Tulipa Tulpen - Naturformen und Sorten

Begonnen von Ralla, 11.Sep.08 um 08:33 Uhr

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orchis pallens

Zitat von: Ahriman am 28.Feb.21 um 21:29 Uhr
Anbei eine Publikation zum Zustand der Populationen auf Zypern von 2016.
Es sieht nicht sonderlich gut aus für T. cypria, die Hauptpopulation bei Geçitköy wurde durch Staudammbau und Intensivierung der Landwirtschaft praktisch vollständig vernichtet. Größere Populationen gibt es in Nordzypern nur mehr im nahegelegenen Tepebaşı / Diorios, alle anderen Populationen zählen weniger als 100 Individuen.

In Südzypern gibt es ebenfalls 2 isolierte größere Populationen die aber auf wenige Quadratkilometer beschränkt sind. Nur eine davon in einem Schutzgebiet gilt als gesichert.

Man ging 2016 von insgesamt unter 8.000 adulten Pflanzen aus, Tendenz stark rückläufig. Die Art kommt heute großteils in Gerstenfeldern vor die mittlerweile aber auch im ländlichen Zypern mit schweren Maschinen und Pestiziden bestellt werden.

Dazu kommt dass aus für mich nicht nachvollziehbaren Gründen außer Berthold offenbar niemand in Europa diese Art in Kultur hat. Die einzigen mir bekannten blühenden Pflanzen hat Oron Peri in Israel der auch Samen verschickt. Ansonsten nada. Das hängt sicher auch damit zusammen dass T. cypria als mediterrane Tielflandart nicht winterhart ist aber das ist auch kein Grund. Wachsen tun sie ja zumindest im frostfreien Kalthaus ohne Probleme.

Ich habe sie, Berthold sei gedankt, auch :classic

Meine 4 Pflanzen sehen sehr gut aus. Ich versuche sie mit HaKaPhos zu pushen.
Blumen sind das Lächeln der Erde

Ahriman

Sir Daniel Hall schreibt 1940 in seinem Standardwerk The genus Tulipa zu T. cypria:
ZitatAlthough this species has recently been imported in considerable numbers, it does not respond kindly to cultivation in England.
It starts very early into growth, generally in December, and suffers in the bad weather that comes later. Even under glass it is apt to die out and it is evidently very tender, because the tips of the perianth segments remain green however carefully the plant has been protected from frost. Presumably we shall not get satisfactory material for cultivation until a batch of seedlings has been raised.

In den 80 Jahren dürfte sich da nicht viel getan haben, wir werden sehen wie sich die Keimlinge aus den Samen von Oron Peri entwickeln.

Wie schon gesagt, das Ziel muss es sein die Vegetationsperiode um eine Jahreszeit vom Winter in den Spätfrühling zu verlegen. Wenn T. cypria erst im April / Mai austreibt gibt es keine Probleme mit dem Frost und auch genug Sonne. Ich halte das für machbar, die nahe verwandte T. agenensis oder T. systola aus den Halbwüsten des östlichen Mittelmeerraumes kann problemlos ein Jahr auslassen falls kein Regen fällt und treibt dann einfach gar nicht aus. Ich habe bei T. cypria extrem rasche Keimung bzw. Austrieb nach Kontakt mit Feuchtigkeit festgestellt, sehr ähnlich zu T. agenensis und ganz anders als Arten aus kühl-feuchteren Regionen wie T. sylvestris die wesentlich länger brauchen.

Meine Zwiebelchen von Berthold wachsen jedenfalls auch brav, eine ruht noch.

Ahriman

Richard Wilford schreibt in "The plantlover's guide to tulips (2015) dass die Neigung zur Tochterzwiebelbildung, von genetischer Neigung abgesehen, durch Temperaturschwankungen beeinflusst wird. Je konstanter die Temperaturen während der Zwiebelbildung desto geringer die Neigung zur vegetativen Vermehrung und desto höher die Chance auf Zwiebelvergrößerung und Blütenbildung.

Hintergrund wie schon erwähnt:
Befindet sich die Zwiebel nahe an der Oberfläche wo die Bodentemperaturen stark schwanken produziert sie eher Tochterzwiebel die sich verbreiten sollen falls sie durch Erosion oder Grabtätigkeit von Tieren an die Oberfläche gelangen. Das vergrößert die Überlebens- und Verbreitungschancen in einem unsicheren Habitat in der die Zwiebel nicht darauf bauen kann jahrlang ungestört zu wachsen um Blühfähigkeit zu erreichen.

Hat es die Zwiebel tief in den sicheren Boden geschafft was sie durch konstante Temperaturen detektiert kann sie erwarten längerfristig in Ruhe zu wachsen und investiert Ressourcen in die Blüte, bei geringerer vegetativer Vermehrungsneigung.

In kommerzieller Kultur versucht man die Zwiebeln in Gebieten mit gemäßigt maritimem Klima wie den Niederlanden zu produzieren wo keine massiven Tag-Nacht Schwankungen auftreten und pflanzt sie entsprechend tief. Nach Ende der Vegetationsperiode werden sie bei möglichst konstanten Temperaturen gelagert damit sie bei der Reifung nicht noch zusätzliche Tochterbulben bilden (splitting).

Man bedenke dass T. cypria quasi auf Meeresniveau auf einer südmediterranen Insel vorkommt. Konstant mild-warmes Klima ohne starke Tag / Nacht Schwankungen oder massiven Kaltlufteinbrüchen. Da es meines Wissens nach am Naturstandort keinen Rasen an Jungpflanzen gibt die selten blühen wie manchmal bei sylvestris oder saxatilis in Europa gehe ich davon aus dass es keine genetische Veranlagung zur massiven Koloniebildung ist sondern schlichtweg suboptimale Kulturbedingungen.

