen. Allerdings kann man Orchideen mit Rhinozeros-Hörnern nicht in eine Tüte stecken.

Aber wie sollte man es denn zur Zufriedenheit lösen? In der Praxis sind doch bei der Zollabfertigung ohnehin keine Beamten anwesend, die eine Hybride von einer Naturform von einer Wildentnahme usw. unterscheiden könnten?
Grüße
Lisa

Manne

#19
Es ist doch völlig egal wie viele Verbote noch erlassen werden, das Spiel geht weiter. Dann wird das Zeug eben teurer und alles läuft unter der Hand.
So lange noch riesige Gebiete an Tropenwald jährlich gerodet werden, ist das ganze Verbot zum Handel mit diesen Arten, doch einfach nur lächerlich.
Demnächst wird es auch noch Verordnungen zum EU konformen urinieren geben.
Schönen Abend.

Martin

Bisher habe ich mich von Naturentnahmen noch fern gehalten. Irgendwie hatte ich da ein schlechtes Gewissen, wenn ich nicht weiß, woher es wirklich stammt. O.k., man kann sagen, bevor ein Waldstück gerodet wird, sollte man noch alles "Wertvolle" an Orchideen herausholen. Prinzipiell richtig, aber befürwortet man dann nicht auch noch die Abholzung?
Man weiß aber nicht, woher es wirklich stammt. Auf unzähligen Dia- und Beamervorträgen habe ich schon gesehen, wie in tropischen Ländern am Strassenrand Wildorchideen angeboten werden, die z.T. aus intakten und noch nicht abzuholzenden Wäldern stammen.

Das Ganze ist natürlich mehr ein moralisches Problem, denn dass auf die Natur dort sowieso keine Rücksicht genommen wird, ist klar.

Nachdenkliche Grüße
Martin

Alexa

Zitat von: Manne am 13.Mär.10 um 22:29 Uhr
Es ist doch völlig egal wie viele Verbote noch erlassen werden, das Spiel geht weiter. Dann wird das Zeug eben teurer und alles läuft unter der Hand.
So lange noch riesige Gebiete an Tropenwald jährlich gerodet werden, ist das ganze Verbot zum Handel mit diesen Arten, doch einfach nur lächerlich.

Ich gebe Manne vollkommen Recht!
Es sind nicht die Sammler schuld, dass der Bestand einiger Orchideenarten stark gefährdet ist. So groß ist die Nachfrage von Naturformen IMHO nicht.
Die einzige Möglichkeit die Pflanzen zu schützen ist der Erhalt der Biotope.
Und weitere Einfuhrverbote bzw eine Verschärfung derer macht doch nur den Schwarzmarkt größer.

Und wie Moli schon sagte: CITES wurden für Tiere gemacht und das ist auch sinnvoll.
Nur bleibt mir das Sinn, z.B. Samenkapseln in diese Verordnungen einzubeziehen verschlossen.

Ich kenne die Geschichte der Cites- Regelungen nur aus dem "Orchideenfieber". Sicherlich ist diese Darstellung nicht zu 100% objektiv, hinterlässt aber schon ein "Geschmäckle", wie man hier sagt.

Die damaligen Verantwortlichen haben sich nach der Darstellung in diesem Buch nicht um sehr viel Transparenz bemüht, als die Orchideen in diese Regelungen einbezogen wurden und es bleibt der Verdacht, dass da teilweise sehr willkürlich gehandelt wurde.

Meine Meinung: Allein die CITES tragen nicht zum Erhalt der Arten bei, was Orchideen betrifft. So wie das im Moment gehandhabt wird, ist das zu einem Großteil unnötiger Verwaltungsaufwand. Die Gelder könnte man sehr viel sinnvoller in den Erhalt dieser Pflanzen investieren.

Lisa.

Zitat von: Martin am 13.Mär.10 um 23:14 Uhr
O.k., man kann sagen, bevor ein Waldstück gerodet wird, sollte man noch alles "Wertvolle" an Orchideen herausholen. Prinzipiell richtig, aber befürwortet man dann nicht auch noch die Abholzung?

Davon mal abgesehen, woher soll man denn wissen, ob die Pflanzen überhaupt aus Rodung stammen?
Wie entscheiden denn die Länder bei den Erlaubnissen zur Entnahme?
Grüße
Lisa

Berthold

Zitat von: Moli am 13.Mär.10 um 23:39 Uhr
Wie entscheiden denn die Länder bei den Erlaubnissen zur Entnahme?

Ein souveräner Staat entscheidet nach eigenem Ermessen. Das Einfuhrland entscheidet auch nach eigenem Ermessen, ob es die Entscheidung des Ausfuhrstaates für angemessen hält.

So darf man z.B. in einigen afrikanischen Staates bestimmtes Wild erlegen, das man nicht nach Deutschland einführen darf.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Lisa.

Zitat von: Alexa am 13.Mär.10 um 23:27 Uhr
Meine Meinung: Allein die CITES tragen nicht zum Erhalt der Arten bei, was Orchideen betrifft. So wie das im Moment gehandhabt wird, ist das zu einem Großteil unnötiger Verwaltungsaufwand. Die Gelder könnte man sehr viel sinnvoller in den Erhalt dieser Pflanzen investieren.

