Orchis prisca

Begonnen von Berthold, 03.Mär.09 um 19:46 Uhr

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Berthold

Orchis prisca, ein Endemit von den Bergen Kretas und enger Verwandter von Orchis patens wurde von Claus vor sehr langer Zeit ausgesät (Claus, erzähl Einzelheiten).

Am 3. 12.08 habe ich pikiert in 3 Mischungen, NH Pflanzerde, NH Rosenerde und NH Pflanzerde mit 30% Seramis und bei Zimmertemperatur aufgestellt. Heute (nach 3 Monaten) hatten sich Knöllchen gezeigt:



Der Pikierzeitpunkt war sehr ungünstig, da die Sämlinge bereits in der Flasche ihre Blätter voll ausgebildet hatten. Diese Blätter stornierten nach dem Pikieren und zogen langsam ein. Die neuen Knöllchen konnten nur aus der bereits in der Pflanze vorhanden Substanz gebildet werden, deshalb sind sie so klein.
Bei der Mischung mit Seramis konnte die Feuchtigkeit nicht gut gesteuert werden, deshalb sind diese Pflänzchen zuerst eingezogen. Die Sämlinge in den anderen Medien wachsen z.Z. noch etwas, zumal sie auch jetzt etwas kälter stehen.

Der Jahresrythmus ist sehr ungünstig. Die Knollen sollten jetzt austreiben, statt dessen ziehen sie ein. Da muss der Zyklus noch um 6 Monate verschoben werden.

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ja, hier ist die Beschreibung: Grünaussaat am 30.6.07 auf die damaligen Böden Malmgren, van Waes und Steele (auf denen es keimte). Die Keimung dauert sehr lange, Beginn Ende September bis in den Dezember hinein, insgesamt auf diesen Böden gute Keimung.

Am 11.7.07 auch reife Samen ausgesät, auch hier dauert die Keimung mehr als 8 Wochen, ist aber auch sehr gut.

Umgelegt habe ich schon im Dezember 07 und im Januar 08 auf die damaligen, aus heutiger Sicht für Orchis wenig geeigneten Böden und jetzt noch einmal im Februar 09 schon einmal umgelegte auf die neuen Böden. Das Wachstum auf den ersten Böden war sehr schlecht; dennoch bildeten sich in der Mehrzahl kleine und größere Knollen. Die jetzt neu umgelegten scheinen sich besser zu entwickeln.

Ich hätte natürlich längst etliche auspikieren können, aber ihr kennt meine Probleme damit, in den Gläsern passiert den meisten zunächst nichts, und die Knollen wachsen weiter. Einige Knollen haben neue Triebknospen gebildet, und sobald für mich dieses Thema Sand/Lehm klarer ist, werde ich beginnen auszupikieren. Ich habe ja schon darüber berichtet.

Grüße
Claus

Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Je länger die Sämlinge in der Wachstumsphase gehalten werden können, desto grösser werden die neuen Knöllchen:



diese hier sind einen Monat länger gewachsen. Sie standen kühler.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

ist wieder da, in reinem Neudohum und in Seramis-Mischungen:

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

nach der 2. Saison, die für diesen Sämling etwas früh geendet hat



andere Sämlinge in reinem Neudohum sind deutlich grösser (und nicht abgefault)
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

19 Monate nach dem Pikieren in Neudohum/Seramis/Akadama mit Pilzmyzel aus dem Garten


jetzt in Sommerruhe
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Orchis prisca ist auch wieder da

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

so, die 3. Saison ist überstanden. Es geht voran, aber sehr langsam

Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Schon ist der Sämling wieder da, jetzt im 3. Jahr nach dem Pikieren.
Eingehen will der kleine nicht, wachsen allerdings auch nicht so richtig.
Aber ich denke, dafür dass die Art wohl noch nie vermehrt worden ist, kann man zufrieden sein.

Zum Glück muss ich nicht meinen Lebensunterhalt ausschliesslich mit der Zucht von Orchis prisca verdienen.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Ich habe auch so einen kleinen Burschen. Die Knolle entdeckte ich beim "Umpflügen" eines Obi-Beetes, jetzt treibt sie aus.

