Akerne's RAIN MIX

Begonnen von Fliegenklatsche, 07.Sep.14 um 22:35 Uhr

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Fliegenklatsche

Hallo,

ich habe bei einer Bestellung von AKerne Orchids "Akerne's Rain Mix fertilizer"  gratis erhalten. Folgende Angaben sind auf der Dose enthalten: NPK 13+3+15+11 CaO + 3 MgO.

Hat schon jemand Erfahrung mit diesem Dünger gesammelt? welche?
Kann ich das auch beim Sprühen der Orchideen nutzen?

Viele Grüße

Berthold

Ist sehr viel Kalzium enthalten. Das werden nicht alle Orchideen gut vertragen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

UweM

Hallo zusammen,

wir waren mit unserer Orchideengruppe vor zwei Jahren bei der Firma Akerne und haben zu dem Dünger folgende Info's bekommen:

die Gärtnerei verwendet diesen Dünger seit Jahren mit Regenwasser in der Konzentration von o,5 g / l (Salzgehalt knapp unter 600 µS) bei allen Orchideen. Der Dünger wird bei jedem Gießen in der genannten Konzentration eingesetzt - im Sommer als auch im Winter. Spülen mit Regenwasser oder RO erfolgt nicht.

Die Orchideen waren in einem sehr guten Kulturzustand. Hybriden erhalten die doppelte Konzentration.

Dieser Dünger ist eng an den MSU-Dünger aus den USA angelehnt. Der MSU-Dünger ist an der Michigan Universität im Zusammenarbeit mit Orchideenbetrieben und -liebhabern entwickelt und jahrelang erfolgreich getestet worden.

Der hohe Calciumanteil ist bei der Kultur von Orchideen eher neu - hat man uns doch seit Jahren erzählt, dass Orchideen bzw. die Epiphyten kein Calcium benötigen.

Diverse Blattanalysen von Orchideen vom Naturstandort haben aber sehr hohe Calciumanteile enthalten, die oftmals die Werte von Stickstoff übersteigen. Der Wert von Mg entsprach in vielen Balttanalysen den Werten von P.

Es ist auch nicht neu, dass Orchideengärtner neben einem Volldünger regelmäßig Kalksalpeter (Ca + N) und Bittersalz (Mg + S)  verwenden...

Berthold

Zitat von: UweM am 15.Jan.15 um 13:20 Uhr
Der hohe Calciumanteil ist bei der Kultur von Orchideen eher neu - hat man uns doch seit Jahren erzählt, dass Orchideen bzw. die Epiphyten kein Calcium benötigen.

na, es ist wohl komplexer.
Einige Arten benötigen Calcium, andere vertragen ihn und die dritte Gruppe meidet Calcium, weil sie es nicht verträgt. Der Dünger eignet sich deshalb sicher gut für Arten der ersten Gruppe.
Alle im Boden über Kalkstein wachsenden Arten benötigen Calcium. Dazu gehören z. B. Paphiopedilum micranthum und armeniacum.

Mir ist nicht bekannt, dass reine Epiphyten wie z. B: Vanda, die durch das Regenwasser nie mit Calcium in Berührung kommen, Calcium benötigen. Ich würde eher annehmen, dass sie Calcium nicht vertragen.
Ich vermute auch, dass Masdevallia und Dracula kein Calcium vertragen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

UweM

#4
...diese Theorien kenne ich auch - in welche Gruppe gehören aber die 30.000 Orchideen?

Die Firma Akerne kultiviert aber kaum Frauenschuhe. Gerade Masd., Dracula und sonstige Epiphyten sehen dort sehr gut.

Hier einmal ein paar Blattanalysen:




und hier Blattanalysen von kultivierten Orchideen:


UweM

#5
...und hier noch ein weiterer interessanter Beitrag zum Thema, der zum Nachdenken anregt:

http://www.duengerexperte.de/media//Orchidee_Kristalon.pdf

Claus

Ich kultiviere ja nur ein paar Nopsen auf der Fensterbank. Die bekommen einmal jährlich etwas pulverisierten Dolomit, der eingegossen wird. Danach kann man ein verstärktes Wurzelwachstum beobachten. Da Dolomit aber aus Ca- und Mg-Carbonat besteht wird das Ca wegen der schlechten Löslichkeit nur ganz allmählich wirken können. Ich werde es mal beim Tauchen im Vergleich mit Kalksalpeter versuchen, der ist voll wasserlöslich.

