Andalusien von links nach rechts

Begonnen von plantsman, 01.Apr.14 um 22:00 Uhr

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plantsman

Moin,

im September letzten Jahres habe ich ja in den Gruson-Gewächshäusern Magdeburg einen neuen Arbeitsplatz gefunden. Als Mitarbeiter des öffentlichen Dienst war es mir nun möglich nach 25 Jahren (!) Arbeitsleben das erste Mal im Frühjahr in den Urlaub zu fliegen. In der freien Wirtschaft hatte ich als Gärtnermeister von März bis Juni ja Geld für meinen Chef zu verdienen. Diese Gelegenheit habe ich nun genutzt und bin am 16.03. nach Andalusien gedüst. Die Unterkünfte habe ich recht einfach gehalten, ein Mietwagen war aber bei meinen Plänen Pflicht. Es gab ein paar Pflanzen die ich finden wollte und dafür musste ich mobil sein.

Mitgebracht habe ich ein paar pflanzliche und landschaftliche Eindrücke des südlichsten Teils von Spanien.

Die erste Tour ging an den Standort von Bupleurum gibraltaricum, ca. 30 km westlich von Ronda (meine Station in der ersten Woche). Dieses Hasenohr ist ein Endemit Süd-Spaniens. Dort ist es aber gar nicht selten und im Laufe der Zeit habe ich festgestellt, daß es sogar an meinem Motel wuchs, ich hätte nur einmal um den Block gehen müssen :bag.

Asplenium ceterach ist in Europa zwar weit verbreitet, aber ein so schönes Exemplar habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Meine erste Orchidee war dann direkt am Parkplatz im Straßengraben Ophrys fusca in mehreren Exemplaren. Die Art war später an allen anderen Standorten vertreten und so blieb es bei diesen Fotos.
Tschüssing
Stefan

plantsman

An diesen Felswänden habe ich das Bupleurum zuerst vermutet. Da es ein Naturpark ist, waren sie aber ein eingezäunt. Wie sich gezeigt hat, wächst es aber überall, auch direkt an der Straße. Die Art ist ein etwas steifes Gestrüpp, ist in Blüte aber sehr hübsch (ein paar Samenkörner konnte ich tatsächlich finden). Etwas oberhalb der Straße wächst dann ein einzelnes Exemplar von Orchis italica.
Tschüssing
Stefan

plantsman

Neben dem Bupleurum wächst ein riesiges Polster der Schminkwurz, Alkanna tinctoria. Diese Pflanze ist im westlichen Andalusien nur in Küstennähe häufiger. An der Straßenböschung fing auch die erste Zistrose mit dem Blühen an, Cistus salviifolius. Direkt am Parkplatz fiel mir noch ein silbriger Busch auf der sich dann als Bingelkraut, Mercurialis tomentosa, entpuppte. Im Vergleich zu unseren heimischen, wirklich unauffälligen Arten, eine echter Hingucker, leider ohne Saat.
Tschüssing
Stefan

Eerika

Danke für die schönen Bilder, ich hoffe, Du hast mehr!

plantsman

Aber klar doch. Da kommt noch so einiges.

Neben dem Mercurialis hab ich noch einen dort überall vorkommenden Salbei, Salvia verbenaca, verewigt. Richtig glücklich war ich, als ich die Blätter der einzigen europäischen Juno-Iris, Iris planifolia, gefunden habe. Leider war sie schon überall verblüht.

Am nächsten Tag ging es in die Sierra de las Nieves östlich von Ronda. An einer Ziegenweide in ca. 1100 m Höhe hab ich weiter botanisiert. Über mir Geier und die Sonne, die mir meine Platte ordentlich verbrannt hat. Auf der Ziegenweide gab es nur Weide-"Unkräuter" und Pflanzen, die diesen Fressmaschinen in irgendwelche Felsspalten (z.B. Centaurea pullata, ein gewöhnliches Wegkraut in Spanien) entkommen konnten. Dabei waren auch blühende Iris planifolia (ist wohl eins der "Unkräuter"). Die löwenzahnänliche Pflanze kann alles mögliche sein (DYC = damned yellow Compositae grins), war aber irgendwie niedlich. Das Alyssum war winzig, ca. 4 cm hoch und überall zu finden. Auch der von mir als Gagea elliptica bestimmte Gelbstern war den Ziegen wohl zu klein. Dort hab ich auch meine erste wilde Paeonie, Paeonia broteri, gefunden. Sie war aber noch sehr weit zurück.
Tschüssing
Stefan

plantsman

.....
Tschüssing
Stefan

Alexa

Vielen Dank für den schönen Reisebericht.
Geht's noch weiter?

plantsman

Jupp,

ein paar Seiten werde ich noch voll bekommen. Das Ausmisten der Fotos nimmt aber etwas Zeit in Anspruch. Morgen mehr.
Tschüssing
Stefan

plantsman

OK,

das WE hab ich dann doch ein paar andere Dinge getan als hier Bilder einzustellen. Aber jetzt gehts weiter.

