Symbiotische Kultivierung mit modifiziertem Nährboden

Begonnen von Claus, 29.Nov.09 um 13:53 Uhr

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Berthold

Zitat von: winwen am 01.Dez.09 um 12:32 Uhr
Zu Verunreinigungen: sagen wir so, ich hatte zumindest NUR Wucherungen, die sich bei niedrigerem N-Level nicht zu zeigen vermochten.

man sollte sicherheitshalber die Gegenprobe machen und den wuchernden Pilz zurück auf niedrige Konzentrationen setzen. Dort darf er nicht mehr wuchern, wenn er wirklich rein ist.
Erwin, entschuldige, ich bin ein sehr misstrauischer Mensch (gegenüber den Pilzen natürlich).
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Carsten

Neudorff benutzen offenbar für all ihre organischen Dünger Vinasse als Basis (fest) bzw. einzigen Inhaltsstoff (flüssig). Ich habe gerade keine Lust, aus den Nährstoffangaben auf der Neudohum Pflanzerde und den Nährstoffangaben für Vinasse (bei Neudorff und Wikipedia)die Vinassekonzentration im Produkt zu schätzen.
Vinasse hat aber einen Restzuckergehalt und besteht hauptsächlich aus Fermentationsprodukten (auch Proteine), die dem Pilz wahrscheinlich leichter zugänglich sind als Cellulose aus Hafer.
Müßte die reine Vinasse nicht auch ein geeigneter Zuschlagstoff für asymbiotische Nährböden sein?

winwen

Hallo Berthold,
geb' Dir absolut recht mit dem misstrauisch sein! Werde die Gegenprobe auch machen.

Claus

Hallo Carsten,
das mit der Vinasse kann man bei Neudorff ja auch nachlesen. Aber wenn dort Vinasse zum Neudohum gegeben würde, dann bliebe der Restzucker nicht lange erhalten, die Mikroorganismen würden den schnellstens vernaschen. Dazu brauchen die nur Stunden!

Hier ein Link zu Vinasse: http://de.wikipedia.org/wiki/Vinasse#Verwendung_als_D.C3.BCngemittel

Etwas anderes ist der Gehalt an Protein, Kalium und Phosphor. Nehmen wir einmal an, die Neudohum Pflanzerde enthielte celluloseabbauende Pilze - was ja den Glomus betreffend bei hartnäckigem Nachfragen zu heftigstem Widerspruch seitens Neudorff führte  grins grins grins - dann könnten diese natürlich längere Zeit vom Abbau der Cellulose und dem Protein leben und ggf. die diskutierte Schutzfunktion übernehmen.

Das würde auch erklären, weshalb Neudohum nach ca. 6 Monaten ersetzt werden sollte. Vielleicht müsste man aber auch nur frische Holzfaser zugeben. 
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 01.Dez.09 um 17:33 Uhr
Das würde auch erklären, weshalb Neudohum nach ca. 6 Monaten ersetzt werden sollte. Vielleicht müsste man aber auch nur frische Holzfaser zugeben. 

Da schliesst sich gleich die Frage an, wann fangen die 6 Monate an zu zählen.
Manchmal steht das Substrat bestimmt schon einige Monate im Sack bevor es den Erdorchideen-Endkunden erreicht.

Ausserdem hat Roman ja gehört, dass sich der Glomus nach einer gewissen Zeit auflöst und in Sporen übergeht, die den Orchideen bestimmt nicht weiter helfen.

Ich hatte die Frage nach dem Lebenszyklus dieses Pilzes schon vor langer Zeit mal gestellt. Sie ist bisher unbeantwortet geblieben.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Claus

Zitat von: Berthold am 01.Dez.09 um 21:29 Uhr
Da schliesst sich gleich die Frage an, wann fangen die 6 Monate an zu zählen.
Manchmal steht das Substrat bestimmt schon einige Monate im Sack bevor es den Erdorchideen-Endkunden erreicht.

Ja, das ist eine berechtigte Frage, deren Beantwortung alle unsere Theorien auf den Kopf stellt.

Ich habe irgendwann im letzten Winter in Hannover einen 70-l-Sack Neudohum Pflanzerde gekauft. Der Sack war so schwer, dass zwei Personen zum Aufladen in die Karre und von da ins Auto benötigt wurden. Die Erklärung kam dann am nächsten Tag. Ich hatte den Sack senkrecht in der Garage aufgestellt, und am nächsten Tag war um ihn herum eine große Wasserlache. Der Sack hatte - natürlich mit anderen zusammen - draußen im Freigelände des Baumarktes gelegen, es hatte darauf geschneit, der Schnee war wieder getaut, und eine Unmenge an Wasser war durch die kleinen Löcher in das Substrat eingedrungen. Es war klitschnass.

