6 Touren mit Florian in einer Woche

Begonnen von Zeppi, 23.Apr.17 um 10:27 Uhr

⏪ vorheriges - nächstes ⏩

Zeppi

Ende März holten wir unsere Gäste vom Flughafen ab, Florian (FlorianO) und seine Freundin
wollten eine Woche bei uns verbringen und möglichst viel in der Natur wandern.

Wie ich schon im letzten Bericht schrieb, hatte ich mir eine nervige Erkältung zugezogen und
fühlte mich gar nicht nach wandern oder sonstigen körperlichen Anstrengungen.

Also hatte ich den geplanten Tourplan umsortiert: Die Touren, auf denen ich die beiden auch
allein in den Wald schicken kann, sowie Shopping-Tour und des Erkunden der Umgebung
unseres Hauses zuerst. Zuletzt die restlichen beiden Touren, die meine Wegkenntnis erfordern würden.
Alles in der Hoffnung, dass ich mich bis dahin halbwegs erholen würde. Hat auch gut funktioniert.

Ich habe nicht bei allen Touren Fotos gemacht und hoffe, dass Florian einige seiner Bilder
beisteuert oder seinen eigenen Bericht schreibt.

Tour 1: Chiang Dao

Es war Dendrobien-Zeit und so standen die Chancen nicht schlecht, dass wir im Chiang Dao Gebiet
auf viele blühende Pflanzen stoßen würden.

Nach dem Frühstück ging's los, die Sicht - also der Smog - war für die Jahreszeit nicht ganz so
schlimm, Landschaftsaufnahmen waren aber trotzdem nicht drin. Auf einem Markt kauften wir
ein paar Snacks für den Mittagsimbiss, den wir irgendwo im Naturschutzgebiet zu uns nehmen wollten.

Der erste Stopp wie immer am "Orchideenbaum" kurz vor dem Chiang Dao Tempel. Die Zahl der
Orchideen auf dem Baum war kleiner geworden, der Baum war beschitten worden und etliche
Pflanzen schmückten sicher die umliegenden Gärten.

Dendrobium lindleyi und D. dixanthum


Dendrobium polyanthum


Dann ging es weiter zum nahe gelegenem Priestercamp am Fuße der Berge. Den kleinen Tempel
erreicht man über eine 500 Stufen Treppe. Das konnten die beiden allein schaffen, Meo und ich
blieben unten beim Auto. Auch hier gab es einiges zu sehen:

Dendrobium polyanthum






Eine Dischidia:








Bananen:




Eine kleine Coelogyne




Dendrobium signatum




Die Bäume voll mit Orchideen:




Bei letzterem kann man im Originalbild schon 3 verschiedene blühende Arten ausmachen: Dendrobium
signatum, ein weiteres Dendrobium und eine Coelogyne, wahrscheinlich die Art von weiter oben.

Nachdem die beiden wieder zurück waren ging es mit dem Auto in den Nationalpark herein, nicht ohne
vorher am Schlagbaum die übliche Zwangsabgabe gezahlt zu haben - Ausländer zahlen den 10fachen Eintritt.

Während Meo die enge und kurvenreiche Straße aufwärts fuhr, hielten wir Ausschau nach interessanten
Fotoobjekten - bevorzugt Orchideen. Florian fand eine "Goldgrube" - die Bäume gut bestückt mit
Dendrobium signatum, D. lindleyi und D. cariniferum:



















Auch ein Bulbophyllum (?) kurz vor der Blüte fand sich:


Weiter ging's, es wurde Zeit, den leeren Magen mit dem gekauften Imbiss zu füllen. Bei einem
kleinen Rastplatz machten wir halt. Dort kann man nicht nur im Schatten seine Speisen zu sich
nehmen, es wachsen und blühen auch diverse Orchideen drum herum.

An diesem Baum die "üblichen Verdächtigen": Dendrobium signatum, D. lindleyi und D. dixanthum:








Dendrobium pulchellum






Ein paar Kilometer weiter, der nächste Halt. Als wir vor 2 Jahren hier waren, war kurz zuvor das
Unterholz abgefackelt worden.

Diesmal war das hier (noch) nicht der Fall, aber viele damals fotografierte Orchideen waren verschwunden.
Den Grund fanden wir beim Herumlaufen: auf dem Boden lagen lange Bambusstangen, mit denen die "Jäger"
die Orchideen von den Bäumen holen, bis fast nichts mehr übrig bleibt. Von den damals vorhandenen
Phalaenopsis marriottiana (Hygrochilus parishii) war nichts mehr zu sehen.