An sich ist es schon fast peinlich, dass bei so vielen Sämlingen, die wir ursprüglich hatten, nur zwei überlebten - es sei denn, ich habe noch mehr. Aber es ist ganz eindeutig eine Frage des Auspikiersubstrats, und da habe ich immer noch die Fehlschläge der 2/3 Neudohum-Substrate zu verbuchen. Bei 10 oder 20% Neudohum sieht das schon wesentlich besser aus, aber die sind eben noch nicht so lange in den Beeten, dass es viel zu sehen gäbe.

Ich mache hier mal den Vorschlag, es mit folgendem Substrat zu versuchen:

Zunächst Seramis, Perlite und Bimskies 1:1:1 mischen und dann mit einer Düngerlösung anfeuchten, wie man sie zum Düngen von Orchideen nimmt, d.h. nur die halbe Konzentration, die angegeben ist.

Dann werden 10% Neudohum  und 10% Buchenlaubkompost zugemischt, d.h. auf 8 Volumenteile des mineralischen Gemisches je 1 Teil Neudohum und Buchenlaubkompost.

Für Anfänger: Buchenlaubkompost holt man sich aus dem Buchenwald, wobei man solche Stellen suchen sollte, wo es flache Gräben gibt; denn dort fällt mehr Laub hin, und folglich ist auch die Kompostschicht etwas dicker. Die "Ernte" am besten zunächst durch den Häcksler jagen, um Wurzelreste zu zerkleinern.

Dieser Mix eignet sich für fast alle Gattungen und Arten, insbesondere auch für Cypripediensämlinge.

Wer es versucht sollte dann mal über seine Ergebnisse hier berichten.
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Uhu

Bertholds Sämling steht ja nun auch in fast reinem Seramis. Trotz Kultur in unterschiedlichen Substraten will er ja nicht so richtig zünden. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Zusatzbeleuchtung Fortschritte bringt. Die Lichtverhältnisse auf Kreta sind im Winter doch wesentlich günstiger als bei uns.
Grüße Jürgen

Erwin

Hallo Claus,
wenn ich mir dein Bild so anschaue sehe ich da Rinde aber kein geschreddertes Laub.
Liegt es an meinem schwächer werdende Augenlicht??
Erwin

Claus

Zitat von: Erwin am 31.Okt.11 um 09:18 Uhr
Hallo Claus,
wenn ich mir dein Bild so anschaue sehe ich da Rinde aber kein geschreddertes Laub.
Liegt es an meinem schwächer werdende Augenlicht??
Erwin

Das ist ja keine symbiotische Kultur gewesen. Die Samen wurden asymbiotisch ausgesät, die Protokorme einmal umgelegt und die Sämlinge dann auspikiert in ein Substrat, das damals noch 2/3 Neudohum enthielt. Von den meisten Sämlingen war dann nach einer Vegetationsperiode nichts mehr zu finden, dies ist das Resultat einer einzigen Knolle. Die habe ich im Sommer eine Zeitlang trocken liegen lassen bis sie eine Triebknospe bildete, dann in das jetzige Substrat eingepflanzt.

Ich schrieb ja oben, dass ich mit dem hohen Gehalt an Neudohum viele Misserfolge hatte, abgesehen mal von dem jetzt gelösten Problem mit Trauermücken. Die können im Sommer bei Wärme innerhalb weniger Tage eine große Kultur an Sämlingen total ruinieren. Hohe Gehalte an Neudohum eignen sich für einige Dactys, und erstaunlichwerweise mag auch Spiranthes spiralis diese hohen Düngerkonzentrationen.
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Berthold

Zitat von: Uhu am 30.Okt.11 um 14:21 Uhr
Bertholds Sämling steht ja nun auch in fast reinem Seramis. Trotz Kultur in unterschiedlichen Substraten will er ja nicht so richtig zünden. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Zusatzbeleuchtung Fortschritte bringt. Die Lichtverhältnisse auf Kreta sind im Winter doch wesentlich günstiger als bei uns.

Jürgen, die Art wächst in lichtem Wald und treibt eigentlich erst im Frühling aus, wie unsere Orchis mascula, militaris, spitzelii usw.. Sie bildet keine Winterrosetten wie die Riemenzungen und die Ophrys-Arten, deshalb sollte eigentlich die Beleuchtung im Winter keinen wesentlichen Einfluss haben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Berthold

Hier die Mutterpflanze aus 2007
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)