Fazit:
Tief in einen großen Container pflanzen und darauf achten dass es nicht zu massiven Tag-Nacht Temperaturschwankungen kommt.
Einen Versuch wäre es wert.

Meine sind ja jetzt zu 2/3 im Keller unter Kunstlicht wo die Temperaturen extrem konstant sind könnte helfen das Wachstum zu fördern und die Vermehrung zu unterdrücken. Allerdings sind sie auch sehr oberflächlich in relati kleinen Gefäßen gepflanzt und sehr klein. Ich bin gespannt wie die Zwiebelentwicklung abläuft. Ich habe im Herbst die Zwiebel auf Millimeterpapier fotografiert um den Zuwachs dokumentieren zu können.

walter b.

Eine interessanter Versuchsanordnung. Ich bin gespannt was sich dabei ergibt!
Meeresniveau ist vielleicht etwas übertrieben, aber die mir bekannten Standorte von Tulipa cypria liegen zumindest in keiner großen Höhe. Zur Blütezeit ist es dort untertags recht angenehm warm, zumindest bei schönem Wetter. In der Umgebung kann man auch jede Menge Orchideen finden.

doc snyder

Nun, da es im Wintergarten mal richtig warm ist, gehen sie auf...wollen es schonwarm haben, wie ich auch!

Schere das Schaf und töte den Bären, nie umgekehrt.

doc snyder

...und aus der Nähe.
Schere das Schaf und töte den Bären, nie umgekehrt.

Berthold

Tulipa cretica kommt hier auch im Garten zur Blüte, aber in Topfkultur sind die Pflanzen natürlich viel schöner, wie man hier sehen kann.  :thumb
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

doc snyder

In Marl, für uns hier schon Italien, ist es sicherlich wärmer. Außerdem gibt es in unserem Garten jede Menge Prädatoren.
Zum Etablieren benötigt man, einer alten Garten-Weisheit folgend, sehr viele Pflanzen oder gar keine. Und, für sehr viele ist der Garten schon zu voll.
Schere das Schaf und töte den Bären, nie umgekehrt.

Ahriman

Wunderschön, gratuliere! :thumb
Ist dein Wintergarten so hell dass sie so schön aufgehen?

Meine cretica und humilis alba sind erst wenige cm aus dem Boden und brauchen wohl noch eine Weile, heuer ist die Vegetation wetterbedingt gut 2 Wochen weit hinten.

Die Samen von deiner T. montana chrysantha keimen dafür gerade massenhaft.

Prädatoren sind natürlich ein Problem, ich habe mein Tulpenfeld in eine Festungsanlage verwandelt um gegen Wühlmaus, Maus, Hase und Reh gewappnet zu sein. Es kommen aber immer noch die Krähen von oben...

doc snyder

Ja, der Wintergarten geht nach Süden, ist aber überfüllt...die Behälter mit den Schildi-Babies stehen z.Zt. auch darin. Eigentlich stehen die im Gewächshaus, aber das ist noch voll mit den Kübelpflanzen, die nicht raus können, weil bis nächste Woche immer Nachtfrost angesagt ist. Das abendliche Abdecken ist dann zu nervig und dann noch Wind... :devil
Und, dann habe ich mir, trotz anderer Vorsätze, wiedermal, zu viel "Neues" angeschafft... :blush: :Stirnbatsch
Schön, dass die Saat so gut keimt, aber du hast ja auch Erfahrung.
Die Prädatoren sind bei mir Nacktschnecken, die alles, wirklich alles, was neu ist, erstmal abfressen. Dann gibt es noch Katzen, die sich genau dort wälzen oder prügeln müssen, Spiel-Drohnen der Nachbarskinder, die ihren crash genau auf der zaghaft erschienenen Paeonia lutea hinlegen. Niemand frisst, kratzt, wälzt oder stürzt sich in die flächendeckenden Kulturen bei mir, obwohl statistisch unmöglich. Aber, ich vermute, dass kennen viele Gärtner.
Schere das Schaf und töte den Bären, nie umgekehrt.

Berthold

Hier haben die Nacktschnecken ein ganz ausgeprägtes Gefühl für die wertvollsten Pflanzen :devil
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

walter b.

Ja, Schnecken können Preisschilder lesen!

doc snyder

Das haben sie sicherlich von dir. Du begnügst dich ja auch nicht mit Gänseblümchen und Löwenzahn.
Nur die Art des "Kümmern" unterscheidet euch...Wenn die Schnecken sich kümmern, kümmern die Pflanzen, aber das kümmert die Schnecken nicht, aber du hast Kummer und brauchst einen "Kümmerling"...Entschuldigung OT.
Schere das Schaf und töte den Bären, nie umgekehrt.

Ahriman

Nacktschnecken gibts auf der Streuobstwiese gottseidank keine und die vereinzelten Weinbergschnecken kommen nicht durch den engmaschigen in den Boden eingegrabenen Zaun der das Tulpenbeet umgibt.

Die Tulpenaussaat war mein Erstversuch, zusammen mit T. sylvestris und turkestanica von Phil sowie T. cypria, systola und agenensis von Oron Peri. Ist alles anstandslos gekeimt, vieles sogar zu schnell. In Zukunft werde ich die Samen erst im Frühjahr aussäen nicht im Spätherbst. So muss ich die Sämlinge unter Kunstlicht kultivieren.


partisanengärtner

Schnecken euthanasieren nur leidende Pflanzen. So werden wieder Plätze frei für klima- und standortangepassten gesunden Bewuchs.
Leider sind Gärtner nicht immer so vernünftig darauf Rücksicht zu nehmen.
Nur qualitatives Wachstum hat keine Grenzen.