Der Sack wurde dann im Laufe des Jahres verbraucht, zum Teil für die Anpflanzung von neuen Heckengehölzen etc. aber auch für die laufenden Versuche mit dem Gemisch mit Seramis in den Obi-Kisten.

Und da entwickeln sich die Pflanzen weiterhin recht gut, egal, ob nun früher oder später auspikiert wurde. Nur Bi 58, das musste hinein!  :thumb :thumb

Sagen wir mal von Februar bis Ende November, das sind ca. 9 Monate - und keine Veränderung.

Also an den Pilzen wird es nicht liegen.  :tsts :tsts :tsts
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Claus

Jetzt sind 8 Wochen seit der ersten Aussaat vergangen, und ich habe bereits am 14.12. die ersten 16 Arten umgelegt. Vor ein paar Tagen habe ich dann die etwas später gekeimten Protokorme ebenfalls umgelegt.

Dabei kann ich jetzt eindeutig sagen, dass die oben in diesem Thread aufgelisteten Zusätze in den allermeisten Fällen die Entwicklung der Protokorme beschleunigt haben, in wenigen Fällen gab es auch nur auf den modifizierten Böden überhaupt ein Wachstum zu umlegefähigen Sämlingen. Da mir das vom einfachen durch-das-Glas-schauen nicht so klar war wie bei geöffnetem Glas, hatte ich zum Umlegen Böden ohne diese Zusätze gekocht.

Aber der Unterschied ist so groß, dass ich die nächsten 40 Gläser wieder mit diesen Zusätzen gekocht habe. Was es von den Zusätzen ist, weiß ich natürlich nicht, das könnte man ja allenfalls durch stufenweises Weglassen einzelner Komponenten herausfinden. Dazu fehlt mir die Zeit.

Ich werde später, wenn mal alles umgelegt und hoffentlich angewachsen ist, eine Statistik über Keimung und Wachstum machen.
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knorbs

#22
Zitat von: Claus am 01.Dez.09 um 17:33 Uhr
Etwas anderes ist der Gehalt an Protein, Kalium und Phosphor. Nehmen wir einmal an, die Neudohum Pflanzerde enthielte celluloseabbauende Pilze - was ja den Glomus betreffend bei hartnäckigem Nachfragen zu heftigstem Widerspruch seitens Neudorff führte  grins grins grins - dann könnten diese natürlich längere Zeit vom Abbau der Cellulose und dem Protein leben und ggf. die diskutierte Schutzfunktion übernehmen.

versteh ich nicht... neudorff hatte mir per email offiziell mitgeteilt, dass neudohum den glomus intraradices enthält:

ZitatUnserer NeudoHum Pflanzerde ist ein (Endo-)Mykorrhizapilz beigemischt. Dabei handelt es sich um Glomus intraradices.

inoq hatte mir bei einem telefonat beim smalltalken gesagt, dass sie für neudorff die glomus liefern + da seien nicht nur der intraradices sondern auch noch g. claroideum + g. etunicatum. genau die 3 glomus sind in dem von inoqprodukt "inoq-spezial" enthalten, das für den professionellen einsatz vorgesehen ist.

ich glaube bei den glomus herrscht ein mißverständnis vor. glomus sind obligat biotrophe pilze, d.h. sie können nur leben, wenn die im substrat befindlichen sporen keimen + es dem keimschlauch gelingt mit einer pflanzenwurzel eine symbiose einzugehen (also tausch von energie gegen phosphat + andere nährstoffe). auszug aus einer dissertation über glomus intraradices:

ZitatArbuskuläre Mykorrhizapilze können als obligat biotrophe Organismen ihren Lebenszyklus nicht ohne die Besiedelung einer Pflanzenwurzel vollenden. Die im Boden vorkommenden Sporen der AM-Pilze sind jedoch fähig, unabhängig von einem pflanzlichen Partner auszukeimen. Abiotische Faktoren, wie Temperatur, Feuchtigkeit und pH-Wert beeinflussen die Keimung der Sporen. Findet der Pilz in bis zu 20 Tagen keinen geeigneten Partner zieht der Pilz das Cytoplasma zurück, septiert die Keimhyphen und geht wieder in einen Ruhezustand über. Der Vorgang kann bei Gigaspora gigantea bis zu zehnmal wiederholt werden, ohne dass dies zu einem Verlust der Keimfähigkeit führt. Wachsen die Hyphen des keimenden AM-Pilzes in die Nähe einer Wurzel, werden Signale zwischen den beiden möglichen Partnern ausgetauscht. Durch den Kontakt der Hyphen mit den Wurzelexsudaten kommt es zu sehr starken Verzweigungen und es entsteht ein regelrechtes Myzel. Der AM-Pilz geht in die so genannte präsymbiotische Phase über, wodurch er die Fähigkeit, wieder in den Ruhezustand zurückzukehren, verliert.
(quelle).