Iris planifolia ist in der Intensität des Farbtons recht variabel so daß ich noch ein paar Blüten fotografiert habe. Im Laufe der Reise hab ich auch festgestellt, das diese Iris ÜBERALL wächst, so wie bei uns Busch-Windröschen oder Scharbockskraut. Auf (!) jedem Schotterweg, in jedem Straßengraben, an jedem Ackerrand war sie zu finden. Irgendwann wurde sie tatsächlich "langweilig", aber schön war sie immer sobald Blüten vorhanden waren.
Von den Ziegen wurde auch Viola demetria verschont. Es ist eine winzige, einjährige Veilchen-Art.

Ein paar Kilometer weiter dann ein schöner Narzissen-Standort mit Narcissus assoanus ssp. praelongus (die "Flora de Andalucia" nennt sie N. baeticus) in einem lockeren Pinienwald.
Tschüssing
Stefan

plantsman

......
Tschüssing
Stefan

plantsman

Neben den Narzissen wächst noch ein schöner Bestand Orchis olbiensis (wird von den Spaniern als Synonym zu Orchis mascula gestellt).
Dazwischen war ebenfalls ein guter Bestand von Ophrys fusca. Eine Pflanze hatte einen gelben Rand und schlüsselt nach der "Flora de Andalucia" als Ophrys bilunulata auf. Meiner Meinung nach total überflüssig, da alle anderen Pflanzen normale O. fusca waren. Da scheint eine Biene mal Ophrys-lutea-Pollen in diesen Bestand mitgebracht zu haben. Oder ist die O. bilunulata doch noch anders (eine Frage an die Ophrys-Spezis hier)?
Die schönste Iris planifolia hab ich hier entdeckt, ein ganz tolles dunkles violettblau.
Tschüssing
Stefan

plantsman

Auch hab ich dort meine erste andalusische Fritillaria lusitanica gefunden (in Portugal hab ich sie schon mal entdeckt). In dieser Höhe noch knospig.
Mehr zum Straßenrand die allgegenwärtige Aristolochia baetica. Sie kann schon ein paar Meter in die Bäume klettern. An diesem Standort war es die gelbe Morphe mit dunklen Streifen im Schlund von der ich gerne ein paar Samen gehabt hätte. Alle anderen Aristolochia auf der Reise waren die fast schwarze Form, die ich schon habe. Leider waren keine Früchte dran.
Tschüssing
Stefan

Berthold

Zitat von: plantsman am 07.Apr.14 um 19:25 Uhr
Dazwischen war ebenfalls ein guter Bestand von Ophrys fusca. Eine Pflanze hatte einen gelben Rand und schlüsselt nach der "Flora de Andalucia" als Ophrys bilunulata auf. Meiner Meinung nach total überflüssig, da alle anderen Pflanzen normale O. fusca waren. Da scheint eine Biene mal Ophrys-lutea-Pollen in diesen Bestand mitgebracht zu haben. Oder ist die O. bilunulata doch noch anders (eine Frage an die Ophrys-Spezis hier)?

Die Unterart bilunulata wird von Baumann/Künkele/Lorenz auch für Südfrankreich, Sizilien, Italien und N-Afrika erwähnt. Ich denke, sie hat einen anderen Bestäuber als die normale fusca und hat sich dadurch als ssp. stabilisiert.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

plantsman

Moin,

jaja, die Ophrys. Wie dem auch sei, ein Einzelexemplar innerhalb zig echter O. fusca ist für mich eine Introgression von O. lutea.

Den nächsten Tag hab ich nur einen Spaziergang in der näheren Umgebung meiner Unterkunft gemacht und siehe da, alles voll mit Orchis olbiensis.
Ptilostemon hispanicus ist überall zu finden. Die Blätter sind sehr schön architektonisch angeordnet (ich mag Disteln) und die Pflanzen sind fast 1,5 m hoch und strauchig. Sie haben mir gezeigt, daß das, was ich in Magdeburg habe, nicht P. hispanicus sein kann.
Tschüssing
Stefan

plantsman

Für die Suche nach Lapiedra martinezii, einem in Süd-Spanien endemischen, herbstblühenden, felsbewohnenden Amaryllisgewächs, hab ich mir GPS-Daten besorgt und ein paar davon abgeklappert. Am ersten Standort war alles eingezäunt, so daß ich euch nur die Straßenrandflora zeigen kann.
Sehr interessant fand ich den Korbblüter, der mit einem gelben Stern direkt am Boden sitzt. Es könnte sich um eine Centaurea handeln.
Im Gebüsch gesellten sich dann noch Ophrys bombyliflora, O. lutea und Arisarum simorrhinum dazu. Die Lapiedra hab ich nicht gefunden.
Tschüssing
Stefan