Ein paar Pflanzen fanden wir doch:









Phalaenopsis cornu-cervi




Und ein paar dieser grünen Nachtfalter:


Auf dem Rückweg machten wir noch bei Chiang Dao Tempel halt - etwas Kultur muss sein.
Während sich die beiden die teils sehr alten Bauwerke anschauten, suchte ich ein Cafe. In der
Saison kein Problem, man kann hier recht guten Kaffee genießen. Leider waren wir außerhalb
der Saison da, alles außer einer kleinen Bude war geschlossen. Wenn der Cappuccino doch nur
so gut gewesen wäre, wie die Verkäuferin freundlich war.

Fortsetzung folgt ....
Grüße ... Ricci

Eerika

Diese grünen Nachtfalter sind wohl Zikaden. grins

Wie gross war die?

Ralla

Oh, noch ein Reisebericht. Sehr schön.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Zeppi

Zitat von: Eerika am 23.Apr.17 um 10:43 Uhr
Diese grünen Nachtfalter sind wohl Zikaden.
Wie gross war die?

So um die 3 cm. Aber welche Art, habe nichts passendes bei Thaibugs gefunden.
Grüße ... Ricci

Ralla

Hier hat jemand so ein grünes Tierchen geknipst. Er nennt es immerhin Flatidae spec.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Zeppi

Zitat von: Ralla am 23.Apr.17 um 14:59 Uhr
Er nennt es immerhin Flatidae spec.

Flatidae dürfte stimmen - leider gibt es davon viele grüne Arten.

Flatidae heißt auf deutsch Schmetterlingszikaden - da lag ich doch mit "Nachtfalter" gar nicht so schlecht.  :whistle
Grüße ... Ricci

Eerika

Flatidae sind Spitzkopfzikaden grins

Ist wohl ein planthopper.

Flatidae

Flatidae are a family of fulgoroid planthoppers.

Planthopper = Spitzkopfzikaden

Zeppi

Zitat von: Eerika am 23.Apr.17 um 16:19 Uhr
Flatidae sind Spitzkopfzikaden grinsSpitzkopfzikaden[/url]

Die Spitzkopfzikaden (Fulgoromorpha), auch Laternenträgerartige genannt, sind eine Unterordnung der Schnabelkerfe (Hemiptera).

Familie: Schmetterlingszikaden (Flatidae Spinola, 1839)

https://offene-naturfuehrer.de/web/Kategorie:Fulgoromorpha
https://de.wikipedia.org/wiki/Spitzkopfzikaden

grins  grins
Grüße ... Ricci

Ralla

Alles interessant, aber einer Bestimmung kommt man damit nicht näher.
Liebe Grüsse, Carola     

'Fantasie haben heißt nicht, sich etwas auszudenken, es heißt, sich aus den Dingen etwas zu machen.' - Thomas Mann

Eerika

Wenn ich hier googele, komme ich leider nicht auf den Begriff, nur
Flatidae
Insekt
Wissenschaftlicher Name: Flatidae
Rang: Familie
Höhere Klassifizierung: Spitzkopfzikaden oder dann eben in Englisch.

Gut zu wissen.

Zeppi

Zitat von: Ralla am 23.Apr.17 um 16:34 Uhr
Alles interessant, aber einer Bestimmung kommt man damit nicht näher.

So wird es mit vielen Insekten hier sein. Die meisten dürften in irgendwelchen verstaubten Sammlungen verfallen, dort noch namentlich gekennzeichnet. Im Internet scheitert man doch immer wieder, egal womit. Nicht alle Bücher wurden in zugängliche Datenbanken überführt ... eher die wenigsten.
Man denke nur an unsere Orchideen - Originalbeschreibungen Online sind Mangelware. Also wird fröhlich geraten und benamst.
Grüße ... Ricci

Eerika

Ja, so ist es, gerade mit vielen Insekten.