eure annahme, glomus könnte cellulose oder lignin abbauen ist (bis zum beweis des gegenteils) m.e. falsch. sowas machen saprophyten, die kann man ohne probleme ohne anwesenheit einer anderen pflanze bzw. deren wurzeln, mit totem holzigen material ernähren.

meine vermutung...es findet nicht immer eine infizierung der orchideenwurzeln statt. im substrat sind wohl auch sporen von saprophytischen pilzen. die setzen sich irgendwann durch + schützen möglicherweise auch die pflanzen, weil sie andere phatogene organismen verdrängen. die cellulose ist irgendwann verdaut + dann stirbt der saprophytische pilz oder fällt in ein ruhestadium. das könnte erklären, weshalb die schutzwirkung nach ~ 6 monaten abklingt.

Claus

Hallo Norbert,
diese Geschichte mit dem Glomus wird ja immer geheimnisvoller. Weshalb könnte Neudorff ein Interesse haben, diesen Zusatz neuerdings zu verheimlichen. Ich kopiere hier einmal den email-Wechsel mit Fa. Neudorff hinein (ohne Namensnennung). Es ist ein bisschen lang, aber aufschlussreich zu lesen.

23.11.09
Sehr geehrte Damen und Herren,
in zunehmendem Maße wird unter Hobbyzüchtern von Erdorchideen, aber auch schon von tropischen Orchideen, Neudohum Pflanzerde rein oder im Gemisch mit Mineralstoffen zum Auspikieren von Sämlingen verwendet. Wenn man den Befall mit Trauermückenlarven durch entsprechende Insektizide vermeiden kann, ist dieses Substrat ideal, um große, blühfähige Pflanzen heranzuziehen. Wenn man weiß wie schwierig das sonst auf anderen Substraten ist, fragt man sich nach den Gründen.

Ein Grund könnte sein, dass in der Pflanzerde der Pilz Glomus intraradices enthalten ist, der die empfindlichen Sämlinge zumindest für einige Monate gegen Befall mit Schadpilzen schützen kann.

Nun kommt die Frage auf: Ist dieser Pilz in der Pflanzerde enthalten?

Mit freundlichem Gruß
Claus-Rüdiger Bernert

24.11.09
Sehr geehrter Herr Dr. Bernert,
vielen Dank für Ihr Schreiben vom 23.11.09.

In der NeudoHum PflanzErde sind keinerlei Glomus-Pilze enthalten. Lediglich die NeudoHum RosenErde enthält Mycorrhiza-Pilze zur besseren Bewurzlung von Rosen.
NeudoHum-Erden haben eine besonders gute Wasserleitfähigkeit und sind sehr strukturstabil. Vermutlich liegen hier die Ursachen für das gute Wachstum von Orchideen, dass uns oft von Orchideenfreunden bestätigt wird.

Wir hoffen, wir konnten Ihnen weiterhelfen.
Mit freundlichen Grüßen
W. Neudorff GmbH KG
-Abt. Fachberatung-

24.11.09
Sehr geehrte Frau XXX,
vielen Dank für Ihre Information.

Ich muss Ihnen allerdings auch sagen, dass Ihre Aussage von Fachleuten angezweifelt wird. Die gute Wasserleitfähigkeit allein kann es auch gar nicht sein, da Neudohum gar keine gute Wasserleitfähigkeit hat. Im Gegenteil, einmal etwas abgetrocknet ist die Wiederbefeuchtung ausgesprochen schwierig.

Wollen Sie dieses Thema nicht doch noch einmal mit Ihren Vorgesetzten besprechen? Was vergibt sich Neudorff eigentlich, wenn man die Tatsachen auf den Tisch legt?