Käufliches Orchideensubstrat ist aufgekalkt.

Die meisten käuflichen Dünger enthalten weder Calcium noch Magnesium, weil man davon ausgeht, dass mit Leitungswasser gegossen wird. Und das ist wohl in den meisten Haushalten der Fall.

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 15.Jan.15 um 15:31 Uhr
Die meisten käuflichen Dünger enthalten weder Calcium noch Magnesium, weil man davon ausgeht, dass mit Leitungswasser gegossen wird. Und das ist wohl in den meisten Haushalten der Fall.

ja, aber viele Arten vertragen nicht einmal das Leitungswasser auf Dauer, wo das Clacium in verschiedenen Formen vorliegt. Deshalb giessen viele Orchideenfreunde mit Regen- oder entsalztem Wasser.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 15.Jan.15 um 15:44 Uhr
ja, aber viele Arten vertragen nicht einmal das Leitungswasser auf Dauer, wo das Clacium in verschiedenen Formen vorliegt. Deshalb giessen viele Orchideenfreunde mit Regen- oder entsalztem Wasser.

Ja, Leitungswasser hat bei uns über 600 µS/cm, das ist für Orchideen zuviel. Man verschneidet mit Regenwasser oder nimmt nur Regenwasser, dann muss aber auch Ca und Mg zugegeben werden.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Ich streue auch etwas Dolomitmehl einmal jährlich auf das Substrat der Calcium-liebenden Arten. Die anderen Arten bekommen kein Dolomitmehl. Dann brauche ich keinen besonders aufgekalkten Dünger.
Ein ganz normaler Kalium-betonter Dünger mit Spurenelementen ist dann bestens geeignet und hat ein ausgezeichnetes Preis/Leistungsverhältnis
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Grundsätzlich brauchen alle Pflanzen Calcium, die einen weniger, die anderen mehr. Ein Beispiel ist der Rhododendron, der auf basischem kalkhaltigem Boden nicht wächst. Daher gibt man kalkhaltigem Boden Torf zu, das senkt den pH-Wert. Dennoch braucht Rhododendron auch Calcium. Bekommt er das nicht aus dem Boden, so muss man es zuführen, aber nicht als Carbonat sondern als Nitrat.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Ralfus

Das verstehe ich nicht. Unsere in De und Ö vorkommenden Rhododendron wachsen auf sauren Rohhumus, der von CaCo3, bzw. Dolomit CaMg(CO3)2)  umgeben ist und dann sollen sie CaCo3 verschmähen? Das kann ich nicht glauben.
Gruß Ralf

Berthold

Zitat von: Ralfus am 15.Jan.15 um 19:22 Uhr
Das verstehe ich nicht. Unsere in De und Ö vorkommenden Rhododendron wachsen auf sauren Rohhumus, der von CaCo3, bzw. Dolomit CaMg(CO3)2)  umgeben ist und dann sollen sie CaCo3 verschmähen?
Ralf, es gibt in den Alpen zwei Arten, die Art hirsutum, die über Kalkfelsen wächst und die Art ferrugineum, die man nur über kalkfreiem Gestein findet. 
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

jolly

Ich glaube, dass auch Epiphyten Calcium erhalten. Dies wird etwa aus Vogelkot oder sich zersetzender Laubstreu und evt. kleinem verwesendem Getier in Humusnestern, die sich in Blattachseln der Bäume ansammeln, freigesetzt. Mit dem Regenwasser tropft es dann herunter oder läuft an den Stämmen herab und kann durch die Wurzeln aufgenommen werden.
Manche Orchideen, etwa Cataseten bilden mit ihren Wurzeln ja richtige Nester, wo sich herabfallender Detritus ansammeln kann.
LG, Achim

Berthold

Zitat von: jolly am 15.Jan.15 um 21:30 Uhr
Ich glaube, dass auch Epiphyten Calcium erhalten. ..
LG, Achim

Ja, auf jeden Fall, Achim. Calcium ist ja ein essentielles Element für praktisch alle Lebewesen.
Es geht hier nur um die Frage, wie viel Calcium der Pflanze in Kultur zugeführt werden sollte, ob als Düngerkomponente, Leitungswasser oder Dolomitmehl.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)