Symbiotischer Aussaatversuch terrestrischer Gartenorchideenn (Dac. fuchssii)

Begonnen von Jörg, 06.Feb.15 um 09:22 Uhr

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Jörg

Guten morgen,
Angeregt durch viele Informationen habe ich ein Experiment der unsterilen Aussaat von Dactyloriza fuchsii gestartet.
Das verwendete Substrat habe ich selbst zusammengestellt.

  • Sphagnum die oberen Sprosse und ein wenig aus dem Wurzelbereich
  • Bodenanteile aus der unmittelbaren Umgebung eines natürlichen Standortes
    • Rindenteile von ebenda.
    Diese Bestandteile habe ich zu gleichen Teilen gemischt und darauf habe ich ende Dezember 2014 den Dac. fuchsii Samen aufgebracht.
    Meine Frage: Muss man eine Kältephase einführen? Wenn ja, wann und wie lange.
    Wenn es interessant erscheint würde ich hier weiter berichten.

Ein gestylter Garten kommt mir vor wie eine Besserungsanstalt für die Natur

Gruss aus Wernigerode
Jörg
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Berthold

Jörg, die Mykorrhiza-Pilze, die Dactylorhiza fuchsii in der Natur keimen, leben normalerweise in einer mineralischen kalkhaltigen Bodenschicht mit einem pH-Wert von 6 bis 8 mit einem sehr geringen Anteil von organischer Substanz.
Deshalb vermute ich, dass sie in der Sphagnum-Schicht auf Deinem Substrat nicht existieren können.
Vielleicht fallen Samen durch das Sphagnum auf den Boden. Dann bestünde eine Keimchance.

Die Samen können nur keimen, wenn die Pilze aktiv werden und das passiert erst bei höheren Temperaturen, nicht jetzt im Winter. Ob die Samen vorher kalt gestanden haben, ist dabei unerheblich.

Bei Deinen Versuchen ist die Chance der Keimung sehr gering, da die Keimpilze vermutlich von anderen Pilzen aus der Umgebung verdrängt werden.

Bitte berichte unbedingt weiter.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Jörg

Hallo Berthold,
erst einmal Danke für die Änderung des Nick.
Zum Substrat. Ich bin davon ausgegangen das im Bodenbereich der Dac. fuchsii der benötigte Symbiosepilz vorhanden sei. Am natürlichen Standort habe ich im Sommer viele Jungpflanzen gefunden und im Standortkatalog eingetragen. Am Standort sind ungefähr 65 große Pflanzen vorhanden und wie gesagt viele Jungpflanzen. Allerdings stammt der Samen eben nicht vom natürlichen Standort.
Ein gestylter Garten kommt mir vor wie eine Besserungsanstalt für die Natur

Gruss aus Wernigerode
Jörg
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Berthold

Gut, Jörg. Wo der Samen herstammt, spielt eigentlich keine Rolle.

Im Boden vom Standort werden sicherlich Keim-Pilze enthalten sein. Das Problem ist aber, dass diese Keimpilze sehr empfindlich sind und meist schnell absterben, wenn die Umgebungsbedingungen auch nur geringfügig verändert werden.

Viele Pilzarten leben im Boden in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht neben einander. Bei geringer Änderung verschiebt sich das Gleichgewicht und ein andere Pilz, der im Boden lauert, gewinnt die Oberhand und verdrängt den eigentlichen Keimpilz. 

Deshalb spielt der Zufall und das Glück bei solchen Experimenten unter unsterilen Bedingungen eine grosse Rolle.

Wir sähen ja symbiotisch aus unter sterilen Randbedingungen, sodass keine Fremdpilze in die Kultur gelangen können. Aber dennoch ist die Verunreinigung der Nährböden durch Fremdpilze, die sich irgend wie heimlich ins Glas schleichen der Hauptgrund für Misserfolge der Aussaat.

Es gibt Orchideen, die so fette Samen besitzen, dass sie ohne Keim-Pilze keimen können. Bei deren Aussaat in unsterilen Umgebung spielen die vielen Pilze keine grosse Rolle.
Weniger gelobt ist genug kritisiert (frei nach Peter Altmaier)

Niko

Hallo,
wie lange nach dem Aussaatversuch ist das Bild aufgenommen? Ich habe mir erlaubt einen Pfeil in Dein Bild einzubauen, ist dies möglicherweise ein Protokorm? Dies könnte zweierlei bedeuten - entweder Dein Boden enthält gegen jede Wahrscheinlichkeit doch den richtigen Keimpilz, oder das Protokorm ist "spontan" entstanden, geht aber demnächst wegen mangelnder Förderung (durch Pilz oder asymbiotischen Boden) ein....
Ich glaube übrigens nicht, dass ein unpassender Boden (Sphagnum) in diesem Stadium ein Problem darstellt - womöglich aber bei der weiteren Entwicklung.