Ich hatte diesmal in Ecuador einen Käfer, was eventuell einen Namen hat (passt aber nicht ganz) oder eine neue, noch nicht beschriebene Art.
Für so was ist die Coleoptera - Gruppe bei Facebook sehr gut, es sind viele Wissenschaftler aus aller Welt dabei.
Sie haben einen grossen Vorteil, sie wissen wenigstens, in welcher Sippe sie suchen müssen grins

Zeppi

Die nächsten 4 Tage im Schnelldurchlauf:

Tour 2: Doi Khun Tan Nationalpark

Nach viel Wandern stand den beiden der Sinn. Da bietet sich Doi Khun Tan an, dieser Park
ist gut gepflegt, man kann sich kaum verlaufen und mehr als 15 km Wegstrecke sind möglich.
Der (niedrige) Eintrittspreis ist hier voll gerechtfertigt.
Die beiden beschlossen, zwei Wanderwege zu verbinden: den Weg rauf zum Doi Khun Tan, danach
runter zum Wasserfall und zurück zum Parkplatz. Laut Karte lächerliche 15 km, dafür setzten
sie ca. 3 Stunden an. Wir brachten sie zum Startpunkt der ersten Strecke den Berg herauf
und kehrten dann zum Hauptquartier/Parkplatz zurück.

Ich sah mich nur ein wenig um ...





... die restliche Zeit wurde entspannt.

Diese Vanda denisoniana soll eine Farbform sein, die nur in dieser Gegend vorkommt. Dann ist
sie sicher sehr begehrt, keine Wunder, dass man hier kaum Orchideen an den Bäumen sieht.



Erst nach 5 Stunden tauchten die beiden wieder auf, der Weg hatte sich doch anstrengender
erwiesen als gedacht.


Tour 3: Shopping-Tour

ShoppingTour klingt nach Einkaufen, tatsächlich wird dabei meist kaum etwas gekauft.

Für mich ist das ein freier Tag, Meo fährt die Gäste herum. Ich kann mich derweil ausgiebig
um Orchideen und Garten kümmern, nichts mit Entspannung.

Die Fahrt führte die beiden zuerst zur Tempelanlage nach Doi Saket, nur 5 km von uns entfernt.
Danach ging es nach Bor Sang, dort könnte man günstig Kleidung aus der Region erstehen, wenn denn
will. Auch ein Besuch der bekannten Fabrik für Sonnenschirme und diverser Geschäfte für
Kleinigkeiten stand an.

Danach ging es nach Chiang Mai in den Warorot Markt, hier gibt es alles, was das Herz begehrt
und auch vieles andere. Eng, unübersichtlich, voll mit Gerüchen und Gestank. Ein scheinbares
Chaos. Zuviel der Eindrücke für einen kurzen Durchlauf, das Gehirn ist schon nach wenigen Minuten
überlastet. Trotzdem sehenswert.

Und der Kham Thiang Pflanzenmarkt wurde besichtigt, jedenfalls ein kleiner Teil davon.


Tour 4: Dorf-Tour

Noch ein freier Tag für mich ... und wieder keine Bilder von mir.

Die beiden hatten beschlossen, sich allein in unserer Umgebung umzusehen. Wer ein wenig
Orientierungssinn und/oder ein Smartphone mit GPS besitzt, kann sich auch nicht verlaufen.


Tour 5: Khun Chae Nationalpark

Bei der Khun Chae Tour war dann mein Einsatz gefragt, ich fühlte mich auch fit genug dafür.
Die Anfahrt ist erfreulich kurz, in nur einer Stunde ist man da.

In Khun Chae gibt es zwei Rundwege, beide ca. 2,5 km lang. Wir beschlossen, beide hintereinander
zu machen. Den Anfang machte der "Gurgeling Water Trail", der direkt am Parkplatz startet. Ohne
sich warmlaufen zu können, geht es gleich steil bergauf. Da schnellt der Puls in die Höhe und
das Herz schlägt bis zum Hals.

Nach ca. 30 Metern eine Überraschung: Ein Baum voller Orchideen war umgestürzt. Vandeen und
Dendrobien lagen auf dem Boden, dem sicheren Tode preisgegeben. Ich informierte Meo per Telefon -
die Nationalparks werden exellent mit Telefon-/Internetsignal versorgt. Nach unserer Rückkehr
befanden sich die Pflanzen im Kofferraum.

Mittlerweile hängen sie bei uns im Garten und die Dendrobien (D. crystallinum) blühen sogar.









Auf der Tour selbst habe ich keine Bilder gemacht, zu oft war ich schon da. Außerdem wird die
sowieso schon geringe Zahl von Orchideen von Jahr zu Jahr weniger.