Mit freundlichem Gruß
Claus-Rüdiger Bernert 

25.11.09
Sehr geehrter Herr Dr. Bernert,
ich freue mich immer, wenn ich mit Fachleuten über die Eigenschaften unserer NeudoHum Erden diskutieren kann. Deshalb hat Frau XXX mir Ihre Mail weitergeleitet.

Einen großen Vorteil bei der Verwendung von NeudoHum Pflanzerde für die Orchideenanzucht ist, dass diese Erde im Vergleich zu Anzuchterden ein wesentlich höheres Luftporenvolumen besitzt. Dies ist für die Anzucht von Orchdieen sicherlich vorteilhaft. Es führt dazu, dass die Belüftung der Erden sehr gut ist und keine Staunässe in den Poren entstehen kann. 
Einen weiteren Vorteil sehe ich darin, dass die Oberfläche der Erde nach einem Gießvorgang zügig wieder abtrocknet. Dies ist für die Einnistung von Fäulnispilzen nachteilig und damit von Vorteil für die Ordchideenanzucht. Außerdem bleibt das Wasser beim Gießen nicht oben auf der Oberfläche "stehen" sondern wird sehr gut nach unten geleitet, wobei die Erde durchgefeuchtet wird.
Deshalb muss ich Ihnen auch wiedersprechen, wenn sie behaupten, dass die NeudoHum Erden keine gute Wasserleitfähigkeit haben.
Meiner Meinung nach ist die Wasserverteiling von oben nach unten und auch von unten auch oben im Topf sehr gut.
Wie meine Kollegin Frau XXX bereits erklärt hat, sind in der Pflanzerde - Rezeptur keine Mykorrhiza-Pilze enthalten. Da Sie scheinbar anderer Meinung sind, kann ich mir evtl. vorstellen, dass der  Ausgangsstoff Rindenhumus, der ja mikrobiell belebt ist, vielleicht Bestandteile mit in die Erden einbringt, die sich sehr positiv auf das Wachstum der Orchiedeen auswirken.

Für uns ist es schön zu hören, dass sich unsere Erde auch in einem Bereich profiliert hat, für den sie gar nicht ausgelobt ist.

Mit freundlichen Grüßen
XXX YYY
Forschung und Entwicklung
W. Neudorff

25.11.09
Sehr geehrte Frau XXX YYY,
auch Ihnen herzlichen Dank für die Information.

Nun mag ich etwas hartnäckig erscheinen, wenn ich die reinen strukturphysikalischen Eigenschaften nicht als Ursache für die positiven Eigenschaften des NeudoHums Pflanzerde ansehe und höre Sie schon stöhnen: "Der schon wieder". Diese Eigenschaften lassen sich ja auch mit anderen Substraten nachstellen, ohne allerdings die Wachstumseigenschaften des NeudoHums zu erreichen. Wenn ich Ihnen die Bildung von Rhizoiden auf aus dem Substrat heraus ragenden Knollen oder Wurzeln zeigen würde, stimmten Sie mir sicher auch zu. Das habe ich bei meinen vielfältigen Kulturen mit anderen Substraten noch nie so gesehen.

Gerade habe ich mir wieder 75 Liter NeudoHum Pflanzerde gekauft. Da steht ja nun auf der Verpackung: "Mit Mikroorganismen zur Bodenbelebung." Da Sie ja bei der Herstellung eine Art Kompostierverfahren anwenden sind natürlich Mikroorganismen enthalten. Ist bekannt, worum es sich dabei handelt?

Falls nicht, so wäre das für Ihr Unternehmen doch sicher auch interessant, mit solchen Argumenten zu werben. In einer privaten Arbeitsgruppe sind wir gerade dabei, Mischungen von NeudoHum mit mineralischen Komponenten zu erproben, um damit die noch bestehenden Nachteile des reinen NeudoHums zu vermeiden.

Ich sichere Ihnen zu, dass wir keine wirtschaftlichen Interessen haben, wir sind reine Hobby-Anwender und wollen es auch bleiben.

Mit freundlichem Gruß
Claus-Rüdiger Bernert 

25.11.09
Sehr geehrter Herr Dr. Bernert,
Die Auslobung "Mit Mikroorganismen zur Bodenbelebung" bezieht sich sich natürlich auf den mikrobiell belebten Rindenhumus.
Zu ihrer Frage: Nein, wir wissen nicht um welche Mikroorganismen es sich genau handelt. Eine genaue Bestimmung ist von unserer Seite aus nicht vorgesehen.
Aber falls Ihnen da Informationen vorliegen, sind wir dankbar, wenn sie uns diese zur Verfügung stellen würden.