Besonders schön wäre es - wie es der Autor am Anfang von "Orchideenfieber" geplant hatte - wenn arme Länder davon profitieren könnten, indem sie Pflanzen aus Rodungen kultivieren und vermehren können.  :yes Vermutlich reine Utopie bei dem Bürokratenkram.

Andererseits muss gewährleistet sein, dass man nichts in andere Biotope überführt, um dort ansässige Arten nicht zu verdrängen.

Zitat von: Berthold am 14.Mär.10 um 00:06 Uhr
Ein souveräner Staat entscheidet nach eigenem Ermessen. Das Einfuhrland entscheidet auch nach eigenem Ermessen, ob es die Entscheidung des Ausfuhrstaates für angemessen hält.
Ist aber schon schade, wenn ein Staat seinen Reichtum nicht erkennt.


Jetzt bin ich wieder bei den Tieren: den spanischen Hund habe ich auch nicht aus einer Tötungsstation geholt, ansonsten hätte ich den Vergasern Geld gegeben.

Was bleibt uns? Augen auf beim Möbelkauf?
Grüße
Lisa

Berthold

Zitat von: Moli am 14.Mär.10 um 00:10 Uhr
Ist aber schon schade, wenn ein Staat seinen Reichtum nicht erkennt.

den eigenen Reichtum zu erkennen ist die eine Sache. Die Entscheidung, ihn zu verkaufen, damit die Bürger Geld in die Finger bekommen ist eine andere Überlegung.

Gerade jetzt läuft eine Diskussion darüber, ob 2 afrikanische Staaten Elfenbein international verkaufen dürfen, das sie Wilderen in ihrem Lande abgenommen haben oder ob es besser ist, das Elfenbein zu verbrennen. Die Staaten mit dem Elfenbein verstehen die Welt nicht mehr, die von ihnen fordert, das Elfenbein zu verbrennen.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Eine kleine Disa aus Südafrika (Disa bracteata) ist nach Australien ausgebüchst und besiedelt im Südwesten schon etwa 4 Mio. km².
Die australischen Orchideenfreunde sind aufgefordert, diese Pflanze totzutreten, wenn sie sie sehen. In Südafrika, ist es natürlich verboten, die Pflanzen auszugraben. Die Einfuhr nach Deutschland ist natürlich auch verboten.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Lisa.

Zitat von: Berthold am 14.Mär.10 um 00:22 Uhr
Gerade jetzt läuft eine Diskussion darüber, ob 2 afrikanische Staaten Elfenbein international verkaufen dürfen, das sie Wilderen in ihrem Lande abgenommen haben oder ob es besser ist, das Elfenbein zu verbrennen. Die Staaten mit dem Elfenbein verstehen die Welt nicht mehr, die von ihnen fordert, das Elfenbein zu verbrennen.

Ist es nicht so, dass teilweise die Elefantenschützer selbst die Stosszähne abschneiden, um Abschüsse zu verhindern? Sprichst Du davon?

Meiner Meinung nach kann da unsereins kaum was machen, außer zum Ausdruck zu bringen, dass sowas nicht salonfähig ist, also nicht kaufen. Aber das Zauberwort heisst Emanzipation.
Grüße
Lisa

Berthold

Zitat von: Moli am 14.Mär.10 um 00:32 Uhr
Ist es nicht so, dass teilweise die Elefantenschützer selbst die Stosszähne abschneiden, um Abschüsse zu verhindern? Sprichst Du davon?

ja, von diesen Fällen habe ich auch gehört. Aber der Abschuss der Elefanten ist meist kein Problem mehr, da es inzwischen wieder sehr viele und teils zu viele gibt.

Die jetzige Verkaufsaktion soll sich aber auf illegal erbeutetes Elfenbein beziehen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Alexa

Zitat von: Moli am 14.Mär.10 um 00:10 Uhr
Was bleibt uns? Augen auf beim Möbelkauf?

Das muss wohl jeder für sich selber entscheiden.
Ich halte es so:
Wenn ich die Wahl habe, kaufe ich Pflanzen aus Nachzuchten und lasse die Naturentnahmen stehen.
Die wachsen auf der Fensterbank IMHO sowieso besser und ich habe kein Interesse großartig zu kreuzen.
Pflanzen, die ich hier unter meinen Bedingungen nicht kultivieren kann, werden abgegeben, bevor sie totgepflegt sind.

Zitat von: Berthold am 14.Mär.10 um 00:22 Uhr
Elfenbein

Nicht kaufen, dann werden auch keine Elefanten mehr abgeschlachtet.

Zitat von: Berthold am 14.Mär.10 um 00:30 Uhr
Eine kleine Disa aus Südafrika (Disa bracteata) ist nach Australien ausgebüchst und besiedelt im Südwesten schon etwa 4 Mio. km².
Die australischen Orchideenfreunde sind aufgefordert, diese Pflanze totzutreten, wenn sie sie sehen. In Südafrika, ist es natürlich verboten, die Pflanzen auszugraben. Die Einfuhr nach Deutschland ist natürlich auch verboten.

Ein Glück haben wir die CITES- Regelungen, welche die Arten vor dem Aussterben schützen.  :pill

Was für ein Humbug.