Auf der Rückfahrt wie immer ein kurzer Stopp bei unserem Lieblings-Cafè.
Der zugehörige Orchideenshop ist zwar zu, man kann aber in den Resten weiterhin stöbern
und bei Bedarf kaufen. Für Florian eine gute Gelegenheit, um an Blütenfotos der Pflanzen zu
gelangen, die man im Wald nur hoch oben an den Bäumen sieht.

Ich erstand ein schönes Trichoglottis fasciata, welches wenige Tage später zu blühen begann:






An den nächsten beiden Orchideenshops noch ein kurzer Halt.
Hier erstanden wir eine schöne Vanda-Hybride ...







... sowie ein Dendrobium ellipsophyllum.
Zwei Pflanzen dieser Art hingen dort: Eine mit den üblichen braunweißen Blüten und eine
zweite ohne Blüten, aber mit besserem Habitus. Florian riet mir zur zweiten Pflanze.

Was für eine Überraschung wenige Tage später nachdem sich die Knospen geöffnet hatten.
Die alba Form von Dendrobium ellipsophyllum - im Internet nicht zu finden.







Grüße ... Ricci

Zeppi

Tour 6: Doi Ang Khang

Im Gegensatz zu Eerikas Besuch im letzten November herrschte Trockenzeit, wir konnten also davon
ausgehen, die Wandertour am Endpunkt der langen Anfahrt auch komplett durchführen zu können.

Trockenzeit bedeutet aber bekanntlicherweise hier auch schlechte Sicht, selbst in den Bergen.
Die schönen Landschaftsaufnahmen fielen also ins Wasser, die Vegetation war sowieso mehr
gelb-grün.

Bei einem Zwischenstopp an einer Art Raststätte lief ich einen kleinen Hügel hoch zu einem Schrein.



Nichts besonderes, aber dahinter entdeckte ich ein altes chinesische Grab (die Einwohner in der
Gegend stammen von Chinesen aus der Provinz Yunnan ab).





Der Blick auf das zugehörige Dorf.



Ein Minitempel neben dem Rastplatz stellte klar, wer hier das Sagen hat.



Weiter ging's ... irgendwo stoppte Meo den Wagen und sagte "Orchidee": am Baum ein Dendrobium cariniferum.





Am Ziel, einem kleinen Dorf nahe Doi Ang Khang, angekommen gab es erstmal Mittag. Die Familie, die
am letzten Haus der Straße wohnt, stellte uns freundlicherweise einen schattigen Platz unter ihrer
Terrasse sowie Sitzgelegenheiten zur Verfügung. Drei Generationen unter einem Dach, die Oma sprach nur
chinesisch.

Dann ging es zu Fuß weiter - der Weg, der letztes Mal mit Eerika ein zu großes Hinderniss war, diesmal trocken.
So konnten wir die 100 Höhenmeter gut überwinden um auf die Rückseite des Hügels zu gelangen.

Unterwegs an den Steinen verschiedene Pholidota, ...





... Thunia alba ...





... sowie Pinalia obesa.



Auf dem "Gipfel" entdeckte Florian eine Calanthe (?).



Auf der anderen Seite des Hügels Kulturlandschaft: Zwischen großen Steinen wachsen Pflaumenbäume, wobei
die Früchte doch eher an Pfirsische erinnern - auf jeden Fall Kernobst. Außerdem werden Kräuter sowie
Feldfrüchte angebaut.

Auf den Steinen sowie den Bäumen überall Orchideen.

Pholidota


Cleisostoma




Mycaranthes pannea


Bulbophyllum








Dazwischen das gängige Transportmittel:


Florian entdeckte ein paar schwarzbraune Halme mit gelben Flecken an der Spitze:
Dendrobium parcum








Der schmächtige Bruder von Dendrobium formosum: Dendrobium infundibulum












Das dürften abgeblühte Bulbophyllum comosum sein:






Für dieses Bulbophyllum (?) kamen wir ein paar Tage zu früh:


Wir (spez. Florian) hätten noch Stunden dort verbringen können, aber die Zeit für
die Rückfahrt drängte. Wenn man das Gebiet ausgiebig erkunden will, sollte man
1-2 Übernachtungen in einem der wenigen Resorts in der Gegend einplanen.


Und schon war die Woche vorbei, am nächsten Morgen brachte Meo die beiden zum Flughafen.

Grüße ... Ricci

walter b.

Vielen Dank wieder einmal für die schönen Bilder!

Viele Grüße
Walter