Huchen, auch Donaulachs genannt

Begonnen von Muralis, 17.Okt.19 um 09:14 Uhr

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Muralis

Hallo,
der Huchen https://de.wikipedia.org/wiki/Huchen ist ein weltweit stark gefährdeter Salmonide (Lachsverwandter), der nur in einem recht begrenzten Areal in Südosteuropa vorkommt. In Österreich bewohnt diese Fischart nur mehr sehr wenige Flüsse orographisch rechts der Donau. Gefährdungsursachen sind Flussverbauung und Erhöhung der Wassertemperatur durch Klimaerwärmung.
Ich habe das Glück, dass es nicht weit von mir in einem unscheinbaren Bachoberlauf noch eine kleine, aber stabile Population des Huchens gibt. Die Fischereirechte hat dort ein Industrieller, der in dem Bach in erster Linie Huchenschutz betreibt, das heißt, es werden keine Huchen dort gefangen.

In der Vergangenheit hat man in dem Bach Sohlstufen angelegt, um einerseits darunter tiefe Kolke zu erreichen, in denen sich die kapitalen Exemplare aufhalten und jagen können, andererseits um einen ordentlichen Sauerstoffeintrag  zu erzielen, denn gerade im Sommer haben die Fische durch die gestiegenen Wassertemperaturen zu wenig Sauerstoff.

Nun hat man durch wasserbauliche Maßnahmen diese Stufen optimiert: Man hat schmale Rinnen mit kleinen Becken angelegt. Somit können wanderfreudige Fische auch bei Niederwasser leichter auf- und absteigen und es gibt dennoch viel Sauerstoff. Während jetzt noch der Bagger letzte Arbeiten verrichtet, sind bereits von Interessierten mehrere Huchen in den Rinnen gesehen worden.

Ich habe gestern die Gelegenheit gehabt, mir die Sache anzusehen und erste Fotos zu schießen (habe schon seit 30 Jahren keine Huchen mehr gesehen!). An 2 Stellen konnten wir adulte Huchen mit knapp einem Meter Länge aus nächster Nähe in diesen Rinnen beobachten. Kleine Cypriniden, die ebenfalls in den Rinnen aufsteigen wollen, werden dabei von dem Huchen gejagt und springen in Panik vorübergehend an Land! Die Huchen selbst zeigen in den Rinnen keine Scheu und lassen sich sogar "streicheln"! Fotografieren ist allerdings schwierig, die Wasserbewegung und die Luftperlen verunmöglichen gute Aufnahmen. Die Fische erinnern mit ihren breiten Köpfen ein wenig an kleine bronzefarbige Haifische und sind sehr "impressive"  ;-) :yes

Berthold

Ein sehr schönes Projekt, hätte ich auch unterstützt.
Leider muss man das Geld, um solche Projekte zu fördern, erst einmal verdienen und das geht meist nicht ohne Zerstörung der Natur.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

wölfchen


Ahriman

Sehr schön!
Mein Großvater hat davon erzählt als Jugendlicher in der Donau einen Huchen geangelt zu haben. Das ist aber schon fast ein Jahrhundert her.

Berthold

Zitat von: Muralis am 17.Okt.19 um 09:14 Uhr
Fotografieren ist allerdings schwierig, die Wasserbewegung und die Luftperlen verunmöglichen gute Aufnahmen.

Wolfgang, ich finde die Fotos aber ganz hervorragend, sie sind äusserst lebendig.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Superschöne Fotos.
Ein Freund von mir hat Setzlinge vom Huchen gekauft und dann geschlechtsreif so um 80-100 cm geschlachtet.
Als Kleine in der Fließrinne waren sie relativ problemlos sagt er. Später musst man sehr aufpassen sie haben sich gerne gegenseitig verletzt und leider alle kleineren Samoniden in der Teichanlage gefressen. Waren also praktisch nicht zu vergesellschaften.

Das kaltgeräucherte Filet war hervorragend. Gabs zu einer Ausstellung der Fischereibehörde hier in Oberfranken.
Ich habe dann noch eine Karkasse mit Kopf geschenkt bekommen. Am Kopf war noch reichlich Fleisch dran.

Schon anders als die anderen mir bekannten Samoniden, vor allem in der Konsistenz.

Als ich wieder mal nachfragte hat er mir zu verstehen gegeben das er keinen mehr hat.

Es gibt allerdings noch weitere Huchenarten im Norden und Osten, der Taimen wird sogar über zwei Meter lang.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Muralis

#6
Es würde mich sicherlich auch sehr interessieren, wie der Huchen schmeckt. Und es wäre gestern auch problemlos möglich gewesen, den Huchen mit meinem großen Insektennetz herauszuholen. Aber niemand von uns (inkl. dem fischereiberechtigten Industriellen, für den wir übrigens kommenden Winter auf seinem Betriebsgelände Vögel fotografieren werden) würde es übers Herz bringen, diese gewaltigen Fische einem unnatürlichen Ende zuzuführen.