Gruß Niko

Jörg

Hallo Nico,
ich zeige hier einmal alle Aufnahmen. Man kann alles verfolgen was ich ins Netz hochlade. Die Aufnahme stammt leider vom ersten Tag, also leider kein Protocorm

https://plus.google.com/photos/115510443053156489608/albums/6106504930472855553?authkey=COeagpGC653mVw

Man kann nur über diesen Link den Werdegang verfolgen. Rechts kann man über Fotodetail die Exif-datei der Aufnahmen betrachten.
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Gruss aus Wernigerode
Jörg
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FlorianO


Jörg

Hallo FlorianO,
ich weiß nicht was da raus kommt aber eine Schnecke war es nicht. Aber ich passe auf denn die will ich nicht züchten.  :-)
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Gruss aus Wernigerode
Jörg
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orchitim

Spinnenei?

Nach unseren Terrestrischen Ökologen findet man die meisten der Kaimpilze für Orchideen in unseren Breiten eigentlich überall. Es ist anscheinend die frage der Konzentration durch eine andere Pilzholde Pflanze welche dann möglicherweise  zu einer ausreichenden Konzentration des Pilzes führt, die welche dann wieder Zeitgerecht einen Orchideensamen anmachen. Diese Konzentration ist dann wieder abhängig von der Bodenbeschaffenheit welche der Pilzholden Pflanze/Pflanzen die besten Bedingungen geben. Nicht umsonst passieren immer wieder, auch auf lehrbuchmäßig ungeeigneten Böden, aufkommende Orchideen in der Nähe eines angelegten Kulturstandortes eines unserer Forenmitglieder oder anderer Orchidioten. Alte Horste von Iris sibirica eignen sich erwiesenermaßen hervorragend für O. morio Samen.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Uhu

Zitat von: orchitim am 06.Feb.15 um 17:12 Uhr
.....Alte Horste von Iris sibirica eignen sich erwiesenermaßen hervorragend für O. morio Samen.

und diverse Dactys. Letztes Jahr hatte ich erste Blüten einer in einem sollchen Horst gekeimten Epipactis palustris.
Grüße Jürgen

orchitim

E. palustris, D incarnata und E. heleborine keimt bei uns auf einem vor 15 Jahren angelegten Torfboden, welcher zwischenzeitlich wohl eher ein leicht torfiger Gartenbosen ist, regelmäßig und üppig. Leider werden die dann häufig geklaut.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Jörg

Hallo orchitim,
kann man das klauen nicht verhindern?

Vielleicht noch einmal eure Meinung. Könnte der Samen gequollen sein? Ich weiß das die Chance sehr gering ist möchte aber erst einmal weiter machen. Wegwerfen kann ich immer noch. Eine ganz kleine Geschichte. Ich hab einmal in der Ostsee mit einer Bockwurst an der Angel auf der Brücke in Warnemünde geangelt. Nach ganz kurzer Zeit kam ein Angler der meinte, das geht nie. Ich darauf, aber wenn ich was fange bin ich der Größte. :-) :rot
So und nun meine Aufnahme


Ich mach also erst einmal weiter bis alles verfault ist oder sich ein paar Protokorme zeigen. Ehrgeiz ist meine Motivation und ihr seid so nett und begleitet mich.
Danke
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Gruss aus Wernigerode
Jörg
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orchitim

Na ich denk schon das der Feuchtigkeit aufgenommen hat, also quillt, und dadurch erste Regungen zeigt(e). Ob es dann aber weiter geht ist wohl eine Frage der Versorgung mit Futter.
Diskutiere niemals mit Idioten. Sie holen dich auf ihr Niveau und schlagen dich dort mit Erfahrung.

Uhu

Hallo Jörg, so kann man leider noch nichts sagen. Ob der Keim in der inneren Hülle quilt wirst Du wahrscheinlich nur mit einer 8 - 10fachen Lupe sehen können. Keimlinge erkennt man so gerade. Die noch nicht gekeimten Samen mit den zentralen Schwellungen kann man mit mit bloßem AUge nicht sehen.
Grüße Jürgen

Jörg

Danke Jürgen und euch allen ein schönes Wochenende.
Vielleicht kommen meine Pfleglinge auch einmal so weit.
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Gruss aus Wernigerode
Jörg
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