Mit freundlichem Gruß
XXX YYY

Da Berthold meinte, ich solle die armen Mädchen nicht weiter drangsalieren, habe ich mich dann zurückgehalten, obwohl mich weiterhin die Neugier plagt.  :-D :-D :-D

Es ist doch ausgesprochen merkwürdig. Da hat man früher genau die Informationen gegeben, die ich bestätigt haben wollte und jetzt leugnet man dies geradezu ab. Man müsste doch bei Neudorff glücklich sein, wenn da ein neues Anwendungsgebiet aufgezeigt wird. Oder ist es genau die Information, weshalb man es versucht geheim zu halten, weil man in absehbarer Zeit mit einem dafür maßgeschneiderten Produkt auf den Markt kommen will?

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)

Berthold

Zitat von: Claus am 01.Jan.10 um 12:17 Uhr
Da Berthold meinte, ich solle die armen Mädchen nicht weiter drangsalieren, habe ich mich dann zurückgehalten, obwohl mich weiterhin die Neugier plagt.  :-D :-D :-D

Viele Grüße
Claus

So etwas hätte ich nie gesagt, denn es widerspricht zu tiefst meiner Geisteshaltung.

Die Neudohum Rosenerde enthält neuerdings MyccoVital, ein geschütztes Markenzeichen. Da hat man sich wieder einen Marketingtrick ausgedacht, um uns noch weiter verwirren zu können.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

knorbs

#25
ich denke auch, dass neudorff da nur eine marketingmasche abzieht. die auskunft von neudorff, dass neudohum glomus enthält stammt aus 10/2007. zu myccovital kann man in der onlinedatenbank zu eu-gemeinschaftsmarken unter der nr. 004717864 nachlesen, das neudorff diese marke hat eintragen lassen + es widerspruch der franz. fa. vital gab. ich kann mir nicht vorstellen, dass neudorff nun selbst in die produktion von va-mykorrhiza geht, sondern nach wie vor über inoq oder einen anderen produzenten bezieht. aber es macht sich halt wahrscheinlich besser als nur "mit mikroorganismen" zu werben.

btw...der in indien entdeckte pilz piriformospora indica verhält sich wie ein va-mykorrhiza-pilz, ist aber nicht obligat biotroph + kann daher ohne beteiligung von pflanzen gezüchtet werden.

Zitatlässt sich der indische Pilz im Gegensatz zu allen anderen bisher bekannten Mykorrhizapilzen ohne eine Partnerpflanze im Labor kultivieren.

...Auch in unseren Breiten könnte der Pilz zum Beispiel in der Orchideenzucht eingesetzt werden. Orchideensamen können häufig nur mit Hilfe eines Pilzes auskeimen, Piriformospora indica hat sich im Labor auch hier als geeigneter Partner gezeigt. Bevor der Pilz allerdings in die Hände von Gärtnern und Landwirten gelangt, müssten die Wissenschaftler noch genauer testen, wie sich der Einsatz von Piriformospora im Freiland auswirkt.

Untersuchungen ergaben jetzt, dass Keimlinge, deren Wurzeln mit Piriformospora indica behandelt wurden, eine Überlebensrate zwischen 90 und 100 Prozent haben.

aus der kurzfassung einer diplomarbeit:

ZitatDas besondere an diesem Pilz ist die Möglichkeit zur axenischen Kultivierung und das weite Wirtspflanzenspektrum....Die Interaktion mit dem Pilz bewirkt positive Veränderungen in der Entwicklung der Wirtspflanze. Die Kolonisierung vieler Kulturpflanzenarten prädestiniert den Pilz daher für die Anwendung in Pflanzenschutz und Pflanzenbau.

der wäre was zur substratbeimischung. gibt's den pilz schon in kultur bei jemanden hier?

knorbs

#26
hoffe ich "störe" den thementhread nicht, aber ich denke das pilzthema passt hier schon. hat jemand zufällig am 3.1. die doku "die wunderbare welt der pilze" auf swr gesehen? falls nicht, auf youtube gibt's den, sehr sehenswert + informativ.