Das Problem wird sein, dass auch ethisch weniger gefestigte Menschen diese Fische in Zukunft sehen werden und die Fischereiaufsicht wird ihre Anstrengungen erhöhen müssen.
Wenn auch der Taimen schon etwas größer wird, können doch kapitale Huchen bis zu 150cm Länge und an die 30kg Gewicht erreichen. Und das in rel. kleinen Fließgewässern. In den meisten anderen benachbarten Flüssen ist der Huchen inzwischen allerdings schon längst ausgestorben.

Ich hoffe natürlich, im nächsten Frühling während der Laichphase wesentlich bessere Bilder von diesen Fischen schießen zu können.

partisanengärtner

Noch bessere Fotos?

Leider waren "meine" Huchen Gefangenschftsexemplare, sodaß sich meine Skrupel in Grenzen gehalten haben.

Hätte ich was zu sagen gehabt, wären sie am Leben geblieben.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Berthold

Zitat von: partisanengärtner am 18.Okt.19 um 09:31 Uhr
Leider waren "meine" Huchen Gefangenschftsexemplare, sodaß sich meine Skrupel in Grenzen gehalten haben.

Hätte ich was zu sagen gehabt, wären sie am Leben geblieben.

Der älteste Fisch in meinem Teich ist ein Spiegelkarpfen aus einem Fischrestaurant, der in einem kleinen Aquarium vor der Restaurantküche schwamm und genau Tellergrösse hatte.
Man ist doch Tierfreund.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Muralis

War sicher von mir nicht als Angriff gemeint; war eh klar, dass das ein Zuchtfisch war. Den hätte ich auch gespeist. Aber als Wildform ist das eine Liebhaberart, die zwar theoretisch ab einem Maß von glaub ich 90cm geangelt werden kann, aber ich rechne es dem erwähnten Industriellen hoch an, dass er nicht nur die Fische nicht fängt, sondern auch Geld in die Verbesserung des Lebensraums steckt.

Kommt der Huchen eigentlich autochthon in D vor? Er wurde dort einmal zum Fisch des Jahres gewählt....

Berthold

Zitat von: Muralis am 18.Okt.19 um 13:17 Uhr
War sicher von mir nicht als Angriff gemeint;

Wolfgang, war auch nicht so verstanden
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

partisanengärtner

Die Isar soll einen autochtonen Bestand haben. Werden sicher auch noch ein paar andere Gewässer sein.
Wie bei allen Kieslaichern hapert es an der natürlichen Vermehrung.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Muralis

Danke für die Info. Auf Wikipedia wurde geschrieben, dass es in der Isar im Stadtgebiet von München 8 laichende Huchenpaare geben soll, es wurde aber angedeutet, dass die Population auf Nachbesetzen angewiesen sei.

In Wahrheit können die besiedelten Fließgewässer wie in meinem Fall aber viel kleiner sein, das fällt dann schon eher in die Kategorie Bach statt Fluss. Hier wurden jüngst auch viele Jungfische gesichtet, wurde mir berichtet; die Population erhält sich also von selbst.

Wichtig ist eine gut gemischte Abfolge von tiefen Kolken als Einstand, langen, seichter überschwemmten Kiesbänken als Laichplatz sowie kleinen Steilstufen zur Sauerstoffanreicherung. Die Ufer müssen mit höheren Gehölzgalerien bestanden sein, damit sich das Fließgewässer nicht zu stark erwärmt.

partisanengärtner

Vor allem keine Felder die bis an das Ufer gehen. Da ist dann schnell Schluß mit allen Kieslaichern ohne Nachbesatz.

Darum geht es auch der Äsche noch so schlecht, da hapert es an der Aufzucht von Nachbesatz. Es ist nicht der Kormoran.
Der eingetragene Humus und Lehm von der Äckern be- bzw.verhindert auch die Vermehrung von Perlmuscheln.
Das Lückensystem brauchen die kleinen Muscheln ein paar Jahre lang.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.

Ruediger

Zitat von: Muralis am 18.Okt.19 um 13:17 Uhr
Aber als Wildform ist das eine Liebhaberart, die zwar theoretisch ab einem Maß von glaub ich 90cm geangelt werden kann, aber ich rechne es dem erwähnten Industriellen hoch an, dass er nicht nur die Fische nicht fängt, sondern auch Geld in die Verbesserung des Lebensraums steckt.



So etwas ist doch ein schönes Liebhaberprojekt, besser als wenn man sich den x-ten SUV-Panzer anschafft. :thumb

Solche Fische stelle ich mir sehr imposant vor, da kommt bei mir kein Appetit auf, dafür gibt es Zuchtlachs u.ä. :-D
Beste Grüße

Rüdiger