bei einer info aus dem film war ich doch überrascht. es ging um ein bestimmtes verhalten, am beispiel von saprophytischen pilzen deutlich gemacht. da wurde von einem alten baumstamm eine scheibe abgeschnitten (s. hier, teil3, anfang). was man da zu sehen bekam hat mich erstaunt. die pilze grenzen sich in ihrem kampf um nährstoffe scharf voneinander ab. das sieht aus wie auf einer politischen landkarte. selbst pilze der gleichen art machen das. im anhang ein screenshot, die dunklen linien sind die grenzbereiche. zum schluss des films gab's noch einen bericht zum riesen-hallimasch in der usa...neben der dna-untersuchung war auch eine prüfungsmethode, um herauszufinden ob's ein einziger organismus ist, die fähigkeit, dass hyphen aus unterschiedlichen fundorten ineinander wachsen können, was sie auch taten. ansonsten hätten die sich abgrenzen müssen.

das erinnert mich an eure erfahrungen bei verunreinigungen bei der symbiotischen aussaat. konntet ihr solche abgrenzungsreaktionen auch feststellen in den gläsern? weiterer gedanke...berthold hat's schon gezeigt + ich konnte das auch feststellen. in pflanzentöpfen tauchen gelegentlich pilze auf + wenn, dann nur eine art. könnte daran liegen, dass sich eben diese eine (saprophytische) pilzart durchgesetzt hat + andere ab- bzw. ausgrenzt, was indirekt zur berichteten schutzfunktion der im topf mitkultivierten pflanze beiträgt + mit mykorrhiza noch nichts zu tun haben muss.

Claus

Hallo Norbert,
vor längerer Zeit und in einem anderen Forum hatten wir das Thema schon mal diskutiert. Wenn ich z.B. den B1 unsauber auf einen neuen Boden transferiere, dann bildet sich neben den üblichen Langhyphen z.B. auch Schimmel aus. Dieser Schimmel bleibt lange Zeit isoliert und kann sich nicht weiter ausbreiten. Nach längerer Zeit ist er aber in der Lage, die B1-Kultur zu überwuchern. Da scheint dann ein Pilz den andern zu fressen.

Als ich mir die ersten Pilze von der DSMZ kaufte, war dabei auch einer, der schon sichtbar Schimmel enthielt. Ich habe den neulich noch einmal vermehrt in der Hoffnung, dass der Schimmel vielleicht inzwischen abgestorben ist. Aber jetzt sind auf der Oberfläche neben den Langhyphen wieder einzelne Tupfen grünen Schimmels zu sehen.

Die Spiranthes spiralis-Sämlinge auf einem anderen DSMZ-Pilz ausgesät, der offenbar auch unsauber geriet, habe ich dann auf eine B1-Oberfläche umgelegt. Das ging recht gut, der Schimmel kam auch mit, wird aber vom B1 noch in Schach gehalten. Da sich die Sämlinge auf L1 besser vermehren, werde ich einen Umlegeversuch von B1 auf L1 machen. Es könnte sein, dass eng verwandte Pilze in Koexistenz leben können.

Wie ist es im Boden, da sind ja Tausende verschiedene Pilze aktiv? Die müssen ja auch entweder in Koexistenz leben könnnen oder sich ständig bekriegen.

Noch eine Betrachtung: Dieter hatte aus einer D. fuchsii-Wurzel einen Pilz auf Toresa mit Dünger und Phytoboost übertragen, und darauf keimten verschiedene Samen recht gut. Wenn man nun versuchte, diesen Pilz auf Haferagar zu vermehren, traten da immer zusätzlich zwei andere Pilze in Erscheinung, ein Schimmelpilz und ein anderer mit Lufthyphen. Der Versuch, auf dem eigentlichen Symbiosepilz Keimung zu erreichen scheiterte fast ganz, Keimungen waren schwach und Sämlinge überlebten nicht. Hier scheint es eine Art Zusammenarbeit von zwei oder drei Pilzen zu geben, welche Orchideensamen keimen und Sämlinge wachsen lässt. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb wir mit einem einzigen isolierten Pilz keine Keimung bei Ophrys und Cypripedien und vielen anderen Arten schaffen. Im Boden kommen aber immer mehrere Pilze zusammen, deren gemeinsame Wirkung dann vielleicht zu Keimung und Wachstum führt. 

Ich habe immer wieder einmal asymbiotische Gläser, in denen nach längerer Zeit dann doch eine Infektion mit einem Pilz erfolgt. Meistens macht das den schon größeren Sämlingen gar nichts aus, und man kann die später ganz normal auspikieren. Doch das ist wieder eine andere Geschichte ...

Viele Grüße
Claus
Wer Chemiker werden will, muss Chemie studieren; wer Jurist oder Arzt werden will, muss Jura oder Medizin studieren. Aber um Politiker zu werden, ist lediglich das Studium der eigenen Interessen notwendig. (Max O'Rell)